Wie schnell entfremdet sich ein Hund?

Hallo Ihr Lieben,

ich habe einen 7,5 Jahre alten Border Collie, der ebenso lange bei mir ist. Die Tage, die er mal ohne mich war, kann ich mehr oder weniger an zwei Händen abzählen. Da ich von zu Hause aus arbeite, war er auch tagsüber so gut wie nie allein. Ergo: Die Bindung zwischen uns ist schon stark.

Jetzt habe ich mir vor einer Woche den Fuß gebrochen. Das heißt 6 Wochen „Gehverbot“! Glücklicherweise lebe ich mit meiner Mutter zusammen, die auch einen Hund hat, so dass die täglichen Spaziergänge für meinen Hund garantiert sind.

Jetzt habe ich aber bereits nach dieser einen Woche das Gefühl, dass mein Hund die Bindung zu mir „löst“ und er sich nicht mehr so stark an mir orientiert. Ich trainiere zwar täglich noch mit ihm über Such- und Bring-Spielchen, aber er wirkt irgendwie „abwesend“. In den ersten Tagen ist er immer noch zu mir ins Arbeitszimmer gekommen und hat „nach dem Rechten“ geschaut oder sich zu meinen Füßen gelegt, aber das macht er nicht mehr.

Ich frage mich, wie es dann erst in 5 Wochen aussehen wird? Was kann ich denn in meinem Zustand noch tun, um die Binung aufrecht zu erhalten? Glaubt ihr, dass sich die Bindung, falls sie sich weiter löst, wieder herstellen lässt? Habt Ihr Erfahrungen?

Danke und viele Grüße

Kathleen

Keine Sorge, da geht nix verloren. Du brauchst auch keine „Bindung aufrechterhalten“, das tut der Hund von ganz allein - und was wäre das für eine Bindung, wenn sie nach zwei Wochen weg wäre?
Gaaanz cool bleiben und gesund werden :wink:)

Hallo Kathleen,

wir hatten früher einen Schäferhund, dessen Hauptbezugsperson mein Vater war. Als dieser mal vier Wochen auf Kur musste, machten wir uns auch ein wenig Sorgen, wie unser Hund damit umgehen würde.

Soweit ich mich erinnere, war nur die ersten paar Tage deutlich, dass er meinen Vater wohl vermisst, sucht - einfach erwartet, dass er da ist. Aber schon nach kürzester Zeit, schien für ihn wieder alles in Ordnung zu sein, auch ohne meinen Vater. Wir überlegten dann, wie es wohl sein würde, wenn mein Vater wieder kommt. Wir dachten zuerst an überschwängliche Freude und dass er sich wahrscheinlich gar nicht mehr einkriegen kann. Aber dann kam uns auch der Gedanke, dass er vielleicht beleidigt und enttäuscht sein könnte und ihn deshalb, wenn er wiederkommt erstmal gar nicht beachtet, weil er böse auf ihn ist.

Letzteres war überhaupt nicht der Fall und die Freude beim Wiedersehen, war (soweit ich mich erinnere) kaum größer als wenn er nur mal einen Tag weg gewesen wäre.

Ich kenn mich nun zu wenig aus, um zu sagen, dass das normalerweise immer so ist, aber ich vermute, dass sich Hunde da sehr schnell auf Änderungen einstellen können und dann trotzdem wieder problemlos zum Gewohnten übergeben, wenn wieder alles ist wie früher. Also mach dir mal keine zu großen Sorgen.

Liebe Grüße
M.

Hallo

Ich kann mir vorstellen, dass ein Hund ein bisschen praktisch denkt, und da er festgestellt hat, dass du zu nichts Vernünftigem mehr zu gebrauchen bist, findet er dich wesentlich weniger interessant als vorher. Wenn sich deine Verwendbarkeit wieder hergestellt ist, dann wird dein Wert in seinen Augen wohl wieder steigen.

Viele Grüße

Hallo Kathleen

In Fortsetzung von Simsys Beitrag möchte ich noch feststellen, dass es Hunde gibt, die das Malheur erkennen und dich durch rücksichtsvolles (zurückgezoges) Verhalten entlasten wollen.

Gruß
R.

Hallo Kathleen,

Hunde sind Opportunisten. Sie tun, was ihnen Vorteile bringt und lassen, was ihnen nicht nützt. Die bisherige Zuwendungsenergie des Hundes rechnet sich derzeit nicht bei dir, also schränkt er sie ein bzw. überträgt sie auf die Person, die mehr Vorteile bringt.

Nicht so nett, wenn man an den treuen Gefährten glauben möchte, aber dafür sehr normal. Das verändert sich vermutlich wieder, wenn dein Gebrauchswert steigt :smile:.

Schöne Grüße,
Jule

Servus, Kathleen,

Glücklicherweise lebe ich mit
meiner Mutter zusammen, die auch einen Hund hat, so dass die
täglichen Spaziergänge für meinen Hund garantiert sind.

Ich denke mal, dein Hund „sieht“ das „ähnlich“ wie du: glücklicherweise ist da jemand, der meine Bedürfnisse befriedigt.

Das Bindungsverhalten von Hunden, das ja abhängig ist von der frühen Sozialisation, ist nach Trennung - wobei er ja nicht mal von dir getrennt ist - durchaus schnell auf andere Bezugspersonen übertragbar. Ist der Hund als Welpe auf und mit Menschen gut sozialisiert, wird er schnell zu verschiedenen Menschen Vertrauen fassen können.

In deinem Fall würde ich das zunächst mal als positiv bewerten - er ist durch die „Bewegungstrennung“ von dir nicht gestört oder gar traumatisiert. Das ist gut für den Hund:smile:)

In den ersten Tagen ist er immer
noch zu mir ins Arbeitszimmer gekommen und hat „nach dem
Rechten“ geschaut oder sich zu meinen Füßen gelegt, aber das
macht er nicht mehr.

Er hat vermutlich keinen wirklichen Grund, das zu tun…*lächel*
er hat ziemlich schnell kapiert, dass du „plötzlich“ nicht mehr „wegläufst“ und das Verhalten, „wegzugehen mit oder ohne ihn“ aufgegeben hast. Er denkt nicht darüber nach. Er passt sich an.

Solltest du in die Gelegenheit kommen, mit deinem Hund mit Krücken „Gassi“ zu gehen, wirst du merken, wie sehr er auf dich „aufpasst“ und „Rücksicht nimmt“. Meiner pinkelte nicht mal, als ich zwei Monate auf Krücken unterwegs war und unbedingt dachte, ich muss ihn mitnehmen, sonst „hat er mich nimmer lieb“. Ich habe das Gassigehen dann wieder mobileren Leuten überlassen.

Als ich wieder unseren gemeinsamen Rhythmus aufnehmen konnte, war alles beim alten - die Zeitdauer hat ihn sicherlich unbeeindruckt gelassen - er kann nicht in Wochen und Monaten rechnen - aber das weißt du ja. Er hatte nur ein paar Menschen mehr, mit denen er besonders gut „konnte“.

Ich denke mal, du musst dir keine zu großen Sorgen machen und eher froh sein, dass dein Hund so gut mit der Situation fertig wird:smile:)

Lieben Gruß und dir gute Besserung!
Maresa

Danke
Hallo Ihr Lieben,

lach, ich hätte ihn vielleicht zum Behinderten-Hund ausbilden lassen sollen.

Dass Hunde Opportunisten sind und so genommen kein Zeitgefühl besitzen, ist mir bekannt. Ich bin wohl gerade nur etwas frustriert, dass ich nicht so kann, wie ich will.

Und ich bin wohl im tiefsten Herzen doch wie fast jeder Hunde-Besitzer: Mein Hund ist etwas ganz Besonderes! :smile:

Na ja, ihm geht es ja gut - das ist schlussendlich doch das Wichtigste!

Viele Grüße

Kathleen

Und ich bin wohl im tiefsten Herzen doch wie fast jeder
Hunde-Besitzer: Mein Hund ist etwas ganz Besonderes! :smile:

ist er ja: er ist DEINER!!!

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