Hallo in die Runde,
mein Vater hat eine Zeichnung von seinem Urgroßvater seiner Zeit vererbt bekommen. Jetzt ist mein Vater, auch mittlerweile 80 Jahre, versessen darauf den Wert dieser Zeichnung zu ermitteln. Also war er hier bei einem „amtlichen“ Schätzer. Der stellte das Alter der Zeichnung fest, das es echt ist und das es in Brüssel im Jahre 1848 den ersten Preis bekommen hat. Nur wofür auf welcher Ausstellung?
Kann mir jemannd sagen ob man herausfinden kann welche Ausstellungen 1848 in Brüssel waren? und wie man die Geschichte eines Bildes ermittelt?
Danke im Voraus, Dietje
Hallo Diedrich,
mein Vater hat eine Zeichnung von seinem Urgroßvater seiner
Zeit vererbt bekommen. Jetzt ist mein Vater, auch mittlerweile
80 Jahre, versessen darauf den Wert dieser Zeichnung zu
ermitteln. Also war er hier bei einem „amtlichen“ Schätzer.
Der stellte das Alter der Zeichnung fest, das es echt ist und
das es in Brüssel im Jahre 1848 den ersten Preis bekommen hat.
Nur wofür auf welcher Ausstellung?
Kann mir jemannd sagen ob man herausfinden kann welche
Ausstellungen 1848 in Brüssel waren? und wie man die
Geschichte eines Bildes ermittelt?
Es würde schon mal weiterhelfen, wenn Du mitteilst, von wem das Bild ist (wird ja wohl hoffentlich signiert sein). Und dann fällt mir noch auf, woher weiss der Schätzer, dass die Zeichnung in Brüssel 1848 auf einer Ausstellung den ersten Preis bekommen hat, wenn er nicht mal sagen kann, auf welcher Ausstellung? War da hinten noch ein Zettel drauf, mit der Aufschrift „1. Preis, Brüssel 1848“?
Viele Grüsse
Klaus Bernstein
Servus,
es handelt sich mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit um den „Salon triénnal des Beaux-Arts de Bruxelles“, eine Kunstausstellung mit Prämiierung der Werke, die nach dem Vorbild des Pariser Salons, aber bloß alle drei Jahre stattfand. 1842-1845-1848 fallen in die Dreijahresabstände des Brüsseler Salons.
Weil in der bewussten Zeit Grafik hauptsächlich als Medium zur Wiedergabe von Vorbildern aus der Malerei in größeren Auflagen akzeptiert und populär war, würde es mich interessieren: Handelt es sich sicher um eine Zeichnung, oder eventuell um Druckgrafik wie einen Kupfer- oder Stahlstich, gefertigt nach einem Gemälde? In diesem Fall wäre wohl das Gemälde der Preisträger gewesen, das aus diesem Anlass als Kupfer- oder Stahlstich vervielfältigt worden wäre.
Schöne Grüße
MM
Erst einmal danke für eure Mühe,
also ich hab meinen Vater noch einmal besucht und mir das Bild von allen Seiten angeschaut.
Es ist ein Ausschnitt eines Gemäldes, mein Vater meint „Aufstand der Velachen“, ob´s richtig geschrieben ist weiß ich nicht.
Es ist kein Druck, mit Bleistift gezeichnet, so vom Schätzer gesagt, auf dem Bild unten ganz rechts ganz klein steht der Name seines Urgroßvaters oder Ururgroßvaters, der Maler oder Zeichner des Bildes. Daneben steht etwas(nur ein paar Zeichen) was ich leider nicht lesen kann und daneben steht Brüssel 44. Der Großvater meines Vaters hat ihm immer erzählt, das dieses Bild den ersten Preis in Brüssel gemacht hat, es kann nun ja sein das es das richtige Gemälde gewesen ist, das diesen Preis gemacht hat.
Ich frage mich nur, dieser URurgroßvater oder wie auch immer, dessen Stammbaum wir verfolgt haben und der als Maler zu der Zeit gelebt hat (geht aus Kirchenbücher hervor)und aus dem tiefsten Ostfriesland kommt, wie kann der an eine solche Vorlage kommen?
Das ich eine falsche Jahreszahl vorher angegeben habe tut mir leid, war mir aber so in Erinnerung.
Gruß Dietje
Moin Dietje,
Es ist ein Ausschnitt eines Gemäldes, mein Vater meint
„Aufstand der Velachen“, ob´s richtig geschrieben ist weiß ich
nicht.
Wahrscheinlich: „Aufstand der Fellachen“. Was die Chose noch interessanter macht, weil es historisch einen bedeutenden Aufstand der ägyptischen Fellachen-Offiziere 1882 - also fast vierzig Jahre nach dem bewussten Datum - gegeben hat, der sich gegen die türkisch-osmanische Oberherrschaft einerseits und die englischen und französischen Kolonialmächte andererseits richtete.
Ich frage mich nur, dieser URurgroßvater oder wie auch immer,
dessen Stammbaum wir verfolgt haben und der als Maler zu der
Zeit gelebt hat (geht aus Kirchenbücher hervor)und aus dem
tiefsten Ostfriesland kommt, wie kann der an eine solche
Vorlage kommen?
Es ist erstaunlich, wie klein die Welt im 19. Jahrhundert war: Für Künstler und Kunstinteressierte (genauso wie in der Musik für Musiker und Musikinteressierte) war vor Entwicklung moderner Reproduktions- und Speichertechniken die einzige Chance, ein Werk kennen zu lernen, dass man es aufsuchte. Dein Urahn wäre nicht der einzige Künstler gewesen, der allein um der Malerei willen anstrengende und finanziell sehr aufwendige Reisen unternommen hätte, um für ihn interessante Gemälde zu sehen. Zum Rüstzeug eines in Malerei Ausgebildeten gehörte Mitte des 19. Jahrhunderts eben auch Zeichentechnik von quasi fotographisch handwerklicher Präzision - noch lange mussten Malereischüler regelrecht jahrelang Gipskopien antiker Plastiken grafisch kopieren, bevor sie an irgendein reales Sujet rangelassen wurden. Später im 19. Jahrhundert galten die Impressionisten als mehr oder weniger verwilderte Querschläger, weil sie sich mit Staffelei und Palette in die Landschaft begeben haben, um direkt am Sujet zu malen - beiläufig ist an der Sache mit der Verwilderung was Wahres dran: Auf der Suche nach Monets Pappeln an der Epte habe ich vor einigen Wochen bloß zwei Kilometer von Giverny weg knietief im Morast gestanden…
Solche Reisen haben in erheblichem Umfang zu Fuß stattgefunden. Wir sprechen von einer Zeit, in der ganze Rinderherden aus der Gegend von Schwäbisch Hall („boeuf de Hohenlohe“) zu Fuß nach Paris auf den dortigen Markt getrieben wurden.
Wieauchimmer: Die Zeichnung, von der Du sprichst, ist glaube ich ziemlich interessant. Hast Du die Möglichkeit, sie digital zu fotografieren und sie z.B. per Directupload
hochzuladen und hier zu verlinken? Ich fände es spannend, was die malerisch unterrichteten Kollegen hier dazu sagen.
Schöne Grüße
MM
Hallo Martin,
vielen Dank für die Informationen, ich habe das Bild aufgenommen, leider bin ich kein Experte was das angeht. Ich habe eine Homepage die zwar noch in Arbeit ist, dafür aber Werbe und Virenfrei. Dort habe ich das Bild und die Signatur hochgeladen, wie es mit dem von Dir vorgeschlagenem Programm geht, bin ich sicher zu blöd zu. Wenn´s Dich interessiert kannst Du dort ja mal nachschauen.
www.meyer-kinder.de
Habe das Bild auch noch gescannt, so dass ich es in höherer Auflösung in einzelnen Teilen per Email versenden könnte.
Gruß Dietje