Wie sage ich es meinem Freund?

Ich bin jetzt seit ca. 2 Wochen mit meinem Freund zusammen, es ist meine erste Beziehung. Ich hab Mukoviszidose und möchte ihm das natürlich dann auch sagen, aber ich weiß nicht wie ich das machen soll… Ich rede generell eher ungern darüber und ich möchte ihn nicht damit überrumpeln oder verunsichern oder sowas…Wir sind zwar noch nicht lange zusammen, aber ich möchte es ihm schon sagen, da ich nicht möchte dass er sonst später vielleicht denkt ich würde ihm nicht genug vertrauen wenn er es selbst rausfindet und nicht von mir…

Würde mich freuen wenn ihr mir ein paar Tipps geben könntet wie ich es ihm sagen/erklären könnte…

Falls es irgendwie wichtig ist, er ist 18, ich bin 16.

Hallo Tyler,

also erstmal muss ich sagen, dass ich es super finde, dass du gleich ehrlich sein willst. Ich denke, das ist genau die richtige Entscheidung. Sollte er damit dann tatsächlich überhaupt nicht umgehen können, wär er eh nicht der Richtige.

Konkrete Tipps, was du nun genau sagen sollst, kann ich dir natürlich nicht geben. Ich möchte dir aber vor allem ans Herz legen, nicht auf den „passenden Moment“ zu warten. Meiner Erfahrung nach, kommt der nie. Machs es anders und schaffe dir einen einigermaßen passenden Moment. Wie das bei euch am besten möglich ist, musst du selber wissen. Ich mach einfach mal ein Beispiel:

Wenn ihr z. B. heute irgendwie (Telefon, SMS, Facebook etc.) in Kontakt seid, und für morgen vereinbart, dass ihr euch sehen wollt, dann schlag ihm direkt vor, euch bei dir (oder an einem anderen Ort, wo du es ihm am liebsten sagen würdest) zu treffen, weil du etwas Wichtiges mit ihm zu besprechen hast. Damit sind Zeit und Ort schonmal von dir festgelegt und du hast ihn quasi vorgewarnt. Für mich ist das bei schwierigen Gesprächen immer sehr wichtig, dann kann ich mich nicht mehr so leicht drücken.

Wenn ihr euch dann trefft, würde ich nicht zuviel Zeit verstreichen lassen, um das Thema anzuschneiden. Vielleicht ist er neugierig, und fragt direkt nach, vielleicht traut er sich aber auch nicht. Dann musst du das machen, entweder ganz offensiv, gleich zu Beginn, oder spätestens, wenn ihr so über ein paar übliche oder grad aktuelle Sachen geredet habt. Warte nicht zu lange! Das machts schwieriger, weil es dann erst recht wirkt, als wäre es ein großes Problem.

Wenn du, so wie ich, zu den Leuten gehörst, die sich die Worte am liebsten vorher präzise genau zurechtlegen, kann ich nur sagen, mach das, aber glaub nicht, dass du es dann wirklich so sagst. Ich mach das auch fast immer, dass ich sowas vorher ganz genau formuliere. Im konkreten Gespräch wirds aber dann doch immer ganz anders. Das macht aber nichts, und wenn dir das vorformulieren Sicherheit gibt, dann machs. Ansonsten sei einfach ehrlich und rede nicht zu lange um den heißen Brei herum. Dann werden sicherlich auch von seiner Seite Fragen kommen, die du ihm dann am besten ehrlich, ohne große Jammerei, aber auch ohne die Krankheit herunterzuspielen beantwortest.

Du wirst sehen, wie gut das tut, wenn du mit ihm auch darüber ganz offen reden kannst.

Liebe Grüße und alles Gute
M.

Hallo,

wie musicalfan schon schrieb, würde ich es ihm auch möglichst schnell sagen, ohne Umschweife und an einem Ort, an dem Du Dich sicher fühlst, ohne das dramatisch zu inszinieren. Z.B. eine Verabredung zu einem Kinofilm mit vorherigem Cafe- oder Fast-food-Restaurant-Besuch.

Sag ihm gleich zu Beginn Eures Treffens, in möglichst wenigen Worten, ohne Herumzudrucksen, dass Du eine schwerwiegende Erkrankung namens Mukoviszidose hast.

Sicher wird er fragen, was das für eine Erkrankung ist und wie sich diese äussert. Am besten wäre, Du antwortest nur konkret auf das, was er fragt. Punkt. (und Du erklärst nichts, was vielleicht noch kommen könnte). Und dann gehst Du zu einem neutralen Thema über, bzw. ihr geht - wie im Beispiel genannt - ins Kino.

Lass ihm Zeit. Es könnte sein, dass er sich zunächst von Dir zurückzieht, weil er „alles erst noch verdauen“ muss. Oder googeln. Du selbst hattest ganz sicher auch einiges zu „verdauen“, als Du die Diagnose bekamst.

Es könnte sein, dass er nicht damit umgehen kann, dass seine Freundin gesundheitlich irgendwie eingeschränkt ist und vielleicht irgendwann seine Hilfe oder Unterstützung braucht. Auch damit solltest Du rechnen, aber es nicht persönlich nehmen. Es ist gut, gleich anfangs zu wissen, worauf man bei einer Liebe/Freudschaft bauen kann. Es soll schon Jungs gegeben haben, die damit nicht fertig geworden sind, dass die Freundin kein Abi hat.

Liebe Grüße und alles Gute!

Erst schreiben, dann reden
Hallo,

wie schon meine Vorschreiber finde ich es gut, dass du deinen Freund über deine Erkrankung informieren möchtest.

Allerdings würde ich dafür die Schriftform wählen, denn es geht hier ja nicht um eine simple Erkältung, sondern eine Krankheit, die maßgeblichen Einfluss auf dein Leben und somit auch das mit ihm nehmen wird.

Ich denke, es ist wichtig, dem anderen Zeit und Raum zu geben, damit sich die Information setzt und er die Möglichkeit bekommen, sich umfassend zu informieren, was das überhaupt heißt. Solch eine Info muss man in Ruhe verdauen können und m. E. ohne einen Partner, der einen - womöglich in ängstlicher Erwartung vor dem, was da kommen mag - anschaut.

Daher würde ich die Infos, von denen du als Betroffene denkst, dass sie wichtig sind, sorgsam zusammenstellen… du sagst ja zudem selber, dass dir große Reden nicht so liegen. Die Schriftform hat den Vorteil, dass du in aller Ruhe überlegen kannst, welche Info du wo platzierst, was du ausführst, was du mit Zusatzinformationen versiehst, vor allem aber auch deine Gefühlswelt darlegst… die Hoffnungen, die du hegst und womöglich eben auch die Ängste. Ich würde dabei versuchen, den Brief erst einmal nicht zu überfrachten und - natürlich - im nächsten Schritt ein Gespräch über all das anzubieten.

Und ich finde es auch gut, wenn du die Karten wirklich frühzeitig auf den Tisch legst. Es gibt Menschen mit ganz sonderbaren Ansprüchen an ihre Partner, oftmals sehr oberflächlichen. Sollte dein Freund wider Ewarten so ‚ticken‘, dann ist es sicherlich schmerzhaft, wenn sich frühzeitig herausstellt, dass er mit deiner Diagnose nicht leben kann oder will - aber es ist immer noch besser als wenn das erst dann herauskommt, wenn eure Beziehung gefestigt und du dich mit dem Herzen so richtig an ihn gehängt hast.

Viele Grüße
Kirsten

Hallo Tyler,

Ich stimme meine Vorredner zu!

Und so wie Kirsten, würde ich dann es schriftlich tun.
Ich würde das alles als Brief schreiben und dann, in einem ruhigen Ort, wo ihr nicht gestört seid, entweder vorlesen oder eben zum Lesen geben. Damit hast du die Möglichkeit und die Zeit, dir die richtige Worte auszusuchen und das alles so zu verfassen wie es deiner Art entspricht. Du kannst dann entscheiden, ob er diesen Brief behalten darf, oder ob er ihn dir zurückgeben soll.

Was ich auch machen würde ist, mich tiefer mit der Krankheit auseinander zu setzen (das bist du ja bestimmt) und dich auf die möglichen Fragen, die ganz sicher kommen werden, wappnen. So hast du immer eine Antwort parat und ersparst du ihm die Ungewissheit. Ich persönlich finde nichts wirkt gefährlicher, bedrohlicher oder gar beängstigend als Unwissenheit. Wenn du dich auf seine möglichen Fragen vorbereitest (zB ist die Erkrankung tödlich? Wie kriegt man sie? Kann man sie auskürieren? Ist sie ansteckend? Ist sie vererbbar?, etc…), dann nimmst du diese Ungewissheit schon weg. Und du selber wirkst selbstbewußter, was ja auch von Vorteil ist. Das brauchst du mE. nicht auf den Brief schreiben.

Na ja: Nur meine Meinung.
Auf jeden Fall: Nicht auf die lange Bank schieben und Kopf hoch! Das schaffst du bestimmt!

Schöne Grüße,
Helena

Hi,

obwohl Musicalfan dir bereits eine exzellente Antwort gab (Stern dafür!) möchte ich auch nochmal etwas beisteuern, vielleicht hilft´s dir ja.

Also: Ich bin männlich und mit fast 50 Jahren etwas aus eurem Alter raus - dafür aber ein wenig herumgekommen.
Es ist sehr schwer, dir den richtigen Rat zu geben, da wir den jungen Mann ja nicht kennen und nicht ahnen wie er tickt.
Denn deine Erkrankung ist kein Pappenstiel, eagl wie ausgeprägt sie aktuell ist:
http://de.wikipedia.org/wiki/Mukoviszidose
Unabhängig von Langzeitprognosen sehe ich (der aber KEIN Arzt ist!), daß sie dich über kurz oder lang beeinträchtigen wird. OK, nach zwei Wochen (laß dir sagen: das ist fast nichts…) sollte man erst einmal unbeschwert das Kribbeln leben. Ihr seid verliebt, das ist keine gewachsene und erprobte Liebe, wie denn auch?

Aber ich an Stelle des Partners wüßte schon gern Bescheid.
Zum einen, das wurde schon gesagt, ist es eine Art Vertrauensbeweis, besonders dann, wenn die Krankheit um dich herum nicht bekannt ist. Jeder geht anders damit um.
Ich fühlte mich dann von dir Ernst genommen, nicht als temporäres Beiwerk sondern als (potentieller) Partner. Als jemand, mit dem man spricht, auch über nicht so einfache Themen.
Bereite dich auf Fragen vor, ich mußte auch erstmal googeln, aber überfordere ihn nicht mit Details und schon gar nicht mit Prognosen oder gar Krankheitsverläufen.
Mein Gott: 18 Jahre - das ist grade Volljährig, aber sicher kein ausgereifter Mann. Wenn ich dran denke, was ich in dem Alter noch alles zu lernen hatte und wie ich Offenheit und Natürlichkeit schon damals schätzte, wie ich bis heute „Darüber-spricht-man-nicht“ und andere Verklemmungen ablehne…
Und ich würde es NIE per Brief erfahren wollen.

Frage dich mal anders herum: Würdest du „es“ wissen wollen? Wenn ja: Wann? Und wie?

Pragmatisch gesagt:
Wenn er damit nicht klarkommt (was OK wäre) oder dir ´nen blöden Spruch drückt (was ein Arsch wäre), dann besser jetzt als in einigen Wochen oder Monaten.

Just my 2ct

RF

Hi,

Also: Ich bin männlich und mit fast 50 Jahren

So alt bin ich auch :o)) Allerdings, seit einigen Monaten, ohne „fast“…

Und ich würde es NIE per Brief erfahren wollen.

Ich meinte nicht, einen Brief per Post zuschicken und warten, sondern diese Gedanken auf Papier zu verfassen und sie dann GEMEINSAM lesen. Dabei könnte die UP entscheiden ob sie ihm den Text vorliest oder ob er ihn IN IHR ANWESENHEIT selbst lesen läßt.

Per Post (oder eMail) würde ich das auch niemals tun. Hauptsache ist doch, dass beide zusammen sind, wenn er davon erfährt!.

Vielen Dank, dass du mir die Möglichkeit gegeben hast, diese doch wichtige Anmerkung hinzuzufügen!

Frage dich mal anders herum: Würdest du „es“ wissen wollen?
Wenn ja: Wann? Und wie?

Das ist mE. nur ein Anhaltspunkt, aber es muss nicht zwangsläufig so stimmen bzw. gewollt sein.

Pragmatisch gesagt:
Wenn er damit nicht klarkommt (was OK wäre) oder dir ´nen
blöden Spruch drückt (was ein Arsch wäre), dann besser jetzt
als in einigen Wochen oder Monaten.

Da gebe ich dir unumwunden Recht.

Schöne Grüße,
Helena

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