Wie lange wird man als neuer gesiezt?

hallo,

habe da mal ne frage:

bin 30 und seit 2 monaten neu im büro. in der gesamten firma duzen sich die leute, wobei dies nicht wie in meinen früheren firmen zum konzept gehört, sondern sich wohl eher unter den einzelnen kollegen ergeben hat, da sie sich alle recht gut kennen. ich jedenfalls bin im moment der einzige neue und werde auch nach 2 monaten noch von allen gesiezt.

da die kollegen in meiner abteilung teils nur unwesentlich älter sind und auf der gleichen hierarchie-ebene stehen (alle einfache angestellte, keine führungskräfte) und auch der umgang zwischen mir und den kollegen nicht anders ist als zwischen den kollegen untereinander, fällt es mir sehr schwer, als einziger beim sie zu bleiben. offensichtlich fällt es auch den kollegen schwer, denn sie versprechen sich häufig, aber wenn ich dann zurück duze, heißt es auf einmal wieder sie, als würden sie sich mit absicht darum bemühen, hier eine künstliche distanz zu halten, obwohl sie sich mir gegenüber genauso kumpelhaft benehmen wie untereinander, woraus wohl auch ihre ständigen versprecher resultieren.

da ich jünger und neu bin, kann ich es ihnen nicht von mir aus anbieten. da sie es von sich aus aber nicht anbieten und selbst nach versprechern wieder auf das sie zurückgehen, kommt es mir echt so vor, als wollten sie mich ums verrecken nicht duzen, um mir zu zeigen, dass sie mir überlegen sind. ich finde das irgendwie fast schon ein bisschen asozial, obwohl es alles sehr soziale und nette leute sind, die sich sogar gegen mobbing in der firma aufgestellt haben.

da ich mich total unwohl fühle, irgendwie nicht gemocht bzw. ausgegrenzt, wollte ich mal fragen, ob hier jemand weiß, was das verhalten der kollegen zu bedeuten hat und wie lange das wohl noch so gehen wird.

das erstaunliche ist, dass selbst in anderen abteilungen die leute sich mir bereits beim ersten kontakt mit du vorgestellt haben, obwohl ich mit denen weniger zu tun habe als mit den leuten in meiner abteilung.

ps: denen einfach mal zu sagen, dass es mich stört, scheidet für mich aus, weil ich den gedanken nicht loswerde, dass sie es mit absicht machen, um sich irgendwas zu beweisen, was ich ihnen dann ja mit meiner ansage bestätigen würde. mich würde also in erster linie nur mal interessieren, wie ihr das verhalten interpretiert und wie sich das voraussichtlich weiterentwickeln wird, wenn ich selbst nichts sage und so tue, als würde es mich nicht jucken und einfach konsequent zurücksieze.

danke vorab und schöne grüße

martin

Hallo Martin,

so leicht kann man es sich schwer machen!

Die Kollegen gehen mit Dir doch genauso um wie mit den etwas „Altgedienteren“, gell?. Der Umgang ist locker, das Betriebsklima scheint zu passen. Habe ich das soweit richtig verstanden?
Wenn keiner Anstalten macht, Dir das Du anzubieten, und Du schon die wildesten Ursachen hineininterpretierst, dann mach’ selbst den Mund auf.
Du steigerst Dich womöglich in die hypothetischen „Motive“ der Kollegen soweit hinein, dass Du ihnen gegenüber misstrauisch und verschlossen wirkst.
Mach dem ein Ende.
Sollte Dein Ansinnen abgelehnt werden, kannst Du immer noch über die Gründe dafür nachdenken.

Viel Erfolg,

Susanne

Moin Martin,

Susanne hat es schon gesagt, man kann sich selbst Probleme schaffen.

Ich würde mir noch keine Gedanken machen und die Probezeit abwarten.

Wenn Du dann ein „richtiger“ Kollege bist, wird sich die Situation vermtl. ändern und Du kannst Dir auch mehr Rechte einräumen.

Wie sind die Gepflogenheiten in der Fa., ich denke da an den „Einstand“, ich kenne es so, dass ein kleiner Imbiss mit der Übernahme in einen unbefristeten Arbeitsvertrag veranstaltet wird. Das wäre auch ein guter Zeitpunkt zu sagen, dass Du Dich jetzt „richtig“ dazu gehörig fühlst und auch gerne allen das „Du“ anbietest.

Ich kenne aber auch Situationen, da wollten einzelne Mitarbeiter sich absolut nicht duzen lassen, obwohl sich alle Anderen duzten.

Alles Gute und viel Erfolg im neuen Job!

Gruß Volker

nun ja, ich muss dazu sagen, dass ich zeitarbeiter bin, aber mindestens 1 jahr da bleiben soll. einen einstand hatte ich in dieser zeit nicht vor zu geben und kenne es von zeitarbeitern auch nicht - gibt ja eigentlich auch nichts zu feiern, wenn man weiß, dass man bewusst als zeitarbeiter gewählt wurde, um einen schnell wieder loszuwerden und eigentlich nur ausgebeutet wird, während alle anderen das doppelte verdienen… allerdings bin ich kein zeitarbeiter, der nur einen hilfsjob macht, sondern durchaus qualifizierte fachkraft, die ohne große einarbeitung bereits voll im tagesgeschäft steht. ich fühle mich bis auf das „sie“ voll ins team eingebunden und habe auch sonst die gleichen rechte wie alle anderen. außerdem kenne ich es aus meiner alten firma auch nicht, dass der zeitarbeiter gesiezt wurde, wenn sich alle anderen geduzt haben, auch dann nicht, wenn er nur einige monate da war und ebenfalls keinen einstand gegeben hat.

meint ihr, zunächst auf den einstand zu verzichten, ist in diesem fall korrekt? kann es am fehlenden einstand liegen, dass sie einen siezen und wenn ja, ist das nicht ein wenig aufgesetzt, wenn denen eh schon ständig das du rausrutscht?

ich tue mich ein bisschen schwer damit, den mund aufzumachen, denn ich verhalte mich super locker und trotzdem gehen die immer wieder von sich aus auf das sie zurück, selbst wenn ich sie auch schonmal auf versprecher hin einfach zurückgeduzt habe - demnach wollen sie es nicht, aber müssen sich scheinbar dennoch zwingen… habe mal gelesen, dass penetrantes siezen als arrogant empfunden wird - und genauso empfinde ich es, zumal ich eben in allen anderen abteilungen wie selbstverständlich von anfang an geduzt werde…

Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht nass
Hallo,

nun ja, ich muss dazu sagen, dass ich zeitarbeiter bin, aber
mindestens 1 jahr da bleiben soll. einen einstand hatte ich in
dieser zeit nicht vor zu geben und kenne es von zeitarbeitern
auch nicht - gibt ja eigentlich auch nichts zu feiern, wenn
man weiß, dass man bewusst als zeitarbeiter gewählt wurde, um
einen schnell wieder loszuwerden und eigentlich nur
ausgebeutet wird, während alle anderen das doppelte
verdienen…

ich fühle mich bis auf das „sie“ voll ins
team eingebunden und habe auch sonst die gleichen rechte wie
alle anderen.

Was nun? Möchtest Du dazu gehören, oder nicht?

Wenn Du dazu gehören möchtest, dann gib den Kollegen einen aus. Weil Du die Kollegen nett findest, und nicht, weil sich die Investition rechnen soll. (So ein Team hat seine eigene Dynamik, das ist nicht immer kaufmännisch zu fasssen.)

Und wenn nicht, dann eben nicht.

Gruß
Jörg Zabel

[…]

M.M.n. ist der Status „Zeitarbeiter“ schon ein wichtiger Unterschied.
Ein „Einstand“ ist dann nicht notwendig, denke ich.

meint ihr, zunächst auf den einstand zu verzichten, ist in
diesem fall korrekt? kann es am fehlenden einstand liegen,
dass sie einen siezen und wenn ja, ist das nicht ein wenig
aufgesetzt, wenn denen eh schon ständig das du rausrutscht?

„Wenn denen eh schon ständig das du rausrutscht“, dann würde ich bei nächster Gelegenheit fragen „Dies Hin- und Her mit Du und Sie finde ich nicht gut, also Duzen oder bleiben wir beim Sie“. So habe ich es in ähnlichen Situationen gemacht und es ist immer zum „Du“ gekommen.

Gruß Volker

Nach Deinem Text zu urteilen, bist Du ein Knauserer.
Sparen wo es nur geht. Ein Interesse an einer Zusammenarbeit scheint ja gar nicht zu bestehen.

Ich gehe auch davon aus, dass es Deine Kollegen genau so sehen.

Gruß Merger

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Also bis auf, dass es keinen Einstand gab, was ich von noch KEINEM Zeitarbeiter je gehört habe, denke ich nicht, dass ich einen knauserigen Eindruck mache. Und den Einstand halte ich lediglich für unüblich/unangemessen, sodass man da auch nicht draus schließen dürfte, dass ich ein Knauserer bin. Ich kenne das Einstandgeben nur bei Übernahmen in unbefristete Arbeitsverhältnisse oder wenn man in eine neue Abteilung wechselt als fest Angestellter.

Und abgesehen davon finde ich eher die Einstellung, von einem Einstand eine gute Zusammenarbeit abhängig zu machen, rational…

Dass ich an einer guten Zusammenarbeit interessiert bin, zeige ich jedem und das hat auch jeder gemerkt. Eben darum kann ich mir dieses aufgesetzte „Sie“ ja nicht erklären und interpretiere da Arroganz rein. Mit den Kollegen außerhalb meiner Abteilung, die von vorherein mit „Du“ auf mich zugegangen sind, verstehe ich mich mittlerweile wesentlich besser als mit meinen eigenen und ich unterstelle, dass die von meinen direkten Abteilungs-Kollegen künstlich geschaffene Distanz durch das „Sie“ eine gewisse Lockerheit im Umgang miteinader verhindert.

Tach,

ist es vielleicht möglich, dass man dir die Einstellung „Ich bin bald wieder weg und werde total ungerecht behandelt, weil alle anderen mehr verdienen als ich“ vielleicht anmerkt? Kann es sein, dass man dir deswegen noch nicht das „Du“ angeboten hat? Versuche, das „Ich bin bald wieder weg“-Gesicht abzulegen (denn das hast du bestimmt, wenn du morgens ins Büro kommst) und versuche das „Schön hier zu sein“-Gesicht aufzulegen. Wenn du immer nur denkst „Ich bin nicht so gut/viel wert/geschätzt wie die anderen“ wird dir niemand das Du anbieten. Nett sein und „Ihr verdient alle mehr als ich“ denken verträgt sich nämlich nicht.

Ich kenne es sehr wohl, dass man einen Einstand feiert, auch wenn man einen befristeten Arbeitsvertrag hat. Und wenn du es nicht kennst, dann mach es doch trotzdem. Ist ja nicht verboten. Bring doch einfach ne Tüte Haribos mit. Nix aufwendiges. Ich denke, das kann das Verhältnis zu den Kollegen nicht verschlechtern.
Und bei der Gelegenheit sagst du einfach „Ich würde mich freuen, wenn wir uns dutzen“. Fertig ist die Laube.

Grüße
Udo

Hallo,

nun ja, ich muss dazu sagen, dass ich zeitarbeiter bin

und somit vermutlich gefühlter Fremdkörper im Kollegenkreis. Es ist nicht ungewöhnlich, dass man als Zeitarbeitskraft nicht vollständig ins Kollegium aufgenommen wird. Für die fest angestellten Mitarbeiter bis Du eben so etwas wie ein externer Dienstleister, dem ja auch nicht automatisch das Du angeboten wird.

Bleib beim Sie und gewöhne Dich an den Zustand. Ich persönlich finde das gar nicht sooo schlimm Kollegen zu Siezen.

Gruß

S.J.

lies Deine eigene Antwort einmal durch,
dann müsstest Du erkennen wo Dein Problem liegt.

Einen Einstand gibt man nicht nur auf der Arbeitsstelle,
sondern überall dort wo man neu hinzu kommt.
Also auch im Sportverein.

Und auch auf der Arbeit ist es völlig egal, ob man Chef,
Angestellter, Lehrling, Praktikant oder Zeitarbeiter ist.

Einen Einstand geben, bedeutet nicht die ganze Firma ins Hotel einzuladen. Da genügt z.B. auch einmal eine Runde Kaffee und Kaffeestückchen für die Anwesenden.

Also noch einmal darüber nachdenken.

Wer viel knausert, hat keine Chance in einer Gemeinschaft aufgenommen zu werden.

Gruß Merger

Nach der Etikette kann ein älterer oder ranghöherer das Du anbieten. Dann ist das für immer erledigt.

http://www.uwefenner.de/duzen-wer-bietet-wem-das-du-an/

Hallo Martin,

hmm, also ich fände das auch keine schlechte Idee, dass Du halt als erster Zeitarbeiter nen Einstand gibst :wink:

Ich hatte mal ne ähnliche Situation - war in dem einen Ableger der Firma eingstellt, war aber ne deutliche Zeit beim anderen Ableger zwecks Einarbeitung und „Leute kennenlernen“ für die zukünftige Zusammenarbeit. Und aus verschiedenen Gründen, die hier nix zu suchen haben, hatte ich bei den Jungs immer das Gefühl gegen ne Wand zu rennen.

Fachlich waren die Leute sehr nett und hilfsbereit. Wirklich, egal was für ne Frage ich hatte und wieviel die auch grad zu tun hatten - die haben mir geholfen.

Nur: es wurde 9 Uhr und wuusch war der Saal leer und der letzte knipste das Licht aus, nur Klein-Petzi sass einsam am Tisch. Das gleiche mittags. Und dann hab ich’s mit Freundlichkeit probiert - und gescheitert. Bin halt hinterher gedackelt - und dann halt beim Vesper bzw. Mittagessen links liegen geblieben.

Also bin ich da zwei Wochen recht verzweifelt - und am dritten Wochenende hab ich den Stier bei den Hörnern gepackt und nen Kuchen gebacken. Am Montag morgen ins Büro gestellt, handgemalten Zettel dazu „Vielen Dank für die nette Aufnahme, Petzi“. Und weisste was war? Noch am gleichen Vormittag haben mich geschlagene drei Kollegen gefragt, ob ich nicht zum Mittagessen mitkommen möchte. Danach war ich „drin“.

Frag mich nicht, ob sie die Ironie kapiert haben oder ob sie das auf die fachliche Sache bezogen haben oder ob der eine oder andere doch gemeint hat, dass man ja auch in Pausen nett zu „externen“ sein kann. War mir auch egal, ehrlich gesagt :wink:

Achja, das war für mich auch nur ne kurze Anstellung, aber ich sag’s Dir: diese Investition in den Kuchen hat sich voll gelohnt *g*

Und abgesehen davon finde ich eher die Einstellung, von einem
Einstand eine gute Zusammenarbeit abhängig zu machen,
rational…

Ja - aber was haste denn zu verlieren? Sagen wir 50 Euro wenn Du wirklich die teuren belgten Brötchen machen lässt. Wie gesagt, es ist ne Überlegung wert, ob’s Dir das nicht wert ist?

Achja, es könnte natürlich auch ne Vorgeschichte zu Deiner Einstellung geben, die Du nicht kennst. Also dass man den allseits beliebten kompetenten Kollegen Müller entlassen hat - und Du ihn jetzt ersetzen sollst. Dann würde Dir praktisch das Unverständnis an dieser Entscheidung entgegenschlagen und nicht Abneigung gegen Dich persönlich. Oder Cheffchen hat gesagt „Leut, wir kürzen Euer Gehalt, wenn Ihr nicht… weil die Zeitarbeiter können Euch ja jederzeit ersetzen“ (Neinnein, nicht dass ich das gut fände, aber es gibt Chefs die so ticken.). Versuch das doch mal in den „Nachbarabteilungen“ rauszukriegen, nur so für Deinen Seelenfrieden :wink:

*wink*

Petzi