Wie sah es in den Schulen/ Familien der unterdrück

… ten um 1900 aus?
Also in Deutschland zu der Zeit Bismarcks… Die unterdrückten/
andersdenkenden: die Juden, Sozialdemokraten, Katholiken und Polen…

Hallo Lillianna,
selber erlebt habe ich diese Zeit nicht (geboren anfangs der Dreissigerjahre), aber meine Mutter hat oft davon erzählt: Sie stammte aus einer stockkatholischen Familie, sie hatte deshalb aber keine Probleme. Jedoch schauten die «guten» katholischen Familien (auch wenn sie noch so arm waren!) hinunter auf die Sozis und Juden, die Sozis wirkten bedrohlich wegen der umstürzlerischen Gedanken, die Juden unheimlich wegen ihres anderen Glaubens. Es wurde sogar kolportiert, dass bei jüdischen Festen das Blut von Christen getrunken würde – als Kind ist mir dieses Getuschel hinter vorgehaltener Hand vorgekommen wie eine ferne Erzählung aus einem meiner Bücher…

Die Schulen waren schon um 1900 rein staatlich. Wer es sich irgendwie leisten konnte, schickte seine Kinder in eine private Schule oder in ein Internat, wahrscheinlich war dies damals mehr verbreitet als heute. In katholischen Familien war es zudem üblich, Mädchen nur in katholische Schulen zu schicken (Tagesschulen), auch für den Besuch des Gymnasiums bis zum Abitur.

In den öffentlichen Volksschulen war parteiisches Verhalten der Lehrkräfte gang und gäbe: Mutter und Grossmutter haben mir davon berichtet, ich habe es selber ebenfalls erlebt, allerdings auf der bevorzugten Seite: Die guten SchülerInnen (Klassen wurden getrennt Buben/Mädchen geführt) sassen vorne, je schlechtere Noten, desto weiter hinten. Um die Kinder in der letzten Bank (sie kamen meist aus prekären Familienverhältnissen, vernachlässigt, oft sog. «Schlüsselkinder», wo beide Eltern arbeiteten, arbeiten mussten) kümmerte sich ohnehin niemand mehr (es sei denn zum Austeilen von Tatzen), die Lehrkräfte widmeten sich fast ausschliesslich den vorderen Bänken – wie sollten die Schüler der letzten Bank da überhaupt noch etwas lernen?

Für die allerschlechtesten gab es noch die Hilfsschule – die hatte ein denkbar schlechtes Image, obwohl hier viele engagierte Lehrkräfte tätig waren. Ich erinnere mich an eine als dumm und bildungsunfähig eingestufte Mitschülerin, die nach einem Jahr «Hilfsschule» fliessend lesen und schreiben konnte…
Kommentar überflüssig.

Arnica

… ten um 1900 aus?
Also in Deutschland zu der Zeit Bismarcks… Die
unterdrückten/
andersdenkenden: die Juden, Sozialdemokraten, Katholiken und
Polen…