Wie viel braucht ein Mensch zum Leben?

Hallo,

anlaesslich der Diskussion um das Gerichtsurteil ueber die verfassungswidrig festgelegten Harz-4-Saetze wuerde mich mal interessieren, was man zum Leben in Deutschland so braucht?

Also wenn ich allen Luxus so wegrechne, komme ich auf mindestens 400-500 euro. das hab ich als student gebraucht.

wie viel habt ihr in euren sparsamsten jahren gebraucht?

mfg:smile:
rene

Hallo,

wie viel habt ihr in euren sparsamsten jahren gebraucht?

Immer ein paar hundert Euro mehr, als man gerade verdient :smile:

Gruß

Fritze

Brutal unterschiedlich
Hallo!

Ich meine, ich habe während des Studiums von 700 DM gelebt, komplett, „mit alles“. Kein Auto, WG-Zimmer, im wilden Osten.

Man muss sich nur mal die Mietpreise in Deutschland in verschiedenen Städten ansehen, dann wird klar, wie unterschiedlich die Lebenshaltungskosten sind.

Unser Besuch aus dem Westen riss sich in den neuen Bundesländern immer darum, Brötchen beim Bäcker zu kaufen. Sie waren immer fasziniert von den niedrigen Preisen (auch nach 2000 noch).

Ein großer Faktor ist das Auto. Wir haben in Städten gelegt, in denen wir kein Auto brauchten, das spart unglaubliche Mengen Geld.

Grüße
kernig

Bücherwurm
Also ich hab im Studium für ca. 200 Mark im Monat gelebt.

Wenn man an der Uni Internet, Computer und Bücher kostenlos kriegt, und oft noch Vesper von zu Hause mitbringt, waren von den 200 Mark meistens noch fast hundert am Monatsende übrig.

Jede zweite Woche Kino und einmal pro Woche Pizza waren mein „Luxus“.

Gruss,
Marco

Hallo,

du hast also nur 100 DM = 51,13 € im Monat für Essen und 2 x Kino und die sonstigen Dinge, die man so braucht ausgegeben?

Das glaube ich nicht! Es sei denn, du hast dich durchgeschnorrt und zählst Strom, Waschkosten, Hygieneartikel, Kleidung, Fahrtkosten etc. nicht dazu.

Und selbst nur für’s Essen und Trinken, kommt man damit wohl nicht hin.
Auch nicht vor ca. 15 Jahren.

TM

Hallo,

Also wenn ich allen Luxus so wegrechne, komme ich auf
mindestens 400-500 euro. das hab ich als student gebraucht.

das kommt immer darauf an, was man da alles rein rechnet, wie sehr sich jemand einschränken kann und was man als Luxus betrachtet.

Beispiel:
Pizza-Lieferservice würde ich als Luxus bezeichnen, qualitativ gute Nahrungsmittel können das im Prinzip auch sein.

Ein großer Posten bei den AlG2 Beziehern sind die gestiegenen Energiekosten (Stromkosten und Warmwasserkosten). Die hauen echt rein.
Ein weiteres Problem, Rücklagen zu bilden für z.B. WaMa, neue Matratze, Möbel, Renovierung. Vorgesehen sind hier für beides zusammen 26,24+25,08=51,32.
http://www.renatemuenster.homepage.t-online.de/rha/w…

Man muss auch zw. Einzelpersonen und Familien unterscheiden. Einzelkinder im Wachstum sind recht teuer (Klamotten, Schuhe), da kann es knapp werden, wenn man ihnen ersparen möchte, nur mit unmodernen gebrauchten Klamotten rumzulaufen und ihren soz. Status dadurch zu untersteichen.

Wenn man das Rücklageproblem und die Stromkosten mal weglässt,
bin ich der Meinung, dass man als Einzelperson durchaus mit den 351 € auskommen kann. Für Essen (icl. Suchtmittel wie Tabak oder ne Fl. Wein) etc. werden 129,52 angesetzt. 4,30/Tag sind schon knapp und man muss das anderweitig abknapsen.
Hungern muss da aber trotzdem niemand!
Aber man muss seine Bedürfnisse eben stark zurückschrauben (Kneipe, Kino, DVD, Musik Cds, PC-Spiele, stundenlange Handytelefonate, Top oder viele Klamotten, Friseur etc.)

Wenn man dazu bereit ist, dann klappt das auch. Sagt ja keiner dass das angenehm sein muss.
Jeder hat da seine anderen Prioritäten. Wem es wichtig ist frische Brötchen und Fleisch vom Metzger zu kaufen, der muss eben auf was anderes verzichten.

Man kann als AlG2 Bezieher ja nicht das Maß eines Durchschnittsverdieners anlegen.

Was Familien betrifft wird es echt knapp, zumal die ja jetzt nichtmal was von der Kindergelderhöhung haben.
Unverständlich, da die Regierung ja meinte, dass 154 € für Kinder nicht reicht. Für AlG 2 Kinder dann aber auch nicht! Aber die bekommen keine 10 € mehr, weil es Einkommen ist, das abgezogen wird. Ich verstehe es nicht und finde es ne Sauerei!

Das Geld ist schon knapp. Darf und soll es ja auch sein.
Einerseits kann es nicht sein, dass man ohne Arbeit fast (oder mehr) hat, als jemand der arbeitet. Andererseits braucht man eben ein Minimum zum Leben und die Löhne sind halt oft zu niedrig.

Die niedrigen Löhne gehen insofern „zu Lasten“ der Hilfeempfänger, dass eben viele Arbeitenden auch rumkrebsen und somit eine Erhöhung des AlG2 als ungerechtfertigt betrachtet wird.

In Anbetracht der gestiegenen Energiekosten, und dass die Regelsätze an die EVS aus 2003 angelehnt sind, halte ich eine Anpassung der Regelsätze für gerechtfertigt.

Eine Anpassung der Löhne allerdings noch viel mehr!
Die Frage, sind die Leistungen zu hoch, oder die Löhne zu niedrig bleibt in meinen Augen ein schwieriges Problem.

TM

Moin,

du hast also nur 100 DM = 51,13 € im Monat für Essen und 2 x
Kino und die sonstigen Dinge, die man so braucht ausgegeben?

Witzig, denn genau den Betrag hatte ich auch zur Verfügung (nach Abzug von Miete etc.). Das war etwa 1987 und so hab ich zwei ganze Jahre gelebt. Ich kann mich allerdings nicht erinnern, zweimal im Monat im Kino gewesen zu sein (gehe ich jetzt auch nicht).

Das glaube ich nicht!

Das geht zwar nicht supergut, aber es geht. Ich kam mir noch nichtmal sonderlich arm vor. Die Leute in der WG, in der ich gewohnt hab, hatten auch nicht mehr. Ich kann mich erinnern, dass ich meinem Klassenlehrer an der Berufsschule einen Betrag von 20 DM (für einen Klassenausflug) mit monatlich 5 DM abgestottert hab, weil das auf einmal zuviel für mich war.

Ich versteh gar nicht, was daran so schwer zu glauben ist? Ein paar Jahre später während des Studiums hatte ich auch nicht so gewaltig viel mehr. Allerdings muss ich dazu sagen, dass ich kein Geld für Tabak, Saufen, sonstige Drogen, Make-Up, Frisör, Sonnenstudio, Fitnessstudio und ähnlichen Firlefanz brauchte und selbst kochen und nähen kann.

Gruß
Marion

Hallo,

du hast also nur 100 DM = 51,13 € im Monat für Essen und 2 x
Kino und die sonstigen Dinge , die man so braucht ausgegeben?

ich habe das mal hervorgehoben, um sicher zu gehen, ob wir vom gleichen ausgehen.

mit anderen Dingen meine ich auch Hygieneartikel (Schampoo, Zahncreme), Waschmittel, Putzmittel, Kleidung (auch Stoff/Garn kostet Geld), Schuhe, Fahrradreparaturen, und und und…

Ich versteh gar nicht, was daran so schwer zu glauben ist?

Wenn es um reine Kosten für die Ernährung geht, mag das zu schaffen sein, wenn man wenig und schlecht isst.

Und warum ich Probleme habe, das zu glauben?

51€/30=1,70€/Tag, oder 3,30 DM/Tag.

Vergleich:
http://www.erwerbslosenforum.de/nachrichten/weniger_…
Wer aber weiß schon, dass 1987 im Regelsatz eines 12-jährigen Schulkindes noch 2,90 Euro für Essen und Trinken enthalten waren…
…Damals galt: 57% dieses Betrags, d.h. 116 Euro oder 3,87 Euro am Tag entfielen auf Ernährung.

In einer WG kann man natürlich durch gemeinsames wirtschaften und kochen sparen.

Ok, in 2 Jahren braucht man nicht unbedingt neue Schuhe und Klamotten, und die anderen Dinge (Zahncreme etc.) sind Kleinbeträge.

TM

Moin,

mit anderen Dingen meine ich auch Hygieneartikel (Schampoo,
Zahncreme), Waschmittel, Putzmittel, Kleidung (auch Stoff/Garn
kostet Geld), Schuhe, Fahrradreparaturen, und und und…

Ja, sicher. Da ich nicht mehr Geld zur Verfügung hatte und meine Familie 700 km weit weg wohnte (ich hier also auch nichts „schnorren“ konnte), wird es wohl auch dafür gereicht haben. Jedenfalls war ich immer gewaschen, hatte saubere Klamotten an und bin auch nicht barfuß gegangen *g*.

Wenn es um reine Kosten für die Ernährung geht, mag das zu
schaffen sein, wenn man wenig und schlecht isst.

So ein Quatsch. Grundnahrungsmittel wie Kartoffeln, hiesiges Gemüse der Saison, Mehl, Reis, Hülsenfrüchte etc. hat man damals wie heute preislich hinterhergeworfen bekommen. Wenn man denn kochen kann, kann man daraus schmackhafte und gesunde Gerichte herstellen.

…Damals galt: 57% dieses Betrags, d.h. 116 Euro oder 3,87
Euro am Tag entfielen auf Ernährung.

Wenn man sein Kind durch Schnellimbis-Fraß ernähren will, wird nichtmal das ausreichen. Es geht hier ja nicht um die Frage, ob jeder in der Lage ist, mit diesem Geld auszukommen. Viele Menschen kommen nicht mal mit einem weitaus höheren Betrag hin. Aber das liegt meiner Meinung nicht an der Höhe des Geldbetrags sondern daran, dass viele Menschen gar nicht in der Lage sind, mit wenig Geld auszukommen (z.B. preiswerte Gerichte zu kochen, Geld einzuteilen etc.)

In einer WG kann man natürlich durch gemeinsames wirtschaften
und kochen sparen.

Wie kommst du denn darauf? 5 Leute essen 5-mal mehr als 1 Leut. Also muss auch 5-mal mehr eingekauft werden. Ein „gemeinsames Wirtschaften“ kann in einer WG sogar zum Problem werden, wenn andere aus einer Gemeinschaftskasse teure Sachen einkaufen, und am Ende der Woche ist die Kasse dann leer (hab ich auch alles schon erlebt :smile:)

Ok, in 2 Jahren braucht man nicht unbedingt neue Schuhe und
Klamotten,

Zu meiner Zeit hat man sowas auf Flohmärkten gekauft. Mach ich übrigens heute noch. Da gibt es dann z.B. wirklich gut erhaltene Markenjeans für Kinder für 2,50 Euro.

Gruß
Marion

Hallo,

ich will dir nicht ja grundsätzlich absprechen, dass du das geschafft hast, mit extrem wenig Geld auszukommen!
Und du bekommst auch gerne mein „Mitleid“ oder Achtung wie du es doch geschafft hast 2 Jahre derart zu darben. Das können sich heute einige als Beispiel nehmen.
Ich habe auch gelernt bescheiden zu leben, und komme auch heute noch mit stark schwankenden Einkommensverhältnissen zurecht.
Damals war es allerdings einfacher mit wenig auszukommen, da ich nicht gewohnt war auch mal viel zu haben :wink:

So ein Quatsch. Grundnahrungsmittel wie Kartoffeln, hiesiges
Gemüse der Saison, Mehl, Reis, Hülsenfrüchte etc. hat man
damals wie heute preislich hinterhergeworfen bekommen. Wenn
man denn kochen kann, kann man daraus schmackhafte und gesunde
Gerichte herstellen.

3 DM pro Tag sind auch dann knapp. Auch damals. Und außer für Ernährung
bleibt da schlicht nicht groß was übrig!
http://www.abendblatt.de/extra/service/944949.html?u…
Da hat man noch keine Milch, Brot, Käse, Wurst, Kaffe, Tee. Ok, trinken kann man auch Leitungswasser, tue ich heute noch. Fleisch oder Fisch gehört dann auch eher selten in den Speiseplan (Muss ja auch nicht unbedingt sein, oder zumindest in Maßen)
Daher gehe ich davon aus, dass der Betrag 100 DM/Mon. zumindest temporär noch Spielraum nach oben lässt :wink:

Vielleicht können wir uns darauf einigen, dass es auf Dauer nicht durchzuhalten ist, bzw. nicht die Regel war und sein sollte, nur 50 € zum Leben zu haben.

Und 3 Mark pro Tag, incl. Kleidung von Flohmarkt und sontigem Kleinkram, muss man ja nicht sofort unbesehen blind glauben.

Ich lebte 1987 übrigens auch in einer WG, habe auch gekocht und günstig beim Bauern nebenan eingekauft.

Wenn man sein Kind durch Schnellimbis-Fraß ernähren will, wird
nichtmal das ausreichen.

:wink:

Aber das liegt meiner Meinung nicht an der
Höhe des Geldbetrags sondern daran, dass viele Menschen gar
nicht in der Lage sind, mit wenig Geld auszukommen (z.B.
preiswerte Gerichte zu kochen, Geld einzuteilen etc.)

Absolut! Viele junge Mütter können anscheinend gar nicht mehr kochen :frowning: Oder sie werfen Reste weg, statt daraus noch ein Fantasiegericht, oder einen Eintopf zu kochen. Convenience-Food verdrängt die Hausmannskost :frowning:

In einer WG kann man natürlich durch gemeinsames wirtschaften
und kochen sparen.

Wie kommst du denn darauf? 5 Leute essen 5-mal mehr als 1
Leut. Also muss auch 5-mal mehr eingekauft werden.

Habt ihr alles nur frisch und saisongerecht nur auf dem Markt gekauft?
Oder nicht doch mal Erbsen oder Rotkraut aus der Dose? War wohl ne Öko-WG, was in der Zeit ja nicht selten war *gg*
Für 5 Personen kann man auch mal Großpackungen und mehr auf Vorrat kaufen. Einzelpersonen haben oft das Problem, dass entweder viel vom Essen übrig bleibt, oder kleinere Mengen teurer sind.

Ein
„gemeinsames Wirtschaften“ kann in einer WG sogar zum Problem
werden, wenn andere aus einer Gemeinschaftskasse teure Sachen
einkaufen, und am Ende der Woche ist die Kasse dann leer (hab
ich auch alles schon erlebt :smile:)

Das kenne ich auch noch, aber in den WGs von damals, wurde diesen dann schon Druck gemacht und üblich war auch, dass spezielle Dinge aus eigener Kasse und nicht aus der gemeinsamen Kasse gezahlt wurde. Also bei uns zog dieses Argument nicht. Und wirtschaftlicher in Bezug auf Energie- und Haushaltsmittel ist eine WG schon.

Ok, in 2 Jahren braucht man nicht unbedingt neue Schuhe und
Klamotten,

Zu meiner Zeit hat man sowas auf Flohmärkten gekauft. Mach ich
übrigens heute noch. Da gibt es dann z.B. wirklich gut
erhaltene Markenjeans für Kinder für 2,50 Euro.

2,50 € als Schnitt anzusehen halte ich zwar für übertrieben, aber klar, hast du recht.
Man kann auch bei Klamotten für Kinder ordentlich sparen. Sogar bequemer als früher (E-Bay, Internet)
Bei 3-9 J. gab es weniger günstige Klamotten, da findet man nicht so viel unzerschlissene Sachen. Aber bei Teenies geht das ganz gut, auch noch topmodische Sachen zu finden. Außer halt Schuhe, die sollten schon neu sein, auch wenn man arm ist. Finde ich jedenfalls.

TM

Damals

Also ich hab im Studium für ca. 200 Mark im Monat gelebt.

Ich hatte während meiner Studienzeit eher weniger. Allerdings habe ich in den 70er Jahren studiert und da war das Geld noch ungefähr zwanzig mal soviel wert. Ein Fischer-Taschenbuch kostete 2,80 DM.
Mein Abendessen in der City, wenn ich unterwegs war, kostete 2,- DM: eine DM die Pizza, und eine DM das Glas Lambrusco im hygienischen Pappbecher.
Damals konnte man preiswert leben. Für etwa 15,- DM hab ich mit meiner Freundin ein Hotel direkt am Montmartre, Place de Tertre, bezogen, mit Frühstück am Bett.
Gruß,
Branden

Damals konnte man preiswert leben. Für etwa 15,- DM hab ich
mit meiner Freundin ein Hotel direkt am Montmartre, Place de
Tertre, bezogen, mit Frühstück am Bett.

in gewisser weise ist das heute nicht teurer. wozu eine ganze nacht, wenn man mit einem fummelsessel im kino genau nicht weiterkommt. wenn man dann nach ner stunde hoert, sie waere noch nicht soweit oder haette kopfschmerzen, ist erstens nicht das geld futsch, weil film laeuft und 2. ist die nacht noch jung.
die heutige welt denkt einfach effizienter :sunglasses:

Hallo,
auch wenn es die Diskussion jetzt anheizt, zwei Zitate
Bruker sagte, essen sie nichts wofuer Werbung gemacht wird
Konz sagte, essen sie nichts wofuer Geld verlangt wird.
Beide sagten es in Zusammenhang mit gesund, nicht mit sparen.
Gruss Helmut

die heutige welt denkt einfach effizienter :sunglasses:

Jo, das könnte man dann so zusammenfassen :wink:
Gruß,
Branden

Hallo!

Aber man muss seine Bedürfnisse eben stark zurückschrauben
stundenlange Handytelefonate

Ich zahle für meine Telefonate(die mal auch über 7Std. dauern) nur 39Cent pro Gespräch :smile:

Zum Thema: in meiner Ausbildungszeit hatte ich eigene Wohnung, musste 2x die Woche in die nächste Stadt mit dem Zug zu Schule. Für Essen, Klamotten etc. blieben mir monatlich 50DM. Und es hat funktioniert.

Grüsse, Seltsam