Wie refinanzieren sich Geschäftsbanken im Wesentl?

Geschäftsbanken haben je nach Bank und Definition von Eigenkapital etwa das 5-10 fache ihres Eigenkapitals als Fremdkapital aufgenommen. Von wo beziehen die Geschäftsbanken per se ihr Fremdkapital ?

Natürlich gibt es für kurzfristige Liquiditätsbeschaffung den Interbankenmarkt, wo eine andere Bank der Verleiher ist, aber da unter dem Strich ja nahezu alle Banken einen hohen Verschuldungsgrad aufweisen, muss das Geld woanders her stammen.

Klar verleihen die Notenbanken wie FED oder EZB Geld, nur das Volumen der EZB z.B. übersteigt ja nococh nichtmal die Bilanzsumme der Deutschen Bank, die im europ. Vergleich gar nicht mal so groß ist.

Dann gibt es die Kundeneinlagen, aber auch die machen ja nur einen sehr kleinen Teil des Fremdkapitals der Banken aus.

Also wer ist da am Ende der Kette im Wesentlichen angesiedelt, der Banken Geld leiht ?

Hallo,
Konkret 2010 bei der Deutschen Bank ist der wesentliche Posten der (seit 2010 neu eingeführte) Handelsbestand. Das sind wiederum vorwiegend Derivative Finanzinstrumente (s. ab S. 62 des Geschäftsberichts), denen aber auf der Aktivseite ein ähnlich großer Posten gegenübersteht.

Cu Rene

Ja, dieser Posten Marktwert aus „derivativen Finanzinstrumenten“ ist ja auf der Aktiv- und Passivseite in etwa gleich groß. Die Banken stellen dann in Wesentlichen einfach nen Zinsswap, nachdem er etwas Profit gebracht hat oder eben um Verluste zu begrenzen, durch nen Gegenswap wieder glatt und bekommen dann durch Halten der beiden Swaps bis Endfälligkeit gleichzeitig sowohl auf der Aktivseite als auch auf der Passivseite sehr hohe (betragsmäßig in etwa gleich große) Beiträge. Also ist der Swappartner ein Kontrahent, ok.
Dennoch machen diese deriv. Finanzinstrumente ja nur etwa ein Drittel der gesamten Bilanzsumme aus.
Laut der Bilanz der DB von 2010 ham die über 1 Billion finanzielle Verpflichtungen ohne diese derivativen Finanzpositionen bei einer Bilanzsumme von knapp 2 Bio.

Daher ist meine Frage: Wem gegenüber hat die DB / die Banken diese restlichen immens hohen Verpfichtungen im Wesentlichen ?
Wie ich ja schon im Eingangsposting ausführte, sind es offenbar nicht die Kundeneinlagen, nicht die Refinanzierung über andere Banken und auch nicht die EZB, aber welche Gruppe ist es dann, der die Banken horrende Summen schulden ?

Etwas vereinfacht gesagt ist es doch so, dass ne Bank sich zu x% Geld pumpt und dann probiert zu x + (sagen wir) 2,5% das Geld wieder verleiht/anlegt (mit oder ohne Fristentransformation). Mit nem Fremdkapitalhebel von 10 käme man so auf die vielfach zitierte, international angesehene Eigenkapitalrendite von 25%.
Und was mich eben jetzt interessiert, wer stellt den Banken dieses immense Fremdkapital zur Verfügung ?
Ok, daneben machen die Banken noch ein wenig Eigenhandel mit ihren Derivaten und betreiben Privatkundengeschäft etc., aber dieses Modell, Geld zu niedrigerem Zins aufzunehmen als man es dann wieder investiert, ist ja der Hauptgewinntreiber von ner Bank und da wüsste ich gerne, wer dieses dafür nötige Geld im Wesentlichen zur Verfügung stellt.

Hi,

also ich hab mir mal schnell die Biland der Deutschen Bank angeschaut.

Aktivposten ohne Financial Assets , die größeren Posten ca. 650 MRD Euro ( davon : loans rund 400 Mrd. ).

Auf der Passivseite alleine 530 Mrd. an Deposits. Plus 170 Mrd. long-term debt. Das alleine reicht ja schon, um die obigen Aktivposten abzudecken.

Wer jetzt im einzelnen hinter den Deposits ( Einlagen ) steht, weiß ich auch nicht, aber in den Tiefen des Geschäftsberichtes gibt es für fleißige Leser und Sucher ein detailiertere Aufstellung.

Grüßle

Eric

Hallo,

Laut der Bilanz der DB von 2010 ham die über 1 Billion
finanzielle Verpflichtungen ohne diese derivativen
Finanzpositionen bei einer Bilanzsumme von knapp 2 Bio.

Hast du eine andere Bilanz als ich? Bilanzsumme ist bei mir 1,6 Mrd€, davon Handelsbestand knapp 0,9 Mrd€, gut 0,5 Mrd€ Verbindlichkeiten gegenüber Banken, Kunden und verbriefte Verbindlichkeiten (das was für dich „nichts“ ist) und dann noch die Peanuts wie EK.

Cu Rene

Hallo Rene,

ich habe folgende Bilanz von 2010 der Deutschen Bank:
http://geschaeftsbericht.deutsche-bank.de/2010/gb/ko…
Da habe ich die gut 1,9 Bio € Bilanzsumme großzügig auf 2 Bio aufgerundet. Die Angaben dort sind ja in Millionen und 1 Million Millionen ist eben 1 Billion.
Neenee, also 0,5 Mrd Verbindlichkeiten kann nicht hinkommen, da müsste schon die Portokasse praller gefüllt sein :smile:

ciau
wasweissdannich

Salut,

jaja Du hast schon recht, diesen derivaten Block der Financial Assets mit etwa 650 Mrd darf man nicht mitzählen, weil das ja im Wesentlichen Swaps oder so sind, wo gar net der Gegegenwert in Cash fließt, sondern nur am Ende dann ne Ausgleichszahlung stattfindet, aber halt der ganze Basiswert bilanziert wird. Aber die Handelsaktiva und „zum fair value bewertete finanzielle Vermögenswerte“ müsste man schon miteinrechnen finde ich (das ist doch praktisch der Eigenhandel der Bank).
Also hätten wir zu den 400 Mrd Kreditgeschäft noch rund 450 Mrd Handelsbuch und dann noch diverses Kleingemüse, so dass man ungefähr auf ne Billion € käme an faktisch längerfristig aufzutreibendem Kapital von außen.
Die Hälfte davon sind Einlagen. Hmm, ja tatsächlich, das sind Sicht-, Termin- und Spareinlagen, wie aus dem Geschäftsbericht hervorging.
Aber wer da jetzt im Wesentlichen dahintersteht, bleibt zunächst unklar, ob das aus den Tiefen des Geschäftsberichts durchforstet werden kann, habe ich so meine Bedenken.
Wenn dazu jemand direkt was weiß, bitte melden !

Grüße ins Schwabenländle

Hallo,
uups, natürlich überall 3 Nullen dran - können die nicht wie andere Firmen in tausend€ veröffentlichen :wink:
Ich habe die Bilanz der AG angesehen, nicht des Konzerns.

Cu Rene

Hallo,

Daher ist meine Frage: Wem gegenüber hat die DB / die Banken
diese restlichen immens hohen Verpfichtungen im Wesentlichen ?

ich würde mir den Blick in eine IFRS-Bilanz sparen und stattdessen die Bankenstatistik der Bundesbank bemühen. Dort ist dann auch die Passivseite des deutschen Bankgewerbes zu finden.

Etwas vereinfacht gesagt ist es doch so, dass ne Bank sich zu
x% Geld pumpt und dann probiert zu x + (sagen wir) 2,5% das
Geld wieder verleiht/anlegt (mit oder ohne
Fristentransformation).

Eine 1 vor dem Komma wäre für viele Institute ein Grund zum Feiern. Von 2,x kann nicht die Rede sein.

Mit nem Fremdkapitalhebel von 10 käme
man so auf die vielfach zitierte, international angesehene
Eigenkapitalrendite von 25%.

Das funktioniert ein bißchen anders.

Ok, daneben machen die Banken noch ein wenig Eigenhandel mit
ihren Derivaten und betreiben Privatkundengeschäft etc., aber
dieses Modell, Geld zu niedrigerem Zins aufzunehmen als man es
dann wieder investiert, ist ja der Hauptgewinntreiber von ner
Bank

Das ist eine sehr interessante Theorie. Die letzte größere Bank, von der man dachte, daß sie so ihr Geld verdient, war die IKB. Allenfalls die Sparkassen und genossenschaftlichen Institute funktionieren noch so.

Prinzipiell ist es in Deutschland nicht möglich, mit dem Verleihen von Geld selbiges in hinreichendem Maße zu verdienen. Die Zinssätze/Margen sind dafür aufgrund der Konkurrenzsituation zu niedrig. Die Faustregel besagt, daß man mit dem Zinsergebnis die Verwaltungsaufwendungen abdeckt und dem Provisions- und Handelsergebnis den Rest der Kosten abdeckt und den Gewinn erzielt.

Tatsächlich spielt die Musik im eigenkapitalsparenden Geschäft, d.h. Handelsgeschäft und Provisionsgeschäft. Außerdem hilft es, eine gewiefte Bande von Mathematikern zu bezahlen, die einem die Modelle so schön rechnet/schönrechnet, daß die Eigenkapitalunterlegung für Risikoaktiva möglichst gering ausfällt.

Gruß
Christian

Danke für die Antwort,

ich hatte jetzt eben da auf der Seite der Deutschen Bundesbank bestimmt eine halbe Stunde gesucht, hab da unter Bankenstatistik alle möglichen Formulare und Anweisungen bzw. Rundschreiben gefunden, aber keine Zahlen, die über die Passivseite der Geschäftsbanken näheren Aufschluss geben würden.
Hast Du da mal nen Link bei der Hand, wo man sich das angucken könnte ?

Ja ok, das mit den 2,5% war auch mehr als Beispiel gedacht. Nur konkret in der jetzigen Situation ist es doch so, dass die Banken mit viel Privatkundschaft (eben die Genossen, Sparkassen und auch die DB nach der Postbankübernahme) da durchaus auf Einlagenbasis solche Margen von über 2% erzielen, wenn man bedenkt, dass ein 10-jähriger Hausbaukredit etwa bei rund 4% liegt und der Großteil der Einlagen ja eher eine kurze Bindungsfrist hat und da vielleicht im Schnitt eher unter 2% bringt. Nur ist es offenbar so, dass der Großteil der Refinanzierung wohl über Anleihen etc. läuft, die dann von (Pensions-)/Rentenfonds, Versicherungen gekauft werden; was ich halt noch genauer gerne klären möchte.

Wie funktioniert es denn genau (mit den 25% EK-Rendie), würde mich interessieren ?

Ja, stimmt schon, alle stürzen sich auf das eigenkapitalsparende Salesgeschäft mit hohen Margen und sicheren Gewinnen. Meinst Du mit Handelsgeschäft den Eigenhandel ?

Naja mit Basel 3 kommt diese gewiefte Bande an Mathematikern dann aber auch ins Schwitzen :smile:

Bislang war es doch z.B. so, dass ne AAA-Euro-Länderanleihe überhaupt net mit EK unterlegt werden musste. Im Prinzip sind da doch dann riesige Gewinne möglich mit nem ja theoretisch unendlichen Kredithebel.

Grüße
wasweissdannich

Hast Du da mal nen Link bei der Hand, wo man sich das angucken
könnte ?

http://www.bundesbank.de/download/statistik/bankenst…

Zum Rest kommt morgen vielleicht noch etwas.

Gruß
C.

Giralgeldschöpfung heißt das Zauberwort.

Gruß
Sheldrick

Hallo,

Ja ok, das mit den 2,5% war auch mehr als Beispiel gedacht.

(…)

durchaus auf Einlagenbasis solche Margen von über 2% erzielen,
wenn man bedenkt, dass ein 10-jähriger Hausbaukredit etwa bei
rund 4% liegt und der Großteil der Einlagen ja eher eine kurze
Bindungsfrist hat und da vielleicht im Schnitt eher unter 2%
bringt.

die Zinsspanne der Deutschen Bank lag 2010 bei 1,48%, Vorjahr 1,37%. Sparkassen und genossenschaftliche Banken liegen mit rd. 2% darüber; alle verzeichnen aber eine rückläufige Tendenz (rd. 0,5 Prozentpunkte in den letzten zehn Jahren).

Wie funktioniert es denn genau (mit den 25% EK-Rendie), würde
mich interessieren ?

Ziel ist es, möglichst wenig Eigenkapital zu „verbrauchen“ - also einzusetzen. Das ist natürlich am einfachsten, indem man die Aktivseite gar nicht erst belastet, sondern seine Einnahmen rein aus Provisionen bestreitet. Zudem kann man sein Eigenkapital durch den Einsatz bzw. Verkauf der richtigen Produkte schonen.

Da jede Bank ihren eigenen Weg zu der eigenen Zielvorgabe wählt, gibt es auf die Frage keine pauschale Antwort. Allerdings läßt die Zielvorgabe der Deutsche Bank schon einen Rückschluß auf das eingegangene Risiko zu. So aktuell wie einst:
/t/ackermaenner-braucht-das-land/2904889/5

Ja, stimmt schon, alle stürzen sich auf das
eigenkapitalsparende Salesgeschäft mit hohen Margen und
sicheren Gewinnen. Meinst Du mit Handelsgeschäft den
Eigenhandel ?

Meine ich.

Im Prinzip sind
da doch dann riesige Gewinne möglich mit nem ja theoretisch
unendlichen Kredithebel.

ABS-Strukturen bieten sich da auch an. Die Verzinsung ist deutlich höher und die Kapitalunterlegung u.U. kaum höher.

Gruß
Christian