Wie mache ich meinem Welpen die Rangordnung klar?

Hallo zusammen!

Ich habe einige Fragen zu meinem Welpen Balu 10 Wochen alt, er ist jetzt eine Woche bei uns zu Hause.

Ich habe irgendwie das Gefühl, dass der Hund hier schon den Chef raushängen lässt und ich weiß nicht was ich noch tun soll damit er nach unten in die Rangordnung kommt.

Also erstmal sein Verhalten:
-Trainingseinheiten ohne Leckerlie sind fast zwecklos. Bevor er irgendwelche Kommandos ausführt riecht er erstmal an meiner Hand, springt hoch etc. ob sich in der Hand wirklich was befindet.
Wenn er meint ich habe nichts dreht er sich um und spielt mit irgendetwas oder läuft weg und legt sich hin.

-Übungen wie Sitz und Platz funktionieren sehr gut, aber sobald es an das Hier oder Komm geht funktioniert es überhaupt nicht. Klar wenn wir mal eine kleine Runde im Wald drehen läuft er mir hinterher durch seinen Instinkt, aber gezieltes Abrufen klappt wirklich sehr selten.
Heute beim Tierarzt habe ich mich schon richtig geschämt, weil er einfach nicht rausgehen wollte und hat da Theater ohne Ende gemacht.

-dann finde ich noch komisch, dass wenn ich mich zum Beispiel zu ihm zum Spielen auf den Boden setze oder mich irgendwo hinlege fängt er unglaublich an zu bellen und teilweise auch schnappen.
Sein Schnappen und beißen ist sowieso besonders schlimm. Jedes mal wenn ich ihn am Kopf streicheln möchte, schnappt er wie wild um sich. Auch wenn ich mit ihm mit dem Kauseil spiele, beißt er gezielt auf meine Hand anstatt in das Kauseil.
Wenn es zu doll wird und ich fiepe und dann einfach weggehe, schaut er zwar komisch, aber gebracht hat das noch nichts…:frowning:

Ich bin echt am verzweifeln…ich hab mir so viel durchgelesen…Futter wegnehmen, Spielzeug gezielt zuteilen, Spiel von sich aus abbrechen (dazu komm ich meistens nicht mal, weil er sich nach höchstens einer Minute eh von mir abwendet), als erster durch die Tür gehen, sich auf seine Schlafplätze setzen…

Ich brauche Hilfe, ich wollte doch alles richtig machen mit dem Kleinen :frowning:

Hallo,

ihr habt den Hund eine Woche!!! Und er ist noch ein „Baby“!

…lasst ihn erstmal ankommen.

Ein wenig „üben“ ist ok…Aber wenn ich schon lese: Trainingseinheiten, Kommandos…das lernt er noch alles, aber doch nicht gleich in der ersten Woche.

Gruß

Hallo Saomi!

Ich bin fast sicher, dass Jule Dir hier noch sehr gute Tipps geben wird, vorab aber schon einmal dies:
Mit 2,5 Monaten ist Dein Balu tatsächlich noch ein Baby und Du solltest nicht zu viel von ihm erwarten und verlangen. Dennoch glaube ich, dass auch ein Hund in dem Alter liebevolle und konsequente Führung braucht und den Umgang mit gleichaltrigen kleinen Rüpeln braucht. Suche Dir eine gute Hundeschule (eine gute Hundeschule bietet sogenannte „Welpenspielgruppen“ an, in denen die Welpen n i c h t bloss spielen, sondern deren Verhalten vom Hundetrainer sehr genau beobachtet, erklärt und kommentiert wird). Dort kannst Du alle Fragen zur Erziehung loswerden und ein guter Trainer hat den Blick dafür welches Verhalten „welpenhaft normal“ und schon unverschämt und unerwünscht ist.
Nebenbei bekommst Du gezeigt, wie Du Dich für Deinen Hund interessant machst und auch bleibst. Außerdem macht ihr zwischendurch immer wieder kleine Übungen (Sitz, Platz, Aus und Komm werden in der Regel (spielerisch) in der Welpengruppe gelehrt).
Geh bei der Auswahl der Hundeschule nach Gefühl und achte darauf, dass nicht ausschließlich gespielt wird und Du Fragen stellen kannst. Oftmals kannst Du die Stunden einzeln buchen, ist in jedem Fall seriöser, als wenn Du gleich eine Zehnerkarte kaufen musst. Wenn Du kein gutes Gefühl bei dem Trainer hast, versuch es lieber mit einer anderen.

Du wirst wahrscheinlich erstaunt sein, wie oft Du in der Woche Deinen Hund schon „missverstanden“ hast. Es ist total interessant und spannend das Verhalten des Hundes erklärt zu bekommen und macht viel Spaß! Investiere die Zeit und das Geld für die Hundeschule, es wird sich 100-fach bezahlt machen (ein Hundeleben ist sehr lang!)

Viele Grüße
Inge2

Hallo Saomi,

schön, dass du schon bevor dein Hund gekommen ist, einiges durchgelesen hast. Nur Theorie und Praxis, das sind zweierlei.
Aber keine Panik…

Dein Kleiner ist jetzt gerade mal eine Woche bei dir, weg von Mama und Geschwistern. Er muss also die neue Umgebung, die neuen Menschen und auch die neuen Regeln erst mal kennenlernen. Ganz schön viel für das kleine Köpfchen!

Lasst ihn sich an seine Umgebung gewöhnen: Wo ist sein Schlafplatz, in welche Zimmer darf er (möglichst keine Treppen steigen lassen). Geht mit ihm oft raus zu seinen Pinkelplätzen, lasst ihn den Garten durchschnüffeln.

Euch muss er auch kennenlernen. Hast du Kinder? Jeder geht ein bisschen anders mit dem Hund um, das mus Schnuffel auch erst lernen. Toben macht natürlich Spaß, aber so ein Kleiner braucht noch recht viel Schlaf. Also Pausen einlegen, ins Köbchen schicken und dann wirklich in Ruhe lassen (auch wenn er noch mehr will).

Welpen beißen noch sehr gerne spielerisch, das ist nicht böse gemeint. Die spitzen Milchzähne tun allerdings reichlich weh. Wenn es zuviel wird, mal kurz das Maul zuhalten, ohne Gewalt.

Bellen und Schnappen: den Hund ignorieren, umdrehen und weggehen.

Von oben am Kopf streicheln mögen viele Hunde auch später nicht ungedingt. Kraul ihn unter dem Kinn, Bauch, Beine, Pfoten.

Richtige Trainingseinheiten braucht es momentan noch nicht. Schau dir an, was er von alleine macht. Macht er von sich aus gerade „sitz“, sag „sitz“ und lob ihn überschwänglich. So bei „Platz“, „Körbchen“ oder was immer. Also positiv bestärken.

Dass dein Hund zuverlässig abrufbar ist, darauf wirst du noch einige Zeit warten müssen. Als Welpe wird er bei dir bleiben, als Junghund seine Kreise versuchen zu vergrößern. Deshalb bei jedem Spaziergang jetzt schon 10 oder 20 Mal zu dir rufen, das schult das Kerlchen.

Welpenschulen, meißt ab 12 Wochen, können viele Tipps vermitteln, wenn es nicht nur reine Spielgruppen sind.

Ich wünsche dir viel Spaß mit deinem Balu.

Grüße
Chrissie

Hallo,

bei Vielem stimme ich meinen Vorposter zu, in einigen Dingen widerspreche ich jedoch :smile:.

Vorab: Ich weiß nicht, woher du deinen Welpen hast, ich vermute aber, dass die Prägung auf den Menschen nicht optimal gelaufen ist. Du musst vermutlich an bestimmten Dingen stärker arbeiten.

Es ist ganz richtig, dass du mit dem Zeitpunkt des Einzugs an der Erziehung und an den geltenden Regeln erbeitest. Hunde brauchen keine Eingewöhnungszeit. Sie lernen permanent - und sofortige Erziehung ist lediglich die Entscheidung dafür, den Hund Erwünschtes statt Unerwünschtem lernen zu lassen.

-Trainingseinheiten ohne Leckerlie sind fast zwecklos.

Das ist auch völlig in Ordnung so. Hunde sind Opportunisten, sie tun das, was ihnen nützt. Dinge, die der Hund TUN soll - also „Sitz“, „Platz“ oder „Komm“ funktionieren ganz hervorragend über positive Verstärkung in Form von Futter. Es gibt immer wieder Leute, die behaupten, das Gehorchen für Leckerchen sei „minderwertig“ und der Hund müsse die Leistung „für seinen Besitzer“ erbringen, aber das ist schlicht und ergreifend Blödsinn.

Diese Ansichten stammen aus der grauen Vorzeit der Hundeausbildung, wo sich Hundebesitzer auch gerne mal über ihre „triebstarken Alpharüden“ ausgelassen haben, die es zu dominieren galt. Der Einzige, der dabei hoch im Trieb stand, war in der Regel der Hundebesitzer.

Selbstverständlich leben Hunde hierarchisch und brauchen klare Rangbeziehungen, um zurecht zu kommen. Es ist aber keineswegs so, dass jeder Hund nur darauf lauert, endlich die Führung übernehmen zu dürfen - im Gegenteil: Die meisten Hunde sind heilfroh, wenn ihnen einer diesen Job abnimmt. Nur wenn der Mensch in der Führung versagt, übernehmen sie die vakante Position, weil ihr Instinkt ihnen sagt, dass irgendeiner das tun muss.

Heißt: Für ALLES, was der Hund wunschgemäß tut, kriegt er IMMER Futter. Solange, bis der Hund zu hundert Prozent verstanden hat, was er bei diesem Kommando tun soll. Dann kann man anfangen, zur variablen Bestätigung überzugehen: Der Hund wird nach wie vor IMMER gelobt, aber er kriegt mal Futter und mal wieder nicht. Die Futtergaben sollen dabei unregelmäßig und für den Hund nicht berechenbar erfolgen. Wenn ein Hund ein Kommando sicher beherrscht (und NUR dann) ist variable Verstärkung wirksamer als regelmäßige Verstärkung.

Wenn er meint ich habe nichts dreht er sich um und spielt mit irgendetwas oder läuft weg und legt sich hin.

Kluges Kerlchen :smile:. Und kein Grund zur Sorge. Dem Hochspringen solltest du entgegenwirken, indem du ihn an der geschlossenen Hand mit dem Futter riechen lässt. Springt er hoch, sagst du ruhig „Nein“ und gehst einen Schritt zurück. Deine Hand ohne Futter bleibt dabei abwehrend in der Nähe seines Kopfes. Bleibt seine Konzentration bei dir, gibst du dann das Kommando und belohnst ihn sofort dafür. Dreht er sich weg, rufst du ihn wieder und zeigst ihm erneut die Hand mit dem Futter.

-Übungen wie Sitz und Platz funktionieren sehr gut

Achte von Anfang an darauf, dass der Hund so lange im Sitz oder Platz bleibt, bis du ihn aufstehen lässt. Das heißt, dass du ein Auflösungskommando wie „okay“ brauchst. Bei einem Welpen musst du schnell auflösen. Du sagst „Platz“, der Hund legt sich, kriegt Futter und du bleibst zu ihm gebeugt stehen und lässt die (wieder geschlossene) Hand mit den restlichen Leckerchen an seiner Nase, so dass er liegen bleibt. Nach zwei Sekunden sagst du „okay“ und richtest dich gleichzeitig auf, damit der Hund aufspringen kann.

Nach und nach lässt du die Hand etwas länger bei ihn und gibst ihm für das Liegen ein Leckerchen, bevor du wieder auflöst. So lernt der Hund, dass „Sitz“ und „Platz“ solange gehalten werden müssen, bis du ihn freigibst oder (wenn er älter ist) ein anderes Kommando folgt. Das erspart später das oft mühsame Einüben des Kommandos „Bleib“.

sobald es an das Hier oder Komm geht funktioniert es überhaupt nicht.

Wenn der Hund jedesmal Futter kriegt, WIRD es funktionieren.

Klar wenn wir mal eine kleine Runde im Wald drehen läuft er mir hinterher durch seinen Instinkt

Das ist gut. Rufe ihn unterwegs möglichst selten, denn er soll lernen, dass er auf dich achten muss, nicht umgekehrt. Stattdessen lobst du ihn IMMER sofort, sobald er von sich aus nach dir schaut und/ oder zu dir kommt. Dabei kannst du ihm auch immer mal wieder ein Leckerchen geben. Da der Hund das Kommen eigenmotiviert macht, kannst du hier von Anfang an variabel verstärken, also mal Futter, mal nicht. Wichtig: IMMER loben. Variiere dein Tempo, die Richtung, und bleib ab und zu stehen, ohne Kommandos zu geben oder allzu deutlich nach ihm zu schauen. Beobachte ihn aber aus den Augenwinkeln, damit du sofort loben kannst, sobald er sich freiwillig an dir orientiert. Du brauchst dabei übrigens keine irren Freudenausbrüche zu simulieren, ein freundliches „Fein!“ mit Blickkontakt zum Hund reicht.

Heute beim Tierarzt habe ich mich schon richtig geschämt, weil er einfach nicht rausgehen wollte

Für solche Situationen hat der Mensch die Leine erfunden. Anleinen, gehen und ihn zur Not hinterherziehen. Sanft, aber bestimmt und ohne stehen zu bleiben oder auf ihn einzuquasseln. Sobald er den Widerstand aufgibt: Loben.

zu ihm zum Spielen auf den Boden setze oder mich irgendwo hinlege fängt er unglaublich an zu bellen und teilweise auch schnappen.

Du bist ihm in diesen Positionen unheimlich. Er reagiert verunsichert. Bleib ganz ruhig sitzen und biete ihm immer wieder deine Hand an. Er darf drauf rumkauen, aber er darf nicht danach schnappen und er muss seine Beißstärke so reduzieren, dass er dir nicht weh tut. Ein bisschen Tribut musst du dem Welpengebiss zollen, denn die Zähne sind einfach noch furchtbar spitz. Der gleiche „Beißdruck“ nach dem Durchzahnen fühlt sich deutlich sanfter an.

Trotzdem musst du reagieren, wenn er schnappt.

Sein Schnappen und beißen ist sowieso besonders schlimm.

Er muss dringend lernen, dass er das nicht darf. Mit Fiepen und Ignorieren erreichst du das nicht.

Nimm ihn mehrmals am Tag auf den Arm und trage ihn herum. So wie du ihn bescheibst, wird er sich wehren, aber halte ihn einfach gut fest und rede sanft mit ihm. Auch wenn du am Boden mit ihm spielst, nimm ihn dir immer mal wieder und halte ihn einfach ruhig fest. Streichle auch bewusst immer wieder von oben seinen Kopf, idealerweise, indem du ihn gleichzeitig aus der anderen Hand fütterst. Er muss die Erfahrung machen, dass ihm dabei nichts passiert. Auch wenn er sich zunächst zur Wehr setzt: Das Ganze baut Vertrauen auf. Wichtig ist, dass du immer ruhig dabei bleibst.

Zerrspiele würde ich in diesem Alter lassen. Die Milchzähne sind nicht dafür gemacht. Für Zerrspiele ist immer noch nach dem Zahnwechsel Zeit. Vor allem in Kauseilen bleiben die kleinen Beißerchen gerne hängen und werden dann ausgerissen.

Eine Hundeschule wird euch beiden helfen. Achte aber darauf, dass du keine Welpengruppe wählst, wo die meiste Zeit damit verbracht wird, dass die Welpen miteinander spielen.

Schöne Grüße,
Jule

Danke Jule
Liebe Jule,
Danke für diesen super Text. Zwar habe ich auch viel gelesen aber dennoch habe ich noch ein paar Sachen durch dich erfahren die ich nicht im Buch nachlesen konnte. Unsere Emma, 10 Wochen alt, wurde von uns in der Welpenschule angemeldet, wie ich aber durch deinen Hinweis gesehen habe zur Spielstunde. Die Ummeldung in die Schule erfolgte auch schon.

Ich habe auch eine Frage an dich.
Kannst du mir sagen warum Emma (american Cocker vom Züchter )immer Blumenerde frisst? Es ist nicht nur ein kleines Bröckchen, über den Tag verteilt würde ich sagen das es bestimmt ein Esslöffel voll ist, wenn nicht sogar mehr.
Der vertrocknete Haufen der anderen Hunde ist bis vor ein paar Tagen auch noch mit dabei gewesen. Das sie uns den Rasenmäher ersetzt und gerne Gras frisst kann ich ja noch verstehen aber Blumenerde?
Gruß Sunny

Hallo,

Kannst du mir sagen warum Emma (american Cocker vom Züchter immer Blumenerde frisst?

Dafür kann es (genau wie beim Grasfressen) mehrere Gründe geben: Der Hund hat Mangelerscheinungen, Verdauungsprobleme, er will Aufmerksamkeit, er probiert aus, was fressbar ist - oder es schmeckt ihm ganz einfach.

Aufpassen solltest du dann, wenn der Hund Steine frisst, da das ziemliche Komplikationen nach sich ziehen kann. Ich würde nicht wollen, dass der Hund mir meine Blumentöpfe ausräumt und das verbieten.

Schöne Grüße,
Jule

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Guten Tag,

also ersteinmal Glückwunsch zu deinem neuen Hund.

10 Wochen ist er alt, schreibst Du. Er ist also noch ziemlich klein.

Ich habe meinen Hund öfter mal auf die Seite gelegt, wenn er etwas getan hat, was er nicht tun sollte.
Aber nich brutal, sondern ganz sachlich. Er muss erst ganz ruhig halten, bis er wieder aufstehen darf.

Dann sind noch solche Dinge zu beachten wie :

Der Mensch geht immer als erster durch die Tür/Engstelle

Der Mensch isst zuerst

Der Mensch sitzt auf der CouchI/liegt im Bett

Der Hund macht „Sitz“, bevor er Futter bekommt/Leckerli bekommt. Kein Leckerli ohne Gegenleistung!

Wenn der Hund versucht Dich zum Spiel aufzufordern - ignorier ihn. Du forderst auf!

Es wird dauern, bis der Hund lernt zu gehorchen, ganz schlimmer Phasen kommen wenn er in die Pubertät kommt. Mein Hund hat mit ca. 3 Jahren die Kurve gekriegt.

Geduld musst Du haben, ganz viel Geduld. Verschreck ihn nicht, das ist das Schlimmste, das passieren kann! Er muss Vertrauen zu Dir haben, keine Angst vor Dir.

Viel Freude noch!

LG
Anna

Hallo Jule,
Mangelerscheinungen kann ich ausschließen, genauso wie die Aufmerksamkeit. Die Blumentöpfe läßt sie ja in Ruhe, sie holt sich die Erde nur als kleine Bröckchen aus dem Garten. Dann scheint es ihr wohl zu schmecken, grins. Lieben Gruß Sunny

Hallo Anna,

mit welcher Begründung nimmst du diese Maßnahme vor?

Ich habe meinen Hund öfter mal auf die Seite gelegt, wenn er etwas getan hat, was er nicht tun sollte.

Und zu diesen Dingen:

Der Mensch geht immer als erster durch die Tür/Engstelle

Es ist grundsätzlich völlig egal, wer zuerst durch die Tür geht und hat mit Rangordnung nichts zu tun. Bei meinen Hunden geht der als Erster durch die Tür, der es grade am Eiligsten hat, rauszukommen. Und das ist bei weitem nicht immer der Ranghöchste. Sinn macht lediglich, dass der Hund so erzogen werden sollte, dass er bei Bedarf auf Kommando jederzeit dem Menschen den Vortritt lässt.

Der Mensch isst zuerst

Warum? Es gibt weder unter Wölfen noch unter Hunden eine Futterrangordnung. Wenn ausreichend Futter vorhanden ist, fressen alle gleichzeitig, und wenn es wenig Futter gibt, werden oft die Jungtiere zuerst versorgt.

Der Mensch sitzt auf der CouchI/liegt im Bett

Auch das ist nicht grundsätzlich wichtig. Entscheidend ist, dass der Hund jederzeit das Feld räumt, wenn es gewünscht wird und dieses Verbot dann auch für die nächste Zeit akzeptiert, ohne immer wieder Versuche zu machen, seinen Platz wieder einzunehmen. Bei unklaren Rangbeziehungen kann es aber durchaus Sinn machen, den Hund von „Menschenplätzen“ zu verbannen.

Wenn der Hund versucht Dich zum Spiel aufzufordern - ignorier ihn. Du forderst auf!

Auch das ist nur bei unklaren Rangbeziehungen wichtig. Im Normalfall ist Spiel etwas, bei dem auch mit Rangbeziehungen gespielt wird: Der Ranghöhere/ Stärkere lässt sich animieren oder begibt sich in die Position des Unterlegenen, wobei der andere hemmungslos auf ihm rumhüpfen darf. Wenn er keine Lust mehr hat, beendet er das Ganze. In einer gesunden Mensch-Hund-Beziehung kann die Position des Überlegenen im Spiel ebenfalls getauscht werden.

Es wird dauern, bis der Hund lernt zu gehorchen, ganz schlimmer Phasen kommen wenn er in die Pubertät kommt.

Das kann sein, muss aber nicht. Ein gut erzogener Hund wird nicht durch die Pubertät zum unkontrollierbaren Rüpel. Er testet im Laufe des Erwachsenwerdens natürlich immer wieder aus, ob die bekannten Regeln noch gelten. Gerade Hündinnen kommen oft aber ohne große Probleme durchs Flegelalter.

Schöne Grüße,
Jule

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Hallo Jule,

vielen Dank - Du sprichst mir aus der Seele.

Liebe Grüße

Kathleen

Hallo Jule,

mit dieser Passage habe ich gewisse Schwierigkeiten:

Klar wenn wir mal eine kleine Runde im Wald drehen läuft er mir hinterher durch seinen Instinkt

Das ist gut. Rufe ihn unterwegs möglichst selten, denn er soll
lernen, dass er auf dich achten muss, nicht umgekehrt.

In Feld, Wald und Wiese finde ich das schlüssig und richtig.
Was aber, wenn man mit dem Hund auf eine Wiese, einen Park, im Ort oder in der Stadt, zum Freilauf angewiesen ist?

Ich würde mich nicht darauf verlassen wollen, dass mein Welpe/Junghund nicht den Hund auf der anderen Straßenseite gerade sehr viel interessanter findet. Ein klares „hier“ oder was auch immer einzuüben wäre mir da sicherer.

Läßt sich beides verbinden?
(… und in dem Zusammenhang fällt mir auch das Üben von Leinenführigkeit noch ein…)

Grüße
Chrissie

Hallo Chrissie,

Ich würde mich nicht darauf verlassen wollen, dass mein Welpe/Junghund nicht den Hund auf der anderen Straßenseite gerade sehr viel interessanter findet. Ein klares „hier“ oder was auch immer einzuüben wäre mir da sicherer.

In meinen Augen ist das kein Widerspruch. Das Herkommen üben kann man selbstverständlich. Es geht in dem, was ich geschrieben habe darum, den Welpen während der Nachlaufphase darauf zu konditionieren, sich beim Spaziergang selbstständig am Hundeführer zu orientieren. Durch dauerndes Gerufe, Gequassel und Rumgehampel lernt der Hund, dass sein Mensch ständig Kontakt zu ihm hält.

Damit bringt man ihm systematisch bei, seiner eigenen Wege zu gehen und sich drauf zu verlassen, dass der Mensch ihm schon nicht verloren geht. Solange er klein ist, wird er auf die Ruferei noch ganz gut reagieren, aber mit zunehmendem Expansionsdrang wird das nachlassen.

Die meisten derart aufgezogenen Hunde kommen mit zunehmendem Alter nicht beim ersten Rufen und entfernen sich oft sehr weit vom Besitzer, weil der ja ständig Kontakt zu ihnen hält. Hunde, die lernen, dass sie selbst zuständig sind, nicht verloren zu gehen, bleiben in aller Regel deutlich näher beim Hundeführer und verselbstständigen sich nicht.

Das Heranrufen übe ich immer separat. Natürlich auch mal beim Spazierengehen - aber eben mal. Ansonsten rede ich mit meinen Hunden unterwegs kaum. Wir legen ab und zu mal eine Spielrunde ein, aber ansonsten kümmere ich mich kaum um meine Vierbeiner, wenn wir unterwegs sind. Ich finde es furchtbar, ständig den Entertainer spielen zu müssen, nur damit einem der Hund nicht abhaut.

(… und in dem Zusammenhang fällt mir auch das Üben von Leinenführigkeit noch ein…)

Was genau willst du denn wissen?

Schöne Grüße,
Jule

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Hallo Jule,

du beschreibst das sehr anschaulich und absolut schlüssig.

Nach einem Jahr mit unserem jetzigen (vierten) Hund würde ich meinen, dass das Draußen sein mit Hund aus den Komponenten Freilauf, Abruf und Leine laufen besteht.

Freilauf klappt in der von Dir beschriebenen Art super, wenn denn nicht ein Fahrradfahrer, Jogger, Skater, aber auch Traktor, Auto, geschweige denn ein Artgenosse den Weg kreuzt.

Gelegentlich muss ich meinen Hund vor gefährlichen Situationen schützen, s.o. Oder ich möchte auch andere vor allzu stürmischen Welpen-„Attacken“ (kleine Kinder, Damen in weißer Hose) bewahren. Hier setzt für mich das Üben des Hier-Kommens ein.
Das klappt tatsächlich mit Leckerli :wink:, und sehr viel Training und Wiederholung.

Weil wir hier recht Hunde-komfortabel auf dem Land wohnen, habe ich die Leinenführigkeit anfangs etwas schleifen lassen. Es rächt sich!
Deshalb wäre mein Tipp, schon den Kleinen gelegentlich in laute, hektische oder allgemein naturfremde Bereiche mitzunehmen (wenn er denn jemals dorthin mitgenommen werden soll).

Der UP würde ich noch mit auf den Weg geben wollen, eine Hundeschule auch unter dem Aspekt der Schwerpunkte der Gruppe, der Schule, auszuwählen. Stadt, ländlich? Da wird durchaus anders trainiert.

Herzliche Grüße
Chrissie