Wie pflegt man eine Kuhweide/Rinderweide richtig?

Wir haben eine feste Weide für ein paar Zwergzebus, das heißt dass die Rinder von Mai bis November draußen sind, den Winter über haben sie keinen Zugang auf diese Sommerweide. Nun würde mich interessieren, was ich denn in der weidefreien Zeit machen muss… 

Warum werden Weiden gekalkt und mit was kalkt man? Wann macht man das und macht es auch Sinn? Künstlich düngen werde ich wohl im Frühjahr nicht müssen, natürlich gedüngt wird ja das ganze Jahr über. Was ich bereits herausgefunden habe ist, dass ich auf Wühlmausjagd gehen muss und inzwischen beherrsche ich diese Art der Fallenjagd hervorragend :smile:

Danke schon jetzt für Eure Antworten…

Stefan

Servus,

Kalk gibt man auf Wiesen und Weiden, um auf Böden mit geringer Pufferkapazität und auf sauren Böden den pH-Wert zu heben und der Versauerung entgegenzuwirken, die sich bei ständiger Entfernung des Aufwuchses durch Weidegang oder Mahd einstellt und um bei schweren, tonigen Böden die Krümelstruktur und damit den Wasserhaushalt zu verbessern. Außerdem fördert Kalk die Regenwurmtätigkeit und damit die Einarbeitung organischer Substanz zur Humusbildung und die Besiedelung mit Weißklee (als Stickstoffsammler und eiweißreiches Futter erwünscht auf Weiden, weniger erwünscht auf Heuwiesen).

Kalkbedarf lässt sich auch ohne eigentliche Bodenuntersuchung mit einfachen Testsets feststellen, die ziemlich grob anzeigen, aber wohlfeil zu haben und ohne viel Material und Labortechnik anzuwenden sind und auf diese Weise - das ist wichtig - eine große Zahl von Proben aus verschiedenen Tiefen und über das Stück verteilt möglich machen. Wenn alles im blauen bzw. gelben Bereich ist, braucht nicht aufgekalkt zu werden, zumal Kalken von Wiesen und Weiden unter Grundwassereinfluss auf die lange Sicht zu unerwünschten Gipshorizonten führen kann.

Wenn extensiv bewirtschaftete Rindviehweiden über die Kuhscheiße und über Weißklee einigermaßen brauchbar mit N und sonst ausreichend mit P und K versorgt sind, und wenn kein zusätzlicher Kalkbedarf ermittelt worden ist, kann man die Weiden ganz ungedüngt lassen. Einige Kräuter wie Quendel, Thymian und Wiesensalbei, die sich bei extensiver Bewirtschaftung je nach Standort einstellen können, wirken sich positiv auf die Qualität von Milch und Fleisch aus, einige anderen wie Schafgarbe und Spitzwegerich sind der Gesundheit der Tiere förderlich.

Pflegemaßnahmen, die man auf Weideland auch ohne Düngung immer vornehmen sollte, sind:

  • Abschleppen und Walzen im Frühjahr unmittelbar nach dem ersten Abtrocknen der Weide
  • Nachmähen abgeweideter Flächen, besser mit Kreiselmähwerk als mit Messerbalken: Rindvieh spart einige Gräser und andere Pflanzen beim Fressen aus; diese nehmen überhand, wenn nach Abweiden nicht nachgemäht wird. Auch Stellen, an denen vorher Kuhfladen lagen, werden nicht abgeweidet - daher Nachmähen mit Kreiselmähwerk günstiger, weil das auch zur besseren Verteilung des über den Kuhschiss aufgebrachten N, P und K führt.

Unabhängig von diesen Pflegearbeiten sollte auch bei extensiver Weidehaltung die Weide in Portionen abgeteilt werden: Das führt zu gleichmäßigem, besserem Abweiden und verbessert die Qualität des neuen Aufwuchses.

Schöne Grüße

Dä Blumepeder

Ich galube, daß ich gar nichts mehr dazu sagen muss.
>Blumepeder

Excellente Antworten, besten Dank. Vielleicht könnt ihr mir noch sagen, wo ich so eine Probe für den Bodentest bekommen kann? Und dann müsste ich noch wissen, was für ein Kalk das dann wäre, sofern ich ihn brauche und wo ich den wieder bekommen kann…

Ich habe gesehen, dass ich bislang schon vieles richtig gemacht habe was das Abschleppen und Mulchen anbelangt. Und da Zebus eher nicht mehr so viel stehen gelassen haben, wenn sie fertig sind (da sind selbst Brennnesseln und Disteln weg), muss ich mir um die unliebsamen Gewächse weniger Gedanken machen. Mich hat grundsätzlich einfach diese Sache mit dem Kalk interessiert.

Die Wühlmäuse fühlen sich bei uns trotz Beweidung wohl, ich habe jetzt auch Julen aufgestellt, bei uns im Nachbarort ist eine Auffangstation für Greifvögel, die wieder frei gelassen werden, wenn sie geheilt wurden, die können sich jetzt auch ihren Teil auf der Waldwiese abholen :smile:

Ich danke Euch Beiden für die sachlichen Antworten!!

Stefan

Hallo Stefan,

ja, das ist das Schöne an den „geländegängigen“ Rinderrassen, dass sie nicht mäkelig sind, sondern fressen, was da ist. Leider hab ich den Fotoapparat nicht mitgehabt, als ich so einen Hippie mal dabei gesehen habe, wie er mit Ruhe und Gemütlichkeit daran war, eine Brombeerhecke zu verspeisen.

Wegen einfach zu benutzenden Bodentests: Bei Raiffeisen gibt es verschiedene; der für Kalk (der über die Anzeige des pH-Wertes von mit einer definierten Menge Batteriewasser aufgeschlämmten Bodenproben mit um Grün und Blau erweiterten Lackmusstreifen funktioniert) ist ziemlich verlässlich; den anderen, die sich mit den Hauptnährstoffen NPK beschäftigen, würde ich eine „richtige“ Untersuchung bei der LUFA vorziehen (unter diesem Namen findest Du die zu Deinem Standort nächstgelegene und deren Angebote/Kontaktdaten für nähere Informationen, wie man so eine Beprobung macht, welche Standarduntersuchungen es gibt, wie man die Proben verschicken kann und was man dafür bezahlt).

Neugierhalber: Es würde mich ja schon interessieren, in welcher Region Du mit den Zwergzebus sitzt - ich habe vor etwa fünfzehn Jahren auf dem Hochheimer Markt einen Zebu gesehen, der von einer Gruppe von hessischen Haltern präsentiert wurde, die in den Mittelgebirgen Vogelsberg und Taunus wohl recht gute erste Erfahrungen mit Zebus hatten - hat sich da inzwischen eine regelrechte „Szene“ entwickelt?

Schöne Grüße

Dä Blumepeder

Kalkdünger

  • jetzt hab ich vor lauterlauter die Frage nach geeigneten Kalkdüngern vergessen. Welche Dünger man zum Kalken einsetzt, hängt vor allem vom Boden ab. Da überlasse ich Josef Galler das Wort, hier besonders Seiten 16 und 17.; Ausbringen auf Grünland am besten im März nach dem Abtrocknen oder im Herbst ab September/Oktober, d.h. zu den Jahreszeiten, wo wenig Aufwuchs da ist und ausreichend Niederschläge fallen, so dass der Kalk nicht groß oberflächlich herumliegt. - Vorsicht mit Branntkalk und Löschkalk!

Schöne Grüße

Dä Blumepeder

Hallo Blumepeder,

Danke wieder einmal für Deine Ausführungen, durch die ich wirklich schlauer geworden bin. Ich werde mich diesem Kapitel diesen Winter annehmen, jetzt weiß ich ja wie’s geht :smile:

Ich bin in Baden-Württemberg in der Region Reutlingen - Tübingen und hier unten gibt es inzwischen viele Zwergzebuzüchter und -halter aber auch in der Mitte Deutschlands und oben im Norden sind die Zebus inzwischen ordentlich vertreten. Sie sind eben wirklich sehr genügsam und daher gut neben Beruf, Family und sonstiger Freizeitaktivitäten unter einen Hut zu bringen…

Beste Grüße und vielen Dank!

Stefan