Hallo!
Ich habe heute erfahren,daß mein Onkel Lungenkrebs im Endstadium hat und wahrscheinlich nur noch kurze Zeit zu leben hat. Allerdings weiß er nicht,daß ein Großteil der Verwandtschaft die Diagnose kennt,denn er redet quasi nie über sich selbst und seine Probleme und es ist ihm auch nicht Recht,wenn sowas ans Licht kommt.Die Diagnose ist auch nur zufällig rausgekommen. Aber darum gehts momentan nicht. Mein Onkel lebt mit im Haus meiner Oma und zu der fahre ich am Mittwoch vormittag,so daß ich meinem Onkel wohl auch begegnen werde. Ein bißchen Angst habe ich vor der Verabschiedung. Wie verabschiedet man sich von einem Menschen,den man wissentlich zum letzten Mal sieht,ohne sich irgendwie ins Fettnäpfchen zu setzen ? Die üblichen saloppen Verabschiedungen wie „Bis später“,„Mach’s gut“ oder „Gute Besserung“ würde ich an seiner Stelle eher als Verhöhnung ansehen…wie würdet ihr euch verabschieden,ohne die Person zu beleidigen und sie merken zu lassen,daß man von ihrem Zustand weiß ?
Das Dilemma vor dem man dann steht, ist, dass zur Verabschiedung, so wie Sie es sich vielleicht wünschen, gehört, dass man sich gemeinsam der eventuellen Letztmaligkeit der Begegnung bewußt ist, dass man die Möglichkeit der letzten Aussprache hat. Sonst macht das Gespräch als Abschied kaum Sinn.
Wenn der Sterbende davon ausgeht, dass Sie es nicht wissen, ist dies ohne Offenlegung der Todesgefahr nicht möglich. Sich mit einer flapsigen Bemerkung zu verabschieden, mag den Sterbenden sein Leid vielleicht leichter ertragen lassen (für mich zweifelhaft!). Bedenken Sie jedoch, dass gerade solche letzten Momente auch erhebliche Bedeutung für Sie selbst haben können - je nachdem in welcher Beziehung sie zu ihm standen. Ich habe Leute kennengelernt, die lange darunter litten, diese letzten Chancen verpasst zu haben.
Für Sie steht - wenn ich es richtig verstanden habe - im Vordergrund, dass der Onkel nicht wünscht, dass so viel Aufhebens darum gemacht wird. Dies mag auch einer gewissen Hilflosigkeit oder Rücksichtnahme auf die Hilflosigkeit seiner Verwandtschaft geschuldet sein. Es wäre zu überlegen, ob es ihm nicht selbst mehr helfen würde, wenn er sich auch Ihnen offenbaren könnte.
Diese Fragen können angesichts der Unklarheit der Situation aus der Ferne kaum angemessen beantwortet werden, tut mir leid.
Hallo
Für Sie steht - wenn ich es richtig verstanden habe - im Vordergrund, dass der Onkel nicht wünscht, dass so viel Aufhebens darum gemacht wird. Dies mag auch einer gewissen Hilflosigkeit oder Rücksichtnahme auf die Hilflosigkeit seiner Verwandtschaft geschuldet sein.
Die Wahrscheinlichkeit halte ich für recht groß, dass es so ist. Er rechnet vielleicht damit, dass die Anverwandten nicht damit umgehen können, und hält es deswegen geheim. Er befürchtet vielleicht, dass alle nur noch mit Grabesstimme zu ihm reden und keiner mehr es wagt, in seiner Gegenwart fröhlich zu sein, und das ist bestimmt nicht gerade schön.
Aber natürlich haben die Verwandten ihre Gefühle nicht so im Griff, dass von ihrer Verunsicherung nicht doch etwas rüberkommt. Oder vielleicht reden sie alle schon halblaut und ‚schonend‘ mit ihm.
Möglicherweise wäre es wirklich eine Entlastung für den Onkel, wenn er erfahren würde, dass es schon alle wissen. Schließlich spielen sich sowohl der Onkel als auch seine Verwandten gegenseitig etwas vor, als ob sie nicht wüssten, was in Wirklichkeit doch alle wissen. Das ist sicher nicht schön für den Onkel. Würde ich jedenfalls denken.
Vielleicht kann man ihn einfach mal fragen, was man sich wünscht, wenn man weiß, dass man nicht mehr lange lebt. Schließlich ist er darin Experte, und alle anderen wissen das (noch) nicht.
Es hilft sicherlich, wenn man einsieht, dass nicht nur der Onkel, sondern auch alle anderen mal sterben werden, nur dass man da noch nicht absehen kann, wann das in etwa sein wird. Er ist also nicht so etwas Besonderes, sondern gehört durchaus noch zur Gemeinschaft der Lebenden.
Viele Grüße
Simsy
Lieber Marco,
die allerletzten Worte kannst Du wohl schlecht planen, vielleicht wird Dir auch der Hals zu eng, aber Du kannst ihm fest die Hand drücken oder ihn sogar umarmen.
Vorher, während Deines Besuches, im Gespräch erwähnen, dass Du ihn gern hast, vielleicht hast Du die eine oder andere Erinnerung an eine Situation wo Dein Onkel gut zu Dir war.‚Ich hab immer so gern mit Dir Fußball gespielt als ich klein war.‘ ‚Du hast mir dies oder jenes gezeigt oder beigebracht, das mache ich heute immer noch so.‘ Sowas in dieser Richtung.
Ein bisschen vorher überlegen, wie Du es ja jetzt schon tust, damit es dann nicht so gekünstelt klingt.
Und bitte, vergiss auch Deine Oma nicht, die ja sicher die Mutter dieses Mannes ist. „Oma, ich bin in Gedanken immer bei Dir. Ich bin für Dich da, wenn ich Dir helfen kann.“ Dies Versprechen dann aber auch halten und, wenn der Sterbefall eingetreten ist, nochmal wiederholen.
Du wirst das schon richtig machen, denn allein, dass Du Dir diese Gedanken machst und versuchst Rat und Hilfe zu finden, zeugt davon dass Du ein guter junger Mann bist.
Alle guten Wünsche Dir und den Deinen
Karen
Hallo Marco,
er wird es ok finden, dass Du davon weißt, evt. sogar erleichtert sein. Was er sicher nicht mag, sind die Umstände darum und während des Mitteilens, wenn jemand bestürzt, emotional oder irritiert reagieren könnte.
Aus der Zeit, als mein 16-jähriger Sohn Lymphknotenkrebs hatte, mit den entsprechenden Therapien auf der onkologischen Kinderstation, kann ich mit Überzeugung sagen:
Als Betroffener wünscht man sich, dass andere sich einfach nur „normal“ verhalten, so wie vorher.
Man mag keine übertriebenen Bestürzungen, langen Mitleidsbekundungen, Ratschläge dies oder das zu tun, und man mag nun schon gar nicht von anderen „gemieden“ werden, aus lauter Unsicherheit.
Was durchaus ok ist, sind sachliche Fragen, aber keine pseudopsychologischen Worte.
Mein Sohn stellte selber seine medizinische Fragen kurz, erwartete eine sachliche Antwort und hielt es genau so mit seinen Verwandten und Freunden zu diesem Thema. Darüber hinaus vermied er ausdrücklich alle Gespräche über irgendwelche Krankheiten, lehnte die Hilfe der Krankenhauspsychologin ab.
Ich war erstaunt, welche Kräfte er dagegen mobilisierte, um einen Freund zum Geburtstag zu beglückwünschen oder der Großtante von der Couch aus, telefonisch ein gutes Neues Jahr zu wünschen. Er wollte weiter dazugehören, und der Besuch eines Freundes war wie ein schönes Geschenk.
Der eine kam wie eine Art lächelnder Sonnenschein aus der Schule und plapperte altersgemäß drauflos und riss ihn damit aus seinen trüben Gedanken.
Der andere saß sehr oft in dieser Zeit ruhig neben ihm, auch das war sehr gut, aber der Freund tat mir manchmal auch Leid, weil er bedrückt wirkte.
Die Sozialarbeiterin, die uns betreute, riet uns von Anfang an, kein Geheimnis aus der Krankheit zu machen. Wenn die Leute Bescheid wissen, gibt es auch kein Gerede oder sonstige Unsicherheiten. Sie hatte Recht. Heute ist mein Sohn gesund – über Krankheiten spricht er aber immer noch nicht.
Auch bei meiner lieben Freundin und anderen mittlerweile verstorbenen Krebspatienten, habe ich die Erfahrung gemacht, dass ein lebensbejahender, freundlich-normaler Umgang im Gespräch dankbar angenommen wurden. Es kann zu ruhigen, nachdenklichen Momenten kommen, andererseits je nach Situation auch zu witzigen Wortwechseln, bei denen jeder lachen muss. Man glaubt gar nicht, wie gern jemand der so krank ist, manchmal auch lachen möchte.
Beim Abschied bleibt man ganz entspannt und natürlich. Man benutzt keine Floskeln. Man spürt die Besonderheit des Momentes. Das von Herzen kommende Lächeln wird gesehen, und die nachkommende Unsicherheit und Sorge im Gesicht sind doch realistisch. Man kann spüren, ob ein Umfassen oder gar Umarmen angenehm sind. Wenn Tränen kommen, dann ist das ganz natürlich. Alles ist gut. Nur kein Theater machen, sondern nach dem Abschied dann auch gehen.
Wie mit dem Onkel selber, machst Du das bei seiner Mutter auch. Frauen sind oft zugänglicher, was Gespräche oder Sentimentalitäten rund um die Krankheit angeht. Die Zurückbleibenden leiden länger und dürfen nicht vergessen werden.
Alles Gute wünscht Euch
Renate
Hallo!
Ich habe vor drei Wochen meinen Opa verabschieden müssen.
Er war ein Pflegefall(Bettlägerig, Füttern, etc…pp…
Mein Opa fragte mich oft was ist das?Warum ist das so?
Ich sagte Ihm die Wahrheit.
"Opi du bist alt und krank!"Du wirst sterben.
Mein Opi konnte sich danach(nach meiner Aussage) damit auseinander setzen, das seine Uhr abläuft.
Er lies sein Leben Revue passieren.(Ob er alles im Leben richtig gemacht hat)(Er erzählte viel von seinem früheren Leben)
Ich habe Ihm nichts vorgegaukelt.(Nach dem Motto, du schaffst das schon.
Er hat gekämpft, bis zum Schluss(sein Herz).
Seine letzten Worte an mich waren"Warum ist das so?"
Und ich sagte"Adieu Opi, gleich has du es geschafft und dann bist du bei Omi!"
Ich finde, das ein Mensch besser Abschied nehmen kann(bzw. in Frieden)
gehen kann, wenn er um sein Gesundheitszustand Bescheid weiß.
gruß Claire
Hallo!
Ich wünsche Dir zunächst einmal - trotz allem - alles Gute für 2009.
Denn: das brauchst Du für Dich persönlich.
Ich kann ja nun fragen „wie war es denn?“, denn heute ist Donenrstag und Du warst gestern da.
Allerdings hätte ich Dir, hätte ich es eher gelesen, wohl gesgat, „so schnell stirbt man nicht“, vielleicht siehst Du ihn ja doch wieder. Wobei ich nicht weiß, wie weit Du weg wohnst.
Ich denke, so etwas man nicht pauschal sagen sondern muß es der Situation entsprechend sehen. Und jeder nimmt es auch anders.
Ich wünsche Dir Kraft!
LG Carmen
Hallo, mit 18 Jahren aktiver Praxisrfahrung als Altenpflegerin mußte ich feststellen, dass loslassen immer schwer ist-mehr für die, die zurück bleiben!
Min Umgang damit: Traurigkeit zeigen ist für den Sterbenden akzeptabel. Es zeigt ihm, dass derjenige Gefühle für ihn hat.
Durch meine Tätigkeit als ReikiLehrerin, durch Meditationen hilft mir dann das Wissen: es stirbt der Körper, die Seele geht an einen Ort, wo es keine Schmerzen, keine Probleme gibt.
Dem Sterbenden-so ihm bewußt ist, dass er geht- vermitteln, dass er loslassen kann. Oft habe ich erlebt bei Sterbebegleitung, dass der Sterbende nicht loslassen will/kann, weil er durch die Trauer der anderen nicht gehen kann.
Viele Sterbende haben mir berichtet, was sie sehen…z.B. Licht oder verstorbene Angehörige die „ihn“ empfangen wollen.Nicht selten sind sie wieder aus der Sterbephase geholt worden durch lautere Gespräche oder wenn ihr Name gesagt wurde.
Das hört sich für Außenstehende unglaubwürdig an-ist aber so.
[MOD: Überflüssiges Vollzitat entfernt]
hallo,
ich würde mich ganz normal verabschieden, ich bin der meinung man sieht sich wieder!
der tod gehört dazu, den kranken menschen wird diese kraft schon gegeben damit umzugehen.
Es wird einen nicht mehr aufgelastet, als man aushalten kann.
ich habe fast ein jahr meine mutter gepflegt (pflegestufe 3 schlaganfall - fast gelähmt)
das war nicht einfach, aber wenn ich dachte, das wenn jetzt noch schlimmer wird, das halte ich nicht aus, dann änderte sich was.
Bin heute für dieses pflegejahr sehr Dankbar, mein ganzes leben hat sich geändert, ich habe mich verändert.
lg