Wie lange habt ihr getrauert?

hallo,

ich habe letzte woche meine mutter durch einen verkehrsunfall verloren.
Mein herz tut weh, ich bin wie gelähmt und ich bin noch unter schock!
(bin 32 jahre alt)
die von Euch, die auch eine Elternteil verloren haben,
wie lange ging Eure schlimmste phase, ab wann wurde es ein wenig besser? dieser schock dauerzustand ist nicht zu ertragen.

Hallo,

ich habe zwar als nahes Familienmitglied bisher nur meinen Großvater verloren, aber alles in allem hat es bestimmt zwei Jahre gedauert, bis ich darüber reden konnte ohne das ich anfange rumzuheulen.

Es war aber auch so, dass die richtig schlimme Phase erst ein halbes Jahr nach seinem Tod kam, nachdem die ganzen Formalitäten über der Bühne waren und ich halbwegs zur Ruhe gekommen bin.

Die Trauer bleibt aber, sie wird nur mit der Zeit anders. Und am schlimmsten für mich ist dabei, dass die Erinnerungen verblassen.

Ich wünsche dir viel Kraft und nimm dir die Zeit die du brauchst. Es wird gute Tage geben (für die muss man sich nicht schämen), und es wird auch verdammt miese Tage geben. Nimm die Stimmungen wie sie gerade sind und versuche nicht dagegen anzukämpfen, dass macht es nur schlimmer.

LG
S_E

Nach nem Jahr ging es und nach zwei Jahren wurde es erträglich.

Nimm Dir Zeit mit Deiner Trauer zu leben. Wenn Du nicht weiter kommst oder das Gefühl hast, dass Du über lange Zeit keinen Boden unter die Füße bekommst, dann suche Dir eine Trauergruppe über z.B. die Kirche, Lebenshilfe etc.

Mein Mitgefühl hast Du. Das überrumpelt einen einfach - ging mir genauso.

Alexandra

hallo,

ich habe letzte woche meine mutter durch einen verkehrsunfall
verloren.

Mein Beileid! Der Schock muß noch schlimmer sein, wenn es von jetzt auf gleich passiert. Ich hatte wenigstens ein paar Wochen von der Information der Krankheit bis zum Tod.

wie lange ging Eure schlimmste phase, ab wann wurde es ein
wenig besser? dieser schock dauerzustand ist nicht zu
ertragen.

Puhhh, schwierig. Die schlimmere Phase kam eigentlich erst nach dem Schockzustand, also Wochen später. Im Schockzustand hatte ich noch keine wirkliche Zeit zu realisieren, was los ist. Ich erinnere mich, daß ich z. B. durch ein Kaufhaus bin und nicht glauben konnte, daß das Leben weiter geht, daß die gleichen Ferienserien weiterlaufen, daß alles so bleibt wie es ist. Man denkt ja irgendwie die Welt müsse stehenbleiben… In der S-Bahn hab ich alle möglichen Leute beobachtet und mir überlegt wie es jedem einzelnen wohl gehen mag, ob jemand glücklich ist, ob traurig…

Also es war wirklich ein Schockzustand und ich hab 24 Stunden lang nur an den Todesfall gedacht.

Aber das Vermissen, das Realisieren, daß sich eben doch irgendwie alles ändert, obwohl sich gleichzeitig nichts ändert, kommt erst später. Auch der Schmerz…

Der Schmerz bleibt immer, die Trauer auch, aber beides verändert sich mit der Zeit.

Ich hab ein ganzes Jahr völlig anders gelebt als vorher. Viel intensiver, aber auch ruhiger - obwohl ich wahnsinnig viel gemacht hab in der Zeit.

Jeder trauert anders, deswegen kann wohl niemand irgendwelche Empfehlungen aussprechen.

Ich wünsche und hoffe, daß du liebe Menschen um dich herum hast.

Liebe Grüße,
Christiane

Sorry, bin halt doch nicht multitasking…

daß die
gleichen Ferienserien weiterlaufen,

…das oben sollte Fernsehserien heißen.

Hallo GiCI,

mein allerherzlichstes Beileid!!!

Ich kann mich Christiane nur anschließen: Ich hatte wenigstens etwas Zeit, mich „vorzubereiten“. Da mein Vater an Krebs gestorben ist und zum Schluss nur noch ein Häufchen Elend war, gab es auch etwas „Erleichterung“, dass er nicht mehr leiden muss. Das ist jetzt knapp vier Jahre her - aber die Trauer und der Schmerz noch da und auch immer mal wieder Momente, in denen mir die Tränen in die Augen schießen, wenn ich über ihn rede. Es wird wohl nie vergehen, da dieser Mensch eine ganz besondere Rolle in meinem Leben gespielt hat.

Aber die Trauer verändert sich. Die ersten Wochen habe ich nur funktioniert: Ich habe mich in Arbeit gestürzt, habe mich um die ganzen „Angelegenheiten“ gekümmert; sonst hätte ich wohl nur geheult.

Dass ich nicht mehr täglich an ihn und seinen Tod gedacht habe, hat ca. ein Jahr gedauert (das „klassische“ Trauerjahr). Dann wurde es erträglicher.

Aber es muss auch nicht so „extrem“ sein: Meine Freundin hat ihren Vater im Sommer 2009 verloren. Kurz danach hat sie erfahren, dass sie wieder (nicht geplant) schwanger ist. Ihr hat der Glaube daran, dass dieses neue Wesen einen ganz besonderen Sinn erfüllt (und ihr Glaube überhaupt), geholfen, mit der Trauer ganz anders umzugehen.

Auch meine Schwester (Mutter von drei Kindern und Pastorenfrau) musste nicht so lange leiden/trauern (was ich ihr ungerechterweise auch mal vorgeworfen habe).

Kinder und Glaube scheinen einem zu helfen - leider habe ich beides nicht!

Pass auf Dich auf und zieh Dich nicht zu stark zurück von liebenden Menschen, die Du jetzt benötigst!

Alles Liebe

Kathleen

Moin GiCI!

Mein herzliches Beileid! Durch die Plötzlichkeit eines Autounfalls muss die Unfassbarkeit des Todes noch heftiger sein.

Die Frau meines Mannes ist letzten Sommer gestorben. Die ersten Tage waren wie im Schockzustand bis zur Beerdigung. Dannk kam eine Phase der heftigen Trauer mit viel Tränen. Und etwa ein halbes Jahr lang war mein Mann wie hinter einer Scheibe. Ich kann es schlecht beschreiben. Er war nicht richtig da. Er war nicht verzweifelt, nicht furchtbar traurig, nicht fröhlich; er war wie in Watte. Nach einem halben Jahr wurde es besser.

Jetzt ist es so, dass er (und auch ich) immer noch oft traurig sind, aber es nicht mehr unser erster und nicht der letzte Gedanke des Tages.

Ich wünsche Dir Menschen um Dich herum, die Dich lieben und die Dir helfen. Ich wünsche Dir Kraft und Zuversicht und ich verspreche Dir, es wir besser werden!

Liebe Grüße
Tiri

Hai!

Die Trauer bleibt aber, sie wird nur mit der Zeit anders. Und
am schlimmsten für mich ist dabei, dass die Erinnerungen
verblassen.

Dem kann ich nur zustimmen aber das merkt man erst nach einigen
Jahren. Seine Eltern zu vergessen und irgendwann da stehen und nicht
mehr das Gesicht zu wissen, das ist trifft einen.

Der Plem

Hallo,

mein Beileid erstmal.
Ich habe meinen Vater sehr plötzlich (Selbstmord), meine Mutter schnell (Krebs innerhalb 5 Wochen) und meinen Mann langsam (Krebs 8 Monate) verloren.
Am Schlimmsten war der Tod meiner Mutter, nicht, weil sid mir am Wichtigsten gewesen wäre, das war mein Vater, sondern weil die Situation im Krankenhaus so schrecklich war, dass ich danach ein Jahr lang Alpträume hatte.

Allen Todesfällen gemeinsam war eine langsame Verarbeitung die über diverse Gfühlsstufen ging. Da war teils auch Wut auf die Verstorbenen dabei - Sachen, die nie diskutiert worden sind, Streitpunkte, auf denen man nun alleine sitzen blieb, aber auch einfach viel Trauer.
Es dauert halt, bis alles überstanden ist, wird mit der Zeit immer weniger, aber eine konkrete Zeit kann man nicht angeben.
Nach einem Jahr ist es schon viel besser, aber auch nach drei Jahren denkt man immer mal wieder daran, vor allem abends vorm Einschlafen.
Es wird erträglich, jeden Tag mehr.

Lass die Trauer einfach zu, so wie sie kommt, mitsammt eventueller Wut. Gehört alles dazu.
Es wird besser.

Gruß, Hovke