Hallo!
Mit der Wirkung von Benzodiazepinen ist es (vereinfacht) so:
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Es gibt eine direkte Wirkung (anxiolytisch, hypnotisch, sedativ, muskelrelaxierend, antikonvulsiv, …), wenn das Medikament im Blut ist.
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Durch die o. g. psychischen Wirkungen, z. B. die Sedierung, kommt es zu verändertem Verhalten, wie z. B. sozialem Rückzug und Interessenverlust. (Wenn man andauernd müde ist, wird man sich nicht mit Freunden treffen und sich nicht sonderlich für etwas interessieren.)
Bei kurzzeitigem Gebrauch spielt Punkt 2 praktisch keine Rolle, weil kurzzeitig verändertes Verhalten selten langfristige Folgen hat. Bei langem Gebrauch kann aber z. B. der soziale Rückzug zum Verlust von Freundschaften führen. Das kann bei sehr langem Gebrauch wegen fehlendem „Trainings“ zu Verhaltensseinschränkungen führen, denn wer sich z. B. lange nicht mehr mit Freunden trifft, kann Einbußen in seinen kommunikativen Fähigkeiten bekommen.
Wenn jemand einen Bezodiazepinentzug machen musste, hat er wahrscheinlich über längere Zeit Benzodiazepine eingenommen. Punkt 2 hat dann ein größeres Gewicht. Nach dem Entzug ist das körperliche und geistige „Potenzial“ normalerweise wieder hergestellt. D. h. die „Bremse“ ist wieder gelöst. Aber es können sich aufgrund Punkt 2 Defizite ergeben. Die lassen sich allerdings nicht so schnell beheben. Ein Freundeskreis ist nicht schnell wieder aufgebaut.
Als tatsächliche organische Langzeitfolgen von Benzodiazepinen fällt mir im Moment nur die Diskussion über ein erhöhtes Demenzrisiko im Alter ein.
Jetzt zu Ihnen: Ich entnehme Ihrer Frage die dahinter liegende Frage, ob jene Person aufgrund des Entzugs „weniger Gefühle“ hat (oder weniger fühlen kann), diese aber nach einer Zeit wieder kommen, sodass er dann eine Partnerbindung einzugehen gewollt ist. Auf der organischen Ebene sind einige Wochen nach dem Entzug keine Veränderungen mehr zu erwarten. Das Potenzial ist da (Gefühle sind möglich). Wegen Punkt 2 muss jene Person aber wahrscheinlich erst wieder in sein Leben finden, sich etwas aufbauen. Er will dies offensichtlich ohne eine Beziehung (zu Ihnen) tun. Ich finde diese Aussage ziemlich deutlich.
Wenn Sie sich eine Beziehung zu jenem Menschen wünschen, kann verstehen, dass Sie hoffen, es handelt sich bei der Aussage der Person um eine Folge der Abhängigkeit/des Entzugs, die irgendwann wieder verschwindet. Ich würde die Aussage der Person jedoch unabhängig von der Vorgeschichte der Abhängigkeit/des Entzugs sehen.
Viele Grüße
Hans-Peter