Im Alltag wird ein Flugzeug von Hand gestartet und gelandet. Nach dem Start - welches der einzige Vorgang ist, den ein Autopilot nicht ausführen kann - wird der Autopilot eingeschaltet. Der Autopilot an sich ist nur das Gerät, das die Flugzeugsteuerung kontrolliert. Um die Flugzeugsteuerung sinnvoll zu kontrollieren benötigt der Autopilot Informationen - würde er die nicht bekommen würde er einfach ganz stur geradeaus in einer Höhe fliegen.
Die Informationen für den Autopiloten können zum einen von den Piloten kommen. Der Pilot stellt z.B. eine neue Flugrichtung ein und der Autopilot fliegt die Kurve in die neue Richtung oder der Pilot stellt eine neue Flughöhe ein und der Autopilot fliegt im Steig- oder Sinkflug auf die neue Flughöhe.
Die andere Variante der „Informationsbeschaffung“ ist die in der Praxis im Reiseflug übliche: Der Autopilot erhält Informationen zur Flugführung aus dem „Flight Management System“. Das FMS kennt die gesamte Flugroute (Distanzen, Richtungen, Zeiten), berechnet die Position, korrigiert Windeinflüsse, schlägt Optimierungen vor und überschlägt den Kerosinverbrauch. Neben diesen Grundfunktionen kann das FMS je nach Flugzeug noch diverse andere Informationen liefern, die hier aber den Rahmen sprengen würden. Aus Sicherheitsgründen kann das FMS Richtungswechsel alleine kommandieren, einen Höhenwechsel kann es aber nur vorschlagen, da dieser erst mit der Flugsicherung durch die Piloten in jedem Fall abgesprochen werden muß.
Neben dem Autopiloten gibt es noch eine ganze Reihe weiterer Systeme, die notwendig sind um das Flugzeug automatisch fliegen zu lassen: Ein automatischer Schubregler bedient die Triebwerke (kommandiert vom Autopiloten), ein Gewichtsrechner berechnet und optimiert den Schwerpunkt des Flugzeuges, ein Druckregler bestimmt und regelt den Luftdruck in der Kabine und ein Kontroll- und Warncomputer wacht über alle ablaufenden Prozesse und meldet Abweichungen in Systemen, bzw. Systemausfälle.
Genauso wie beim Menschen gibt es Dinge, die ein Autopilot gut kann und manche, die er weniger gut kann. Ganz hervorrganed kann ein Autpilot über lange Zeit eine überwiegend gerade Route nach Vorgabe des FMS präzise abfliegen - eine Aufgabe, bei der ein Mensch aufgrund von Langeweile, Konzentrationsschwäche oder Müdigkeit ohne Frage unterlegen ist. Auf der anderen Seite kann ein Autopilot bei kurzen schnellen Manövern überfordert sein, wenn z.B. das FMS Daten zu langsam bereitstellt - hier kann ein Mensch teilweise sehr viel besser handeln. Generell kann man sagen, daß ein Autopilot im Flug deutlich mehr als 95% der Flugzeit fliegt. Die fehlenden Prozente sind die Momente, wo es nötig ist den Autopiloten im Flug kurzzeitig abzuschalten, bzw. die Start-, Anflug- und Landephase.
Wenn man aus der Aussage von oben, daß ein Autopilot alles kann außer Starten, logisch weiterdenkt kommt man zu dem Schluß, daß ein Autopilot auch landen kann - Richtig, aber… Das Thema „Landen mit dem Autopiloten“ ist ein sehr komplexes Thema, daß weitaus schwieriger ist als man auf den ersten Blick denken mag - daher an dieser Stelle nur ein paar kurze Infos dazu: Landen mit dem Autopiloten ist ein Option zu landen, wenn das Wetter so schlecht ist, daß ein Mensch nicht mehr landen kann/darf. Schlechtes Wetter heißt in diesem Falle allerdings nicht Wind und Sturm sondern einzig und allein Nebel. Der Nebel muß so dicht sein, daß aus einer Entfernung von 550m oder einer Höhe von ca. 60m über Grund die Landebahn oder vielmehr die Scheinwerfer als Anflugbefeuerung nicht mehr zu sehen sind. Das Wetter fällt jetzt in den Bereich von CAT II oder CAT III (s.a. FAQ:1009). Um einen Anflug bei CATII oder III Wetter durchführen zu können müssen Flughafen, Flugzeug und Besatzung dafür zugelassen sein. Für den Flughafen gehört z.B. als Bedingung dazu, das eine Notstromversorgung innerhalb von Bruchteilen einer Sekunde die Stromversorgung für den Landekurssender übernehmen kann oder ein zweiter Sender sofort den ersten bei Ausfall ersetzt. Das Flugzeug muß z.B. 2 Autopiloten haben die von 2 unterschiedlichen Informationsquellen gespeist werden damit sie sich gegenseitig kontrollieren können. Die Besatzungen müssen ein spezielles Training bekommen. Der Copilot muß während des Anfluges die Systeme überwachen und prüfen ob sich alle normalen Anzeigen einstellen, der Kapitän schaut in der Endphase nach draußen und muß zu einem bestimmten Zeitpunkt die geforderten Lampen oder Landebahnteile erkennen können - es herrscht während eines solchen Anfluges also allerhöchste Konzentration im Cockpit, sobald irgendetwas - und sei es noch so klein - annormales passiert wird der Anflug sofort abgebrochen!
Im Extremfall kann der Nebel so dicht sein, daß der Kapitän erst nach dem Aufsetzen der Räder Lichter am Boden erkennen kann - und da das Wetter sehr sehr selten wirklich so extrem schlecht ist werden diese Anflüge regelmäßig im Simulator trainiert.
Herzlichen Dank an Nabla für diese FAQ