Hallo!
Am 5. Dezember 2011 hat Sigmar Gabriel auf dem Bundesparteitag der SPD eine leidenschaftliche Rede zum Kurs der SPD für die nächste Bundestagswahl gehalten. Zum Beispiel hat er kritisiert das es für CDU-Abgeordnete eine Selbstverständlichkeit sei nach ihrer politischen Laufbahn attraktive Positionen in der Wirtschaft zu übernehmen. Nach dem Scheitern von Gerhard Schröder in der Bundestagswahl 2005 ist er zur Nord Stream AG gewechselt, einer Tochtergesellschaft der Gazprom der er als Regierungschef immer wohlwollend gegenüberstand. Ein SPD-Politiker! Dann ging es noch um die Mindestlöhne die allen in Deutschland wirtschaftlichen Wohlstand und soziale Sicherheit bringen sollen. In seriösen Nachrichtenmagazinen wurde schon mehrfach über Paketzusteller und ihrem Gehalt auf Dritte-Welt-Niveau berichtet. Möglich wird dies dadurch das die großen Paketdienste Subunternehmer mit dem Transport und der Zustellung beauftragen, die ihrerseits wieder ein Netzwerk von Subunternehmern unterhalten. Ohne Perspektive werden die Paketzusteller in die Scheinselbstständigkeit getrieben mit Arbeitszeiten, Arbeitsbedingungen und einem Gehalt wie es dies in einer Industrienation wie Deutschland nicht geben darf. Von einem Mindestlohn profitieren diese Menschen nicht. Sigmar Gabriel hat die Probleme dieses Landes erkannt und vielen Menschen aus der Seele gesprochen, nur seine Lösungsvorschläge sind nicht zielführend. So habe ich die Situation an den Finanzmärkten in seiner Rede mit großer Aufmerksamkeit verfolgt.
Dem Gegenüber steht eine CDU-FDP-Regierung die in einem Zickzackkurs den Problemen hinterherhechelt und damit ihren Umfragewerten keinen Gefallen tut. Als Beispiel fällt mir hier sofort Gesundheitsreform, Steuererleichterung und Mindestlohn ein. Für eine Wunschehe sind CDU und FDP wohl vielleicht ein doch zu ungleiches Paar. Das Sahnehäubchen der Glaubwürdigkeit waren die Laufzeitverlängerungen für Atomkraftwerke die nach der Explosion des Atomkraftwerks in Japan kurzerhand wieder revidiert wurden. Winfried Kretschmann, der mit seiner Partei den Streit um Stuttgart 21 für seinen Wahlsieg instrumentalisiert hat, musste sich von der neuen Opposition den Vorwurf gefallen lassen das man als Opposition dagegen sein darf, jedoch als Regierung an Verträge gebunden ist. Ich würde das verallgemeinern und sagen das man in der heutigen Zeit als Regierung nur verlieren kann, was dann im Wahlerfolg der Piraten in Berlin gegipfelt ist. Somit gehe ich persönlich von einem Regierungswechsel in Berlin 2013 oder vorher aus.
Es ist schon Filmreif dass das zarte Bübchen Philipp Rösler, als ein gescheiterter Arzt einer drittklassigen Uni, dem gestanden Mann Evangelos Venizelos, Studium der Rechtswissenschaften in Griechenland und Paris, später Professor für Verfassungsrecht und Vorstandsmitglied der Nationalbank, erklärt wie Wirtschaft funktioniert. Man muss zu seiner Verteidigung sagen das seine Chefin Merkel sich lange dagegen gestreubt hat in der europäischen Staatsschuldenkrise das Zepter in die Hand zu nehmen. Ob das späte Einschreiten von Merkel Teil ihrer provinziellen Strategie der Versäumnisse und Fehlentscheidungen ist oder die Erkenntnis das sie mit zu viel Europa in Deutschland und mit zu viel Deutschland in Europa scheitert spielt dabei keine Rolle. ESFS, Euro-Bonds und Finanzmarkttransaktionssteuer sind seit dem aus der Tagespresse nicht mehr weg zu denken. Die amerikanischen Rating-Agenturen treiben jede Woche eine andere Sau durchs Dorf um von den Problemen zu Hause abzulenken und den Europäern macht das Rezensions-Gespenst angst. Unser Geld ist nicht mehr an materielle Güter gekoppelt, sondern an unsere Wirtschaftsleistung und unser Geldsystem basiert darauf neue Schulden zu machen. Das dies auf Dauer nicht für alle Marktteilnehmer gut gehen kann ist naheliegend, ohne gleich von Wirtschafts-Darwinismus reden zu wollen. Ich persönlich sehe die Wurzel des Übels in der Lehman-Pleite 2008. Ein autonom handelndes Individuum ist für sich selbst verantwortlich. Mit der Bankenrettung in der Folge der Lehman-Pleite wurde mit diesem Grundprinzip der freien Marktwirtschaft gebrochen. Die Banken waren nur noch für ihre Erfolge verantwortlich, aber die Verantwortung für ihre Fehler wurde auf den Steuerzahler abgewälzt. Mit dem ESFS erleben wir hier nun ein Deja-vu, welches man nur ungern extrapolieren möchte nachdem die Commerzbank Aktie zu einem Penny-Stock wurde. Das wir Verantwortung für Griechenland übernehmen hat nun auch unsere eigene Volkswirtschaft in Gefahr gebracht. Und das völlig unnütze wenn man Argentinien heute und Argentinien im Jahre 2000 vergleicht. Wohlgemerkt ist dieser Erfolg nicht auf dem Rücken einer Destabilisierung der Anrainerstaaten realisiert worden.
Dem Volk wird nun medienwirksam, man denke an die Berichterstattung über das Gewinndefizit von Warren Buffet dieses Jahr, eingebläut das die Finanzmärkte etwas Böses sind. Aktien, Optionsscheine und Derivate gefährden unser aller Wohlstand. Welchen Wohlstand? Die Schere zwischen Arm und Reich klafft weiter auseinander und die paar Groschen die ich übrig habe soll ich in einen Fond investieren? Der Berater kassiert seine Provision für den Ansparplan. Der Fond-Manager kassiert eine Provision solange er besser als der Durchschnitt ist, auch wenn das Ergebnis negativ ist. Und am Ende folgt der Fond doch mehr oder weniger dem Marktindex. In all den Jahren in denen ich Fonds besessen hatte, hat nie ein einziges Mal mein Berater angerufen und mich darauf hingewiesen das jetzt ein guter Zeitpunkt für den Ausstieg sei. Ein anderes Ammenmärchen sind die Leerverkäufe, welche ja nur Wetten auf fallende Kurse sind und damit den Wert weiter unter Druck setzen. Warum wird dann aber nicht im gleichen Atemzug erwähnt das der Kauf einer Aktie nichts anderes als eine Wette auf steigende Kurse ist?
Sicher scheint nur die Unsicherheit zu sein. Ich würde gerne eure Meinung zu der Zukunft unserer Finanzmarktprodukte und Märkte hören. Was wird aus Fonds, Aktien, Optionsscheinen und Derivaten? Werden die Märkte uns auch in Zukunft so offen stehen wie heute? Wird die Finanzmarkttransaktionssteuer für Privatanleger kommen? Werden Leerverkäufe verboten? Wird es Euro-Bonds geben? Wohin entwickelt sich der Goldpreis? Was passiert mit Griechenland? Welche Änderungen würden uns unter einer SPD-Regierung blühen? Was denkt ihr zu dem Thema?
Ich wünsche euch allen frohe Weihnachten und einen guten Rutsch ins neue Jahr!
Benny