Liberalisierung pur
Mit der Kompetenz ist das so ne Sache.
Kommt eine neue Regierung mit einer neuen Idee daher und die floppt nachher, wird jeder sagen, die waren inkompetent. Wird es nachher ein Erfolg, sagen die Leute, das sind endlich mal kompetente Politiker.
Also ist die Kompetenz schwer auszumachen. Wobei bei einem Berufspolitiker, der ja, wie wir schon an anderer Stelle erfahren haben, sehr oft Rechtsanwalt ist, kaum volkswirtschaftliches Praxiswissen gebündelt sein könnte. Was auch nicht unbedingt sein muss, wenn diese Kompetenz wo anders hergeholt wird.
die FDP fordert ein pauschales Buergergeld anstelle von ALG 2
Leistungen (welche sich aufteilen in einem Betrag zum
Lebensunterhalt und einen variablen Betrag fuer ortsuebliche
Mieten und Nebenkosten).
Ich dachte, das Bürgergeld soll gleich hoch sein ohne regionale Unterschiede.
Wenn dies alles in einen Pauschalbetrag veraendert werden
wuerde, was waeren denn die Folgen davon?
Schwarzarbeit.
Bürgergeld abgreifen und nebenbei schwarz arbeiten (wer es kann). Das dann erzielte „Netto“-Einkommen ist für die Betroffenen mit regulärer Arbeit, die ja typischerweise Niedriglohnvollzeitbeschäftigung oder Lohndumpingleiharbeit wäre, niemals zu erreichen.
Arbeitslose muessten in die billigsten Wohnungen ziehen, was
zur Slumbildung fuehren wuerde.
Sagtest du nicht oben, es gäbe eine ortsübliche Leistung, wegen der Mieten?
Dass dies gesellschaftlich nicht sinnvoll ist duerften genug Beispiele aus :anderen Laendern zeigen.
Das ist richtig und kann in vielen Ländern beobachtet werden. Für die Besserverdienenden, das sind die, die mehr netto vom brutto bekommen, gibt es sogar umzäunte und bewachte Wohnanlagen, damit sie vorm gemeinen Bürgeldempfänger geschützt sind.
Arbeitslose wuerden aus Staedten ziehen in denen die Mieten
hoch sind und in Staedte mit geringen Mieten. Dummerweise
haben die meisten Staedte mit hohen Mieten auch die geringste
Arbeitslosigkeit und anders herum. D.h. ein Arbeitsloser hat
in Muenchen bessere Chancen eine neue Arbeit zu finden als in
Chemnitz. Aber die FDP wuerde ihn praktisch dazu zwingen von
Muenchen nach Chemnitz zu ziehen da sich der Staat dann ein
wenig Sozialleistungen spart. Dass der Arbeitslose dadurch
laenger arbeitslos bleibt und langfristig viel mehr kostet hat
die FDP anscheinend nicht mit eingerechnet.
Oder sieht irgendwer in den FDP Plaenen eine Logik? Bitte
erklaert mir diese.
Die FDP wird sich schon was dabei gedacht haben. Die Hinzuverdienstmöglichkeiten für den Bürgergeldempfänger wären schon lukrativer als das was gegenwärtig gilt. Allerdings darf man nicht glauben, dass das den ALG2-Empfänger gegenwärtig vom Arbeitengehen abhält; denn zur Arbeit kann man nur dann gehen, wenn es Arbeit gibt. Und ob das von der FDP richtig eingeschätzt wird, mag durchaus bezweifelt werden.
Wo sollen denn all diese Jobs entstehen, wenn die Politik froh ist und bleibt, dass die gegenwärtig „angestellten“ Arbeitslosen immer noch als „Kurzarbeiter“ oder „1€Jobber“ bezeichnet werden dürfen.