Wie merkt man sich Bücher

Hallo liebe Viel-Leser,

Ausgangslage: Daheim im Bücherregal stehen hunderte von Büchern. Im Laufe der Jahre hat man einige (aber nie alle) gelesen. Es gibt Bücher, an die man sich gut erinnern kann (doch selbst diese Erinnerung verblasst mit der Zeit) und es gibt Bücher, von denen nur noch eine simple Erinnerung zurück bleibt - „das Buch war gut oder eben nicht“ (vielleicht noch mit neblig wabernden Rest-Gedanken an den Inhalt).

Frage: Welche Tipps habt ihr - wie kann man sich einmal gelesene Bücher besser „bewahren“?

Besten Dank im Voraus,
Grüße
who_knows

PS: Gemeindemitglieder mit photographischem Gedächtnis müssen nicht antworten :smile:

Hi,

ich mache mir schon seit Jahren (im Zeitalter des Computers wirklich kein Problem) zu jedem Buch und zu jedem Film - auch TV - kleine Notizen betreffend Inhalt, Form, Personen, Gefallen/Nichtgefallen, ev. zu verschenken/an wen, etc.

Gespeichert sind diese Notizen einmal unter Autor und einmal unter Inhalt. Der Inhalt ist nochmal mehrmals unterteilt in Themengebiete (Sachbuch, Literatur, Belletristik, etc.)

Dazu braucht man kein bestimmtes Programm, das geht ganz einfach „von Hand“. Dauert - wenn konsequent geführt - jweils ein paar Minuten.

Das hilft mir auch beim jährlichen umschlichten und aussortieren.

mfg. a_f

Danke für die schnelle Antwort.

Mein Problem (habe ich vorhin gar nicht geschrieben, Sorry): Ich habe mir bereits eine Literatur-Datenbank angelegt. Erst mit Karteikarten (die Recherchen sind ziemlich aufwändig), dann auf dem Rechner (mit Datenbank als Ersatzhirn geht das schon - aber das ist es leider auch nicht), ich besitze auch unzählige „Literatur-Zusammenfassungs-Bücher“

  • vielleicht gibt es noch andere Ideen und Vorgehensweisen.

Es ist wie der verzweifelte Versuch - das Wissen/Gelesene zu behalten - aber ständig rutscht es mir wie Sand durch die offene Hand…

Danke Herbstblume!

Hi, nochmal,

stellt sich mir ja jetzt die - wirklich gutgemeinte! - Frage: wozu brauchst du es? Und warum? Und wie lange? Irgendwann verblassen meist auch die einprägsamsten Details.

Ich brauche es teilweise beruflich, also ist es für mich sowas, wie auch Recherchen - da macht man sich einfach Notizen.

Aber vielleicht (ge-)brauchst du dein Gedächtnis für andere Dinge und der „Speicher“ ist einfach voll von für dich Wichtigerem??

Vielleicht müßtest du auch erst mal „trainieren“, Geschriebenes besser zu behalten? Dafür gibt es verschiedene Möglichkeiten, die von Person zu Person unterschiedlich sind. Einer merkt sich besser, was er er mal aufgeschrieben hat - dann wäre es vielleicht hilfreich, das Gelesene aufzuschreiben, andere wiederum merken sich Gehörtes leichter - dann könntest du dir Passagen oder auch z.B. eine ganze Novelle auf Audiodatei speichern.

Mit welcher Art von Geschriebenem geht dir das denn so? Fachbücher, Romanen, „hohe“ Literatur?

Kannst du dich an Filme oder Theaterstücke besser erinnern, als an Bücher? Möglicherweise ist dein optisches Gedächtnis besser ausgeprägt?!

Das waren jetzt natürlich nur Fragen, keine Antworten - aber vielleicht findest du ja dabei auch selbst eine Antwort, warum du Gelesenes relativ schwer behältst?!

mfg. a_f

Hallo who knows!

Ich habe leider auch nicht die Lösung für dein Problem, aber ein paar Anmerkungen:

  • Ich finde gut, dass du überhaupt den Anspruch hast, dir den Inhalt vieler Bücher zu merken. Den Anspruch habe ich auch, vielleicht nicht so radikal wie du. Die meisten Menschen in meinem Umfeld nutzen Bücher nur zum „Zeittotschlagen“.

  • Ich habe in den letzten Jahren meine private Büchersammlung komprimiert: Nach intensiven Überlegungen viele Bücher minderer Qualität weggeschmissen. Jetzt habe ich (nach subjektiver Einschätzung) nur noch Bücher, die ich wirklich interessant finde.

  • Ich gucke in meine Bücher immer Mal wieder rein, sowohl in Sachbücher als auch in Romane.

  • Wenn ich ein Buch lese, vernetze ich es mit anderen: Ich lese z.B. zwischendurch oder eher hinterher etwas über den Autor, die Zeit, zeitgenössische Autoren, Herrscher etc. So versuche ich Netze und Zusammenhänge zu schaffen, mithilfe denen ich mir Dinge merken kann.

  • Ich habe Phasen, in denen ich mich wochenlang schwerpunktmäßig mit einem bestimmtem Thema beschäftige, vor einem Jahr war es Kafka, nach ein paar Wochen der 30.jährige Krieg.

  • Dennoch ärgere ich mich auch, vieles zu vergessen. Sicherlich könnte ich vieles recht schnell wieder hervorholen, aber da ist es nicht. Wir leben in einer Zeit, in der das Wissen der Menschheit einfach viel zu groß geworden ist! Ersamus von Rotterdam hatte es viel leichter, der wusste wahrscheinlich fast alles, was es damals zu wissen gab (aber frag mich jetzt nicht, wann er genau lebte, zur Zeit Luthers meine ich…)

Gruß!
Karl

„Speicher voll“ - tja vielleicht ein Treffer!

Beruflich kann ich mir fast alles merken - das gehört auch zum job und ist völlig in Ordnung (und ich lese den ganzen Tag irgendwelche Pamphlete, Protokolle usw. - und schreib dann wiederum Pamphlete und Protokolle…) - aber im Privaten schaff ich das einfach nicht - da verzweifel ich fast. Es geht um „hohe Literatur“, „Klassiker“ und ich sag’ mal „den“ Literaturkanon.

Ich würde gern’ mal sagen könnne: „ja klar, Schuld und Sühne, das ist von Dostojewski und da spielt ein gewisser S. [ich glaube das war der erste Buchstabe des Aktors - aber Russen sind sowieso schwierig mit den ständigen Abkürzungen und Verniedlichungen] die Hauptrolle und es geht um ein [oder waren es zwei - eine Alte und eine Junge] Morde und das Gefühl des S. danach…“

Glaub mir - ich liebe Literatur - aber ich kann mir den Inhalt einfach nicht merken.

…und wenn ich wusste was ich suche - dann wär’s leichter :smile:

damn,
who_knows

PS: Danke fürs „Nachhaken“

Hallo Karl2,

auch hier möchte ich antworten - erstmal Danke!

Der letzte Punkt spricht mir aus der Seele - die letzten Universalgenies sind wahrscheinlich spätestens mit Goethe ausgestorben… (und im Vergleich zu Goethe hatte es Michelangelo wahrscheinlich leichter…) - aber um Gottes Willen, den Anspruch hab ich bei weitem nicht.

Das Problem ist - wir verlassen uns zu sehr auf unser elektronisches Ersatzgehirn - den Computer/das Internet. Das ist schade!

Ich glaube unser Gehirn kann mehr - nur wie?

Eines meiner Lieblingszitate hau ich an dieser Stelle auch noch raus: „Die Zahl derer, die durch zu viele Informationen nicht mehr informiert sind, wächst. (Augstein)“

Grüße
who_knows

Hi, nochmal kurz,

in Karls guter Antwort hab’ ich noch gefunden, was ich eigentlich unbedingt anführen wollte und vergessen habe (sic!:smile:)

  • Wenn ich ein Buch lese, vernetze ich es mit anderen

das mache ich genauso. Abgesehen davon, dass beruflich die sekundäre, tertiäre, und was weiß ich, wieviel, Literatur notwendig ist - auch wenn ich zum „reinen Vergnügen“ lese, beschäftige ich mich viel mit dem Umfeld des Gelesenen. Das fängt mit Landkarten an, geht über historische Begleitliteratur und endet z.B. bei Gemälden. Oder Cartoons, oder einem Film, oderoderoder…

Dann sitze ich, umgeben von zig Büchern und lese „hin-und her“:smile:)

Ich bin ziemlich sicher, dass aus diesen Vernetzungen dann „Fetzen“ helfen, mich an das gelesene Werk zu erinnern.

Leider hab’ ich für den Luxus, so zu lesen viel zu selten Zeit.

mfg. a_f

Hi

Und da könnte die Krux liegen.

Ein wenig Spaß und Interesse sollte schon da sein, es ist wirklich schwer sich etwas zu merken, wenn man nur vor anderen angeben will.

Für solche Dinge, wie du sie angegeben hast - was wer wann wo - eigenen sich Schemata und Diagramme ganz gut.
Ich LIEBE Pfeildiagramme weil ich für mein Studium ganze Historiographien auswendig können muss. Das hilft dir viel besser ZUSAMMENHÄNGE zu lernen statt trockener Daten, und dadurch bleiben die Daten besser Hängen.

Beispiel (ich hab das Buch nicht gelesen, darum nur Beispiel)

…—> weitere wichtige Werke
Dostojewksi —> Schuld und Sühne —> Kernthese/Botschaft
…—> Bedeutenster Einfluss des Werks
WICHTIGE Verbindungen (nicht Opa Heinz und Onkel Knut)(Plotrelevanz, Rolle)

Diese dann mit wichtigen Szenen/Taten/Moral verbinden
==> Führt zu Ergebnix X

==>} Endsituation = Endergebnis y

Paralleles wird parallel aufgeführt, das nennt man synoptisch und hilft es sich zu merken (es gibt z.B. auch synoptische Geschichtsatlanten)

lg
Kate

Hallo,

das Problem kenne ich auch sehr gut.
Ich mach das jetzt so
lese ich ein Buch, dann notiere ich mir kurz den Inhalt (so merke ich mir mal das bis Schluß viel besser)
dann mache ich Stichworte für eine Rezension
und setze ich es im Internet auf die Seite www.lovelybooks.de, so kann ich ganz einfach meine Bücher verwalten, nachschauen was gefallen hat und vieles mehr
es gibt auch private Notizen dort
löschen kann ich es ja auch wieder, wenn ich will

Nebenbei mich auch noch über Bücher unterhalten.

Lg Doris

Auch andere Leser/innen haben Freude daran

Hi Autumn,

wie schön zu wissen, dass jemand in Punkto lesen ähnlich gelagert ist wie man selbst! In meinem Umfeld komme ich mir immer wie ein etwas seltsamer Exot vor!

Gruß!
Karl

OK - auch hier eine Antwort - glaube mir - ich habe Spaß (nicht nur ein wenig) am Lesen dieser Bücher (manchmal frag ich mich sogar, ob ich nicht meinen Beruf verfehlt habe und lieber etwas i.R. Literaturwissenschaft/Germanistik/usw. machen sollte, obwohl ich gut im aktuellen Beruf bin) - aber ich kann mir (entschuldigt die drastischen Worte) ums Verrecken den Inhalt der gelesenen Bücher nicht merken und das ärgert mich seit fast einer Dekade!!

PC, Datenbank, Vernetzung, Mindmaps, eigene Rezensionen, Karteikarten - ach guter Gott - alles versucht aber nix funktioniert (bei mir).

Im Übrigen kann ich mir auch den Inhalt von Filmen nicht merken, was meine Frau schier zur Verzweiflung bringt, weil sie sich das gut merken kann und ich jedes Mal vor der Glotze häng, als ob ich den Film das erste Mal sehe.

Ist wie eine Teil-Amnesie private Dinge/Hobbies betreffend…

…aber nur weiter - ich finds toll, dass hier eine kleine Diskussion entsteht - nochmals Dank an Alle!!!

Grüße
der who.