Wie kann es kernlose Weintrauben geben, wenn

… doch die Kerne notwendig zum pflanzen sind?

Vielen Dank im Voraus! :smile:

hallo

domestizierte Reben werden durch Pfropfen vegetativ vermehrt. Einfach gesagt heisst das: man nimmt einen Ableger und „operiert“ ihn an eine lebende Rebwurzel. Alle Reben haben eine sog. Veredlungsstelle, wo die beiden Pflanzen miteinander verbunden sind.

Da braucht es keine Kerne.

Äpfel (und ziemlich viele andere Obstsorten) werden ebenfalls so vermehrt, eingepflanzte Kerne ergeben keine Äpfel derselben Sorte sondern meist irgendwelche kaum geniessbaren Wildapfelvarianten, weshalb man pfopft.

Auch die Samen der Hybriden im Getreide- und Gemüseanbau kann man nicht einfach aussähen, sondern muss mit Hilfe einer Zwischengeneration die Pflanzen wieder neu züchten.

Ananas und Bananen sind kernlos gezüchtet und werden ebenfalls vegetativ vermehrt.

Viele Grüsse, Sama

in der natur würdest du natürlich nur trauben mit kernen bekommen, weil nach der befruchtung der blüte diese natürlich eine frucht mit samen ausbildet.

im trauben anbau werden die neuen pflanzen nicht über befruchtung bzw. aussaat neuer samen erlangt, sondern über stecklinge extra gezüchteter pflanzen, welche abgeschnitten wieder neu eingepflanzt werden.

Die Induktion der Fruchtentwicklung trotz fehlender Befruchtung wird Parthenokarpie genannt. Die sich entwickelnde frucht würde sich ohne befruchtung normalerweise nicht entwickeln, weil wichtige phytohormone zur entwicklung fehlen, welche von fremdpollen normalerweise „mitgebracht“ werden.

durch behandlung der blüten (insbesondere der narben) mit auxinen (wie indol-3-essigsäure = IAA) kann die gewebeentwicklung der frucht trotzdem induziert werden. das kenn ich allerdings von anderen pflanzen! ob dies nun auch genauso bei trauben gemacht wird kann ich nicht sicher sagen, ich könnte es mir allerdings sehr gut vorstellen.

im übrigen:
wenn die das bei weintrauben auffällt, sollte es dir zB auch bei bananen und ananas auffallen, die üblicherweise auch keine samen in sich tragen. nur dort fällt es igendwie nie jemandem auf…

Ananas und Bananen sind kernlos gezüchtet und werden ebenfalls
vegetativ vermehrt.

da war ich mit dem schreiben doch glatt zu langsam!

Moin,

nur dort fällt es igendwie nie jemandem
auf…

je nuh, bei den Trauben gibt es welche mit und ohne, bei Bananen und Ananas nur samenfreie (hab zumindestens noch nie andere erlebt, wie sähen die denn aus?). Da kann man eben nicht vergleichen.
Die winzigen Nüsschen bei den Erdbeeren werden meist auch nicht als Vermehrungsorgane wahrgenommen (schon mal Erdbeeren mit Samen gegessen?!)

Gandalf

Hallo Sama,

das hast du sehr schön beschrieben.

Mir stellt sich dabei eine weitere Frage:

Es sind meines Wissens nach nur die „Tafeltrauben“, die keine Kerne haben.
Hier in unserem Weinanbaugebiet haben die Trauben, die zur Weinherstellung angebaut sind, im Verhältnis zur Grüße sogar sehr viele Kerne.

Laienfrage: Warum „entzüchtet“ man im Weinbau nicht auch die Kerne?

Liebe Grüße

Servus,

die züchterische Bearbeitung in Richtung auf ein Zuchtziel ist in der Regel damit verbunden, dass man sich gleichzeitig von anderen Zuchtzielen entfernt. Paradebeispiel: Transport- und lagerfähige Tomaten, die gleichzeitig auch phytophtoratolerant und wohlschmeckend sind, gibt es nicht.

Es ist daher bei jeder züchterischen Arbeit sinnvoll, auf unnütze Ziele zu verzichten, um den angestrebten Zielen näher zu kommen.

Deswegen kümmert sich niemand um kernlose Weintrauben.

Am Beispiel Tafeltrauben kann man sich übrigens von diesem Phänomen auch erzeugen, wenn man wässrige, dickschalige, fade kernlose Tafeltrauben gegen gute verkostet, die so gut wie nicht kernlos zu haben sind.

Schöne Grüße

Dä Blumepeder

Ananas und Bananen sind kernlos gezüchtet und werden ebenfalls
vegetativ vermehrt.

Ja, aber…Wie züchtest Du die samenlose Eigenschaft erstmalig, wenn Du mit Stecklingen vermehrst ? Kann man radioaktive Bestrahlung anwenden und die veränderten Stecklinge nach neuen Eigenschaften sortieren ?
Udo Becker

Bananen mit Samen
Hallo Gandalf,

wenn ich mich nicht ganz gewaltig täusche, dann gab es früher Bananen mit Samen. Das waren ganz kleine schwarze Körnchen, die um die mittlere Achse herum verteilt waren. Wenn man Bananen in einem Teller mit einer Gabel zu Mus zerquetschte, dann waren sie deutlich zu sehen.
Ich kann mich allerdings absolut nicht erinnern, wann dieses „Früher“ zu Ende war.

Grüße
Pit

Hallo Pit,

Das waren ganz kleine schwarze Körnchen,
die um die mittlere Achse herum verteilt waren. Wenn man
Bananen in einem Teller mit einer Gabel zu Mus zerquetschte,
dann waren sie deutlich zu sehen.

das sind lediglich verkümmerte Reste der Samenanlagen. Bananensaatgut sieht so aus:

http://www.google.com.ar/imgres?q=bananensamen&um=1&…

Gruß

Johnny

Moin,

Laienfrage: Warum „entzüchtet“ man im Weinbau nicht auch die
Kerne?

Gegenfrage: Warum sollte man?
Die kernlosen Trauben waren ein Zuchtziel, weil viele Verbraucher sie haben wollten. Es gibt nicht wenige, die zwar gerne Trauben essen, die Kerne aber nicht mögen; wegen des Mundgefühls, wegen des Geschmacks, wenn man mal drauf beißt, weil man sie nicht haben will, warum auch immer.
Diesen Konsumenten wurden die Kernlosen gezüchtet.

Bei der Weinherstellung ist so was kein Kriterium und somit auch kein Zuchtziel.

Gandalf

je nuh, bei den Trauben gibt es welche mit und ohne, bei
Bananen und Ananas nur samenfreie (hab zumindestens noch nie
andere erlebt, wie sähen die denn aus?). Da kann man eben
nicht vergleichen.

man findet bei manchen ananas auch noch kleine samen im fruchtfleisch. diese sind allerdings meist noch relativ klein. aber zumindest sind diese nicht komplett samenlos.

Die winzigen Nüsschen bei den Erdbeeren werden meist auch
nicht als Vermehrungsorgane wahrgenommen (schon mal Erdbeeren
mit Samen gegessen?!)

bei erdbeeren wirst du doch auch nie samen finden. größer werden die nüsschen doch nicht, insofern verstehe ich die „frage“ nicht ganz.

Hallo,

Folgende Methode dürfte zum Ziel führen: es werden Trauben selektiert, die nicht alle Beeren mit gut ausgebildeten Samen haben und miteinander gekreuzt, bis aus den Samen Pflanzen wachsen, deren Trauben mit immer weniger oder irgendwann keinen Samen reifen. Ist eine Pflanze mit dem Zuchtziel Kernlos und geeignetem Geschmack gefunden, wird sie gehätschelt wie ein Baby und nach weiteren Prüfungen (Schadensresistenz, Frosthärte, usw. usw.) durch das erwähnte Pfropfen vermehrt, bis die für die Vermarktung ausreichende Mengen verfügbar sind. Dieser Vorgang ist im wesentlichen auch bei anderem Edelobst und Rosen üblich.

Es grüßt

Der Daimio

Servus,

offenbar handelt es sich um eine bei Wein nicht ganz seltene Mutation, alldieweil sowohl Sultaninen als auch Korinthen unabhängig voneinander entstandene kernlose Formen sind, und zumindest letztere seit über 500 Jahren nachgewiesen sind, d.h. zu einer Zeit, als züchterische Bearbeitung allenfalls Selektion auf zufällig gefundene Merkmale war.

An anderer Stelle in diesem Thread wurde nach kernlosen Weintrauben gefragt: Es gibt tatsächlich eine kernlose Rebsorte, das ist die Huxelrebe aus Gutedel x Courtillier Musqué. Da bei dieser sicherlich kein Zuchtziel war, dass sie kernlos ist, scheint sie mir zu bestätigen, dass vitis vinifera ganz gerne mal die Ausbildung von Samen vergisst.

Sicher ist, dass bei Wein die Kreuzung von haploiden und diploiden Formen keine Rolle spielt, die man bei Zitrusfrüchten zur Erzeugung kernloser Hybriden verwendet hat.

Schöne Grüße

Dä Blumepeder

Mit Hilfe von Phytohormonen (Pflanzenhormonen), z.B. Auxinen.
Das wendet die Lebensmittelindustrie schon seit langer Zeit an, um kernloses Obst (Parthenokarpie wirds genannt) zu erzeugen.