Wie soll ich damit umgehen?

Liebe Leute!

Ich weiß nicht richtig, wie ich mit dem Verhalten meiner besten Freundin umgehen soll.

Wir sind sehr eng befreundet und haben meist so jeden 2.Tag Kontakt, manchmal täglich.
In den letzten anderthalb Jahren hatte sie beruflich viel durchzustehen und das war dann auch häufig das Thema. Bei solchen Dingen helfen wir uns immer gegenseitig mit Gesprächen.

Was hin und wieder passiert ist, dass sie für ein bis zwei Wochen regelrecht „abtaucht“, sie sagt dann selber, dass sie manchmal gar nicht weiß, wie die letzte Woche so schnell rumgegangen ist und was da eigentlich passiert ist. Sie steht irgendwie neben sich selbst.
Wenn sie dann wieder zu sich kommt ruft sie an und weint und entschuldigt sich und hat dann ein schlechtes Gewissen. Wir haben jedesmal darüber gesprochen, dass ich das zwar nicht schön finde, aber dass es okay ist.

Vor zwei Wochen war es ganz schlimm, da eskalierte im Job alles und als wir bei ihr saßen, starrte sie mich quasi nur mit leeren Augen an und antwortete überhaupt nicht mehr sinnvoll.
Ich hab mir da große Sorgen gemacht. An den nächsten drei Tagen hatte ich dann jeweils einmal versucht anzurufen und hab auf’s Band gesprochen, weil ich mir da wirklich solche Sorgen um sie gemacht habe, aber da war sie dann schon wieder auf ‚Tauchstation‘.

Sie hat sich vor ein paar Tagen gemeldet, dass ihr an dem Tag etwas ganz Seltsames passiert sei, dass sie erstmal sortieren müsse und dafür brauche sie Ruhe und melde sich irgendwann wieder.

Ich verstehe ja, dass sie mit der ganzen Situation total überfordert ist.

Aber mir geht es dabei irgendwie auch total schlecht, weil ich sie vermisse.
Normalerweise erzählt sie mir alle Probleme, und drei Tage vorher hatten wir schonmal geredet und am nächsten Tag sagte sie mir, sie sei durch unser Gespräch am nächsten Tag völlig locker und entspannt zur Arbeit gegangen und es sei ihr viel besser gegangen.
Insofern verstehe ich nicht, dass sie mir nun nichts mehr erzählen will und schon wieder so abrupt den Kontakt abbricht.

Zu einer anderen Freundin hat sie Kontakt und hat ihr auch erzählt, dass sie einen neuen Job hat.
Normalerweise hätte sie mir das auch sofort erzählt.

Ich bin irgendwie wütend, dass ich mir solche Sorgen gemacht habe und sie oder ihr Freund mir nichtmal ne sms schicken konnten, dass sie okay ist oder einfach Ruhe braucht.

Also, mein Konflikt ist der: Ich kenne ihre Situation und ihr Verhalten und verstehe, dass sie Ruhe braucht und trotzdem macht mich das wütend und traurig, dass sie immer wieder den Kontakt so plötzlich abbricht und mich ausschließt. Von anderen höre ich immer, dass sie merken, wie wichtig ich für sie bin, aber ich möchte eigentlich nicht so behandelt werden.

Aber gut: Menschen tun immer nur das, was sie können, und sie kann momentan anscheinend mehr nicht.

Wie gehe ich jetzt mit meiner Wut und Enttäuschung um?

Gruß, TE

Hallo,

es gibt immer jemanden, der macht und einen, der machen lässt. Solange du mitspielst, wird sich da nichts ändern. Wenn es dir schlecht damit geht, wie deine Freundin mit dir umgeht, musst du ihr das entweder sagen und die Konsequenzen ziehen oder es halt ertragen.

Davon, dass du dir selbst leid tust, wird nichts besser.

Schöne Grüße,
Jule

Hallo,

Also, mein Konflikt ist der: Ich kenne ihre Situation und ihr Verhalten und verstehe, dass sie Ruhe braucht und trotzdem macht mich das wütend und traurig, dass sie immer wieder den Kontakt so plötzlich abbricht und mich ausschließt.

Die Ursache für deinen „Konflikt“ hast du weiter oben in deinem Text schon selbst benannt :wink:

Aber mir geht es dabei irgendwie auch total schlecht, weil ich sie vermisse.

Du warst ihr Ansprechpartner, und: Sie ist ebenso dein Ansprechpartner! Bei Freundschaften ist dies nun mal so. Von ihrer Seite ändert sich nun etwas?!

Ich verstehe ja, dass sie mit der ganzen Situation total überfordert ist.

Und du bist möglicherweise mit einer von dir noch nicht so recht verstandenen neuen Situation konfrontiert…

Wie gehe ich jetzt mit meiner Wut und Enttäuschung um?

Das hast du sehr gut erkannt. Du musst dich auf dein Problem konzentrieren. Verlustangst?

Gruß
nasziv

Hi!

es gibt immer jemanden, der macht und einen, der machen lässt.
Solange du mitspielst, wird sich da nichts ändern. Wenn es dir
schlecht damit geht, wie deine Freundin mit dir umgeht, musst
du ihr das entweder sagen und die Konsequenzen ziehen oder es
halt ertragen.

Dieses „Spielchen“ haben wir jetzt zum dritten Mal und wir haben uns darüber unterhalten beim letzten Mal und ich hab ihr gesagt, wie ich mich dabei fühle.

Davon, dass du dir selbst leid tust, wird nichts besser.

Ich dachte nicht, dass das Selbstmitleid ist, wenn mich das traurig macht.
Aber okay, ich denk mal drüber nach.

Aber gibt man dann wegen so etwas die Freundschaft auf?
Irgendwie weiß ich ja, dass sie eigentlich nichts dafür kann, weil sie total unter Druck steht.
Kann ich ihr das trotzdem vorwerfen? Kann ich trotzdem verlangen, dass sie nicht immer so plötzlich die Kommunikation abbricht?

Wie auch immer: Ich danke dir!

Gruß, TE

Die Ursache für deinen „Konflikt“ hast du weiter oben in
deinem Text schon selbst benannt :wink:

Vielleicht wollte ich es nochmal auf den Punkt bringen.

Du warst ihr Ansprechpartner, und: Sie ist ebenso dein
Ansprechpartner! Bei Freundschaften ist dies nun mal so. Von
ihrer Seite ändert sich nun etwas?!

Das weiß ich ja nicht.
Das ist jetzt das dritte Mal, dass sie plötzlich den Kontakt abbricht.

Und du bist möglicherweise mit einer von dir noch nicht so
recht verstandenen neuen Situation konfrontiert…

Sie ist nicht neu, aber sie nervt.

Wie gehe ich jetzt mit meiner Wut und Enttäuschung um?

Das hast du sehr gut erkannt. Du musst dich auf dein Problem
konzentrieren. Verlustangst?

Sicher.

Und ich konzentrier mich auf mein Problem und frage hier um Rat.

Soll ich deswegen die Freundschaft beenden?
Habe ich das hinzunehmen, weil sie ja durch ihren Stress nichts dafür kann?
Sie weiß wie ich dazu stehe, wir haben darüber gesprochen, es wird immer extremer.

Hast du einen Rat? Was würdest du tun?

Danke erstmal!

Gruß

Verlustangst?

Sicher.

Und ich konzentrier mich auf mein Problem und frage hier um Rat.

Soll ich deswegen die Freundschaft beenden?

Ich persönlich würde es nicht tun. Wegen:

a) Es wäre die letzte Konsequenz, die letzte Maßnahme.
b) „Verlustangst?“ „Sicher.“
c) Es sprechen zusätzlich ein paar Dinge gegen diese letzte Maßnahme:

Wenn sie dann wieder zu sich kommt ruft sie an und weint und entschuldigt sich und hat dann ein schlechtes Gewissen.

Vor zwei Wochen war es ganz schlimm, da eskalierte im Job alles

Zu:

Habe ich das hinzunehmen, weil sie ja durch ihren Stress nichts dafür kann?

Für deine Angst, sie zu verlieren, kannst du sie so oder so nicht verantwortlich machen. Das musst du alleine mit dir selbst auf die Reihe bringen.

Sie weiß wie ich dazu stehe, wir haben darüber gesprochen, es wird immer extremer.

Sie scheint mit sich und ihren Problemen derart beschäftigt zu sein, dass sie weniger Zeit für euren täglichen Austausch hat.

Hast du einen Rat? Was würdest du tun?

Ich würde mich zurücknehmen. Abwarten, dass sie sich meldet, weil du möglicherweise in dieser Angelegenheit und in der momentanen Situation nicht helfen kannst. Und wenn du meinst (zu deiner eigenen Beruhigung), noch einmal im nächsten Gespräch dein Abwarten und deine Zurückhaltung unbeleidigt („ich will dich nerven, wenn ich dir momentan nicht hilfreich bin“) mitteilen.

Gruß
nasziv

Liebe TE,

ich weiß nicht recht, wie ich ausdrücken soll, was ich dir sagen will… Am besten warscheinlich in dem kurzen Satz: „Mach was für dich richtig ist!“

Es kann doch nicht um die Frage gehen, ob „man“ „wegen sowas“ eine Freundschaft beendet. Die Frage ist, wie gehts dir damit, kannst du was dagegen tun, oder damit leben?

Wenn ich mich richtig erinnere, hast du vor nicht allzulanger Zeit von eigenen Problemen berichtet. Deshalb finde ich es umso wichtiger, dass du dich davon nicht fertigmachen lässt. Das soll aber wohlgemerkt nicht heißen: „Brich den Kontakt ab. Lass das nicht mit dir machen.“ Sondern: „Tu, was dir richtig erscheint, ohne dich dabei mies zu fühlen!“ Ich hab den Eindruck, dass es dir ziemlich schlecht dabei gehen würde, wenn du den Kontakt zu ihr deswegen bewusst abbrechen, oder einschränken würdest. Dass du ein schlechtes Gewissen hättest, weil du denkst, dass du mehr Verständnis haben müsstest. Es geht aber nicht darum, wieviel Verständnis du haben müsstest, sondern wieviel Verständnis du haben kannst.

Dein Posting wirkt auf mich, als hättest du sehr viel Verständnis und als würdest du diese Belastung tragen und aushalten können. Wenn das so ist, dann tus, und freu dich darüber. Da wo es aber mal nicht klappt, wo du trotzdem enttäuscht und wütend bist, lass es zu, das ist auch in Ordnung. Du darfst wütend sein, auch wenn du gleichzeitig Verständnis für ihr Verhalten hast. Du darfst ihr das m. E. sogar sagen und offen mit deiner Enttäuschung umgehen. (Ich seh bei dir nicht die Gefahr, dass du ihr deswegen Vorwürfe machst.) Und natürlich darfst du hoffen, (aber nicht erwarten), dass es vielleicht was bringt, und besser wird und sie zumindest nicht mehr so oft, oder so lang abtaucht.

Alles Gute

Gruß
M.

Hallo,

ich kann dich auf der einen Seite verstehen, auf der anderen spricht für mich aber etwas aus deinem Beitrag, was ich persönlich eher gefährlich für den Erhalt einer Freundschaft finde. Vllt. kann ich es dir erklären.
Meine beiden engsten Freundschaften beruhen auf dem Prinzip „alles kann, nichts muss“. Ich freue mich, wenn mein bester Freund bzw. meine beste Freundin seine/ihre Probleme zu mir trägt und mit mir drüber sprechen möchte. Es ehrt mich, dass ich als bester Ansprechpartner gesehen werde und da ich die beiden zutiefst mag, ist es für mich selbstverständlich, dass ich für sie da bin. Ich weiß gleichzeitig, dass sie das trotzdem nicht von mir erwarten, auch wenn ich sie nie zurückgewiesen habe. Im Grunde wünsche ich mir von meinen besten Freunden nur eins: Dass sie glücklich sind und dass es ihnen gut geht. Dann gehts mir auch gut. Ihr Glücklichsein muss mich dabei nicht immer und überall einschließen. Wenn also mal ein anderer Ansprechpartner gewählt wird, oder jemand anderes die News aus Job und Privatleben zuerst erfährt, bin ich nicht sauer. Warum auch? Ich habe keinen Anspruch auf irgendwas. Ich kann ja selbst gut nachvollziehen, dass man manche Themen erstmal für sich behält oder dass Person X für die Diskussion mancher Probleme vllt. viel besser geeignet ist als Person Y.

Nun kann ich verstehen, dass du am Wert der Freundschaft zweifelst, wenn du dir öfter vorkommst, als wärst du mal kurz zwischengeparkt, wo du doch normalerweise immer dabei bist. Für mich wäre in dieser Situation ausschlaggebend, ob dies mit Absicht geschieht und wie die Person sonst zu mir steht. Wenn deine Freundin nach 1-2 stressigen Wochen immer wieder angelaufen kommt und ehrlich zerknirscht ist bzw. woanders stets und ständig betont, wie wichtig du ihr bist, würde ich mir keine Sorgen machen. Die Grundeinstellung wäre mir wichtig. Und die scheint, so wie du deine Freundin beschreibst, ja eine sehr vertrauensvolle und positive zu sein. Freunde sind aus meiner Sicht dazu da, Druck wegzunehmen, Dinge weniger schnell übel zu nehmen, Puffer zu sein und nicht dazu, noch zusätzlich Druck aufzubauen. Den wirklich wichtigen Freunden gegenüber möchte ich keine Maske aufsetzen, sondern mich so zeigen können, wie ich bin. Wenn eine Marotte von mir ist, bei Stress 2 Wochen wortlos abzutauchen, ist wohl der ein wirklicher Freund für mich, der das abkann. Im Gegenzug kann ich seine Marotten ertragen.

Ich würde an deiner Stelle versuchen, mich nicht davon abhängig zu machen, ob sie sich meldet oder nicht. Ich kann es auch kaum ertragen, mal 1-2 Tage nichts von meinem besten Freund zu hören. Wenn ich vorher weiß, dass er mal 1-2 Wochen nicht erreichbar ist, such ich mir Beschäftigung, sodass ich mich nicht ständig frage, wies im wohl geht und warum er nichts von sich hören lässt. Er taucht schon wieder auf und ich bin mir einfach sicher, er greift dann zum Telefon und ruft mich an. Jedenfalls hat er das bisher immer und bei deiner Freundin scheint es ja ähnlich zu sein. Ich würde an dieser Stelle nicht mit Vorwürfen und Forderungen reagieren, weil das aus meiner Sicht die Freundschaft zerstören würde. Sag ihr, wies dir geht, wenn sie sich nicht meldet, aber ohne ihr dabei Vorwürfe zu machen. Wenn sie an eurer Freundschaft so interessiert ist, wie es in deinem Posting klingt, wird sie das im Hinterkopf behalten und sich zumindest von sich aus gern bemühen, dir die negativen Gefühle zu ersparen.

Gruß