Hallo!
Also die UNO ist ja nicht irgendeine übergeordnete losgelöste Macht. Die UNO besteht aus ihren Mitgliedstaaten und die UNO ist das, was die Mitgliedstaaten aus ihr machen. (Gilt ja z.B. auch für die EU - deswegen ist es immer wieder merkwürdig, wenn alle für alles die Schuld auf die EU schieben).
Die UNO hat nunmal faktisch (nur rechtlich) kein Gewaltmonopol, das bedeutet dass das internationale Recht nicht ohne den entsprechenden politischen Willen der Mitgliedstaaten durchgesetzt werden kann.
Wenn man nun Israel betrachtet ist natürlich die Annexion Ostjerusalems ein klarer völkerrechtswidriger Akt, nämlich ein Verstoß gegen die UNO Charta und es ist dabei völlig egal, ob die Palästinenser und die angrenzenden Staaten Israel im Gegenzug anerkennen sollen oder nicht. Eine Verpflichtung zur völkerrechtlichen Anerkennung eines Staates besteht übrigens auch nicht - ein Staat, der Israel nicht anerkennt, begeht keine Verletzung von Völkerrecht. Dabei sollte man auch anmerken, dass eine Anerkennung nur ein diplomatischer deklarativer Akt ist, es ist also für die Staatlichkeit selbst völlig egal, ob ein Staat anerkannt ist oder nicht. Auch Staaten, die z.B. Israel nicht anerkennen, sind völkerrechtlich zur Achtung der Souveränität Israels verpflichtet.
Auch die Türkei begeht keine Verletzung von Völkerrecht, wenn sie die Republik Zypern nicht anerkennt. Sie verletzt haber Völkerrecht (nämlich den EU-Assoziationsvertrag), wenn sie zypriotische Schiffe nicht in ihre Häfen lässt. Sie hat auch nach Meinung mehrerer Juristen durch den Einmarsch auf Zypern 1974 Völkerrecht nicht verletzt, da sie im Garantievertrag das Recht dazu hatte, sie verletzt aber Völkerrecht, wenn sie die Truppen nachdem sie das Ziel der Intervention erreicht hat, nicht mehr abzieht. Die Anerkennung oder Nichtanerkennung spielt dafür keine Rolle.
Damit die UNO ein faktisches Gewaltmonopol erhält, müssten die Mitgliedsstaaten dieses an die UNO abgeben. Dann würde sich aber auch die Frage der Legitimation der zuständigen UNO Organe stellen und da die Mehrheit der Staaten der Welt nicht unserem demokratischen Standard entsprechen wird das problematisch.
Das heißt aber jetzt nicht, dass die UNO überhaupt nichts gebracht hätte. Die Durchsetzbarkeit des internationalen Rechtes hat sich seit dem 2. WK deutlich verbessert. Von einem wirklich zufriedenstellenden Zustand sind wir zwar weit entfernt, aber der Fortschritt ist trotzdem beachtlich.
Gruß
Tom