Wie sieht die Realität aus?

Man kennt das ja wenn in solchen Serien wie NCIS, CSI etc. die Forensiker und Pathologen anfangen zu arbeiten. Und man weiß ja eigentlich, dass das was da gezeigt wird nicht wirklich der Realität entspricht. Aber wie sieht die Realität denn aus? Was macht man so als Pathologe, als Profiler, als Forensiker im allgemeinen? Das würde mich wirklich mal interessieren. In wie weit entspricht das vielleicht sogar der Realität?
glg Fantasyfisch

Die Realität dürfte wohl ähnlich aussehen, es geht um das Warum ? Daraus ergibt sich alles. Den schwersten Job dürfte wohl der Profiler haben. Sich aufgrund eines Tatortes und Zustand der Leiche in eine Fremde Seele zu denken und dann vorausschauend zu denken ist wohl etwas mehr als Schach. lg

Hi,

was ein Pathologe in der Realitaet macht? Der hat zumindest NICHTS mit Kriminalfaellen zu tun. Das machen die Rechtsmediziner.

„Eine weitere Aufgabe des Pathologen besteht in der Durchführung von Obduktionen, weshalb die Pathologie häufig mit der Rechtsmedizin verwechselt wird. Eine Obduktion durch den Pathologen kann nur vorgenommen werden, wenn ein Patient eines natürlichen Todes gestorben ist (z. B. nach einem Herzinfarkt) und seine Angehörigen mit der Obduktion einverstanden sind. Dabei dient diese sog. klinische Obduktion der Klärung der Todesursache und der vorbestehenden Erkrankungen. Sie gibt dem behandelnden Arzt eine Rückmeldung über die Richtigkeit seiner Diagnosen und seiner Behandlung. Häufig kann eine solche Klärung der Todesursache für die Angehörigen entlastend sein und sie von Selbstvorwürfen befreien (z. B. beim plötzlichen Einsetzen einer Erkrankung, gegen die nichts ausgerichtet werden konnte). Auch kann eine Obduktion Hinweise auf familiäre Risikofaktoren geben (z. B. Krebsarten oder erbliche Erkrankungen). Die Rechtsmedizin hingegen beschäftigt sich mit der Klärung unnatürlicher Todesursachen (z. B. Mord oder Unfall). Sowohl Pathologen als auch Rechtsmediziner stören sich daran, wenn in Fernsehkrimis und im allgemeinen Sprachgebrauch stets nur von „Pathologen“ bzw. „Pathologie“ die Rede ist, es sich aber im Allgemeinen um einen Rechtsmediziner handelt. Der geläufige Irrtum erklärt sich aus einer Fehlübersetzung: Im amerikanischen Sprachgebrauch entspricht der Rechtsmediziner dem forensic pathologist.“ http://de.wikipedia.org/wiki/Pathologe

Gruss
K

‚Profiler‘
Zum Thema ‚Profiler‘:

http://www.bka.de/nn_196106/DE/ThemenABisZ/HaeufigGe…

Gruß, ame

Die Realität dürfte wohl ähnlich aussehen, es geht um das
Warum ? Daraus ergibt sich alles. Den schwersten Job dürfte
wohl der Profiler haben. Sich aufgrund eines Tatortes und
Zustand der Leiche in eine Fremde Seele zu denken und dann
vorausschauend zu denken ist wohl etwas mehr als Schach. lg

oft liegen sie ja auch daneben
http://de.wikipedia.org/wiki/Richard_Jewell

Hallo,

vor allem ist die Realität viel langweiliger. In doppelter Hinsicht:

Es dauert auch heute noch lange, bis man Ergebnisse hat (Stunden, Tage, Wochen, Monate) und nicht 1,5 Minuten.

UND die Forensiker sind Spezialisten. Die allerwenigsten werden in Personalunion simultan Major Massenspektrometer bedienen, Genanalysen machen, Autos, Flugzeuge, U-Boote auseinander und zusammenbauen, Brandursachenforschung betreiben, geologische Spuren analysieren und auswerten, ballistische Untersuchungen durchführen und IT-Cracks auf der Suche nach dem Superspionagevirus sein (hab ich ein Fachgebiet vergessen :wink: ??). Die meisten sind Fachidioten und sehen nur einen winzigen Ausschnitt auf auf einem mehr weniger kleinen Puzzleteilchen.

LG Barbara

Hi,

gibt da auch einiges auf Youtube:

Interview mit Michael Tsokos („der“ Rechtsmediziner in D): http://www.youtube.com/watch?v=VfSN8YR_uQI

„Denken wie ein Moerder - Fallanalytiker“: http://www.youtube.com/watch?v=LLu-dtSOezk

„Tatort Hamburg: Unterwegs mit der Mordkommission“: http://www.youtube.com/watch?v=EceJHV-TEZk

UND: „Der typische Tatort in 123 Sekunden“: http://www.youtube.com/watch?v=9QENcN-srE0

Gruss
K

Hallo,

dein Zitat lässt mich jetzt grübeln: Und was ist mit den Fällen, in denen nicht klar ist, ob es eine natürliche Todesursache gegeben hat? Die landen auch alle in der Rechtsmedizin, und am Ende kommt dann heraus, dass der Tote nach einem Herzinfarkt/Schlaganfall die Treppe heruntergestürzt, und nicht von jemand herunter geschubst worden ist.

Und was mit all den klassischen pathologischen Verfahren, die der Rechtsmediziner einsetzt? Wenn ich mich da an meine Rechtsmedizin-Vorlesung erinnere, dann ging es da vielfach um Dinge, die ganz unabhängig von der Frage „unnatürliche“ Todesursache, sondern ganz neutral zum Thema waren.

Einen Unterschied würde ich hingegen bei den Dingen sehen, die z.B. in der Beschäftigung mit den Lebenden liegen. Der Gerichtsmediziner untersucht auch lebende Opfer von Straftaten, untersuchts auch Täter, die sich im Tatgeschehen verletzt haben, …

Gruß vom Wiz

Hi,

Und was ist mit den Fällen, in denen nicht klar ist, ob es eine natürliche Todesursache gegeben hat? Die landen auch alle in der Rechtsmedizin, und am Ende kommt dann heraus, dass der Tote nach einem Herzinfarkt/Schlaganfall die Treppe heruntergestürzt, und nicht von jemand herunter geschubst worden ist.

Genau, die werden nicht dem Pathologen vorgelegt weil ja ein Fremdverschulden angenommen wird und somit die Staatsanwaltschaft eingeschaltet wird. Das entscheidet ja nicht der Rechtsmediziner ob eine Obduktion vorgenommen wird oder nicht. Wenn sich dann eine natürliche Todesursache rausstellt, dann ist das halt so. Aber der Rechtsmediziner könnte ja auch eine unnntürliche feststellen.

Und was mit all den klassischen pathologischen Verfahren, die der Rechtsmediziner einsetzt? Wenn ich mich da an meine Rechtsmedizin-Vorlesung erinnere, dann ging es da vielfach um Dinge, die ganz unabhängig von der Frage „unnatürliche“ Todesursache, sondern ganz neutral zum Thema waren.

Dann könnte man ja auch argumentieren, dass ein Urologe ja eigentlich ein Chirurg ist wenn er einen kleinen Eingriff vornimmt. Oder der Zahnarzt ein Orthopäde wenn er vermutet dass meine Rückenschmerzen was mit meinen Zähnen zu tun haben.

Der Gerichtsmediziner untersucht auch lebende Opfer von Straftaten, untersuchts auch Täter, die sich im Tatgeschehen verletzt haben,

Ja, der Rechtsmediziner untersucht u.U. lebende Beteiligte bei Straftaten, aber nicht der Pathologe.

Ich sehe hier keine Widersprüche.

Gruss
K

1 Like

Servus,

zumindest die naturwissenschaftlichen Aspekte in diesen Serien sind nicht per se falsch, jedoch in der Regel dramaturgisch aufgepeppt.

Was meine ich damit?
Ein paar Beispiele:

  • Eine Gen-Analyse geht in diesen Serien meist innerhalb weniger Minuten/Stunden, in Wirklichkeit dauert sie Tage.

  • Kontaminationen kommen im TV meist so gut wie gar nicht vor.

  • Verschwindend kleine Proben reichen im TV aus, um eine anständige Analyse zu machen.

  • Viele Erkenntnisse sind zwar möglich, in der Realität aber meist extrem unwahrscheinlich: z.B. eine besonders seltene Erd-Zusammensetzung auf der Kleidung des Täters, die nur an einem bestimmten Ort vorkommt, eine extrem selte Waffe, extrem seltene Insekten, Verknüpfung mehrerer Umstände, die für sich allein genommen schon selten sind, etc.

Im Bereich Computer & Elektronik verlassen die Autoren meist schon deutlich mehr die Wirklichkeit:

  • Codes/verschlüsselte Daten werden innerhalb von kürzester Zeit geknackt

  • Grobe/allgemeine Ergebnisse führen in kürzester Zeit durch einen „Datenbank“-Abgleich zu einem Treffer

  • Unscharfe Fotos werden plötzlich so weit rekonstruiert, gezoomt und geschärft, dass man Nummernschilder und Gesichter sehen kann

  • Es gibt niemals Kompatibilitätsprobleme oder Verbindungsschwierigkeiten (außer sie dienen der Dramaturgie).

Bei den Profilern kenne ich mich zu wenig aus, um eine echte Aussage zu machen, aber ich denke, dass auch hier zu viele Schlüsse aus viel zu wenigen Indizien gezogen werden.

Langer Rede, kurzer Sinn: Die echte Arbeit ist in den Grundzügen ähnlich, dauert aber deutlich länger, enthält viel mehr Hürden und Probleme und ist selten so eindeutig, wie in den TV-Fällen.

Im Grunde ist das ähnlich wie mit Arzt-Serien. Grundsätzlich kommt es vor, dass diese Krankheiten und Notfälle auftreten können, jedoch in der im TV geschilderten zeitlichen und räumlichen Häufung ist es nur noch pure Phantasie.

Man könnte es auch mit den You-Tube-Videos von irgendwelchen Kunstschüssen vergleichen: Natürlich ist ein Treffer aus über 100 Metern in einen Basketball-Korb grundsätzlich möglich. In der Realität muss man nur dafür vielleicht 1000mal probieren, im TV wird es dargestellt, als wäre der erste Versuch schon erfolgreich…

Gruß,
Sax

Danke für die Antworten. Ich bin froh endlich über meine Frage Bescheid zu wissen und nicht jedes Mal vor dem Fernseher zusitzen und zu denken Ist das jetzt realitätsnah?
Manches hatte ich mir schon denken können, wie z.B. die Dauer bis die Ergebnisse kommen aber das mit dem Unterschied zwischen einem Rechtsmediziner und einem Pathologen war völlig neu für mich.
Danke.
glg Fantasyfisch