Hallo Erdbeergulasch
der Zölibat ist das Leben ohne Ausleben sexueller und ehelicher Beziehungen und ist eine alte Tradition, die seit den Wüstenvätern von vielen Christen im Namen des Glaubens praktiziert wird - daneben übrigens auch von Andersgläubigen wie etwa buddhistischen Mönchen usw.
Der Pflichtzölibat der Priester (lebenslange sexuelle Enthaltsamkeit und Ehelosigkeit) muss bei der Priesterweihe wie bei mancherlei Ordensprofess seit dem Spätmittelalter (endgültig: seit dem Tridentinum) von den Geweihten versprochen werden.
Geheime Beziehungen wurden früher zeitweise toleriert, d. h. nach aussen hatte man ihn vorher oft versprochen, ohne ihn wirklich einzuhalten; in der Zeit nach dem Tridentinum wurden geheime Beziehungen meist nicht mehr toleriert, d. h. wenn sie ans Tageslicht kamen, bedeutete das normalerweise, dass der Betreffende die Beziehung sofort zu beenden und Sanktionen (Kirchenstrafen) zu tragen hatte; einzelne Ausnahmen, wo die kirchliche Obrigkeit davon abgesehen hat, sind selten, allerdings sind auch diese meistens von kurzer Dauer gewesen, da die Beziehung dann oftmals doch an die Öffentlichkeit drang. Falls einer öffentlich oder, von den genannten Ausnahmen abgesehen, geheim in der Beziehung verweilt, gilt bis heute die Sanktion, dass er von seinem Priesteramt suspendiert wird, d. h. er bleibt zwar theoretisch Priester, darf dies aber sein Leben lang nicht mehr ausüben ausser im ganz schweren Notfall, bspw. wenn ein Sterbender ihm beichten will und kein anderer Priester zugegen ist.
Kinder aus künstlicher Befruchtung sind eigene Kinder; die Existenz von Priesterkindern zieht indes nicht zwingend die Suspension nach sich; Verzichtet der Priester auf die Ehe und das Ausleben der sexuellen Beziehung, kann er Kinder haben. Die Tatsache, dass er sie hat, ist allerdings sehr oft geheimgehalten worden. Jahrhundertelang hat man oft verschwiegen, wer Priesterkind ist bzw. wer der Vater solcher Kinder, diese Praxis hat sich seit dem 19. Jahrhundert nur langsam gewandelt. Heute kann der betreffende Vater zu seinen Kindern stehen, darf jedoch nicht in die Beziehung zur Mutter zurück, es sei denn, er verlässt den Priesterstand im sogenannten „Laisierungsverfahren“, d. h. einem Verfahren, das ihn vom Priesteramt suspendiert; moralisch ist dies die saubere Lösung und wird von der Kirche normalerweise so abgehandelt, das praktische Problem für die Betroffenen ist aber, dass solche Verfahren oft lange dauern.
Aus diesem Grund suspendierte Priester gibt es etliche. Für Furore sorgte bspw. hier in der Schweiz der kurz zuvor geweihte Bischof von Basel anfangs der 90er Jahre, Hansjörg Vogel. Als bekannt wurde, dass jemand von ihm schwanger war, trat er von seinen Ämtern zurück und heiratete die Frau. Er arbeitete übrigens auch später noch zeitweise als Laie im kirchlichen Dienst. Gegenbeispiel ist, ebenfalls in der Schweiz, ein slowakischer Priester, der unlängst eine Pfarrstelle im Kanton Zürich angetreten hat. Bei seiner ersten Predigt eröffnete er der Gemeinde, er sei Vater. Da er allerdings dem Bischof versprochen hatte, die Mutter des Kindes nicht weiter zu kontaktieren und keine sexuelle Beziehung mit ihr leben zu wollen, akzeptierte dies die kirchliche Obrigkeit und erwartet nun von ihm, dass er die Beziehung zum Kind im Stillen weiter pflegt.
In die griechisch-unierte Kirche kann man als römisch-Katholik nicht konvertieren, denn die entsprechenden Griechen gelten als katholisch, so auch die verheirateten Priester unter ihnen. Anders sieht es mit den orthodoxen Kirchen aus. Ein orthodoxer Priester, der zum Katholizismus wechselt, kann, ebenso wie ein reformierter Pfarrer, verheiratet bleiben und zugleich Priester sein. Demnach wäre es theoretisch möglich, dass jemand zuerst zu so einer Konfession konvertiert, dann heiratet, Pfarrer/Priester wird und anschliessend zurückkonvertiert, um zuletzt ein verheirateter katholischer Priester zu werden. Wenn allerdings die betroffene orthodoxe, reformierte oder katholische Gemeinschaft so einem Spezialisten auf die Schliche kommen würde, ist schwerlich zu erwarten, dass sie die Konversion als gültig akzeptieren würde. Kein solcher Fall ist bislang bekannt.
Dagegen gibt es eine Anzahl von ehemals orthodoxen oder auch reformierten Pfarrern, die heute verheiratete Priester sind.
Gruss
Mike