Hallo LadySummer9,
du wolltest, dass ich Dir nochmal antworte, was ich gerne tue, auch wenn ich wieder „ausweiche“.
Jeder reflektiert auf Namen irgendwie. Die anderen Beiträge zu Deiner Frage beschreiben das ja auch schon.
Also Du hast es sowieso damit zu tun, dass je nach Land und Altersgruppe und Geschlecht der „Zielgruppe“, die Du ansprechen willst, die Namen, die Du verwenden willst, sehr unterschiedlich aufgenommen werden und innerhalb dieser Gruppen ja nochmal individuell bei jedem Leser anders.
Man(n)/Frau ist „vorbelastet“ - überwiegend natürlich assoziiert man damit Menschen, die man mit diesen Namen aus der Vergangenheit irgendwie kennt. Und mehr noch kommen dann Ereignisse und vieles Unbewusste dazu. Ja auch „Homonyme“, also gleich oder ähnlich klingende Worte, die aber etwas anderes bedeuten und mit denen wir wieder Gefühle/Erinnerungen verbinden. Vielleicht behauptet Google beim eingeben des Namens sogar, was die vermeintliche weltweite oder landesspezifische Mehrheit dazu denkt, indem es sofort den Namen mit Assoziationen vervollständigt. Mein individuelles Kopfkino kennt google zum Glück noch nicht, aber sie arbeiten daran…
Spontan von mir assoziierte Beispiele (und damit neues Googlefutter
:
Grace, Chelsea, Emma, Chloe, Kira, Mary, Lynn, Milene, Lira,
Mila, Joyce, Rachel, Madison, Katie, Alice, Celina, Blake,
Emily, Holly
Grace (Kelly?) (Google Platz zwei nach Graceland)
Chelsae (Fußball - die männliche Zielgruppe, aber in UK so bekannt, dass vielleicht auch Frauen daran denken?)
Emma (die älteren Deutschen denken vielleicht an Emanzenzeitschrift, die ganz Alten kennen viele Emmas und die Jüngeren - und Google - denkt an Emma Watson - Harry Potter und damit entstehen sicher viele neue Emmas weltweit, weil der Name damit wieder modern ist 2010 Platz 48 in England - ich glaube Du kennst den link oder?)
http://www.beliebte-vornamen.de/683-englische.htm
Chloe (wer weiß was der Durschschnittsdeutsche hier assoziiert?)
Kira (asiatische Drachenkämpferin?)
Mary (Milliarden Maries weltweit - jeder kennt seine - seit Jesu Geburt)
Lynn, Milene (doesnt ring a bell wie der Engländer sagt aber irgendwelche Gefühle werden geweckt. Lynn klingt für mich vornehm und Milene auch)
Lira (Italien, römische Antike)
Mila (kaum „besetzt“ bei mir)
Joyce (ich denke an choice - Wahl - ist die Dame unentschlossen?)
Katie (ich kenne persönlich eine)
Alice (italienische Sängerin oder die im Wunderland?)
Celina (gibts in Deutschland auch als Selina aber bei der Schreibweise mit C sehe ich dauernd am Ende ein e stehen, der da nicht steht und dann saufen für mich dauernd Schiffe ab und Tränen fließen, weiß der Deibel warum - mal googeln)
Blake (keine Ahnung - ist das weiblich? sorry für meine Dummheit)
Emily (alles mögliche geht da durcheinander)
Holly (sorry, aber für mich die wunderbarste Fantasiefigur der Literaturgeschichte - und wie wir aus der Biografie über Truman Capote wissen, gab es gleich mehrere - im Wesentlichen zwei - reale Vorbilder, die zu diesem Charakter verschmolzen wurden).
Warum das alles? Naja in Deiner Profilbeschreibung hast Du ja auch geäußert, dass Du gerne selbst bei Personenbeschreibungen behilflich bist. Also Du kennst doch Deine eigenen Assoziationen mit Namen, Landschaften, Begriffen…
Also was tun?
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Möglichkeit: Ich nehme einen Namen, den vermeintlich die Mehrheit meiner Leser(innen) mit Charaktereigenschaften in Verbindung bringt, die meine Romanfigur haben soll. Und googlest vielleicht noch dazu. Du kämpfst gegen eingebrannte Charaktereigenschaften. Das kann man dann machen, wenn MEIN NAME von Anfang an unverrückbar fest steht (dann nehme ich den und suche ja erst gar nicht - siehe 3.). Dann sind / werden auch die Charaktereigenschaften so authentisch sein können, dass sie gegen vorgeprägte Bilder im Kopf der Leser ankommen (könnten) - dann kannst Du (vielleicht) besser als die übermächtige Konkurrenz werden und neue, diese überdeckende Kopfbilder bei den Lesern schaffen. Aber Du hast diesen einen Namen anscheinend noch nicht in Deinem Kopf - also mein Rat, gehe diesen Weg nicht.
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Ich nehme einen allgemein angeblich wenig bis unbelasteten Namen. Es fällt leichter hier neue Bilder bei Leser entstehen zu lassen. Mein Rat: gehe zu 3.
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Überlege Dir nochmal die Geschichte und den Charakter dieser Figur. Vielleicht auch Schlüsselmomente. Nimm Namenslisten und schreibe spontan auf, was DIR an Charaktereigenschaften dazu einfällt oder, vielleicht noch spontaner, wo es direkt beim Lesen eines Namens BINGO macht. Wenn DAS passt, dann ist es DER Name, ganz egal, ob er „vorbelastet“ ist (siehe 1.) oder nicht (2.). Klar hofft man dann, dass man nicht aus versehen die Romanfigur eines anderen kopiert, da man ja genau diese Bilder für seine eigene Figur assoziiert. Aber es müssen ja nicht solche Assoziationen sein. Es gibt unzählige, aus ganz anderen Gründen.
Man sagt ja, eine Geschichte schreiben ist sowas wie ein eigenes Kind bekommen/haben. Vielleicht passt das hier. Als ich die Namen meiner Kinder herausgesucht habe, habe ich nach den üblichen Namenslisten Vorauswahl getroffen und dann habe ich mich gefragt, welche Kopfbilder bei diesen Namen bei mir entstehen (und meine Frau ging auch so vor). Und dann machte es (zum Glück schließlich übereinstimmend) Bingo.
Also DEINE Kopfbilder sind gefragt. Nicht an den Leser denken - denke an die Geschichte in DIR und der Name kommt irgendwie von selbst. Und wenn es eine Holly ist (hoffentlich nicht wegen dem berühmten Vorbild), dann ist es eben eine.
Viel Glück
ikarusfly