Wie kommen moderne Piraten an Bord?

Hallo,

in der Wikipedia gibt es einen langen Artikel mit dem Thema „Piraterie“, darunter sogar ein Unterkapitel „Vorgehen moderner Piraten“.

Wie die Piraten aber an Bord kommen, steht darin nicht. Das müssen sie aber, egal was das Ziel der Kaperung ist. Sie kommen heutzutage in Schnellbooten, aber die sind klein, kaum einen Meter hoch. Das erste Deck eines heutigen Frachters liegt aber zehn oder mehr Meter hoch über der Wasserfläche.

Dass sie Hubschrauber nutzen, um an Bord zu kommen, wurde noch nie berichtet. Wenn sie aber wie früher Klammern hochwerfen, an denen Strickleitern hängen, müsste man die Klammern doch nur zurückschieben. Wenn Sie die Klammern über die Reling werfen, könnte man das daran hängende Seil kappen; auch wenn es ein Stahlseil ist.

Aber offenbar schaffen sie es doch, man liest doch immer wieder mal von erfolgreichen Kaperungen. Wie also schaffen sie es?

Grübelt
Carsten

Hallo moderne Piraten besitzen moderne Waffen und die sind der Schlüssel um an Bord zu kommen.
viele Grüße noro

Moin,

ein Schiff, selbst ein „relativ“ kleines wie ein Panamax, hat fast 600m Bordkante. Die Besatzung hat zB eine Größe von 16 Personen, von denen aber manche gerade das Schiff steuern und manche vielleicht auch schlafen. Selbst wenn 6 Leute abkömmlich sind müsste jeder ganze 100m Bordkante verteidigen und das Ganze natürlich auch Nachts, im Dunkeln und über Tage hinweg :wink:

Wie das aussieht wenn es nicht geklappt hat, kannst du bei youtube sehen.
Hier zum Beispiel:


Da haben die einfach eine lange Leiter dabei. Bei einem anderen sah ich das auch so, hochgeklettert wurde dann einfach an einer „Regenrinne“

VG
J~

Die Piraten kommen ja nicht mit vielen Schnellbooten auf einmal, sondern nur mit einem. Man sieht es kommen und muss dann nicht 600 m Bordkante verteidigen, sondern nur den einen Meter, wo das Boot anzulegen versucht. Dafür reichen zwei Leute.
.

Hi.

Nein, das ist falsch. Bedenke, das es sich bei diesen „Leuten“ um meist einfache (das meine ich nicht abwertend) „Seeleute“ handelt und nicht um z.B. Angehörige einer Spezialeinheit. Weiterhin sind diese meist unbewaffnet, ganz im Gegensatz zu den Piraten.
Es wäre IMHO wichtig, jedem Frachter, etc. der gefährdete Routen befährt eine gewisse Anzahl an militärisch geschultem Personal beizuordnen.
Das sind dann aber wieder Ausgaben für die Reederei und nicht finanzierbar.

Hi @Carsten,

in diesem Trailer sieht man es schon ein bisschen, in dem ganzen Film „Captain Phillips“ wird es dann sehr ausführlich und in allen Einzelheiten dargestellt. Die Piraten bedrohen darin die Crew an Deck mit Waffengewalt, werfen schließlich an einer Seite des Bootes einen Enterhaken an Board und klettern dann mit (Strick-?)leitern auf das Schiff.

Schöne Grüße
Stefanie

P.S.: Hier kannst Du Dir diese Szene auch in YouTube ansehen, ab etwa Minute 28:15. Am besten den Film auf „ganze Monitorgröße“ vergrößern und die Geschwindigkeit mit dem „Einstellungen“-rädchen auf 0,75 einstellen.

Ich habe gerade nachgerechnet, seit 23 Jahren schubse ich große Mengen Container von A nach B - durch die Piratengebiete. In diesen 23 Jahren habe ich nicht einmal erlebt, dass ein Schiff mit „meiner“ Ladung durch Piraten angegriffen wurde. Eine Havarie grosse (also den Untergang der Ladung) hatte ich dagegen mit 4 Schiffen.

In der Regel werden Tanker und ähnliches Opfer dieser Attacken - und die haben gewisses Equipment an Bord. Auch gibt es internationale Maßnahmen, ATALANTA z. B.

Ich finde leider ad hoc keine aktuelle Statistik, aber in den letzten Jahren ist allgemein ein Rückgang der Angriffe zu verzeichnen - 2015 waren es 134 (inkl. der nicht erfolgreichen!) bei insgesamt rund 40,000 Frachtschiffen.

Die IMO dröselt die Angriffe fein auf, die meisten Überfälle geschehen im Hafen. Hier ein Link zur letzten Veröffentlichung - September 2017: http://www.imo.org/en/OurWork/Security/SecDocs/Documents/PiracyReports/254%20Sept%202017.pdf

Kurz zusammengefasst:
Ja, es gibt Piraten. Ja, die Reeder & Eigner wissen das. Ja, bei gefährdeten Gütern werden Vorsorgemaßnahmen getroffen. Nein, es ist nicht sinnvoll, jedem der verdammt vielen Frachtschiffe militärisch geschultes Personal beizustellen. Nein, Piraterie ist nicht das größte aller Risiken bei Seetransporten.

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Ja, aber verteidigen kann man sich nur wenn man gut und schwer bewaffnete Leute an Bord hat.
Mit Wasserschläuchen kann man keine Piraten abwehren, wenn die schießen können !

Water Cannons sind verbreitet, allerdings nicht als einzige Maßnahme gegen Piraten.

Jetzt stell dir mal vor, du stehst mit einem Gewehr in einem kleinen, zappeligen Schnellboot, in kurzer Entfernung ist ein 20,000 TEU-Frachter mit Water Cannon. Wer hat wohl die bessere Trefferquote?

Es ist übrigens nicht das Ziel die Piraten zu töten - lediglich sie von der Kaperung abzuhalten. Dazu kann es schon reichen, wenn man das Schnellboot per water cannon mit Wasser füllt.

Heutzutage wollen sie eher ins Parlament

Hast du denn nicht „Captain Philipps“ geguckt?

Die klettern einfach hoch. Einige Schiffe haben daher riesige Scheuche, wie bei der Feuerwehr, so können sie die Piraten daran hindern hochzuklettern.
Das funktioniert allerdings nur bei größeren Schiffen, wenn die Piraten Waffen etc. haben und das Bot klein ist, so sind sie den Piraten oft ausgeliefert.

Sorry, aber ich musste gerade herzhaft lachen.

Kleine Schiffe in der internationalen Cargo Seefahrt sind Panamax-Schiffe, die sind nur ~270 m lang. Unter den Tankern liegt die Knock Nevis mit 458 m vorn, bei den Containerschiffen ist es die Maersk McKinney Møller, auch 400 m. Seitenhöhe jeweils um die 30 m

Also was ist davon klein? Wir reden auf diesen Routen nicht von Nusschalen