Wie konnte Homosexualität so lange überleben?

Ich verstehe einfach nicht wieso fast 10% der Menschheit und ein ähnlich großer Teil der Tierwelt gleichgeschlechtlich orientiert sind, obwohl das fortpflanzungstechnisch doch ne glatte Niete für die Evolution darstellt.

Vielleicht kann mich mal jemand aufklären…soweit ich das versteh, ist es genetisch veranlagt und dann müsste dieser Genotyp ja relativ schnell aussterben…

Grüße
checkmate

Hallo,

ein Blick in Wikipedia hilft weiter: http://de.wikipedia.org/wiki/Homosexualit%C3%A4t#Evo…

Gruß

=^…^=

Vielleicht kann mich mal jemand aufklären…soweit ich das
versteh, ist es genetisch veranlagt und dann müsste dieser
Genotyp ja relativ schnell aussterben…

Hi

Die Frage, wie viel genetisch ist, und wie viel durch äußere Einflüsse zustande kommt, ist noch nicht geklärt, die wird man auch vorläufig nicht klären können.

Würde es also ein „homo-Gen“ geben, so wäre noch von außen ein Einfluss, der einen homosexuell werden ließe oder eben nicht.

Und selbst wenn wir mal davon ausgehen würden, es gäb da ein Gen, das einen schwul macht oder eben nicht, es gibt auch immer wieder impotente Männer. Die müssten ja theoretisch auch „aussortiert“ worden sein oder? Evolution ist kein An-und-Ausschalter.

Wie du siehst, das ganze Thema ist sehr komplex und schon ohne die Komponente „Verhalten“ kaum erklärbar.

Grüße

Karana

P.S.: Wundere dich nicht, wenn du schief angeguckt wirst für eine so naive Formulierung, Homosexuelle müssten sich rausgemendelt haben.

Hallo checkmate,

eine Eigenschaft, die mit hoher Wahrscheinlichkeit zu Kinderlosigkeit führt, kann sehr wohl rein vererbt werden (ob dies - rein genetisch verursacht - bei Homosexualität so ist, ist jedoch bei weitem nicht sicher).

Geschwister teilen durchschnittlich die Hälfte ihrer Gene, andere Verwandte ebenfalls einen gewissen Anteil. In einem Verband von Individuen, in dem gegenseitige Unterstützung bei der Aufzucht des Nachwuchses stattfindet und auch ansonsten ein gewisses Sozialleben herrscht, ist es für die (indirekte) Weitergabe eigener Gene mitunter von Vorteil, selbst (aus welchen Gründen auch immer, u.a. Homosexualität) keinen Nachwuchs zu haben, sondern sich mit um den Nachwuchs anderer (möglichst nahe verwandter) Individuen zu kümmern.
Auf genau die selbe Art und Weise kann eine Neigung zur Homosexualität genetisch weitergegeben werden: Geschwister (und deren Nachkommen) können eine Genkombination, die ein bestimmtes Verhalten (z.B. Homosexualität) wahrscheinlicher macht, in sich tragen, ohne selbst dieses Verhalten zu zeigen, und es an eigenen Nachwuchs weitergeben. Dieser Nachwuchs habe nun, im Falle dass es homosexuelle Verwandte gibt die sich mit um diesen Nachwuchs kümmern, eine höhere Überlebenswahrscheinlichkeit - die Genkombination wird mit höherer Wahrscheinlichkeit an deren Nachkommen weitergegeben.

(Ich drücke mich absichtlich allgemein aus, da dies auch auf viele Tierarten zutrifft.)

Summa summarum:

  • Eigene Kinderlosigkeit kann ein Vorteil für die Kinder naher Verwandter, die dann eigene Gene (und u. U. „das“ Gen) mit einem teilen, bedeuten.
  • Der Träger eines Gens muss nicht die Ausprägung selbst aufweisen.
  • Neben Vererbung gibt es immer auch Mutation, und hierbei wiederum die (vererbbare!) Neigung zu einer Mutation (der Gene der Nachkommen).

Auf diese Art und Weise sind auch Eigenschaften, die mit hoher Wahrscheinlichkeit (oder sogar sicher) zu Kinderlosigkeit führen, vererbbar, wie z.B. Unfruchtbarkeit oder auch Erkrankungen, die einen Tod vor der Geschlechtsreife hervorrufen.

Viele Grüße,
Nina

Bienen und Blumen
Bei den Bienen sind blos die Königin und die Drohnen fruchbar.
Was glaubst Du würde passieren, wenn die fleißigen unfruchbaren Arbeiterinnen ausgestorben wären?

Antwort, die Königin hätte Langeweile und würde verhungern!

Das größte Problem haben wir Menschen damit, daß wir nicht erkennen, daß wir Sozialwesen sind und uns unsere Kultur ein großen Vorsprung in der Evolution verschafft.

Denk mal drüber nach, was für Eigenschafften Homosexuelle haben könnten gegenüber Kindergroßziehenden. Und dann betrachte mal die Entwicklung von Bevölkerungsgruppen, in denen Homosexuelle einigermaßen akzeptiert sind und welche in denen sie verfolgt werden.

Menschen, die nicht fruchbar sind leisten oft einen sehr wertvollen Dienst für das Wohlergehen und die geistige Weiterentwickung der Gemeinschaft. Auf die Weise profitieren die Fruchtbaren und werden damit überlebensfähiger.

Ich verstehe einfach nicht wieso fast 10% der Menschheit und
ein ähnlich großer Teil der Tierwelt gleichgeschlechtlich
orientiert sind, obwohl das fortpflanzungstechnisch doch ne
glatte Niete für die Evolution darstellt.

Hallo,

na und, wenn schon… bei vielen Tierarten pflanzen sich keineswegs alle Individuen fort, z.B. bei denen, die einen „Harem“ haben, nur die entsprechenden Männchen, die anderen können homo- oder sonstwas sexuell oder enthaltsam sein, das spielt keine Rolle.

Auch beim Menschen könnten z.B. reiche Männer für mehr als genug Kinder sorgen, besonders da wo Frauen gekauft werden müssen.

Gruss Reinhard

Nina hat’s ja schon gesagt.
Aber um es nochmal ganz einfach zu machen.
Bei einer stark familiensozial gebundenen Art, wie dem Menschen, nützen kinderlose Verwandte dem Nachwuchs der Anderen.

Diese Anderen tragen aber weitgehend die gleichen Gene in sich. Bei Geschwistern die Hälfte.

Somit unterstützen kinderlose Verwandte trotzdem indirekt die Weitergabe der eigenen Gene.

Gruß, Nemo.

Hallo Nemo,

was mir hierzu noch einfällt:

Aber um es nochmal ganz einfach zu machen.
Bei einer stark familiensozial gebundenen Art, wie dem
Menschen, nützen kinderlose Verwandte dem Nachwuchs der
Anderen.

In diese Richtung geht auch eine Überlegung, die sich darauf bezieht, warum beim Menschen (und bei Menschenaffen) Frauen eine Lebenserwartung hat, die über die Fruchtbarkeit hinausgeht:
Nicht mehr fruchtbare Frauen können ihren eigenen Nachwuchs bei der Aufzucht dessen Nachwuchses unterstützen.
(Nannte sich, glaube ich, „Großmutter-Hypothese“.)

Man könnte jetzt zwar sagen „kann kaum stimmen, so alt werden Menschen erst seit kurzer Zeit“, aber da vergisst man, dass

a) die angegebene durchschnittliche Lebenserwartung normalerweise die Säuglings- und Kindersterblichkeit mit einbezieht, die früher sehr hoch war; selbst eine angegebene durchschnittliche Lebenserwartung von 30 Jahren (wie für Frühmenschen und dann bis fast in unsere Zeit angenommen) widerspricht nicht dem, dass etliche um Jahrzehnte älter geworden sind (lässt sich aus Skelettfunden ablesen)

b) es nicht darauf ankommt, „hundert Jahre“ zu werden, sondern einfach, nach der Menopause noch einige Zeit zu leben - selbst eine Lebenserwartung von „nur“ 45 oder 50 Jahren bringt diesbzgl. etwas, hier wird eine Frau mitunter noch ihre Enkel beim Aufziehen derer Kinder unterstützen können (wenn man eine frühe erste Schwangerschaft annimmt)

Viele Grüße,
Nina

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