Hallo zusammen,
ich habe gerade das wunderbare Buch „Die Dialektik der Übergangsperiode von Nirgendwoher nach Nirgendwohin“ meines russischen Lieblingsautors Viktor Pelewin gelesen. An einer Stelle wird das Christentum mit dem Kommunismus verglichen. Sehr amüsant. Pelewin lässt dort einen Bahnreisenden sagen:
„Sie werden (…) die Beschlüsse des 15. Parteitages der KPdSU mit denen des 16. Parteitages verglichen haben. Aber schon damals war klar, dass es niemals einen, sagen wir: 443. Parteitag der KPdSU geben würde. Alleine schon diese Zahl hätte den Bankrott des gesamten Projektes bedeutet. Und genausowenig steht zu erwarten, dass wir einmal das Jahr 5000 nach Christi Geburt begehen werden.“
und weiter
„Und dennoch, das werden Sie zugeben müssen, hatte das Christentum eine ästhetisch und eschatologisch deutlich umrissene Zeitperspektive, innerhalb derer das Projekt vorangetrieben wurde. Und zwar das Millenium. Das Millenium verstrich, man wartete und wartete - er kam nicht. Das nächste ging zu Ende, man wartete wieder - er kam wieder nicht. Jetzt läuft das dritte. Aber das man ein fünftes nicht mehr abwarten kann, leuchtet ein, oder?“
Die Religionen als soziales Regulativ hat es immer gegeben und unzählige sind untergegangen. Manche sind noch schwach als Nachhall in verfallenen Sakralbauten untergegangener Epochen zu bewundern. Die meisten haben es nicht geschafft überliefert zu werden. Warum sollte es den Christen anders ergehen? Wer sagt uns, dass die Propheten auf denen kommende Religionen aufbauen werden nicht schon längst wirken. Warum sollte man in 100 Jahren nicht anfangen obskure Sektenführer von heute wieder zu entdecken und zu verehren? Religionen zu stiften?
Momentan ist das langsame Sterben der Amtskirchen zu erleben. Nebenbei schiessen Sekten wir Pilze aus dem Boden. Auf dem Jahrmarkt der religiösen Sinnstiftung ist für jeden etwas dabei.
Meine Frage an die Christen unter Euch: Wie lange kann man noch durchhalten? Ich meine die Gläubigen bei der Stange halten ohne das was passiert?
Gruß
Tom
