Wie psychische Bindung zu Objekte / Wohnung lösen?

Ich bin Angehöriger von Eigentümern einer Wohnung, die renovierungsbedürftig ist.

Hintergründe sind wie folgt:

Das Haus befindet sich seit rund 100 Jahren in Familienbesitz.
Die gesamte Familie wohnte in diesem Zeitraum dort,bis zu drei Generationen.
Ich bin einer der ersten, der aus dieser Tradition ausgebrochen ist.
Die Wohnung steht seit zwei Jahren leer.

Grundsätzlich soll sie renoviert werden, Geld genug ist auch vorhanden.
Sie soll eine Altersabsicherung werden.

Die Renovierungsmaßnahmen scheiterten schon am Entrümpeln der Wohnung.
Das Schlafzimmer steht fast genauso wie zu Zeiten, als eine Bewohnerin noch lebte. Sie ist vor 12 Jahren gestorben.
Die Eigentümer waren für rationale Argumente wenig zugänglich.

Grundsätzlich finden sie meine Renovierungsideen gut, in der Praxis passierte nichts.

Es scheitert an Aussagen wie:

„Das hat Oma so schön eingerichtet!“
„Dieser und jener Gegenstand erinnert mich an Person X,Y…)
" Das hat ja mal viel Geld gekostet (am Beispiel von einem 30 Jahren alten, längst verbrauchten Sofa“)
„Das kann ja immernochmal gebrauchen“

Die Eigentümer sind wie gesagt auf der Suche nach einer Altersabsicherung.
Sobald ich versuchte, Ihnen zu verdeutlichen, dass die Wohnung Ihre Altersabsicherung ist heißt es beispielsweise

„Es ist kein Geld für die Renovierung da“ (was nicht stimmt) oder
„Ja aber wenn wir die Wohnung renovieren, müssen wir mehr Abgaben zahlen.“

Kurz: Mit rationalen Argumenten komme ich nicht weiter.
Sie verstehen mein Anliegen, nicken, finden die Ideen auch meist gut.
In der Praxis passierte fast nichts.

Lange Rede, kurzer Sinn:

Scheinbar sind seitens der Eigentümer, die bis zu 60 Jahre auf diesem Grundstück lebten, emotionale Bindungen zu diesem Objekt respektive den Gegenständen darin vorhanden, die ein sachliches Handeln unmöglich machen.

Wie würdet Ihr vorgehen?
Kann noch mehr dahinter stecken als emotionale Bindungen?
Welche Tipps habt Ihr, wie ich die Eigentümer doch überzeugen kann, dass Sie die Wohnung zwecks Ihrer Altersabsicherung renovieren sollten?

Das Stichwort „Messie Syndrom“ ist ebenfalls ein passender Begriff dafür, was in diesem Haus geschah.

Grundsätzlich ist es eine schwierige, komplexe Situation. Mir hat selbst lange der Überblick gefehlt.
Sollte ich mein Anliegen missverständlich formuliert haben, lasst mich dies bitte wissen.

Vielen Dank für all Eure Anregungen!

Hi,

verstehe ich das richtig, daß es hier nicht um Deine eigene Alterssicherung geht?

Was spricht dann dagegen, die Leute einfach machen zu lassen? Sie sind erwachsen und müssen die Folgen ihres Tuns oder Nichttuns selbst tragen. In einer solchen Situation würde ich mich einfach heraushalten.

Gruß S (kein Fachmann!)

Hallo,

Vielen Dank für Deine Antwort.
Ja, meine Altersabsicherung hängt aktuell nicht davon ab.
Meine Funktion wäre wenn dann die eines Erbes - Irgendwann.

Hatte stets aus diesem Grund ein Gefühl der Verantwortlichkeit…

LG

Hallo,

wenn ich das richtig verstehe, bestehen zwischen Dir und den Personen, die in diesem Haus wohnen, gefühlsmäßige Beziehungen? Was Du über Eure Kommunikation mitteilst, scheint darauf hinzuweisen, daß sie Dir vertrauen?

Könntest Du sie nicht zu einer Einwilligung der Art bringen, daß sie für einen begrenzten Zeitraum in irgendeine andere Wohnung ziehen (Verwandte? Freunde? Leute, die vier Monate ins Ausland reisen? o.ä.) und Dir freie Hand geben? Notfalls mit der Zusicherung, bestimmte „Kostbarkeiten“ der bisherigen Einrichtung zu erhalten (was Du ja mit Hilfe des Dachbodens oder eines Lagers tun könntest)?
Daß Du eine Art Blanko-Scheck fürs Renovieren bekämst?

Manchmal ist so etwas für Leute mit einem gewissen Beharrungszwang leichter als, wenn sie sich jedes Stück einzeln vom Leibe reißen müßten.

Viel Glück, S.I.

Hallo Fragewurm,

Ihr scheint alle die selben Sturköpfe zusen :wink:

Die Alten beharren auf Tradition und du beharrst genau so darauf alle alten Züpfe abzuschneiden.

Nun, die Eigentumsverhältnisse sind klar und der Eigentümer kann mit seiner Sache tun, und lassen, was er will.

Auch wenn du das Ganze vermutlich (Das Leben kann noch jede Menge Überraschungen bringen) einmal erben wirst, hast du heute nichts in der Sache zu bestimmen.

Was du vor hast entspricht einer Entmündigung und war schon immer bei angehenden Erben recht beliebt …
Sorry, klingt etwas hart, aber denke mal darüber nach!
Du versuchst gerade deinen Alten, mit unserer Hilfe, deinenen Willen aufzuzwängen.

MfG Peter(TOO)

Fotos
Hallo,

keine Ahnung, ob es für Wohnungen hilft, aber ich bin dazu übergegangen, Dinge, die mir wichtig sind die aber keinen Zweck mehr erfüllen und nur herumstehen abzufotografieren und auf Festplatte zu speichern. Dann kann ich sie jederzeit anschauen aber sie stehen nicht mehr sinnlos herum.

Viele Grüße

Hi,

Meine Funktion wäre wenn dann die eines Erbes - Irgendwann.

Hatte stets aus diesem Grund ein Gefühl der
Verantwortlichkeit…

Ah, also nicht ganz uneigennützig, würde ich sagen :wink:

Ich an Deiner Stelle würde mich trotzdem da raushalten; überlege mal, Du wärest in einer vergleichbaren Situation und jemand würde Dich zu irgendwelchen Handlungen „zwingen“ wollen. Würde Dir das gefallen?

Also, wie gesagt: Locker bleiben. Du bist für diese Wohnung nicht verantwortlich.

Gruß S

4 Like

Ich würde mal sagen, lass die alten Leute einfach in Ruhe.
Lass sie, solang es geht, „ihr Sach“ machen und kümmere dich um deinen Kram.
Nichts ist frustrierender, als wenn auf einmal die Jungen ankommen und den Alten Vorschriften machen wollen.

Wieviel Erinnerungen, wieviel Glück an den alten Sachen hängen, kannst du doch gar nicht ermessen.

mfg

Hallo erstmal,

wenn die Leutchen den Platz und das Geld aus der Vermietung nicht brauchen, dann kann ich gut verstehen, dass sie sich nicht ohne Not den Stress und den Dreck einer Renovierung antun, und dabei dann auch noch den Verarbeitungsprozess dessen an der Backe haben, was damit dann final entschieden werden muss, und bzgl. der Dinge, die dann nicht mehr da sein werden.

Wer dauerhaft in einem Haus wohnt, bemerkt auch den schleichenden, langsamen Verfall an Objekt und Einrichtung gegenüber dem, der nur gelegentlich zu Besuch kommt kaum, und wenn insoweit Zufriedenheit mit dem aktuellen Status besteht, dann sollte man gegenüber dem finanziellen Wert, der sich nach einer Sanierung ergeben würde, auch den Wert genau dieser Zufriedenheit, den Wert der Erinnerung, … setzen. Und der kann schnell für die Betroffenen höher ausfallen, als die paar hundert Euro mtl. Miete, die dann maximal das Erbe erhöhen werden.

Gruß vom Wiz