Wie lange dauert ein Immobilien Gutachten?

Geld & Sparen Immobilien
#1

Hallo!

Ich habe als Haupterbe Immobilien geerbt. Es gibt noch weitere Erben denen ein Pflichtanteil zu steht. Jetzt soll ein Gutachten von einem vereidigten und öffentlich bestellen Gutachter erstellt werden.
Dazu meine Fragen:

Wie lange dauert so ein Gutachten für eine Immobilie?
Wo kann ich Kontakt mit so einem Gutachter aufnehmen?
Wieviel kostet das und werden die Kosten als Nachlassschulden vom Erblasser angesehen?
Wie lange ist so ein Gutachten gültig? Müsste ich wenn ich die Immobilie in 10 Jahren verkaufen wollte ein Neues erstellen?

Danke im voraus.

#2

Hallo,

ich denke, dass ich zumindest einige Fragen beantworten kann:

  1. Die Dauer eines Gutachtens richtet sich zum einen nach der Art und dem Umfang des Objektes - ein Einfamilienhaus ist sicher etwas schneller bewertet als ein Wohnblock mit zig Wohneinheiten oder Spezialimmobilien wie Bauernhöfe, etc. - und zum anderen nach der Auslastung des Gutachters. Normalerweise kannst du hier von einem Mittelwert von ca. 3-4 Wochen nach Objektaufnahme ausgehen, bis das Gutachten auf dem Tisch liegt.

  2. Einen vereidigten Sachverständigen findest du zum Beispiel übers Internet. Da es sich hier häufig um Architekten und Ingenieure handelt, die diese Tätigkeit ausüben, kann man bei der zuständigen Architektenkammer anrufen und dort nachfragen. Gib einfach „Architektenkammer“ bei Google ein und dort werden die Kammern der einzelnen Bundesländer aufgelistet. Da vereidigte Sachverständige auch oft von Gerichten beauftragt werden, lohnt es sich eventuell auch, bei dem Amtsgericht deiner Stadt anzurufen und sich dort jemanden empfehlen zu lassen. Oder frag einen Immobilienmakler aus deinem Ort, die haben meist auch Adressen.

  3. Die Kosten sind - so weit ich weiss - in einer Gebührenordnung festgelegt und bemessen sich am ermittelten Objektwert, ähnlich wie ein Anwalt seine Gebühren nach dem Streitwert berechnet. Ob die Kosten als Nachlassschulden angesehen werden, kann ich leider nicht beantworten.

  4. Die Gültigkeit des Gutachtens würde ich als eher kurz ansehen, da sich zum einen der Markt mit den Jahren verändert und die Immobilie mit der Zeit (wenn keine Modernisierungs- oder Renovierungsmaßnahmen vorgenommen werden) auch weiter an Wert verliert. Ich denke mal, in 10 Jahren interessiert es keinen Käufer mehr, was die Immobilie heute mal wert war.

Ich hoffe, ich konnte dir weiterhelfen.

Viele Grüße
Diana

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

#3

Hallo,

Wie lange dauert so ein Gutachten für eine Immobilie?

das hängt davon ab, wie kompliziert der Fall/die Fälle ist/sind.
Wie beschäftigt der Gutachtende ist

Wo kann ich Kontakt mit so einem Gutachter aufnehmen?

Entweder über eine zuständige Kommer (Architekten/Bauingenieure, Anwälte), oder übers Amtgericht.

Wieviel kostet das und werden die Kosten als Nachlassschulden
vom Erblasser angesehen?

Es gibt eine Gebührenordnung und die Höhe des Honorars ist abhängig vom Wert des Objektes. Man kann aber auch eine Pauschale vereinbaren, was ich getan habe. So ist der Gutachtende in Zweifelsfällen vielleicht weniger versucht, den Preis nach obenzu rechen :wink:

Wie lange ist so ein Gutachten gültig? Müsste ich wenn ich die
Immobilie in 10 Jahren verkaufen wollte ein Neues erstellen?

Im Prinzip hat so ein Gutachten kein Verfalldatum, aber nach gut einem Jahr hat sich der (lokale) Immobilienmarkt meist so verändert, daß ein Gutachten nur noch eine bedingte Gültigkeit hat.

Noch einen Rat.
Setzt euch (alle Erben) vor! Erstellen des Gutachtens zusammen und verfasst etwas schriftliches, daß sich alle an das Gutachten gebunden fühlen, idealerweisem nachdem mit einem Steuerberater und einem Anwalt die Sache gemeinsam besprochen wurde. Der Anwalt kann auch was aufsetzen, daß dann alle unterschreiben. Dann sollte der Gutachter auch gemeinsam gewählt werden.
Klingt vieleicht kleinlich oder gar kindisch, aber wie heißt es so schön:
Beim Erben lernt man die Menschen erst richtig kennen.

Je mehr vorher geregelt wird, desto streßärmer läuft es meist ab.

Gandalf

#4

Hallo,

Ich habe als Haupterbe Immobilien geerbt. Es gibt noch weitere
Erben denen ein Pflichtanteil zu steht.

Wie nun? Erben oder Pflichtteilsberechtigte?

Jetzt soll ein
Gutachten von einem vereidigten und öffentlich bestellen
Gutachter erstellt werden.

Kostet Geld, was man sich ggf. sparen kann, wenn man sich anders auf einen Preis einigt.

Dazu meine Fragen:

Wie lange dauert so ein Gutachten für eine Immobilie?

Solange der beauftragte Gutachter braucht. Da kann man keine Angaben machen. Die sind alle selbständif tätig, der eine hat mehr, der andere weniger zu tun. Der eine macht seinen Job gut, nud braucht ggf. etwas länger, der andere schlecht, und ist dafür morgen schon fertig.

Wo kann ich Kontakt mit so einem Gutachter aufnehmen?

Ich würde mal bei Banken, Notaren, Marklern anfragen, mit wem die in der Gegend gute Erfahrungen gesammelt haben. Die Bandbreite ist trotz „öffentlich bestellt“ leider erschreckend groß. Dies nur als Hinweis, dass man ggf. bei unerwartetem Ergebnis auch noch mal eine zweite Meinung einholen könnte. Ich habe gerade mit einem 2000m² Grundstück zu tun, bei dem zwei Gutachter knapp € 100.000,-- auseinander liegen.

Wieviel kostet das und werden die Kosten als Nachlassschulden
vom Erblasser angesehen?

Kosten gehen nach Wert und sind gesetzlich geregelt.

Wie lange ist so ein Gutachten gültig? Müsste ich wenn ich die
Immobilie in 10 Jahren verkaufen wollte ein Neues erstellen?

Ich weiß nicht, worauf Du hinaus willst? Verkauft wird nicht zu Gutachterwerten, sondern zu dem Wert, den ein konkreter Käufer bereit ist zu zahlen, und den der Verkäufer akzeptiert. Immobilie sind keine Milchtüten von denen 1001 mit identischem Wert zu identischen Preisen im Supermarkt stehen, und binnen kürzester Zeit umgeschlagen werden.

Wenn man sich heute einigt, das Grundstück bewerten zu lassen, dann wird man auf dieser Basis die Anteile der Beteiligten berechnen und auszahlen und gut ist. Oder man einigt sich darauf, dass man die Immobilie erst mal zehn Jahre stehen lässt, dann bewertet und hiernach dann die Anteile berechnet. Ein Verkauf kann mit viel Glück irgendwann mal zum Gutachterwert möglich sein. Realistischer ist allerdings, dass der Kaufpreis mehr oder weniger stark vom Gutachterwert abweicht, weil man die Hütte irgendwann loswerden will, und dann bereit ist, auch einen niedrigeren Preis zu akzeptieren.

Gruß vom Wiz

#5

Jetzt soll ein
Gutachten von einem vereidigten und öffentlich bestellen
Gutachter erstellt werden.

Kostet Geld, was man sich ggf. sparen kann, wenn man sich
anders auf einen Preis einigt.

Wozu überhaupt ein öffentlich bestellter Gutachter? Der muss nicht besser sein als der freie. Habe von öffentlich bestellten Gutachtern schon Gutachten gesehen, da durfte ich berechtigte Zweifel an den Grundrechenarten anmelden.

Wie lange dauert so ein Gutachten für eine Immobilie?

Der eine macht seinen Job
gut, nud braucht ggf. etwas länger, der andere schlecht, und
ist dafür morgen schon fertig.

Und dann gibt es den, der morgen fertig ist, eine gute Arbeit zum guten Preis abliefert und den, der in 4 Wochen einen vor Fehlern strotzenden Berg Papier hinlegt, oben drauf die maximal mögliche Rechnungssumme angetackert hat.

Wo kann ich Kontakt mit so einem Gutachter aufnehmen?

Dies nur als Hinweis, dass man ggf. bei unerwartetem
Ergebnis auch noch mal eine zweite Meinung einholen könnte.
Ich habe gerade mit einem 2000m² Grundstück zu tun, bei dem
zwei Gutachter knapp € 100.000,-- auseinander liegen.

Unter der Annahme, ich wüsste nicht, wo ich suchen soll, würde ich meine Bemühungen an den Gutachterausschuss richten. Die sind auch immer bestrebt, keine schwarzen Schafe in ihren Reihen zu haben. Oder sollten das :wink:
Und was sind schon 100.000€ wenn der niedrigere Wert 300.000€ sind?
Enstpricht in etwa 33,333333%

Wieviel kostet das und werden die Kosten als Nachlassschulden
vom Erblasser angesehen?

Kosten gehen nach Wert und sind gesetzlich geregelt.

Oder werden vorher fixiert! Ist meist die bessere Lösung.

Immobilie sind keine Milchtüten von denen 1001 mit identischem
Wert zu identischen Preisen im Supermarkt stehen, und binnen
kürzester Zeit umgeschlagen werden.

Unsere Bauern wollten auch mehr für die Milch. Wenn ich mich recht entsinne, wollen die 10 Cent mehr, dann eben 43 Cent. Oder etwa 10%

Versucht doch einfach, die Hütte zu verkaufen. Jeder Makler, der den Markt kennt, hat hier eine ungefähre Preisvorstellung. Der Gutachter liefert den zweiten (oder ersten) Blick.

#6

Hallo,

nur kurz:
Kosten: Das Honorar für die Verkehrswert-Gutachtenerstellung erfolgt meist auf Basis der Tabelle zu § 34 Abs. 1 der HOAI (Honorarordnung für Architekten und Ingenieure). Bei Gerichtsgutachten wird nach JVEG (Justizvergütungs- und Entschädigungsgesetz) abgerechnet (hier wohl nicht der Fall). Es können bei Privatgutachten selbstverständlich immer auch Pauschalhonorare vereinbart werden. Bei Interesse an der HOAI, bitte melden.

Dauer: Objektabhängig, und je nachdem, welche Unterlagen beschafft werden müssen, so kann es durchaus einige Wochen dauern, bis der SV alle Unterlagen von den zuständigen Behörden erhält, meist ist eine Dauer bei einem normalen EFH von 2-3 Wochen realisierbar. Bei Interesse an Unterlagenliste, ebenf. melden.

Gültigkeit: Es handelt sich um eine Stichtagsbewertung! Bsp: Heute bewertet mit x, Morgen brennt die Hütte ab. O.k. ist drastisch, aber auch der Immobilienmarkt unterliegt Schwankungen. Bei Gericht werden Gutachten meist 2 Jahre anerkannt, danach sollte neu bewertet werden.

Beauftragung: Es sollten tatsächlich alle Miterben den SV beauftragen, damit es nachher keinen Ärger gibt.

ö.b.u.v: Muss nicht unbedingt sein, kann auch ein freier SV sein, ö.b.u.v. geniessen bei Gericht jedoch meist ein höheres Ansehen.

Informationen über SV´s: Freie SV (googeln: Stadt und Gutachten oder Stadt und Sachverständige), ö.b.u.v. SV: IHK Liste bundesweit (googeln: ihk sachverständige)

Bei Fragen, siehe Mail oben.

Einen angenehmen Tag und viel Erfolg.

Bernd