Wie und warum entstanden Geschlechter?

Hi,
wie und warum kam es in der Entwicklung des Menschen / der höheren Lebewesen dazu, dass sich zwei Geschlechter bildeten?

Vermutlich wird es in der „Entstehungsgeschichte des Lebens“ irgendwo zwischen Einzeller und heute eine Aufteilung des Weges gegeben haben. Sprich, eine (geschlechtliche) Mutation (??) die Vorteile gegenüber der früheren „Art“ hatte, oder?

Oder gab es so ein „Urgeschlecht“ gar nicht? Mussten sich beide Geschlechter gleichzeitig entwickeln (vermutlich, oder?)? Da sich heutige (menschliche) Geschlechter gegenseitig bedingen: MUSS diese Abhängigkeit ZU JEDEM ZEITPUNKT in der Entwicklungsgeschichte bestanden haben?

Gab es Entwicklungsrichtungen bei denen sich das zweite Geschlecht soweit vom ersten entfernte, dass es inkompatibel wurde und aussterben musste?

Was unterscheidet eigentlich ein zweites Geschlecht von einer „neuen Art“?

http://de.wikipedia.org/wiki/Geschlecht
http://de.wikipedia.org/wiki/Genetisches_Geschlecht
Haben mir leider nicht weiter geholfen weil dort offenbar nicht auf die Entwicklungsgeschichte eingegangen wird.

Danke und Grüße,
J~

Hallo!

wie und warum kam es in der Entwicklung des Menschen / der
höheren Lebewesen dazu, dass sich zwei Geschlechter bildeten?

Sexualität gibt es schon bei den primitivsten Lebensformen. Selbst die Konjugation von Bakterien kann man (allerdings mit viel gutem Willen) als Sexualität bezeichnen.

Vermutlich wird es in der „Entstehungsgeschichte des Lebens“
irgendwo zwischen Einzeller und heute eine Aufteilung des
Weges gegeben haben. Sprich, eine (geschlechtliche) Mutation
(??) die Vorteile gegenüber der früheren „Art“ hatte, oder?

Bei manchen Einzellern gibt es Verschmelzung von zwei Individuen mit anschließender zufälliger Aufteilung des Genoms (Rekombination). Dies war für die Einzeller von Vorteil, weil sich die genetische Variabilität dadurch beträchtlich erhöhte. Ein solcher Vorgang macht aber nur bei Verschmelzung verschiedener Individuen einen Sinn. Bei zwei Individuen eines Klons kann man sich den Vorgang sparen. Daher war es sinnvoll unterschiedliche „Paarungstypen“ anzulegen und sicherzustellen, dass es zwischen Individuen desselben Paarungstyps nicht zu einer Paarung kommen kann. Um zu gewährleisten, dass es nicht zu einer Selbstbefruchtung kommt, reichen zwei Paarungstypen völlig aus und bei den meisten sexuellen Lebewesen gibt es auch genau zwei Geschlechter. (Es gibt jedoch auch Gegenbeispiele. Bei manchen Pilzen gibt es mehr als zwei Paarungstypen).

Damit war die Sexualität geboren, also der genetische Austausch von zwei Individuen zur Fortpflanzung. Allerdings musste erst noch der Sexualdimorphismus - also der offensichtlich erkennbare Unterschied zweischen männlich und weiblich - entstehen.

Das erklärt man heute mit einer Art Koevolution: Der eine Paarungstyp entwickelte große, plasmareiche, mehr oder weniger unbewegliche Zellen (Eier), der andere kleine, nahezu plasmalose und bewegliche Zellen (Spermien). Je größer die Zellen der Weibchen wurden, um so sinnvoller war es für die Männchen, schnell und beweglich zu sein. Je kleiner aber die männlichen Zellen waren, umso wichtiger war es für die Weibchen, große Zellen zu haben. Die Schere klaffte immer weiter auseinander.

Nur damit wir uns klar verstehen, und damit Du weißt, warum ich mich hier so nebulös ausdrücke: Das geschah vermutlich lange bevor es mehrzelliges Leben gab!

Oder gab es so ein „Urgeschlecht“ gar nicht? Mussten sich
beide Geschlechter gleichzeitig entwickeln (vermutlich,
oder?)? Da sich heutige (menschliche) Geschlechter gegenseitig
bedingen: MUSS diese Abhängigkeit ZU JEDEM ZEITPUNKT in der
Entwicklungsgeschichte bestanden haben?

Ich glaube, diese Fragen habe ich eben beantwortet, bin mir aber nicht sicher. Also bitte nachfragen…

Gab es Entwicklungsrichtungen bei denen sich das zweite
Geschlecht soweit vom ersten entfernte, dass es inkompatibel
wurde und aussterben musste?

Ich verstehe leider nicht, wie Du das meinst.

Was unterscheidet eigentlich ein zweites Geschlecht von einer
„neuen Art“?

Eine Art ist definitionsgemäß die Gesamtheit aller Organismen, die untereinander fortpflanzungsfähige Nachkommen bilden können. Die Angehörigen eines Geschlechts können dies definitv nicht.

Michael

Hi,

wie und warum kam es in der Entwicklung des Menschen / der
höheren Lebewesen dazu, dass sich zwei Geschlechter bildeten?

Sexualität gibt es schon bei den primitivsten Lebensformen.
Selbst die Konjugation von Bakterien kann man (allerdings mit
viel gutem Willen) als Sexualität bezeichnen.

ohja, danke für das Stichwort!
http://de.wikipedia.org/wiki/Konjugation_(Biologie)
Das ist wirklich „sehr“ früh.

Bei manchen Einzellern gibt es Verschmelzung von zwei
Individuen mit anschließender zufälliger Aufteilung des Genoms
(Rekombination). Dies war für die Einzeller von Vorteil, weil
sich die genetische Variabilität dadurch beträchtlich erhöhte.
Ein solcher Vorgang macht aber nur bei Verschmelzung
verschiedener Individuen einen Sinn.

Bei zwei Individuen eines
Klons kann man sich den Vorgang sparen.

Aber die gab es? Als Zwischenschritt sozusagen? Also zuerst ungeschlechtliche „Fortpflanzung“, dann gleichgeschlechtliche Fortpflanzung, dann Teilung der Geschlechter und zweigeschlechtliche Fortpflanzung?

Daher war es sinnvoll
unterschiedliche „Paarungstypen“ anzulegen

Evolution wird ja nicht von außen gesteuert sondern entsteht aus sich selbst heraus. Wie kam es zu den neuen „Paarungstypen“? Durch zufällige Mutation?

Damit war die Sexualität geboren, also der genetische
Austausch von zwei Individuen zur Fortpflanzung. Allerdings
musste erst noch der Sexualdimorphismus - also der
offensichtlich erkennbare Unterschied zweischen männlich und
weiblich - entstehen.

Warum ist das wichtig? Bei IMHO (männlichen) Hunden sieht man ja ab und an, dass sie einfach alles anspringen. Menschliche Unterschenkel werden dann halt nicht erfolgreich begattet, andere Männchen eben auch nicht.

Nur damit wir uns klar verstehen, und damit Du weißt, warum
ich mich hier so nebulös ausdrücke: Das geschah vermutlich
lange bevor es mehrzelliges Leben gab!

Okay… ich hätte eher vermutet, dass dies erst „später“ geschah…

Gab es Entwicklungsrichtungen bei denen sich das zweite
Geschlecht soweit vom ersten entfernte, dass es inkompatibel
wurde und aussterben musste?

Ich verstehe leider nicht, wie Du das meinst.

Also angenommen:
es gab ein „Urgeschlecht“, dass keines zweiten bedurfte. Also quasi homosexuelle Fortpflanzung. Dann entwickelte sich ein Zweites. veränderte sich immer mehr, bis keine Fortpflanzung mehr mit dem Ersten möglich war :smile: War nur so eine Idee von mir…

Dank und Grüße,
J~

Hallo!

Bei manchen Einzellern gibt es Verschmelzung von zwei
Individuen mit anschließender zufälliger Aufteilung des Genoms
(Rekombination). Dies war für die Einzeller von Vorteil, weil
sich die genetische Variabilität dadurch beträchtlich erhöhte.
Ein solcher Vorgang macht aber nur bei Verschmelzung
verschiedener Individuen einen Sinn.

Bei zwei Individuen eines
Klons kann man sich den Vorgang sparen.

Aber die gab es? Als Zwischenschritt sozusagen? Also zuerst
ungeschlechtliche „Fortpflanzung“, dann gleichgeschlechtliche
Fortpflanzung, dann Teilung der Geschlechter und
zweigeschlechtliche Fortpflanzung?

Naja, so ähnlich. So lange es noch keine Geschlechter gab, kann man schlecht von gleichgeschlechtlicher Fortpflanzung sprechen. Irgendwann traten halt Organismen auf, die sich mit ihresgleichen nicht paaren konnten. Damit hatten ihre Gene eine größere Wahrscheinlichkeit, mit anderen Genen ausgetauscht zu werden. Nachfahren dieses Klons waren daher variabler und flexibler und hatten daher einen größeren Fortpflanzungserfolg als die anderen.

Daher war es sinnvoll
unterschiedliche „Paarungstypen“ anzulegen

Evolution wird ja nicht von außen gesteuert sondern entsteht
aus sich selbst heraus. Wie kam es zu den neuen
„Paarungstypen“? Durch zufällige Mutation?

Ja, wie denn sonst?

Damit war die Sexualität geboren, also der genetische
Austausch von zwei Individuen zur Fortpflanzung. Allerdings
musste erst noch der Sexualdimorphismus - also der
offensichtlich erkennbare Unterschied zweischen männlich und
weiblich - entstehen.

Warum ist das wichtig? Bei IMHO (männlichen) Hunden sieht man
ja ab und an, dass sie einfach alles anspringen. Menschliche
Unterschenkel werden dann halt nicht erfolgreich begattet,
andere Männchen eben auch nicht.

Man versteht das nur, wenn man bedenkt, dass die Männchen nur mit den Männchen konkurrieren und die Weibchen nur mit Weibchen. So wird der männlichste unter den Männchen und die weiblichste unter den Weibchen immer von der Selektion bevorzugt.

Wie das geht?

Mal angenommen es gibt nur die Geschlechtszellen: Eier und Spermien. Ist es für das Spermium von Vorteil einen größeren Dottervorrat mitzubringen? Nein. Das würde zwar die Überlebenschancen eines eventuellen Nachkommen erhöhen, aber gleichzeitig das Spermium nur langsamer machen und so die Chance vermindern, dass es überhaupt zu Fortpflanzungserfolg kommt.
Würde es für die Eier Sinn machen, am Anlegen des Dottervorrats zu sparen? Nein. Denn unter allen Eiern haben diejenigen die größten Überlebenschancen, die am meisten Dotter besitzen. Also unterliegen die Spermium aufgrund der Konkurrenz untereinander einem Selektionsdruck, der sie klein und schnell werden lässt, während die Eizellen umgekehrt eher groß und unbeweglich werden. Ein ursprünglich kleiner Unterschied zwischen zwei Paarungtypen erfährt so eine positve Rückkopplung und führt dazu, dass die beiden Geschlechter immer weiter auseinanderdriften.

Michael

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Das Wie weiß ich gerade nicht mehr, aber das Warum ist recht einfach: um eine größere Durchmischung des Genoms zu erhalten. Durch geschlechtliche Vermehrung ist eine größere Vielfalt möglich. Auf jeden Fall ist das schon ganz früh passiert, damit haben sich schon die ersten Zellen herumgeschlagen…

Danke Michael für deine weiteren Denkansätze :smile:

Viele grüße,
J~

Dank dir. Ich dachte, das wäre sicher erst später in Evolution geschehen. Aber vermutlich sind entwickelte Lebewesen dafür einfach schon zu kompliziert. Oder können ohne Geschlechtertrennung auch gar nicht erst so weit kommen.

VG,
J~