Guten Morgen Sev,
bei mir ist die Entscheidung für einen Hund auch erst gefallen, als klar war, dass sich in den nächsten 10 bis 15 Jahren nichts an meinem Job und an meinem Wohnort ändern wird. Die Zeit hatte ich zwar aufgrund meiner Selbstständigkeit (und der damit freien Zeiteinteilung) schon vorher, aber für mich gehört ein Hund eben nicht in eine Stadtwohnung. Mit meinem Umzug aufs Land passte es dann.
Da ich so gut wie immer hier bin, war es um so wichtiger, dass mein Hund von Anfang an lernen musste, allein zu bleiben, was auch überhaupt kein Problem ist. Auch hat er von Beginn an gelernt, dass meine stetige Anwesenheit nicht heißt, dass ich ihn ständig „bespaße“, er sich also auch selbst beschäftigen kann. Allerdings habe ich aber auch mein Arbeitszimmer nur deshalb ins Erdgeschoss verlegt, damit ich auch wirklich für den Hund präsent bin und ich jederzeit „Türöffner“ spielen kann.
Ich habe aber auch den Vorteil, dass meine Mutter nebenan wohnt, die ebenfalls einen Hund hat. Wenn ich tagsüber aufgrund eines Auftrags keine Zeit habe, spazieren zu gehen, nimmt sie meinen Hund mit. Aber obwohl mein Hund meine Mutter und ihren Hund von klein auf kennt, ist es für ihn nicht das Gleiche. Soll heißen, er reagiert schon etwas „bockig“, wenn ich mir nicht die Zeit für ihn nehme.
Auch wenn ich mal geschäftlich 2 Tage weg muss (was höchstens 4mal im Jahr vorkommt), ist er zwar gut versorgt, aber er liegt dann (laut Aussage meiner Mutter) die ganze Zeit vor der Haustür oder vor dem Hoftor und wartet auf mich.
Was ich damit sagen möchte: Auch wenn man mit Gassigeher etc. den Hund versorgt meint, sollte man nicht unterschätzen, welche Rolle man nun einmal für diesen Hund spielt.
Ich nehme meinen Hund aber auch so gut wie überall mit hin, wenn ich abschätzen kann, dass es für ihn mehr Freude als Stress bedeutet. Da er Autofahren liebt, kommt er auch mit zum Einkaufen und wartet dann im Auto; Urlaub wird nur mit Hund in hundefreundlichen Umgebungen gemacht; er kommt auch schon einmal mit auf ein Bierchen in die Kneipe oder zu Freunden etc.
Allgemein denke ich, dass es „Grundbedürfnisse“ eines Hundes gibt, deren Erfüllung ein MUSS sein sollte. Alles, was drüber hinausgeht, sollte aber auch langfristig geregelt sein. Ein 4-wöchiges Bespaßen eines Welpen, der dann allein gelassen wird, ist nach meinem Geschmack eine größere „Qualerei“, als einem Welpe frühzeitig beizubringen, auch mal 2 Stunden allein zu bleiben. Letzlich geht es nicht primär darum, dass ein Hund auch mal allein bleibt, sondern dass die anderen Zeiten dann auch für den Hund genutzt werden, er die nötige körperliche und geistige Auslastung erfährt und man ihn von Anfang an auch an Situationen gewöhnt, die zu dem Alltag gehören.
Ein gutes Händchen bei der Entscheidung wünscht
Kathleen