Wie können wir dem Hund helfen

Liebe Experten,

ich habe da eine Frage. Unser Sohn + Freundin haben sich
eine Berner-Senn/Labradorhündin als Welpe gekauft. Sie war acht Wochenalt und ist heute 8 Monate alt. Am Anfang war sie ganz normal etwas scheu, aber sonst okay.Jedoch vermehrte sich dieses scheu sein. Sie ließ und läßt sich von keinem Fremden streicheln, sie geht mit eingeklemmtem
Schwanz. Unsere Kinder sind beide berufstätig. Sie baten meinen Mann und mich bei Bedarf uns um den Hund zu kümmern. Wir holen sie dann ab, aber sobald wir die Wohnung betreten bekommt sie Panik, der Hund heißt Emma.
Sie läßt sich nicht anleinen und sie pinkelt aus Angst irgendwo hin.Beim letzten mal hatten wir das Gefühl sie hyperventiliert, so sehr war sie am Japsen. Wir durften sie nicht anfassen-streicheln oder sonst sie beruhigen. Aus Angst haben wir sie ganz in Ruhe gelassen. Wir wollen Emma nicht mehr hüten, da wir sie nicht mehr so stressen wollen. Kann uns jemand helfen, wie man das abstellen kann, denn den Kindern wäre sehr geholfen wenn wir einhüten könnten. Wir verstehen das ganze nicht, denn alle sind lieb zu Emma. Wenn ich Leckerli habe läßt sie sich von mir füttern, aber ja nicht anfassen.
Wenn jemand einen Tipp hätte wären wir total froh.
Habt lieben Dank
mit lieben Grüssen
normapa

Hallo normapa,
ich kann gut verstehen dass Sie mit dem Hund so nicht zurecht kommen.
Als erste Nothilfe würde helfen wenn Ihre Kinder dem Hund einen kurzen Strick am Halsband festmachen damit Sie den Hund nicht einfangen müssen wenn Sie ihn hüten sollen. Sie können einfach den Strick nehmen damit der Hund nicht ausweichen kann.

Schauen Sie dem Hund nicht in die Augen, wenn auf die Ohren oder Nasenspitze.
Beugen Sie sich nicht über sie. Zum Streicheln neben den Hund stellen oder davor, nicht darüber beugen. Das bedeutet Vorstufe zum Angriff und macht den Hund unsicher.
Streicheln Sie den Hund an der Körperseite die er ihnen gerade zuwendet. Nicht über die Schulter greifen.

An dem Tag an dem Sie den Hund haben füttern SIE ihn.
Wenn Sie den Hund füttern er kommt gerade auf Sie zu dann rufen Sie ihren Namen, loben für das Kommen, aber nicht zu viel oder aufgeregt, lassen den Hund sitzen und dan bekommt sie die Futterschüssel.

Wenn Sie den Hund rufen und sie weicht aus dann gehen sie Schritte zurück und nicht auf sie zu.

Langfristig müssen sich aber Ihre Kinder mit dieser Problematik befassen und die Lösung kann nur die Konfrontation sein.
Am Besten wäre eine kompetente Hundeschule geeignet, am Anfang vielleicht ein Trainer der ins Haus kommt.

Wissen Sie denn wie der Hund, bevor er zu Ihren Kindern kam, gehalten wurde.
Das Verhalten klingt für mich nach Aufzucht in einem Stall oder Zwingeranlage wo die Mutter schon wenig Menschenkontakt hatte.

Wenn der Hund von einem Züchter kommt dann würde ich den mal mit ins Boot holen oder wenigstens Auskunft verlangen.

Ich habe selber einen Hund aus der Slowakai. Der kam bei mir in Deutschland als völlig verängstiges hysterisches Hundebündel an. War da aber schon erwachsen.
Der wollte anfangs auch nur ausweichen, sich verkriechen, hat alles, inklusive Papierfetzen auf der Straße, angekläfft.

Ich habe ihn daher anfangs zu Hause mit seiner Leine an meinem Oberschenkel angebunden und ihn wortlos und ohne Kommandos hinter mir hergeführt.
Er musste also immer hinter mir herlaufen, lernte so meine Nähe zu ertragen ohne dass er gefordert wurde.

Alle Schlupflöcher in der Wohnung, in oder unter denen er sich verkriechen konnte habe ich für ihn unzugänglich gemacht.
Wenn ich mich in einem Zimmer aufgehalten habe dann habe ich ihn am Tisch oder auf der Couch angebunden damit er nicht mehr ausweichen konnte.
Angstreaktionen habe ich ignoriert. Ansonsten war er für mich in der Wohnung nicht vorhanden.
Er bekam also für seine Panikäußerungen keine Aufmerksamkeit von mir.
Draußen habe ich natürlich viel mit ihm geübt, weniger gespielt. Übungen sind auch Aufmerksamkeit. Und das anfangs immer mit Leckerli oder seinem Spielzeug und das nie ohne Leine.

Und so sind wir langsam zusammen gewachsen.
Ihr Problem wird sein dass Sie den Hund nur wenig sehen also auch schwer eine Beziehung aufbauen können und der Hund wenig Vertrauen hat.
Suchen Sie sich im Netz Seiten wo Sie Beschreibungen der Hundesprache finden können.
Hunde teilen uns viel mit, allerdings nicht verbal sondern optisch.

Aber wie schon geschrieben.
Sie, oder Ihre Kinder, benötigen eine fachliche Anleitung. Und das so schnell wie möglich.

Wie Sie ja schon selber bemerkt haben wächst sich so ein Angstverhalten nicht aus sondern verschlimmert sich.

Jetzt hoffe ich dass ich Ihnen mit meiner Erklärung etwas helfen konnte. Wenn Sie noch fragen haben melden Sie sich einfach bei mir.
MfG

Hallo,
etwas wichtiges habe ich noch vergessen.
Wenn Emma vor Panik pinkelt dann drehen Sie sich wortlos weg von dem Hund, kein Kommentar, kein Rennen mit dem Wischlappen, der Hund existiert in dem Moment nicht mehr für Sie.
Das Pinkeln machen die ganz kleinen Welpen wenn größere Rudelmitglieder auf sie zukommen. Das Pinkeln soll zum Einen den Pflegetrieb bei den Alten auslösen und auch von Ihnen ablenken.
Ist also ein Relikt aus dem ganz frühen Welpenalter das sie ins Erwachsenenalter hinüber gerettet hat.
Also, wenn Sie sehen die Hündin dreht den Wasserhahn auf, sofort vom Hund abwenden. Emma merkt bald dass sie mit dem Verhalten nicht mehr weiter kommt.
Nach ein paar Minuten oder wenn sie sich beruhigt hat den Hund heran rufen, sitzen lassen und kurz loben.
Lg