WO hast du gelebt?
Hi,
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Ich war 15 und hatte mich in ein Mädchen aus einer
Klassenstufe tiefer verguckt.
Zunächst: Mit 15 waren 14-jährige Mädchen noch Kinder! Es hieß, die quietschen noch beim Pieseln.
Nun ist das schon ein paar Jahre her, sowas wie PC, Email oder
Funktelefon gab es noch nicht. Bei uns im Osten auf dem Dorf
warst Du überhaupt froh, wenn es im Umkreis von 5 km eine
funktionsfähige Telefonzelle gab.
Wo war denn das? In Vorpommern oder in der Magdeburger Börde?
Die Eltern von meinen Schulkameraden hatten zu gefühlten 80% alle Telefon, wenngleich nicht nun einen ISDN-Komfortanschluss.
Telefonzellen gab es hier alle 300m. Die temporär defekten ausgezählt, hatte man in 15 Minuten eine funktionierende erreicht, so es mal erforderderlich war.
Telefone an sich, und Telefonzellen im Speziellen hat man nicht zum baggern, sondern zumeist nur zur persönlichen Erfreuung gebraucht. Etwa, um den Fleischermeister nach Eisbeinen zu fragen und bei bejahrender Antwort ein Fußbad zu empfehlen. Oder als Herr Müller einen Tisch im Landgasthof für 25 Personen zu bestellen. (Ich hatte früh Stimmbruch.)
Uns blieb also nur die
Kommunikation per Mundwerk oder handgeschriebenen Briefen.
Man traf sich mit den Mopeds an den Treffplätzen und lungerte dort rum. Oder fuhr Eroberungsfeldzüge in die Nachbarorte. Freitag, Sonnabend und Sonntag gab es jeweils überall eine andere Disko.
Wenn ein Mädchen was wollte, kam meist ein bekannter Mensch mit der Anfrage, ob man schon eine Freundin hätte. Auskunft wurde erst dann erteilt, wenn die Antragstellerin preis gegeben wurde. Danach richtete sich auch die Antwort.
Oder man erpresste von einer Freundin von ihr die Wohnanschrift und fuhr hin, und klingelte, sich endlich ein Herz fassend, nachdem man vor Schiss drei Male zuvor wieder abgereist ist, ohne das Knöpfle zu drücken.
Sie lächelte mich ab und zu auf dem Schulhof an und ich
lächelte zurück, bildete mir ein, sie will auch was von mir.
Das hab ich auchmal gedacht. Aber erst, als ich ihren Mund an meinem Hals fühlte. Den Tatsachenbericht gibt’s irgendwo im Archiv.
Genau wie viele Fragesteller hier, versuchte ich hintenrum
etwas über sie zu erfahren, von jemandem, der sie kannte und
in ihrer Nähe wohnte. Um (im Falle einer Abfuhr) mein Gesicht
zu wahren und vor meinen Kumpels nicht ganz so blöde da zu
stehen machte ich das sinnlosteste, was sich ein
pubertierendes Gehirn ausdenken kann: Ich schrieb einen Brief,
in dem ich ihr meine Liebe gestand, den Wortlaut weiß ich
selbstredend nicht mehr.
Ja, sowas hat man auch gemacht. Meist mit der deutschen Post versandt. 20 Pfennig Porto waren auch für einen Schüler erschwinglich.
Den Brief gab ich meinem besten Freund, mit dem Auftrag ihn
ihrer besten Freundin zu geben, die ihn zustellen möge. Das
blinde Vertrauen in die Deskretion einer dritten und vierten
Person wurde schwer erschüttert,
Was der Nil weiß, weiß bald die ganze Wüste. (Ägyptisches Sprichwort)
denn ihre beste Freundin
hatte nichts besseres zu tun, als den Brief zu öffnen, zu
lesen und sich lautstark auf dem Schulhof darüber zu
amüsieren, was für ein Tropf ich doch bin. Von null auf
hundert war ich an unserer Schule bekannter als ein
gescheckter Hund und wäre am liebsten nur noch mit einer Tüte
übern Kopf rumgelaufen - es war schlimmer als die Pickel in
meinem Gesicht.
Ja, solche Ereignisse, wo man sich auf ein Internat in Schwerin oder am besten gleich in Eggesin gewünscht hätte, gab es natürlich auch. Gehört halt dazu.
Zwar habe ich später bei anderen Mädchen immer mal jemanden
gebraucht, bei dem ich mich rückversichern musste, ob das was
werden könnte, aber geglückt ist das nie. Und solch eine
sinnlose Aktion habe ich auch kein zweites Mal fertiggekriegt.
Erzähle dochmal Erfolgserlebnisse und werte sie in deiner Vita auf!
Auch dem besten Feldherren gelingt nicht jede Schlacht. Auch Napoleon hatte in der Jugend Pickel, und Dieter Bohlen hat sich bestimmt auch schon ordentlich Körbe eingefangen.
To.i
PS: Nur zum Verständnis: In der DDR war nicht alles gut!
Zum Beispiel fand ich scheiße, dass in die neueren Mopeds (S51) nur noch 12 Liter Benzin in den Tank passten, anstatt 15l wie bei den Vorgängern.