Wie lange werden Reanimationsversuche gemacht?

Hallo, ich mal wieder :smile:

ich habe mich gefragt, wie lange werden eigentlich Wiederbelebungsversuche durchgeführt? Wo ist der Punkt an dem ein Arzt, Rettungssanitäter etc. erkennt, dass es nicht mehr geht?

Ist es anders bei Paienten, die man kurz „wiederholen“ konnte und die dann wieder keinen Herzschlag haben? Versucht man es da länger?

Sicher braucht es dazu ein Beispiel, weil man es nicht verallgemeinern kann?!

Wenn bei einer OP dem Patienten das Herz stehen bleibt, wie lange versucht man es wieder zum Schlagen zu bekommen? Woran erkennt der Arzt, dass das Herz nicht mehr schlagen wird? Woher weiß man, dass man nicht zu früh aufgehört hat?

So viele Fragen. Danke für Antworten. :smile:

Hallo,

in der Regel ist das der Fall, wenn 20 min lang eine Nulllinie auf dem EKG besteht, ohne dass irgendein anderer Rhythmus zwischendurch erkennbar ist.

Es gibt allerdings so viele Ausnahmen und besondere Situationen etwa bei einem unterkühlten Reanimationspflichtigen, bei dem man es wesentlich länger versucht.

Dass man zu früh aufgehört hat, passiert eigentlich nicht.

Für weitere Informationen s. Homepage der ERC.

Grüße
Liete

Hallo,

eine feste Regel gibt es nicht. Ende der Reanimation ist wenn ein Arzt den Patienten für unwiderruflich tot erklärt.

Wenn zu keinem Zeitpunkt der Reanimation überhaupt irgendeine Reaktion des Herzens erkennbar ist werden Wiederbelebungsmaßnahmen in aller Regel nach frühestens 20 Minuten eingestellt. Festgeschrieben ist das nirgends, allerdings hat sich dieser Zeitrahmen weitgehend etabliert.

Sollte das Herz zwischenzeitlich wieder Aktionen bringen setzt man die Reanimation fort weil die Hoffnung besteht, das Herz wieder in einer geregelten Eigenrhythmus zu überführen.

Beeinflusst wird die Entscheidung durch alle möglichen Umstände der konkreten Situation. Bei einem alten Menschen wird man seinen (vermutlichen) natürlichen Tod eher akzeptieren können als bei einem Kind, wo man - bis hin zu psychologischen Gründen für die Angehörigen - maximal lange reanimiert.

Bei einem durch ein Trauma (Unfall) verursachten Herzstillstand kann es aber auch sein, dass man eine Reanimation bereits nach wenigen Minuten einstellt (oder gar nicht mehr beginnt): die Wahrscheinlichkeit, einen Traumapatienten erfolgreich zu reanimieren, liegt bei 1:99 und „mit dem Leben nicht zu vereinbarende Verletzungen“ können durch eine Wiederbelebung nicht behandelt werden.

Im Gegensatz dazu kann man internistisch bedingte Asystolien häufig in den Griff kriegen wenn die Reanimation schnell genug beginnt und mit Medikamenten die auslösende Ursache bekämpft werden kann. Insofern macht es dann auch Sinn länger zu reanimieren wenn das Herz Reaktionen zeigt. Selbst wenn das kein gesunder Rhythmus ist - den kann man ggf. wieder in richtige Bahnen lenken.

Ab und zu zeigt sich allerdings auch das Phänomen der elektromechanischen Entkopplung: dann zeigt das EKG zwar elektrische Impulse, die werden vom Herzmuskel aber nicht mehr mechanisch beantwortet. Da aber nur die tatsächliche Pumpleistung zählt ist dieser Zustrand einem fortgesetzten Herzstillstand gleich.

Gruß,

MecFleih

Hallo,

Wenn zu keinem Zeitpunkt der Reanimation überhaupt irgendeine
Reaktion des Herzens erkennbar ist werden
Wiederbelebungsmaßnahmen in aller Regel nach frühestens 20
Minuten eingestellt. Festgeschrieben ist das nirgends,
allerdings hat sich dieser Zeitrahmen weitgehend etabliert.

Hmm, also etabliert hat sich ja nach Region auch 30 min?! Also es kommt wie schon gesagt wurde, auf die Ursache und die gesamten Umstände an, getreu nach dem Satz:

„No one is dead until warm and dead“. So wurde schon nach längerer Zeit, erfolgreiche Reanimationen erzielt.

Liebe Grüsse
Anja

Insbesondere, und das fiel bei den bisherigen Antworten meiner Meinung nach fast unter den Tisch- kommt es darauf an, wie schnell auf der Herz-Kreislauf-Stillstand reagiert wird- der wird im OP vielleicht recht schnell erkannt, die meisten Leute bekommen einen solchen Herz-Kreislauf-Stillstand aber zu Hause, bei der Arbeit, auf der Straße etc. Da wird, gerade in Deutschland leider immernoch viel zu wenig dafür getan, dass sofort darauf reagiert wird, sofort eine Reanimation eingeleitet wird.
Studien belegen, dass mit jeder Minute nach Einsetzen des Stillstandes, in der dem Patienten nicht geholfen wird (Herz-Lungen-Wiederbelebung) die Überlebenswahrscheinlichkeit des Betroffenen um 7-10 % sinkt!
Der Rettungsdienst braucht im Bundesdurchschnitt 8-10 Minuten, bis er beim Betroffenen angekommen ist- im schlechtesten Fall hat der Patient dann noch eine Überlebenswahrscheinlichkeit von 0%
Also liebe Leute, einmal mehr der Aufruf- Erste-Hilfe-Maßnahmen beherrschen und anwenden!
Ansonsten kann man ganz einfach keine definitiven Werte angeben, wie lange eine Reanimation fortgeführt werden soll. Selbst im OP ist dies noch von einer ganzen Menge Umstände abhängig, vom Alter des Patienten, von der OP, von der Erkrankung / Verletzung, die zur OP führten, von weiteren Grunderkrankungen, ggf. bis hin zur Umgebungstemperatur etc.

Hi,

Insbesondere, und das fiel bei den bisherigen Antworten meiner
Meinung nach fast unter den Tisch- kommt es darauf an, wie
schnell auf der Herz-Kreislauf-Stillstand reagiert wird-

ich habe das bewusst nicht erwähnt, weil es von Ersthelfern (und das sind ja die meisten in diesem Forum) gern falsch ausgelegt wird.
Die sollen immer reagieren (es sei denn, es gibt mit dem Leben nicht zu vereinbarende Verletzungen); egal, ob da jemand vor ihren Augen umgefallen ist oder schon seit fünf Minuten reanimationspflichtig ist, wenn sie eintreffen.

Jemanden, der einen „frischen“ Herz-Kreislauf-Stillstand hat, bekommt man in der Regel schneller wieder, das stimmt schon. Aber wenn auch er über eine festgelegte Zeit hinaus - bei nicht-Vorliegen einer reversiblen Ursache für den HKS - keine Rhythmusaktivität im EKG aufweist, wird man auch hier irgendwann abbrechen müssen.

Allerdings hast du selbstverständlich Recht: Je früher man hilft, desto besser sind die Erfolgsaussichten.

Grüße

Grundsätzlich darf - zumindest in Österreich - nur ein Arzt die Reanimation abbrechen (außer es liegen sichere Todeszeichen wie Totenstarre, Verwesung etc. vor)
In der Praxis wird man bei einer Rea, bei der keine sicheren Todeszeichen vorliegen oder keine klare Nullline im EKG zu sehen ist, primär einmal anfangen.
Während der Reanimation wird sich der Notarzt mittels Fremdanamnese ein Bild über den Patienten machen. Dabei wird Alter, Krankheiten, Dauer seit Cardiac Arrest, etc. einfließen.
Ein Abbruch ist immer Teamentscheidung. (zumindest bei uns) Dabei wird man neben dem Status des Patienten auch EKG Rhythmus, etc einfließen lassen. Wenn nach 20min-30 min im EKG-Bild keine Chancen auf Defibrillation (Kammerflimmern, Kammertachykardie) zu sehen ist, wird man wohl abbrechen. Davon ausgenommen sind natürlich Reanimation nach Ertrinkungsunfällen und wenn bestimmte Medikamente gegeben wurden (z.B.: Thrombozytenaggregationshemmer)

Ergänzung
Hallo,

Komischerweise ist ein Teil meines alten Textes nicht angekommen.

Wenn kein ROSC, kein defibrillierabarer Herzrhythmus, keine Ersthelfer CPR und der Herzkreislaufstillstand nicht vom Rettungspersonal beobachtet wurde, es primär kein AED Gerät für Schock gegeben hat (sprich ein elektrischer Strom gegeben wurde), ist die Prognose so schlecht, dass eine Reanimation beendet werden kann.

Liebe Grüsse

Anja