Wie man es nicht machen sollte

Hallo mal wieder,

es gibt ja immer wieder gleichgeartete Fragestellungen zum Thema „Wie kennenlernen“. Ich möchte hier mal von meinem peinlichsten Erlebnis berichten, und würde mich freuen, wenn ich nicht der Einzige bliebe, der seine Erfahrungen als Lehrstück zur Verfügung stellt.

Ich war 15 und hatte mich in ein Mädchen aus einer Klassenstufe tiefer verguckt.

Nun ist das schon ein paar Jahre her, sowas wie PC, Email oder Funktelefon gab es noch nicht. Bei uns im Osten auf dem Dorf warst Du überhaupt froh, wenn es im Umkreis von 5 km eine funktionsfähige Telefonzelle gab. Uns blieb also nur die Kommunikation per Mundwerk oder handgeschriebenen Briefen.

Sie lächelte mich ab und zu auf dem Schulhof an und ich lächelte zurück, bildete mir ein, sie will auch was von mir. Genau wie viele Fragesteller hier, versuchte ich hintenrum etwas über sie zu erfahren, von jemandem, der sie kannte und in ihrer Nähe wohnte. Um (im Falle einer Abfuhr) mein Gesicht zu wahren und vor meinen Kumpels nicht ganz so blöde da zu stehen machte ich das sinnlosteste, was sich ein pubertierendes Gehirn ausdenken kann: Ich schrieb einen Brief, in dem ich ihr meine Liebe gestand, den Wortlaut weiß ich selbstredend nicht mehr.

Den Brief gab ich meinem besten Freund, mit dem Auftrag ihn ihrer besten Freundin zu geben, die ihn zustellen möge. Das blinde Vertrauen in die Deskretion einer dritten und vierten Person wurde schwer erschüttert, denn ihre beste Freundin hatte nichts besseres zu tun, als den Brief zu öffnen, zu lesen und sich lautstark auf dem Schulhof darüber zu amüsieren, was für ein Tropf ich doch bin. Von null auf hundert war ich an unserer Schule bekannter als ein gescheckter Hund und wäre am liebsten nur noch mit einer Tüte übern Kopf rumgelaufen - es war schlimmer als die Pickel in meinem Gesicht.

Zwar habe ich später bei anderen Mädchen immer mal jemanden gebraucht, bei dem ich mich rückversichern musste, ob das was werden könnte, aber geglückt ist das nie. Und solch eine sinnlose Aktion habe ich auch kein zweites Mal fertiggekriegt.

Gruß vom Wolf

Hallo,

sei froh, dass es nur der Schulhof war.

Vor ein paar Jahren gab es mal die Story von zwei Damen bei der Agentur für Arbeit, die sich per Mail über ihr beider Liebesleben ausgetauscht haben.

Blöd nur, wenn man das im Verteiler macht und es zufällig im Internet landet.

LG
S_E

Hallo Wolf.

Mädchen können in solchen Dingen schrecklich gemein und gefühllos sein und einen entsetzlich blamieren.
Weit schlimmer als Jungs.

Und leider kann man sie nicht hauen.
Woran das liegt, wollte ich auch schon immer mal wissen.

Also das mit der Gemeinheit, das mit dem Hauen weiß ich schon.

Gruß, Nemo.

Hi,

Woran das liegt, wollte ich auch schon immer mal wissen.
Also das mit der Gemeinheit, das mit dem Hauen weiß ich schon.

es geht die Theorie um, dass Frauen sich auf emotionale/psychische
Kriegführung spezialisiert haben, weil ihnen die physische Keilerei gesellschaftlich untersagt wurde bzw verpönt ist.

Gruss,
Herb

Hi Herb,

weil ihnen die physische
Keilerei gesellschaftlich untersagt wurde bzw verpönt ist.

eigentlich ist es noch schlichter: Frauen sind in der Regel Männern körperlich unterlegen und müssen darum zu anderen Waffen greifen.

Dieser Satz gilt natürlich nur für die Mehrheit der Menschen, keinesfalls für alle.

Gruß
Karl

es geht die Theorie um, dass Frauen sich auf
emotionale/psychische
Kriegführung spezialisiert haben, weil ihnen die physische
Keilerei gesellschaftlich untersagt wurde bzw verpönt ist.

Hallo Herb,

dass Frauen verbal besser gemein sein können als Männer, ist schon klar.
Die Frage ist, warum speziell junge Frauen, in Sachen Liebe manchmal so kalt und verletzend sind.

So dass sie, wie es der UP ja treffend beschrieben hat, jemand mit durchaus ehrlichen Gefühlen, quasi vor der ganzen Meute blamieren.

Sagt man Frauen nicht eigentlich mehr Einfühlungsvermögen als Männern nach?

Gruß, Nemo.

Die Frage ist, warum speziell junge Frauen, in Sachen Liebe
manchmal so kalt und verletzend sind.

Zwei Gründe vermute ich. Auswahl ist ja genug da. Und nichts ist ärgerlicher als Liebesschwüre vom falschen Kerl.

Grüße Bellawa.

Das konnte ich auch…
… 99% meiner Angebeten haben nie von meiner Verliebtheit erfahren. Blöd eigentlich, so konnte ich auch nie herausfinden, ob sie vielleicht auf Gegenseitigkeit beruht.

Man muss ein wenig von sich preisgeben, wenn man wissen möchte, welche Gefühle ein anderer für einen hegt. Daran führt meiner Erfahrung nach kein Weg vorbei. Man muss sich ja nicht gleich bis auf die Knochen blamieren, aber die Gefahr besteht natürlich. Da muss man durch.

Grüße
kernig
*zum Glück hab ich mit meinem Mann schon zusammengewohnt, bevor es gefunkt hat* :smile:

Was mich mal interessiert
Hallo!
Was mich hier interessiert:

dass Frauen verbal besser gemein sein können als Männer, ist
schon klar.
Die Frage ist, warum speziell junge Frauen, in Sachen Liebe
manchmal so kalt und verletzend sind.

Ist das so? Woher nimmst Du diese Behauptungen?

So dass sie, wie es der UP ja treffend beschrieben hat, jemand
mit durchaus ehrlichen Gefühlen, quasi vor der ganzen Meute
blamieren.

Kenn ich aber von der anderen Seite auch.

Sagt man Frauen nicht eigentlich mehr Einfühlungsvermögen als
Männern nach?

Klischees und Schubladen: Das find ich nicht in Ordnung.

Grüße
kernig

WO hast du gelebt?
Hi,

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Ich war 15 und hatte mich in ein Mädchen aus einer
Klassenstufe tiefer verguckt.

Zunächst: Mit 15 waren 14-jährige Mädchen noch Kinder! Es hieß, die quietschen noch beim Pieseln.

Nun ist das schon ein paar Jahre her, sowas wie PC, Email oder
Funktelefon gab es noch nicht. Bei uns im Osten auf dem Dorf
warst Du überhaupt froh, wenn es im Umkreis von 5 km eine
funktionsfähige Telefonzelle gab.

Wo war denn das? In Vorpommern oder in der Magdeburger Börde?

Die Eltern von meinen Schulkameraden hatten zu gefühlten 80% alle Telefon, wenngleich nicht nun einen ISDN-Komfortanschluss.

Telefonzellen gab es hier alle 300m. Die temporär defekten ausgezählt, hatte man in 15 Minuten eine funktionierende erreicht, so es mal erforderderlich war.
Telefone an sich, und Telefonzellen im Speziellen hat man nicht zum baggern, sondern zumeist nur zur persönlichen Erfreuung gebraucht. Etwa, um den Fleischermeister nach Eisbeinen zu fragen und bei bejahrender Antwort ein Fußbad zu empfehlen. Oder als Herr Müller einen Tisch im Landgasthof für 25 Personen zu bestellen. (Ich hatte früh Stimmbruch.)

Uns blieb also nur die
Kommunikation per Mundwerk oder handgeschriebenen Briefen.

Man traf sich mit den Mopeds an den Treffplätzen und lungerte dort rum. Oder fuhr Eroberungsfeldzüge in die Nachbarorte. Freitag, Sonnabend und Sonntag gab es jeweils überall eine andere Disko.

Wenn ein Mädchen was wollte, kam meist ein bekannter Mensch mit der Anfrage, ob man schon eine Freundin hätte. Auskunft wurde erst dann erteilt, wenn die Antragstellerin preis gegeben wurde. Danach richtete sich auch die Antwort.

Oder man erpresste von einer Freundin von ihr die Wohnanschrift und fuhr hin, und klingelte, sich endlich ein Herz fassend, nachdem man vor Schiss drei Male zuvor wieder abgereist ist, ohne das Knöpfle zu drücken.

Sie lächelte mich ab und zu auf dem Schulhof an und ich
lächelte zurück, bildete mir ein, sie will auch was von mir.

Das hab ich auchmal gedacht. Aber erst, als ich ihren Mund an meinem Hals fühlte. Den Tatsachenbericht gibt’s irgendwo im Archiv.

Genau wie viele Fragesteller hier, versuchte ich hintenrum
etwas über sie zu erfahren, von jemandem, der sie kannte und
in ihrer Nähe wohnte. Um (im Falle einer Abfuhr) mein Gesicht
zu wahren und vor meinen Kumpels nicht ganz so blöde da zu
stehen machte ich das sinnlosteste, was sich ein
pubertierendes Gehirn ausdenken kann: Ich schrieb einen Brief,
in dem ich ihr meine Liebe gestand, den Wortlaut weiß ich
selbstredend nicht mehr.

Ja, sowas hat man auch gemacht. Meist mit der deutschen Post versandt. 20 Pfennig Porto waren auch für einen Schüler erschwinglich.

Den Brief gab ich meinem besten Freund, mit dem Auftrag ihn
ihrer besten Freundin zu geben, die ihn zustellen möge. Das
blinde Vertrauen in die Deskretion einer dritten und vierten
Person wurde schwer erschüttert,

Was der Nil weiß, weiß bald die ganze Wüste. (Ägyptisches Sprichwort)

denn ihre beste Freundin
hatte nichts besseres zu tun, als den Brief zu öffnen, zu
lesen und sich lautstark auf dem Schulhof darüber zu
amüsieren, was für ein Tropf ich doch bin. Von null auf
hundert war ich an unserer Schule bekannter als ein
gescheckter Hund und wäre am liebsten nur noch mit einer Tüte
übern Kopf rumgelaufen - es war schlimmer als die Pickel in
meinem Gesicht.

Ja, solche Ereignisse, wo man sich auf ein Internat in Schwerin oder am besten gleich in Eggesin gewünscht hätte, gab es natürlich auch. Gehört halt dazu.

Zwar habe ich später bei anderen Mädchen immer mal jemanden
gebraucht, bei dem ich mich rückversichern musste, ob das was
werden könnte, aber geglückt ist das nie. Und solch eine
sinnlose Aktion habe ich auch kein zweites Mal fertiggekriegt.

Erzähle dochmal Erfolgserlebnisse und werte sie in deiner Vita auf!
Auch dem besten Feldherren gelingt nicht jede Schlacht. Auch Napoleon hatte in der Jugend Pickel, und Dieter Bohlen hat sich bestimmt auch schon ordentlich Körbe eingefangen.

To.i

PS: Nur zum Verständnis: In der DDR war nicht alles gut!
Zum Beispiel fand ich scheiße, dass in die neueren Mopeds (S51) nur noch 12 Liter Benzin in den Tank passten, anstatt 15l wie bei den Vorgängern.

… 99% meiner Angebeten haben nie von meiner Verliebtheit
erfahren.

Das scheint ein weit verbreitetes Phänomen zu sein.

Nach 10 Jahren kriegt man dann mal zu hören: „Ich muss dir da übrigens mal was beichten … bitte lach jetzt nicht…“

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Klischees und Schubladen: Das find ich nicht in Ordnung.

Ach Kernig.

Du vergisst, dass ich hier nicht über dich, oder über mich, oder über Lieschen Müller schreibe, sondern über die Mehrheit. Meinetwegen auch die statistische.

Und wenn man das tut, kann man natürlich nicht auf Einzelheiten eingehen.

Wer immer nur die Klischee- Klatsche mit sich führt, lebt selber ein Klischee.

Und wenn es Klischees sind, dann sollte man sich halt gelegentlich mal fragen, woher solche Klischees kommen und weswegen sie entstanden sind.

Schubladen, klar. Aber wir alle richten unser ganzes Leben nach Schubladen ein, anders ging’s gar nicht.

Gelegentlich packen wir dann mal was um, was auch gut so ist.

Gruß, Nemo.

1 Like

[MOD] Schönes Lehrstück…
… aber leider den Thread in gefährliche off topic-Gefilde führend (die Entfernung funktionstüchtiger Telefonzellen & Co. haben nun wirklich nichts mit L&amp:stuck_out_tongue_winking_eye: zu tun). Für die Nachwelt erhaltenswert finde ich es dennoch, deswegen wandert der Thread abgeschlossen ins Archiv.

Weiterhin viel Spaß beim Kramen in Jugenderinnrungen wünscht
EP