Wie kann man "normal"sexuell werden?

Hallo,

was vielleicht erstmal als Spaßfrage klingt, ist völlig ernst gemeint. Eine Frage weiter unten fragt jemand danach, ob es möglich ist jemanden „umzupolen“ - von Heterosexualität zu Homosexualität. Dies scheint allgemein abgelehnt zu werden. Zwar ist es durchaus üblich dass Heterosexuelle eine homosexuelle Begegnung eingehen wenn die Situation es hergibt (typisches Beispiel Gefägnis), aber dies ändert in der Regel nichts an der sexuellen Orientierung an sich.

Es gibt kaum Berichte darüber dass sich Homosexuelle sich richtung Heterosexualität umorientieren. Umgekeht ist es eher der Fall, dass heterosexuelle Menschen im Laufe des Lebens ihre Homosexualität entdecken. Das mag gesellschaftliche Gründe haben, da zunächst von dem heranreifenden Jugendlichen quasi erwartet wird, dass er für das andere Geschlecht interessiert. So isst man eher mit den Kollegen vom Bau eine Currywurst als dass man sich einen Sushiteller sucht.

Zu meiner Frage: wenn sich die meisten darüber einig sind, dass es nicht möglich ist von außen oder durch eigene Willenskraft die sexuelle Orientierung zu ändern, warum glauben dann so viele (einschließlich die Justiz), dass dies bei anderen sexuellen Orientierungen (z.B. Pädophilie) möglich sei?

Eigentlich hat das Thema weniger mit Gender zu tun als mit Gesellschaft, Justiz und Sexualität / Psychologie, aber die vorangegangene Frage hat mich dazu inspiriert.

Ist die Justiz und Psychologie „vorbelastet“, da sie so lange Zeit Homosexualität als verboten bzw. abartig deklariert hat und geht nun quasi davon aus, dass die sexuelle Orientierung (heute pädophil als verboten) „geheilt“ werden kann?

Viele Grüße

Hallo,

ich glaube nicht das es bei der Pädophilie um „Heilung“ geht, sondern vielmehr darum, daß der Betroffene, aufgrund der Auseinandersetzung mit seiner Neigung/Abnormität während einer Therapie, besser in der Lage ist damit auf eine Art und Weise umzugehen die ihn davor bewahren soll sexuell übergriffig zu werden. Desweiteren sollen sich die von der Pädophlie betroffenen Menschen,weil sie sich auf so eine Therapie überhaupt einlassen, auch viel eher dazu bereit sein sich medikamentös behandeln zu lassen um den sexuellen Druck zu deckeln. Die Phantasien kann man diesen Menschen wohl nicht nehmen.
So soll es wohl jedenfalls bei Menschen sein die sich freiwillig zu so einem Schritt entschließen.
Wie es sich bei bereits straffällig gewordenen Tätern verhält weil sie zu so einer Therapie gezwungen werden weiß ich nicht. Aber ich habe gelesen, daß es auch hier Täter gibt die sogar froh sind erwischt worden zu sein um dagegen vorzugehen.

Gruß

Hi,
der Grund dafür, dass heute kein ernstzunehmender Mensch mehr versucht Homosexualität zu „heilen“ liegt liegt neben der inzwischen anerkannten Unmöglichkeit dieses Vorhabens sicher auch darin begründet, dass es eigentlich auch keine rechte Notwendigkeit dafür gibt.
Bei Pädophilen ist das definitiv nicht der Fall, da diese ihre Sexualität ja eben nicht ausleben sollen. Natürlich wird das Vorhaben der Heilung dardurch nicht vernünftiger, es erklärt aber vielleicht die Gedankengänge dahinter.

Gruß

rantanplan

Hallo,

ich finde Deine Frage in diesem Brett gut aufgehoben.

Ich bin überzeugt, daß die sexuelle Veranlagung in den Genen steckt. Zumal der Tenor zu den Studien dazu der selbe ist.

Soll heißen, daß ein Mensch mit einer sexuellen Präferenz nicht durch Geisteswillen oder anderen Maßnahmen umerzogen werden kann.

Das ist auch bei den transsexuellen Menschen so. Geboren in einem Körper, der nicht zu den Präferenzen passt. Zum Glück kann die moderne Medizin diesen Menschen zu dem richtigen Körper verhelfen.

Natürlich gibt es da „Ausreißer“, daß sich z.B. ein heterosexuellen Mann auch Kontakte zu zu einem Mann wünscht und macht. Auch gibt es lesbische Paare, die sich ab und an einen Mann suchen und mit dem Spaß haben. Selber erlebt.

Auch bin ich überzeugt, daß die Vorliebe für Kinder, egal welchen Geschlechts, auch in den Genen steckt. Die Fälle wo dies auf einer Kindheitserfahrung, dominater Mutter oder Vater, beruht sind marginal und daher aus dieser Betrachtung ausgeschlossen.

Dies erfuhr ich aufgrund von Aussagen von einem guten Freund. Dieser ist Dr. der Sozialwissenschaften mit Schwerpunkt Sexualwissenschaften. Auf meine Frage hin ob solche Menschen, die sich an Kindern vergreifen therapierbar sind, antwortete er mit einem sehr entschiedenen Nein. Zumal er noch ein Heim für sexuell missbrauchte und ausgebeutete Kinder und Jugendliche leitet. Nur das, was er im Rahmen des Gesetzes schildern durfte, war ziemlich aufwühlend.

Das führt uns wieder an den Ausgangspunkt.

Sexuelle Präferenzen stecken in den Genen, erlauben einen gewissen Spielraum und sind in einer Hinsicht inakzeptabel.

Gruß vom Raben

Hallo Chili,

Eine Frage weiter unten fragt jemand danach, ob es
möglich ist jemanden „umzupolen“ - von Heterosexualität zu
Homosexualität. Dies scheint allgemein abgelehnt zu werden.

Was aber auch am Alter liegt. Die meisten Prägungen wird man nicht mehr wirklich los.

Zu meiner Frage: wenn sich die meisten darüber einig sind,
dass es nicht möglich ist von außen oder durch eigene
Willenskraft die sexuelle Orientierung zu ändern, warum
glauben dann so viele (einschließlich die Justiz), dass dies
bei anderen sexuellen Orientierungen (z.B. Pädophilie) möglich
sei?

Wer glaubt denn das?

Und was hat eine sexuelle Orientierung die Justiz oder die Politik zu interessieren? Ein Hetero, der sich exhibitioniert, andere nötigt, stalked und vergewaltigt wird auch am Ende entweder bestraft, weggesperrt oder muss seine Triebe unter Kontrolle bringen. Nicht die Orientierung, sondern gesetzeswidrige Handlungen sind die Ursache für Maßnahmen.

Ist die Justiz und Psychologie „vorbelastet“, da sie so lange
Zeit Homosexualität als verboten bzw. abartig deklariert hat
und geht nun quasi davon aus, dass die sexuelle Orientierung
(heute pädophil als verboten) „geheilt“ werden kann?

Ich frage mich in Zeiten von Gender und Regenbogen, wieso immer eine Identitätsschubladen aufgemacht werden. Die sexuellen Orientierungen sind so individuell wie die Menschen oder wie z.B. dessen Geschmack. Mache mögen dies und meiden das. Manches ist genetisch (z.B. Bitterstoffwahrnehmung im Brokolie, Intoleranzen), manches Prägung (Gewohnheit) aber niemand wundert sich, wenn über die Jahre eine Vorliebe zu- oder abnimmt. Nur bei der sexuellen Orientierung wird immer „die wahre Identität“ postuliert, die man nur „aufdecken“ muss.

Gruß
achim

Hallo

Zwar ist es durchaus üblich dass Heterosexuelle eine
homosexuelle Begegnung eingehen wenn die Situation es hergibt
(typisches Beispiel Gefägnis), aber dies ändert in der Regel
nichts an der sexuellen Orientierung an sich.

Damit hast du es schon … „in der Regel nicht“.
Dies impliziert aber bereits die gegebene „Möglichkeit“.

Zweitens glaube ich nicht, dass man eine „sexuelle Orientierung“ quasi als Tiefenstruktur unterhalb des „sexuellen Verhaltens“ annehmen muss.
Wer im Gefängnis (oder in der Armee oder sonstwo) -einigermaßen selbstbestimmt und lustvoll- schwule Sexualität ausübt, der IST aus meiner Sicht in dieser Situation „Gefängnis“ schwul.

Es gibt kaum Berichte darüber dass sich Homosexuelle sich
richtung Heterosexualität umorientieren.

Ich habe im Rahmen meiner Psychotherapieausbildung mehrere Fallvignetten gelesen, in denen bis dato Homosexuelle am Ende der Therapie (in der sie aus aus irgendwelchen anderen Gründen waren) heterosexuelle Kontakte eingehen konnten.
Ich kann dafür aber keine Literaturangabe machen, weil ich das nicht auf die Schnelle auffinden kann, da die Vignetten eben in ganz anderen Zusammenhängen publiziert worden sind.

Zu meiner Frage: wenn sich die meisten darüber einig sind,
dass es nicht möglich ist von außen oder durch eigene
Willenskraft die sexuelle Orientierung zu ändern, warum
glauben dann so viele (einschließlich die Justiz), dass dies
bei anderen sexuellen Orientierungen (z.B. Pädophilie) möglich
sei?

Weil die meisten davon ausgehen, dass die Heterosexualität diejenige Sexualität ist, die sich (entweder weil sie als biologisch vorgegeben angenommen wird, oder „nur“ unter den Bedingungen einer Gesellschaftsform, die die Heterosexualität seit Jahrtausenden als extrem wirkmächtiges normatives Ideal errichtet hat) einstellt, wenn kein gravierender Hinderungsgrund in der psychosexuellen Entwicklung eines Menschen eintritt.

Auf Basis dieser Grundannahme ist es folgerichtig, dass die angesprochenen Expertensysteme davon ausgehen, dass durch „Bearbeitung“ dieser Hinderungsgründe (z.B. im Rahmen einer Psychotherapie) Heterosexualität sich -zumindest in günstigen Fällen- doch noch nachträglich „herstellen“ lässt.
Und in der Tat gibt es ja offenbar tatsächlich Fälle z.B. der Pädosexualität, bei denen nicht nur „Unterdrückung der Veranlagung“ sondern so etwas wie „Heilung“ erfolgt kann.
Vgl. zum Beispiel:
http://www.aerzteblatt.de/archiv/77245/Kindesmissbra…
Da wird auch angerissen, welcher Typus der Pädosexualität „heilbar“ ist, nämlich der, der NICHT auf tiefgreifenden (v.a. antisozialen) Persönlichkeitsstörungen beruht, wie so oft, sondern der „ödipal“ verursacht ist, d.h. durch Hemmungen des Auslebens der „normalen“ Sexualität - aber auf der Basis einer gut entwickelten Persönlichkeitsstruktur, die z.B. Empathie, Problemeinsicht und Mitleid ermöglich, was der angesprochene „persönlichkeitsgestörte“ Teil der Pädosexuellen kaum oder nicht hat bzw. haben kann.

Gruß
F.

Hallo,

ja, das habe ich auch schon gelesen, dass manche sich darüber „freuen“ erwischt zu werden. Ich bin auch kein Gegner von Therapie und positive Gutachten nach abgesessener Zeit im Knast, aber ich frage mich, ob das auf Dauer funktionieren kann, wenn man weiß dass sexuelle Orientierungen sich nicht ändern lassen.

Viele Grüße

Hallo,

ja, das ist schon klar. Bis vor kurzem war das hier aber noch anders und in anderen Ländern ist das heute immer noch so. Nach dem dezeitigen moralischen Denken (zumindest hier in Deutschland) kann es auch nicht erklärbar sein, dass Homosexualität verboten sein sollte.
Der Fokus liegt auf der Gleichberechtigung und gleichverteilte Machtverhältnisse. Dies dürfte auch relativ leicht nachzuvollziehen sein. Deswegen ist auch die sexuelle Beziehung zwischen Lehrern / Schülern und Therapeuten / Klienten untersagt.

Die Pädophilie ist hier immer noch verboten - juristisch wegen der Ungleichverteilung der Machtverhältnisse und wegen des besonderen Schutzes des Kindes, welches sich noch in der Entwicklung befindet - und dennoch werden Pädophile „auf die Gesellschaft losgelassen“ und man denkt und sagt „Du, Du, mach das nicht nochmal. Mach eine Therapie, nimm Hormone“. Ist man wirklich so naiv zu glauben, dass sich ein so intensiver Trieb, wie Sexualität unterdrücken lässt?

Viele Grüße

Hallo,

ich finde es problematisch, Pädophilie mit Homo- oder Hetereosexualität in einen Topf zu werfen.
Letzere können problemlos in gegenseitigem Einvernehmen ausgelebt werden, ersteres nicht.
Das ist eine ganz andere Situation.

Gruß, Paran

Hi

Ich kenne durchaus zwei Fällen, bei denen sich ich sag mal „phänotypisch“ homosexuelle heterosexuell umorientiert haben.

Das Problem liegt, denke ich, darin, dass viele meinen wer homosexuell ist steht 100% auf das eigene Geschlecht, wer heterosexuell ist steht 100% auf das andere Geschlecht und Bisexuelle zu 50% Prozent je auf beides.

Diese Wahrnehmung halte ich (und auch einige Genderforscher) für falsch. Wahrscheinlicher sind völlig beliebige Prozentausrichtungen, die ferner durch die vorgelebte Umgebung beeinflusst werden.
Sagen wir mal du bist zu 78% heterosexuell, wenn deine Umgebung heterosexuell ist und evtl. Homosexualität noch soziale Ächtung erhält, lebst du im Endeffekt eben 100% heterosexuell. Wenn deine Umgebung evtl. gemischt ist und Homosexualität nicht geächtet, ist einer deiner 7 festen Freunde vielleicht eine Freundin :wink:

Dafür sprechen ja durchaus die Experimente, welche man unter Teenagern findet.

Menschen, die zu 100% homosexuell sind, hätten evtl. Probleme eine schöne heile Familie vorzuspielen, wie es ach so lange notwendig war. Aber erstaunlich oft funktioniert es und die Partner merken nichts, auch wenn die Leidenschaft des betrachteten Partners woanders liegt.

Und so kann es vorkommen das ein sich als heterosexuell verstehender Mann sich doch mit mitte vierzig oder so mal in einen anderen Mann verliebt.

Oder, wie in einem der Fälle die ich kenne, ein sich seit mehr als 35 Jahren als totaaaaal homo identifizierender Mann sich plötzlich in eine Frau verliebt und nach 2-3 Jahren Identitätskrise (für solche Situationen gibt es in unserer Gesellschaft ja kaum Modelle) entschließt mit ihr eine Familie zu gründen. Nicht aus Bequemlichkeit oder Angst, sondern weil er das möchte (und lange drüber nachgedacht hat).

Ich glaube es wird wirklich unterschätzt, dass im Leben nicht alles 100%ig ist.

lg
Kate

Liebe Kate,
Deinen Ausführungen kann ich mich anschließen.

Ich habe eine gute Freundin, die sich gerade nach vielen Jahren Ehe von ihrem Mann getrennt hat und jetzt eine Freundin hat. Sie sagt: man liebt den Menschen, nicht die Frau oder den Mann…

Beatrix

Hi!

Diese Wahrnehmung halte ich (und auch einige Genderforscher)
für falsch. Wahrscheinlicher sind völlig beliebige
Prozentausrichtungen

Das ist schon richtig, aber alle Sozialforschung interessiert sich rein deskriptiv für das (potentiell) vorhandene Sexualverhalten und sieht richtigerweise dabei ein Kontinuum,

Die von Chili in der Ausgangsfrage angesprochenen Expertensysteme dagegen gehen normativ am vorhandenen Sexualverhalten orientiert (-> Justiz) bzw. am nicht-vorhandenen Sexualverhalten orientiert (-> Psycho- in therapeutischer Hinsicht) vor.
Für beide spielt das obige Prozent-Kontinuum, das der sozialwissenschaftliche Beobachter erfasst, aus unterschiedlichen Gründen keine Rolle.

Gruß
F.

Früher wurden Homosexuelle verfolgt. Die wurden auch zur Hormonbehandlung gezwungen. Bekanntestes Beispiel ist der Informatiker Alan Turing.

http://de.wikipedia.org/wiki/Alan_Turing#Verfolgung_…

Hallo,

ja, das weiß ich und danke, dass Du den Link für die gesetzt hast, denen das neu ist, aber das war nicht meine Frage.

Viele Grüße

Erläuterung
Hallo Kate,

natürlich können sich Menschen sexuell umorientieren - das geschieht ständig und das habe ich nicht in Frage gestellt.

Meine Frage war vielleicht auch etwas schwammig formuliert - ich versuch’s hier nochmal etwas konkreter (und hoffe, dass es damit nicht zu provokativ aufgefasst wird):

Homosexualität war in Deutschland verboten und zeitweise wurden Homosexuelle verfolgt. Die gesellschaftliche Entwicklung erlaubt es ihnen nun eine offizielle Partnerschaft einzugehen und sie werden von einigen Menschen geliebt, von anderen respektert und von noch mehr toleriert - dann gibt es aber noch ein paar Prozentchen, die immer noch meinen dass Homosexualität Pfui ist und fragen sich, ob man ihnen das nicht irgendwie abgewöhnen kann. Aber da sind sich wieder viele einig und sagen: Nein. Geht nicht. Wie Du schreibst, kann es sein, dass ein Heterosexueller ein spätes Coming out hat und umgekehrt gibt es (zwar deutlich wenigere) Homosexuelle, die eine Gegengeschlechtliche heterosexuelle Beziehung eingehen. Weitaus mehr Menschen sind bisexuell.
Dies geschieht aber alles aus eigener Motivation. Es gibt auch Menschen, die nach Haarfarbe oder ethnischer oder gesellschaftlicher Herkunft auf Partnerwahl gehen, aber das führt zu weit.

Pädophilie ist verboten und im Gegensatz zur Homosexualität besteht hier auch ein viel breiteres gesellschaftliches Interesse dieses Verbot aufrecht zu erhalten. Dennoch werden pädophil straffällige Menschen freigelassen und man verlässt sich bei guter Führung auf eine „Genesung“ - das ist doch paradox. Oder nicht?

Warum glaubt die Justiz (und auch psychologische Gutachter) daran, dass diese Menschen nach einem Fingerzeig oder Strafe eine andere sexuelle Orientierung annehmen (die absolut entgegen wissenschaftlichen Befunden geht)?

Ursprung dieses Gedankens bzw. Frage waren zwei Fälle. Einmal (mehrere) Lehrer eines Gymnasiums, die sich an Schülern vergangen haben. Die Subjekte wurden zwar suspendiert, aber nicht von der Schule angezeigt. Die betreffenden Lehrkräfte wechselten das Bundesland und was da weiter passierte, weiß ich nicht. Jahrzehnte später kam alles heraus und sie wurden verurteilt - da waren sie bereits in Pension.
Der zweite Fall ist ein Erzieher, der wegen nachweislicher pädophiler Neigung straffällig und verurteilt wurde. Er ging dann ein paar Jahre einer anderen Tätigkeit nach und dann wurde er Betreuer in einem Schullandheim.

Viele Grüße

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Hallo Paran,

Du hast vollkommen recht. Ich distanziere mich ganz ausdrücklich davor Homosexuelle und Pädophile in einen Topf zu werfen und möchte absolut nicht, dass es so aufgefasst wird!

Der Vergleich kam nur dadurch zustande wegen des u.s. Posts über Homosexualität und weil die Homosexualität als Beispiel für die Haltung demgegenüber in der Gesellschaft „gut funktioniert“.

Ich begrüße die Entwicklung der offiziellen Akzeptanz von Homosexualität. Ich bin auch für das Adoptionsrecht die vollumfängliche Eheschließung von Homosexuellen und habe das Beispiel wie oben erwähnt und auch wegen der gesellschaftlichen Aspekte angeführt.

Meine Frage bezog sich darauf warum man nach wissenschaftlichen Erkenntnissen nicht manipulativ in Bezug auf die sexuelle Orientierung von außen einwirken kann, aber bei Pädophilen dann irgendwie doch.
Das wiederspricht sich - oder etwa nicht?

Viele Grüße

Hallo,

danke für Deinen sehr informativen Beitrag. Rein praktisch stellt sich bei mir dann spontan die Frage, ob pädophil straffäfällige Personen zu einer Entsprechenden Analyse „gezwungen“ werden können. Dies bedeutet einer Analyse der Ursachen der Pädosexualität und einer entsprechenden Intervention. Dies erfolgte in beiden meiner zur Frage inspirierenden Beispiele nicht, wobei eins davon sehr weitragend war (Privates Gymnasium mit mehreren straffälligen Lehrern).

Viele Grüße

N’abend!

Rein praktisch
stellt sich bei mir dann spontan die Frage, ob pädophil
straffäfällige Personen zu einer Entsprechenden Analyse
„gezwungen“ werden können.
Dies bedeutet einer Analyse der
Ursachen der Pädosexualität und einer entsprechenden
Intervention.

Klar gibt es gerichtliche Therapieauflagen für Sexualstraftäter.
Wobei ich mich in diesem Gesetzesdschungel überhaupt nicht auskenne.

Ich kann aber zwei Dinge sagen:

  1. Es ist kaum ein Problem, einen pädosexuellen Straftäter z.B. einem der drei groben „Verursachungs“-Raster zuordnen zu können, die Wolfgang Berner (vermutlich der deutschsprachige Experte auf diesem Gebiet) hier:
    http://www.arte.tv/de/interview/1245342,CmC=1248488…
    am Anfang des Interviews skizziert, denn das zeigt sich meist schon in den ersten Minuten eines Therapiegesprächs. Entsprechend kann man dann auch bereits sinnvolle Aussagen zu Rückfall- und Therapieerfolgswahrscheinlichkeit treffen, da die bei den Typen 1-3 ganz unterschiedlich sind.
  2. „Erzwungene“ Psychotherapie funktioniert schlichtweg nicht, und wahrscheinlich ist sogar für die Pharmakotherapie die Frage der „Freiwilligkeit“ wesentlich.

Was ich noch anfügen möchte:
Wie man an dem verlinkten Berner-Interview schön sieht, ist es ein Mythos, dass die Pädosexualität als solche schlichtweg „unheilbar“ sein soll. Das stimmt, wenn schon, dann nur für den Typus 1, also für die, die Berner die „Kernpädophilen“ nennt. Das ist aber auch mit Abstand die kleinste Gruppe. Klar sind auch bei Typ 3 die Erfolgsaussichten eher begrenzt.

Dies erfolgte in beiden meiner zur Frage
inspirierenden Beispiele nicht, wobei eins davon sehr
weitragend war (Privates Gymnasium mit mehreren straffälligen
Lehrern).

Natürlich finde auch ich es ziemlich problematisch, wenn ein pädosexuell straffällig gewordener Erzieher später wieder auf Kinder losgelassen wird.

Gruß
F.

Hallo Chili,

zwei Gedanken dazu:

Zum einen gabt und gibt es auch eine nicht geringe Zahl von Hetero- und Homosexuellen, die aus welchen Gründen auch immer freiwillig oder unfreiwillig keine Beziehungen eingehen und ihre Sexualität nicht mit einem Partner ausleben. Trotzdem lauern diese Leute nicht alle hinterm Busch und führen massenweise Vergewaltigungen durch - es scheint also durchaus möglich zu sein, den eigenen Sexualtrieb unter Kontrolle zu halten (bzw. schlicht und ergreifend mittels Handbetrieb und Fantasie auszuleben). Warum sollte das Pädophilen nicht möglich sein?

Zum anderen möchte ich zu bedenken geben, dass bei Kindesmissbrauch die Täter in den seltensten Fällen tatsächlich genuin Pädophile sind. In der Regel sind es ganz „normale“ Männer und Frauen: http://de.wikipedia.org/wiki/Sexueller_Missbrauch_vo…

Beste Grüße

=^…^=

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Hallo Chili,

Pädophilie ist verboten und im Gegensatz zur Homosexualität
besteht hier auch ein viel breiteres gesellschaftliches
Interesse dieses Verbot aufrecht zu erhalten. Dennoch werden
pädophil straffällige Menschen freigelassen und man verlässt
sich bei guter Führung auf eine „Genesung“ - das ist doch
paradox. Oder nicht?

ich glaube, irgendwo im Thread wurde es schon gesagt: es geht nicht zwingend darum, dass sie kein Interesse mehr an Kindern haben, sondern dass sie gelernt haben, sich soweit zu kontrollieren, dass sie dieses Interesse nicht ausleben.
Nicht die sexuelle Orientierung hat sich geändert, sondern (hoffentlich!) der Umgang damit.

Ursprung dieses Gedankens bzw. Frage waren zwei Fälle.

Es klingt, als sei im ersten Fall grundfalsch reagiert worden. Im zweiten Fall müsste man das genauer wissen, wie es zu der Tätigkeit im Schullandheim kam - und welche Auflagen es für denjenigen möglicherweise gab. Nein, ich glaube erstmal auch nicht, dass das Schullandheim ein guter Ort ist.

Viele Grüße,

Jule