Hallo,
ich bereite gerade für den Kunstunterricht ein Referat über den Realismus vor. Dabei bin ich beim Verfassen einer Definition des Begriffs über eine Frage gestolpert, die mir weder das Internet noch meine Logik richtig beantworten kann. Und zwar bemühen sich die Vertreter des Realismus ja um eine wirklichkeitsgetreue Darstellung, weshalb sie ihre Sujets auch direkt aus der sichtbaren Realität wählen. Im Naturalismus verhält sich das ähnlich; allerdings grenzen sich die beiden Stilrichtungen offenbar insofern voneinander ab, als dass im Realismus auch gesellschaftskritische Werke möglich sind, während die Werke des Naturalismus die Realität rein objektiv zeigen.
So weit, so gut. Allerdings verstehe ich jetzt nicht, wie ein Bild des Realismus überhaupt gesellschaftskritisch sein bzw. die Meinung des Künstlers zu irgendeinem Thema widerspiegeln kann. Laut der Definition wird die Realität doch so dargestellt, wie sie wirklich zu sehen ist. Oder werden im Realismus etwa doch bestimmte Dinge wie Licht-Schatten-Verhältnisse verändert, um die Meinung des Künstlers zum Ausdruck zu bringen? Das würde doch der eigentlichen Auffassung des Realismus widersprechen, die Dinge realistisch darzustellen. Oder kommt der gesellschaftskritische Effekt schon durch das Motiv zustande, das gemalt wird? – Dass der Vertreter des Realismus z. B. bewusst eine Fabrik mit geplagten Arbeitern realistisch (!) darstellt, um auf soziale Missstände aufmerksam zu machen, während ein Vertreter des Naturalismus sich lieber auf eine Landschaft konzentriert, in die man keine politische Aussage hinein interpretieren kann? Aber in diesem Fall gäbe es doch im Prinzip keinen Unterschied zwischen Realismus und Naturalismus, weil ein Naturalist ja ebenso gut dieselbe Fabrik malen könnte und das Gemälde dann fast genauso aussehen würde …
Puh, hab ich jetzt viel geschrieben. Aber kürze konnte ich es leider nicht ausdrücken, sry. Ich danke euch jedenfalls schonmal im Voraus für eure Antworten.