Wie kann man "normal"sexuell werden?

Hallo.

Auch der „normale“ heterosexuelle kann häufig nicht alle seine Triebe und Wünsche ausleben, selbst dann nicht, wenn ihm ein passender Partner zur Verfügung steht.

Sei es, dass der Partner gewisse Sachen nicht mit macht, sei es, dass es einfach vom Äusseren her nicht stimmt.

Schon hier ist man also häufig auf die Fantasie und eine Art Ersatzbefriedigung angewiesen.

Nehmen wir mal als Beispiel den Mann, der von einem devotem blondem Harem träumt und „nur“ eine resolute dunkelhaarige Geliebte hat. Trotzdem wird dieser Mann nicht unglücklich sein.

Es ist also, um es so zu sagen, beim Ausleben der Sexualität viel Spielraum vorhanden. Man muss nicht unbedingt dieses oder jenes machen, um zufrieden sein zu können.
Das dürfte bei Pädophilen nicht viel anders sein.

Interessant und gefährlich wird es bei der Frage, ab wann diese Ersatzhandlungen nicht mehr reichen.

Gruß, Nemo.

glauben dann so viele (einschließlich die Justiz), dass dies
bei anderen sexuellen Orientierungen (z.B. Pädophilie) möglich
sei?

Tut eigentlich kein vernünftiger Mensch. Auch kein Kriminalpsychologe oder Jurist. ABER: Bei weitem nicht jeder „Kinderschänder“ ist pädophil. Von Laien wird das aber gerne alles in einem Topf zusammengeworfen.

Es gibt zum Beispiel Menschen, die vergehen sich an Kindern aufgrund eines gestörten Verhältnisses zu erwachsenen Frauen. DIESES gestörte Verhältnis kann man therapieren und behandeln, und bei Erfolg entwickelt dieser Mensch irgendwann eine ganz normanle Sexualälit. Aber: Eine Pädiphile im Sinne einer sexuellen Orientierung hat in diesem Fall niemals vorgelegen, sondern eben eine gestörte „normale“ Sexualität.

Ein wirklich Pädophiler kann nur lernen, seine Neigung in den Griff zu bekommen und „kein Täter zu werden“ - so auch der Name eines Hilfsprogrammes.

Und ja: Bei Homosexualität könnte das natürlich genauso sein, dass jemand nicht „wirtklich homosexuell“ ist, sondern nur gestört heterosexuell. Das dürfte aber nicht der Regelfall sein.

Gruß,
Max

Links
http://de.wikipedia.org/wiki/P%C3%A4dophilie#Weitere…

„Die von der sexualmedizinischen Definition abweichende Verwendung des Begriffes Pädophilie in den Medien wurde u. a. in der Berichterstattung zu den Verbrechen von Marc Dutroux deutlich. Da dieser in den Medien weltweit als Pädophiler dargestellt wurde,[18][19] sah sich das abschließende Gutachten, das unüblicherweise von insgesamt vier Psychiatern und einem Psychologen einstimmig verfasst wurde, veranlasst, mit Nachdruck festzustellen, dass er nicht den diagnostischen Kriterien der Pädophilie entspreche, sondern vielmehr ein gegenüber Gewalt empfindungsloser Psychopath, der aus Machtstreben und Geldgier gehandelt habe, allerdings voll schuldfähig sei.[20]“

http://www.zeit.de/2008/03/M-Paedophilieforschung

„Der Anteil pädophiler Täter am sexuellen Missbrauch von Kindern ist auch für Experten schwer abzuschätzen. Bei justizbekannten Übergriffen liegt er wohl in der Größenordnung von 40 bis 50 Prozent.“

http://www.zeit.de/wissen/2014-02/paedophilie-faq-ed…

„Eine Studie der Uni Regensburg aus dem Jahr 2010 kam zu dem Schluss, dass 60 Prozent der wegen sexueller Übergriffe auf Kinder Inhaftierter keine Pädophilie aufwiesen.“

Gruß,
Max

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> Pädophilie ist verboten

Nein. Pädophilie ist nicht verboten. Auch Sodomie nicht. Das entspricht dem Rechtsverständnis unserer Demokratie, dass TATEN, nicht GESINNUNGEN strafbar sind.

Der Missbrauch von Kindern oder Tioeren ist verboten.

Gruß,
Max

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Hallo,

ja, danke für die Präzisierung.

Viele Grüße

Hallo Jule,

ok - es geht also darum die sexuelle Orientierung nicht auszuleben. Das erscheint doch erstmal ziemlich grausam für den Betroffenen und bedarf um die Gesellschaft (also die Kinder) zu schützen einer genauen Untersuchung. Man misst also in irgendeiner Form (Interview, Fragebogen, Beobachtung etc.) in wieweit eine Person seine Bedürfnisse unter Kontrolle hat?

Im ersten Fall (Schule) war es so, dass die betroffenen Lehrer versetzt wurden (Auslagerung des Problems) und im zweiten Fall sehe ich als eine Schlamperei des Schullandheims an sich kein Führungszeugnis geben zu lassen. Ich weiß allerdings nicht, ob das gesetzlich vorgeschrieben ist.

Viele Grüße

und vice versa
Servus

Bei weitem nicht jeder
„Kinderschänder“ ist pädophil.

Richtig. Aber die Umdrehung dieses Satzes scheint mir noch richtiger bzw. wichtiger:
Nicht jeder Pädophile in eine Kinderschänder.
Denken wir z.B. nur an den sensiblen Autor von „Alice im Wunderland“, jenen Lewis Carroll, der auch das weniger berühmte, aber nicht schlechtere, Buch „Briefe an kleine Mädchen“ geschrieben hat.
Er hat sich mit weiblichen Kindern bzw. sehr jungen Mädchen zum Tee und Kuchen getroffen, wurde wohl aber nie übergriffig.
Gruß,
Branden

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Hallo,

vielen Dank für eure Antworten.

Zusammengefasst sind also nicht alle Menschen, die sich an Kinder vergehen, pädophil, sondern es kann andere Störungen dahinterliegen, die es gilt zu identifizieren und zu therapieren. Interessant zu wissen wäre ja, ob dies auch in der Praxis in der Regel funktioniert.

Viele Grüße

Hallo Chili,

ich frage mich, warum Du Dich so auf „Störung“, „pädophil“ und „Therapie“ bei Kinderschändern fixierst.

Kinderschänder, also Leute die sexuell übergriffig werden, sind erstmal ganz neutral kriminell. Und ein erschreckend großer Teil der Übergriffe im familiären Kreis entsteht wohl vor allem aus Gelegenheit, vielleicht gepaart mit Realitätsverzerrung.

So kann die Prognose für jemanden, der sich an seinen Kindern vergangen hat, günstig aussehen, wenn er von diesen getrennt wird, bzw. die Kinder groß sind, ohne das eine Therapie sinnvoll wäre.In solchen Fällen ist ohne Mitarbeit des Täters nichtmal feststellbar, ob dieser pädophil ist.

Für potentielle Wiederholungstäter ist die Abwägung zwischen lebenslang wegsperren und resozialisieren für Mörder, Einbrecher, Vergewaltiger und andere Kriminelle prinzipielle ebenso schwierig, und man wird immer nur von denen hören, die rückfällig geworden sind. Alles andere verwischt hinter zwangsläufig undifferenzierten Statistiken.

Viele Grüße
achim

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Hallo,

man kann an der sexuellen Orietierung wohl nichts ändern. M.W. wird Pädophilen eine Therapie angeboten, die schlicht das Ausleben der Sexualität mit „Partnern“ verhindern soll. Habe ich aber auch nur aus der Glotze.

Inwiefern das Früchte trägt, kann ich nicht beurteilen.
Aber der Ansatz ist zumindest nicht der, die sexuelle Orientierung zu ändern.

Hoffe, das hilft DIr weiter. Gruß, Paran

Hallo,

ich frage mich, warum Du Dich so auf „Störung“, „pädophil“ und
„Therapie“ bei Kinderschändern fixierst.

Meine Frage lautete warum anscheinend viele Menschen glauben (oder zumindest wird darüber oft geschrieben und diskutiert), dass Homosexuelle „umpolbar“ wären und im Gegenzug kriminell pädophile als „geheilt“ wieder frei gelassen werden.
Die Diskussion brachte hervor, dass die meisten Missbrauchtaten an Kindern gar nicht von Pädophilen stammen. Ich habe mich also nicht auf etwas fixiert, sondern eine Frage gestellt.

Kinderschänder, also Leute die sexuell übergriffig werden,
sind erstmal ganz neutral kriminell. Und ein erschreckend
großer Teil der Übergriffe im familiären Kreis entsteht wohl
vor allem aus Gelegenheit, vielleicht gepaart mit
Realitätsverzerrung.

Ja, aber auf diese Gruppe von Menschen zielte ich mit meiner Frage nicht ab.

So kann die Prognose für jemanden, der sich an seinen Kindern
vergangen hat, günstig aussehen, wenn er von diesen getrennt
wird, bzw. die Kinder groß sind, ohne das eine Therapie
sinnvoll wäre.In solchen Fällen ist ohne Mitarbeit des Täters
nichtmal feststellbar, ob dieser pädophil ist.

Gerade dies wird aber m.E. nicht immer gemacht.

Für potentielle Wiederholungstäter ist die Abwägung zwischen
lebenslang wegsperren und resozialisieren für Mörder,
Einbrecher, Vergewaltiger und andere Kriminelle prinzipielle
ebenso schwierig, und man wird immer nur von denen hören, die
rückfällig geworden sind. Alles andere verwischt hinter
zwangsläufig undifferenzierten Statistiken.

Das ist mir zu ungenau. Du kannst doch nicht Mörder, Einbrecher, Vergewaltiger und „andere Kriminelle“ zusammentun ohne nach den Motiven zu differenzieren, denn genau da liegt doch der Schlüssel, ob jemand resozialisierbar ist oder nicht. Liegen die Motive in der sexuellen Präferenz (Serienmörder, Vergewaltigung, andere Formen der sexuellen Machtausübung ohne Einwilligung des anderen oder eben Pädophilie, dann lautet meine Frage: gibt es nachweislich Fälle, wo sexuell getriebene Menschen dadurch wiederholt kriminell geworden sind und durch Eingebung oder Therapie als geheilt betrachtet werden können (also nicht mehr straffällig wurden).

Viele Grüße

Hallo Chili,

meine Frage: gibt es nachweislich Fälle, wo sexuell getriebene
Menschen dadurch wiederholt kriminell geworden sind und durch
Eingebung oder Therapie als geheilt betrachtet werden können
(also nicht mehr straffällig wurden).

Nicht straffällig und geheilt passen nicht zusammen.

A) Eine tiefe Prägung wird man als Erwachsener nicht mehr los (ist vermutlich nicht „heilbar“. Wenn sie nicht tief ist, führt sie nicht zu kriminellen und gesellschaftlich geächteten Handlungen)
B) trotzdem kann man erfolgreich daran arbeiten, sie nicht mehr auszuleben und nicht mehr kriminell zu werden. (Wobei die Rückfallquoten das ja oft ad absurdum führen).

Vielleicht ein schlechter Vergleich, aber Alkoholiker werden ja in der Regel auch nicht geheilt, sondern Abstinenzler.

Das grundsätzliche Problem ist jedoch beim Menschen immer auch, dass es ein Kontinuum zwischen mir (oder Dir) und dauerverwahrten mehrfach rückfälligen Tätern gibt. Auf allen Ebenen. So findet man für alle Schubladen und Konstellationen Gegenbeispiele. Vor allem bei den (zwangsläufig) scharfen Gesetzesgrenzen. Du wirst also sicher auch jemanden finden, der statt verbotener Kinderbilder nun erlaubte konsumiert und damit als „geheilt“ betrachtet werden kann. Oder der nun legal für Sex mit 18 jährigen Kindern bezahlt die jünger wirken (oder eine 16jährige liebt wie Boetticher). Natürlich ist das für „echte“ Pädophile keine Alternative, aber solche Fälle wirst Du auch finden.

Gruß
achim

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Hallo,

ich finde Deinen Vergleich zum Alkohliker nicht schlecht.

Viele Grüße

Hiho,

mir ist neu, dass die Justiz davon ausgeht, dass Pädophilie heilbar sein soll. Meines Wissen hält man es eher für unangemessen jemanden aufgrund eines Sexualdelikes ewig hinter Gitter zu stecken. Deshalb versucht man zu therapieren.

Die Frage nach normaler sexueller Orientierung ist m.E. aber auch in anderweitiger Hinsicht kompliziert. So wie ich das sehe, wird Sexualität nämlich ohnehin nur vordergründig als ‚normal‘ angesehen. Ich beobachte, dass es hier immer mehr so wie in den USA wird, wo jedwede Form von Sexualität erstmal mit etwas Krankem gleichgesetzt wird. Sprich, auch wenn viel und ausgiebig über Sexualität gesprochen wird, verbirgt sich dahinter meist Unbehagen. Gender Studies haben diese Entwicklung maßgeblich vorangetrieben. Sexualität in epischer Breite besprechen zu wollen impliziert nämlich bereits ein gestörtes Verhältnis dazu. Wäre stattdessen alles normal, gäbe es da nichts zu bereden.

Gruss

Die Justiz glaubt nicht, dass Pedophilie abgelegt werden kann. Man könnte nur versuchen den Drang zu verringern um sexuelle Übergriffe auf Kinder zu verhindern. Es ist so ähnlich wie mit Alkoholikern. Einmal Alkoholiker, immer Alkoholiker. Der Wunsch eine zu kippen ist immer vorhanden, ein trockener Alkoholiker hat nur gelernt diesem Wunsch zu widerstehen.

Vor wenigen Jahrzehnten war Homosexualität in Deutschland noch strafbar und Tausende Männer saßen deswegen in Gefängnisen. Die Gesetzeslage hat sich aber inzwichen geändert. Es gibt keinen Grund jemanden zu bestrafen für eine Sache die niemandem schadet. Wenn zwei Männer oder zwei Frauen mit beiderseitigem Einverständnis miteinander Sex haben, dann ist daran nichts verurteilenswert. Man könnte bestenfalls religiös argumentieren, dass es eine Sünde sei. Aber in einer Demokratie hat so eine Argumentation, gründend auf Aberglauben, nichts zu suchen.

Vielleicht ist es ja „normal“ bisexuell zu sein?