ungefragtes feedback
Hallo Anita,
ich schreib dir mal, ungebeten, wie das bei mir als Chef ankommt. Wenn du es nicht lesen und wissen willst, dann lies es einfach nicht und vor allem, ich kenne deine persönliche Situation nur aus dem mini-Ausschnitt, den du hier andeutest, kann sein, dass ich himmelweit daneben liege.
Ich schreib jetzt also die (für mich) typischen Chef-Gedanken auf:
aber meine vorgehensweise wäre folgende:
ich würde in dem gespräch mit dem zukünftigen chef sagen, dass
ich bisher keine emails beantwortet habe
Soweit sehr gut, dann hab ich das schon mal als Fakten-Grundlage ich bin gespannt was kommt von dir, denn ich hab ja meine Gründe, dass ich meine Assistentinnen meine mails schreiben lasse und es nicht selbst mache.
und das auch nicht
als meine aufgabe sehe.
Oh! Aha, siehst DU also nicht als DEINE Aufgabe. Bin gespannt was dir einfällt, warum du es nicht siehst.
** Nebenbemerkung: du siehst, ich bin durch diesen Nebensatz gleich auf Konfrontation, entsprechend schwer wirst du es im weitern Gesprächsverlauf mit mir haben***
dann würde ich auflisten, was ich als
meine aufgaben sehe und ihn fragen, ob er etwas vermisst.
Meine Antwort: „Ganz klar, dass Sie meine E-mails beantworten, vermisse ich.“
dabei finde ich im gegensatz zu den anderen meinungen, dass
hierbei nicht die kosten die größte rolle spielen sondern
deine qualifikation.
Tja, aber je höher die Qualifikation der Leute, desto mehr erwarte ich, dass sie sich für das Gesamt-Firmenwohl einsetzen und nicht nach Arbeitsvertragsbuchstabenwortlauten im Eigeninteresse handeln, sondern im Sinne einer wahrgenommenen Verantwortung. Mit anderen Worten: wenn ich meine Prokuristen, Kaufmännische Leiter oder Abteilungsleiter um eine Aufgabe außerhalb ihres Standard-Verantwortungsbereichs bitte, erwarte ich eine flexiblere reaktion, als von einer Sekretärin oder einem Produktionsmitarbeiter.
Und deine Qualifikation ist mir grundsätzlich ersteinmal wurscht, du bist auf eine Stelle eingestellt, und hast dich damit einverstanden erklärt, die Arbeiten zu machen, die auf der Stelle anfallen und nicht nur den teil davon, der deiner Qualifikation entspricht.
*** Du siehst, ich denke jetzt noch stärker konfrontativ, da ich dir grad folgendes Motiv unterschiebe, mag es ungerecht sein, wie es will: „Die Sekretärin denkt mehr an ihren Status, als an die Inhalte ihrer Arbeit“ Im Umgang mit mir zumindest, wäre dieser Eindruck tödlich. Es gibt zum Glück nnoch andere Chefs als mich. ***
zwischen sekretärin und sekretärin ist
ein himmelweiter unterschied und es lässt sich nur an der
stellenbeschreibung ausmachen, ob man mehr sekretärin oder
mehr assistenz ist.
Ja, würde ich denken, in der Tat, himmelweiter Unterschied und hätte erste Anflüge von Sarkasmus.
Sagen würde ich vielleicht sowas: Stellenbeschreibungen sind nichts statisches, wenn sich die Anforderungen an das Unternehmen und im Unternehmen ändern, müssen sich alle Mitarbeiter, auch ich, an diese neuen Anforderungen anpassen, um das Überleben des Unternehmens…etc.pp.
außerdem finde ich nicht, dass es wichtig ist, was du sagst
sprich es diplomatisch verpacken. ich befürworte eine klare
und direkte ansage. damit kommt es nicht zu mißverständnissen.
Da bin ich mir nicht so sicher. So wie du es formuliert hast und bei dem, was ich dir als Chef-Gedanken dazu k0ommentiert habe, bin ich fast überzeugt, dass ich jetzt ein anderes Bild von dir habe, als du mir von dir vermitteln wolltest.
und sollte dein jetziger chef bei dem gespräch dabei sein, so
fungiert er als zeuge.
Jep, und ich würde mit dem jetzigen Chef auf Chef-Ebene ein Gespräch über den angemessenen Führungsstil dieser Mitarbeiterin gegenüber führen, um mir von ihm dich betreffend einige Tips geben zu lassen. Mit Glück rückt dein jetziger Chef in dem gespräch das schiefe Bild, das ich von dir bis jetzt habe wieder etwas mehr grade.
bei diplomatischen ausdruck, kann
später gesagt werden, dass es nicht so klar war, was du
meintest. ich finde es wichtig wie du es sagst d.h. du
solltest höflich und freundlich aber bestimmt auftreten.
Hm, es ist sicher nicht ganz einfach, das was man sagen möchte, so klar zu sagen, dass es auf der Zuhörerseite nicht missverstanden wird, aber dennoch so zu formulieren, dass es nicht wie der Elefant im Porzellanladen wirkt. Ich suche da noch nach dem Grat zum drauf wandern.
sollte es dann, wenn der herr dein chef wird, dazu kommen,
dass er dir dennoch mails zum beantworten gibt, würde ich
sagen, dass ich sie ausnahmsweise (zum zeichen des guten
willens) beantworte, wenn ich sehe, dass er sehr viel stress
hat, aber weiterhin nicht. das würde ich dann auch konsequent
durchziehen und mich im notfall auf meinen alten chef berufen,
der zeuge des gesprächs war.
Dazu müsste dein neuer Chef aber sich erstmal damit einverstanden erklärt haben,dass du seine mehls nicht schreibst. Einfach nnur Nein-sagen reicht nicht, wenn du deinen Job nicht wechseln willst. (Kris ist ja bereit dazu…)
Und bis ein Chef gegen einen anderen Chef als „Zeuge“ auftritt, wo dann noch ganz andere Interessen eine Rolle spielen, persönliche vielleicht auch, die SO viel wichtiger sind als due befindlichkeiten einer Sekretärin, also naja, da fließt wohl vorher viel Wasser die Elbe herab.
auch ein chef ist auf eine kompetente sekretärin angewiesen,
nicht nur umgekehrt. daher wird ein chef, der eine kompetente
sekretärin zu schätzen weiß, diese auch mit respekt behandeln.
dazu gehört auch sich an abmachungen zu halten.
Das ist eine Selbstverständlichkeit. Sofern von beiden Seiten die erforderliche Elastizität dafür vorhanden ist.
Zum Schluss noch einmal: Liebe Anita, fühle dich nicht angegriffen von mir! das bist du nicht, ich habe mit meinen Einlassungen gar nicht dich persönlich gemeint, du hast ja mit der ganzen Angelegenheit nichts zu tun, sondern lediglich deinen text ein wenig ausgelegt und die beim Lesen auftauchenden Gedanken aus meiner Perspektive niedergeschrieben. Viel zu lang und ausführlich wahrscheinlich. Und nochmal: Zum Glück gibts auch andere Chefs als mich!
Keine Quintessenz jetzt, ich will los, Wochenende!!
Gruß
Burkh