Am 5. August 2010 stürzt im Norden Chiles ein Teil einer Kupfer- und Goldmine ein. 33 verschüttete Bergleute warten seit dem auf Rettung. Nun sollen sie, viel früher als erwartet, bereits bis zum 15. Oktober befreit werden. Dieses Datum kommt nicht von ungefähr. Präsident Sebastian Piñera tritt am 15. Oktober eine Europareise an und möchte bei der Rettung persönlich anwesend sein. Eine übereilte Rettung könnte jedoch die Gefahren erhöhen. Was denkt Ihr darüber? Werden die Kumpel nun schneller gerettet, weil der Päsident auf Reisen geht? Sollte man zusätzliche Gefahren eingehen, nur um den Termin einzuhalten? Warum dauert die Rettung überhaupt so lang?
Die Bergung von Verschütteten muss so schnell wie möglich erfolgen. Der glückliche Umstand in diesem Fall für die Bergleute ist der, dass ihr Leben nicht unmittelbar bedroht ist. Allerdings verschlechtert sich mit jedem Tag die psychische Situation der Verschütteten, da sie quasi lebendig begraben sind.
Die Rettung der Bergleute dauert jetzt schon wochenlang an, die Frage nach dem Warum ist einfach zu beantworten:
Man kann nicht einfach mehrere hundert Meter tief in die Erde bohren, ohne passende Ausrüstung und ohne Sicherheitsvorkehrungen. Die Bohrung muss gesichert werden, sonst stürzen die Bohrwände noch während der Bohrung in sich zusammen, damit würde die Maschinerie zerstört, verloren gehen oder zumindest schwer beschädigt.
Dann muss man den Durchbruch zum Schacht genau treffen, das ist nicht so einfach, als wenn man mit einem Hiltibohrer eine Wand durchbohrt. Wir sprechen von rund 750 Metern! Die Bohrung muss genau fluchten, sonst verkeilt sich die Borhmaschinerie und später die Rettungskapsel. Und die letzten paar Meter sind die kritischsten, denn beim Durchbruch besteht die Gefahr, dass die Schächte, in denen die Menschen sich aufhalten, zusammenbrechen. Dann wäre die ganze Arbeit für die Katz und die Bergleute wahrscheinlich verloren.
Selbst wenn die Tunnelbohrung abgeschlossen ist, dann muss der gesamte Schacht gesichert werden. Sonst läuft man wieder Gefahr eines Einsturzes, und alles war vergebens.
Wenn der Schacht gebohrt und gesichert ist, dann muss man sich beeilen, die Verschütteten zu bergen. Erstens, je länger die Bergung dauert, desto nachteiliger ist sie für alle Opfer, zweitens kann die ganze Konstruktion schnell kollabieren, denn sie ist qualitativ nur ein Provisorium. Und drittens, je schneller es geht, desto billiger wird das Ganze natürlich.
Das der Präsident bei der Bergung dabei sein will, das hat innenpolitische Gründe, will er doch als Held der Nation gelten und wiedergewählt werden - siehe Altkanzler Schröder beim Jahrhunderthochwasser.
Würde sich die Bergung verzögern, so würde der Präsident entweder seine Reisepläne verschieben oder unterbrechen, was seine außenpolitischen Ansprechpartner durchaus verstehen würden.
Es dauert so lange einmal wegen der Teufe die der Rettungsschacht benötigt und dann ist an der Stelle kein standfestes Gebirge sondern Kiesschichten usw die jederzeit einstürzen können.Und die Rettung jetzt mit macht voran zu treiben ist sehr gefährlich da die geteufte Schachtröhre ja erst noch gesichert werden muss
Also über dieses Thema hatten wir natürlich auch schon auf Arbeit gesprochen.
Natürlich darf man dieses Unglück nicht instrumenallisiren auch wenn dieses wohl unvermeidbar sein wird, schon alleine wegen der hohen medienaufmerksamkeit.
Es darf natürlich nicht dazu kommen das jetzt wegen politischen gründen die Bergung auf kosten der Sicherheit beschleunigt wird.
Der Grund warum die Bergung so lange dauert.
Das Problem bei einer solchen Bohrung ist, je schneller also je mehr Druck auf den bohrkopf ausgeübt wird desto hoher ist die Gefahr das die Bohrung abweicht.
Hinzuh kommt natürlich das man keine 100% Sicherheit hatt auf welche schichtungen man bei der bohrung stöst.
So muss bei einer solchen Schachtanlage(Bohrung) gewehrleistet sein das ein abrutschenn bzw ein abschneiden der schachtrohre vermieden wird.
Die wasserhaltung ist natürlich auch ein schwieriger Schwerpunkt.
Diese Faktoren machen es schwehr eine genaue Kalkulation im forfeld zu machen.
Man weis im forfeld nicht wie lange man brauch um durch die verschiedenen gesteisschichten zu stoßen.
So ist es nur erfreulich das es jetzt nun doch schneller ablauft als gedacht.
Vorwürfe das die Kalkulationen überzogen oder das die bergung auf den Termin der Politik gelegt wird halt ich für unwarschwinlich. Eher andersrum, die Politik legt ihre Planung auf das Datum der Bergung alles andere were zu riskant.
Da diese Rohre nun auch nicht alzu lange halten wird, auf 700m herscht natürlich ein enormer gebiergsdruck. Dies ist übrigens auch ein weiteres Problem bei der Bergung.
Ich hoffe ich konnte euch etwas weiter helfen.
MfG. Michael Seidel
Bergmechaniker
K+S Werra
Ps.: Entschuldigung wegen der rechtschreibung, Rechtschreibschwache sorry.
Ihre Frage kann man meines Erachtens nach so pauschal nicht beantworten. Dazu fehle
detaillierte Informationen.
Eine Bohrung ist nie genau planbar. Jede Bohranlage hat gewisse Parameter für den normalen Bohrfortschritt. Geologische Verhältnisse sind manchmal im Beich weniger
Meter unterschiedlich.„Schneller Bohren“ geht nicht. Den Zeitpunkt für die Rettung kann niemand bestimmen. Die Technologie bei der Bergung bestimmt den Zeitpunkt der Rettung der Bergleute und hoffentlich trifft der vor Ort
eingesetzte Verantwortliche die richtige Entscheidung.
Zur den vorliegenden Fragen habe ich leider kein „Insider-Wissen“, sondern bin auf die Mitteilungen in den Medien angewiesen und mit Vermutungen ist sicher nicht geholfen, daher nur so viel dazu:
Bohrdauer
Das geeignete Bohrgerät steht auch in Chile nicht einfach auf Abruf bereit und dessen Transport mit dem gesamten erforderlichen Equipment in die Atacama war sicher nicht einfach.
Die Dauer der Bohrung ist in erster Linie abhängig von der Härte des zu durchbohrenden Gesteins und in diesem speziellen Fall auch von ihrer besonderen Wichtigkeit für die Rettung von Menschenleben. Ein Meißel- oder Bohrgestängebruch muss soweit wie irgend möglich verhindert werden, da dies einen langwierigen Reparaturaufwand oder den Verlust des Bohrloches nach sich ziehen würde. Also bohren, so schnell es geht, dieses aber trotzdem mit Bedacht.
Zur Rettung selbst: man spricht in den Medien meist von der „Breite“ des Bohrloches und meint damit offensichtlich den Durchmesser des - kreisrunden - Bohrloches. Dieser Durchmesser soll 66 cm betragen, auch von 70 cm und mehr ist zu lesen. Geht man von 660 mm aus, dann wird es in der Rettungsbombe sehr, sehr eng, da ja auch noch ein gewissen Abstandes zur Bohrlochwand nötig ist, damit diese Bombe nicht stecken bleibt.
Die Anwesenheit von Präsident Sebastian Piñera macht die Rettungsaktion zu einem Politikum und das halte ich für ein großes Glück für die Eingeschlossenen, denn man wird sicher alles menschenmögliche tun, um den Herrn Präsidenten als den erfolgreichen Retter darzustellen.
Hallo zusammen,
zu aller erst wird immer wieder vergessen, wie sich die Situation zu Anfang darstellte:
Aus dem Zugangsstollen, der 300m oberhalb der eingeschlossenen Bergleute lag, wurden mit Kernbohrgeräten versucht, die Eingeschlossenen, die man in den Schutz- und Werkstatträumen vermutete, zu erreichen. Während dieser Bohrungen kam es zu einem weiteren Gebirgsbruch, der ein weiteres Arbeiten im Zugangsstollen nicht mehr zuließ.
Deshalb mußte man auf den Berg, ca. 700m oberhalb der Eingeschlossenen. Da waren schon die ersten 14 Tage verstrichen.
Nun mußte erst Gerät beschafft werden, dass 700m tief bohren kann (nicht mehr nur 300m!). Ein Bohrgestänge für 300m Tiefe ist im Grenzbereich nicht fest genug, das Eigengewicht von 700m zu tragen. Für die Beschaffung der Ausrüstung benötigte man weitere 14 Tage.
Da keiner wußte, wie das Gebirge nach den Gebirgsbrüchen aussah, wurden mehrere Alternativen fast gleichzeitig in Angriff genommen, um bei allen Gegebenheiten mindestens einen einigermaßen brauchbaren Zugang erbohren zu können.
Hinweis zum Bohren: Der Meißel dreht sich unter Andruck auf der Bohrsohle und zerstört das Gestein, welches durch das durch das Bohrgestänge eingepumpte Spülwasser im Ringraum zwischen Bohrgestange und gebohrter Bohrlochwand nach oben abgefördert wird. Bei 700m steht eine Wassersäule von 70bar Druck auf der Decke der Schutzräume, und es ist einleuchtend, dass bei Annäherung an den Hohlraum äußerst vorsichtig gebohrt werden muß, um ein Einstürzen des Hohlraumes zu verhindern. Zum anderen läuft man Gefahr, unterwegs Hohlräume, die durch den Gebirgsdruck entstanden sein könnten, anzufahren, mit der Gefahr, dass die Spülung nun in den Hohlraum abfließt und dabei das in der Spülung transportierte Bohrklein sich in dem Ringraum um das Bohrgestänge absetzt und das Borgestänge festklemmt. Damit wäre ein längerer Stillstand der Bohrung verbunden, etwas, was unbedingt zu vermeiden war. Dies sind aus meiner Sicht die Gründe, warum so vorsichtig gebohrt wurde. Man sollte immer auch im Sinn behalten, dass Rettung vor Weihnachten als Ziel ausgegeben worden war!
Nun zur aktuellen Situation: Das Rettungsbohrloch ist untersucht worden und es wurden im oberen Bereich möglicherweise instabile Schichten festgestellt, die nachbrechen könnten. Deshalb wird der obere Bereich mit Stahlrohren ausgekleidet und hinterfüllt, um ein Herausbrechen von Gestein zu vermeiden. Es hat absolute Priorität, alle Personen sicher mit der Rettungsbombe herauszuholen; nichts wäre schlimmer, als wenn die Rettungsbombe mit einen Bergmann bei der Aufwärtsfahrt stecken bliebe, der Mann im engen Bohrloch gefangen und der Rettungsweg für die noch unten Wartenden verschlossen wäre.
Nun zum Zeitplan: Weihnachten war ein erreichbares Ziel, auch wenn es Rückschläge gegeben hätte. Mit der Bohrung heutiger Stand sind wir mehr als 2 Monate vor dem Zeitplan. Die Verrohrung geht relativ schnell. 2 Sanitäter sollen nach unten gebracht werden, um die Rettungsabfolge festzulegen. Dann wird geborgen.
Realistischerweise ist mit 1m/s Fördergeschwindigkeit zu rechnen (1400´´ reiner Fahrweg runter und rauf und 2x 300´´ für Beladen und Entlagen der Rettungsbombe, macht zusammen 2000´´ oder knapp 34min pro Person, hier hat man mit dem Ansatz von 90 min pro Einzelrettung ein sehr dickes Sicherheitspolster eingebaut). Es ist wichtig, Terminsetzungen so vorzunehmen, dass die Erwartungen der Eingeschlossenen, der Familienangehörigen und der Presse ( und zwar in dieser Reihenfolge, auch wenn das der Presse nicht gefallen mag)in keinem Fall enttäuscht werden. So ist mit einer Rettung am Dienstag und in der Nacht zum Mittwoch zu rechnen, meiner Meinung nach zufällig rechtzeitig vor Abreise des Präsidenten.
Aber niemand, der in die Rettung involviert ist, wird ein Scheitern riskieren, nur um den Reisetermin des Präsidenten zu berücksichtigen. Ein Scheitern würde im Gegenteil den Präsidenten im Lande viel zu stark beschädigen.
Im Ausland, mit „blutendem Herzen, die Geretteten nicht sofort in die Arme nehmen zu können“, weil eben die Pflichten eines Präsidenten vor die persönlichen Wünsche zu stellen sind, und mit ausländischen Staatsführern zusammen der Rettung entgegenzufiebern und die Grußaddresse via Satellit zu übermitteln, machte doch viel mehr Sinn, oder nicht???
Verstehen Sie nun, warum ich ihre Fragestellung als ziemlich zynisch empfinde und auch als Beleidigung aller bei der Rettung Beteiligten, die meine höchste Achtung erworben haben.
Noch etwas zum Ablauf der Berichterstattung: Am 5. August begann das Drama, bei der die Bergleute verschüttet wurden, dies war aber keine Meldung wert, weil in Pakistan die Flutwellen rollten. Nachdem die Pakistanis nun mit den Folgen der Flut pressemäßig alleingelassen werden, stürzt man sich auf das andere Thema, aber nicht etwa, um die Rettung in den Focus zu stellen, nein, man sucht das Haar in der Suppe!
Die Galileo Redaktion hat mich maßloß enttäuscht, gerade weil ich viele gute Galileo-Beiträge schon gesehen habe.
Mit freundlichem Gruß
Norbert Kamin