ich bin in Berlin schon öfter BEV als „Stundenmietwagen“ gefahren - also nach Kilometern oder Fahrzeit abgerechnete Kurzmieten (BMW i3 über Drive Now oder VW und Tesla von Miles). Der maximale Nutzungsweg waren vielleicht 25 km. Ein Aufladen durch mich war nie nötig, der Akku stets noch voll genug.
Jetzt überlege ich, im nächsten Urlaub im Oktober, mal einen BEV-Mietwagen für mehrere Tage auf einer Langstrecke zu testen (400 km bis zum Ziel, viel Autobahn und Landstraße). Mein Favorit dabei: Mercedes CLA 250+ (85 kWh Akku).
Die Fragen, die mich umtreiben, die ich noch nicht mit den Vermietern besprach und Antworten darauf hier zu finden:
Der Wagen wird bei Wikipedia mit einer Ladeleistung von 11kW AC, dreiphasig, oder bis zu 320 kW DC angegeben. Was bedeutet das in der Praxis? Welche Anschlüsse kann ich verwenden? Entspricht 320 kW DC dem CCS mit 300 kW (solche „Steckdosen“ habe ich gestern auf einem Autohof gesehen)?
Wie läuft die Bezahlung der elektrischen Energie? Muss ich einen Vertrag mit jemandem schließen und mich vorher durch den Tarif-Dschungel wühlen?
Mein Ziel besitzt in der Garage eine 3-Phasen-Steckdose, ich meine, in rot. Sollte die für den 11kW-Anschluss taugen?
Welche Kabel wird solch ein Mietwagen vermutlich dabei haben? Oder gehört das zur Säule wie der „Rüssel“ bei einer fossilen Tankstelle?
Ihr seht, an dieser Stelle bin ich ein völliger Noob und hoffe auch ein paar hilfreiche und entspannende Antworten.
Entweder den Typ-2-Stecker für das Laden mit Wechselstrom, oder CCS.
Eine berechtigte Frage. Einige Vermieter geben dir eine „Ladekarte“ eines Vertragspartners mit.Solche Firmen haben große Netzwerke, so dass es kein Problem sein sollte, eine Ladestation zu finden. Aber dann musst du ggf. Premiumpreise bezahlen. Da kann die kWh auch mal 1€ kosten, was das elektrische Fahren zum teuren Spaß macht. Oder du suchst dir selber einen Anbieter und benutzst dessen App.
Diese Steckdosen gibt es ein 16, 32, 63 und 125 Ampere. Für 16 und 32 Ampere gibt es problemlos mobile Ladestationen - ein Ladekabel mit CEE-Stecker, Typ-2-Stecker und dazwischen die Überwachungs- und Freigabelektronik. Bereits die kleinste 16 A CEE Steckdose ist für 11 kW gut. Bei fremden Installationen würde ich mich nicht darauf verlassen, dass man das bedenkenlos machen kann. Die Steckdose kanns, aber das Lieblingskabel dummer Elektriker ist halt „einsfünf Quadrat“ - also 1,5 mm² - und demnach für 16 A Dauerlast nur auf dem Papier geeignet - einzeln verlegt, keine Bündelung, nur durch kühle Räume führend, nicht in wärmegedämmten Bauteilen liegend und selbst dann sich bis zur Grenztemperatur von 70°C aufheizend. Aber da ich vermute, dass du kein Ladegerät mit 16A-Drehstromstecker mitbekommen wirst, wird das wohl eher nichts.
Ich vermute, dass dort (wenn überhaupt) nur so eine mobile Ladestation für 230 V Schuko dabei sein wird. Ich nenne das „Oma-Laden“ mit gemütlichen 2,3 kW.
Beim Schnellladen (mit DC) ist das Kabel immer an der Ladestation fest angeschlossen.
Ich ergänze mal ein paar Erfahrungswerte meinerseits.
Nicht die schlechteste Wahl. Hohe Reichweite und gute Ladegeschwindigkeit - da ist man nicht weit weg vom Verbrenner. Die 400km sollten ohne Pause locker machbar sein. Am Ziel dann voll machen und wieder zurück.
Aber Vorsicht: Je nach Anbieter, gibt es evtl. Regelungen zu einem Mindest-Akku-Stand bei Rückgabe. Da vorher nachfragen oder die Mietbedingungen lesen.
Kommen wir mal zum Laden aus technischer Sicht.
Ich habe mir auch schon ein BEV bei einem großen Vermieter geliehen. Ein Ladekabel war nicht im Auto. Beim Mercedes sollte aber das schnelle Laden (CCS) die sinnvollste (wenn auch nicht die günstigste) Variante sein. Wie @X_Strom schon schrieb, auf die Dose würde ich mich nicht verlassen. Zudem ist da ein Adapter + Spezialkabel nötig und das wird garantiert nicht im Auto liegen.
Ich würde für diese Urlaubsfahrt das Thema AC-Laden eher ausklammern. Das macht man nur, wenn das Auto sowieso sehr lange in der Nähe einer AC-Ladesäule geparkt wird. Hotels bieten das i.d.R. an, da muss man dann bei der Rezeption fragen wie das geregelt ist. Dort findet man auch oft AC-Ladestationen mit eigenem Kabel (war bei unserem letzten Urlaub in einem Hotel in der Tiefgarage so).
Ja, das ist leider echt etwas blöd momentan. Wenn man nicht - wie ich - seit Jahren elektrisch fährt und diverse Karten und Apps hat, muss man sich die Route genau anschauen und die vorhandenen Lademöglichkeiten recherchieren.
Ich denke aber, dass es aufgrund der guten Reichweite des Autos ausreicht, in der Nähe des Zielortes sowie bei der Rückkehr (siehe oben: Rückgabe-Bedingungen) je einmal zu laden.
Ad-Hoc-Laden (mit EC- oder Kreditkarte) sollte europaweit bei DC-Ladestationen inzwischen Standard sein. Leider ist das ohne Vertragsbindung in einigen Ländern (inkl. Deutschland) ein teures Vergnügen (üblich sind zwischen 49ct und 79ct pro kWh). Einen Vertrag (mit Ladekarte) abzuschließen kann dann sinnvoll sein, wenn man nach dem Urlaub die Ladekarte weiter nutzt. Die Bedingungen unterscheiden sich von Anbieter zu Anbieter aber erheblich - das ist mit dem Tarif-Dschungel gemeint.
Für eine einmalige Urlaubsfahrt würde ich keinen Vertrag abschließen. Die Ladekosten mögen dann etwas höher sein, gehen aber meist in den sonstigen Urlaubskosten ziemlich unter.
Rechenbeispiel: Die Gesamtreisestrecke beträgt 800km. Da ich die Rahmenbedingungen nicht kenne (Außentemperatur, Wetter allgemein, Durchschnittsgeschwindigkeit), nehme ich mal einen Verbrauch von 20kWh auf 100km an (einfach mal ne grobe Hausnummer, wird vermutlich etwas darunter liegen).
Bei moderaten 50ct pro kWh sind das also 80€ Stromkosten
Bei 60ct 96€
Bei 70ct 112€
Bei 80ct 128€
Ich hoffe doch nicht, dass es noch teurer wird. Voraussetzung ist in dem Fall, dass das Auto mit vollem Akku zurück gegeben wird. Es könnte also günstiger werden, wenn der Anbieter keinen (fast) vollen Akku bei Rückgabe verlangt.
Beim Leihwagen wird die Fahrt damit teurer als mit einem sparsamen Verbrenner - wenn der Mietpreis identisch ist.
Beim eigenen Fahrzeug profitiert man natürlich auch trotz teurer Stromkosten wegen niedrigerer Wartungskosten - und weil man ja in der Regel wohl hoffentlich zu Hause laden können wird. Bei getrennter Messung kommt man da nämlich bei uns auf unter 25 ct/kWh.
Das Schnellladen unterwegs ist daher nur scheinbar teurer als bei einem Verbrenner Kraftstoff zu tanken.
Das wird, falls ich es durchziehe, ohnehin eine Liebhaberei. Einen Mietwagen für 4-6 Tage nehmen, während das eigene Stehzeug auf dem Parkplatz verrottet ist wirtschaftlich nicht sinnvoll.