In einem Buch zur Lokalgeschichte Münchens, das ich vor kurzem gelesen habe schreibt einer der Autoren, er habe im 1. Weltkrieg von einem Aussichtsturm am Taubenberg (Landkreis Miesbach) das dumpfe Grollen der Italienfront gehört.
Ich halte das wegen der Entfernung von ca. 140 km Luftlinie für unmöglich, hätte aber gern eine fundierte Antwort, Rechenbeispiel o.ä…
Deshalb meine Frage: Ist es möglich den Lärm der Abschüsse und Einschläge so weit zu hören?
„Selbst in der 170 Kilometer entfernten mazedonischen Hauptstadt Skopje waren am Samstag die gewaltigen Detonationen in dem nördlich der albanischen Hauptstadt Tirana gelegenen Depot zu hören“ http://www.welt.de/vermischtes/article1806738/Unter_…
Die Berliner haben die Russen an der Oder gehört. 1945.
Der Gauleiter gab bekannt: es besteht keine Gefahr.
Goebbels sagte: wir stehen kurz vor dem grössten Sieg der deutschen Geschichte.
Die Bevölkerung aber ahnte, das sind nicht unsere Kanonen.
Kanonendonner gehört der Geschichte an. Heute werden eher Wahrzeichen mit Selbstmordaktionen zerstört.
Krieg wird nicht mehr einander erklärt, sondern mit möglichst fiesen Tricks geführt. Somit ist deine Frage in Zukunft nicht mehr relevant.
Wie weit hört man Bomberflugzeuge wäre schon relevanter.
Da fehlt auch noch die Explosion in Oppau (http://de.wikipedia.org/wiki/Explosion_des_Oppauer_S…) anno 1921. Gehört wurde das damals noch in Frankfurt am Main (80km weg), im circa 20km entfernten Worms hat’s im Dom und bei einigen anderen Gebäuden die Scheiben gesprengt, in Heidelberg, 30km weg, wurden Dächer abgedeckt und es sollen wohl sogar in München, ca. 350km weg, zwei dumpfe Schläge zu hören gewesen sein. Was da in Oppau hochging war übrigens ein Stickstoffdüngersilo mit 4500 Tonnen Dünger, entspricht ungefähr 1 bis 2 Kilotonnen TNT, also circa ein Sechstel der Sprengkraft der Atombombe, die über Hiroshima hochging. Der Krater ist auf dem Gelände der BASF immernoch zu besichtigen, er liegt an der Trichterstraße (wurde als Erinnerung so benannt) auf dem Werksgelände. Die Explosion hat den Stadtteil Oppau komplett baufällig gemacht.
Die Größe der Kanone bzw. Ladung spielt eine große Rolle.
Die Wetterlage, d.h Windrichtung etc.
Die Richtung in die die Kanone schießt.
und natürlich das Gehör des Menschen…
also sicher sagen kann man nicht wie weit man eine Kanone hört, kommt ja auch auf die Kanone an.
In einem Buch zur Lokalgeschichte Münchens, das ich vor kurzem
gelesen habe schreibt einer der Autoren, er habe im 1.
Weltkrieg von einem Aussichtsturm am Taubenberg (Landkreis
Miesbach) das dumpfe Grollen der Italienfront gehört.
Ich halte das wegen der Entfernung von ca. 140 km Luftlinie
für unmöglich, hätte aber gern eine fundierte Antwort,
Rechenbeispiel o.ä…
Ich halte es eher wegen der dazwischen liegenden Alpen für unwahrscheinlich.
Deshalb meine Frage: Ist es möglich den Lärm der Abschüsse und
Einschläge so weit zu hören?
Prinzipiell schon, über die norddeutsche Tiefebene hinweg (1945) oder in Flandern 1914-18 und in ruhiger Umgebung mag man etwas gehört haben.
„Am 20. Februar 1916, als die Deutschen mit der bekannten Wut die den Angriff auf Verdun vorbereiten, sollte die entscheidende Schlacht beginnen, vor allem, als die Operationen sich in Richtung der Woëvre ausbreiten und das linke Ufer erreichen.
Auch in einer Entfernung von über 100 Kilometern konnte man das ständige Artilleriefeuer wie ein ununterbrochenes Donnergrollen hören, das sich im Verlauf der kommenden Monate ständig verstärkte.“ http://www.cheminsdememoire.gouv.fr/page/affichelieu…
Hallo Sepp,
Wo war denn damals die Front?
Sterzing Taubenberg sind gute 90km. Lass Föhn sein, bei Nebel geht keiner auf einen Aussichtsberg, verkürzt sich die Strecke durch den Wind nochmal um mindestens 10km.
Ganz ausgeschlossen halte ich das nicht.
Ciao,
Manfred
Ich halte es eher wegen der dazwischen liegenden Alpen für
unwahrscheinlich.
Hallo,
es könnte das Gegenteil der Fall sein: Schallwellen werden natürlich an Hindernissen gebeugt, es ist daher möglich, dass gerade die Berge dafür sorgen, dass der Schall wieder zum Boden hin gebeugt wird, statt sich Richtung Weltraum zu verlieren, und dass dadurch die Reichweite stark erhöht wird.
Grundsätzlich ist die Schallausbreitung stark von der Topologie abhängig, siehe Echo. Und beim Gassigehen in einem kleinen Tal in der Nähe bin ich schon manchmal erschrocken, weil man Leute auf der anderen Talseite sich unterhalten hört, als seien sie bloss ein paar Meter entfernt.
Ansonsten komme ich mit Schalldruck/Schallpegel/Schallintensität
durcheinander.
Ein Kanonenschuss soll bis 150 db haben.
Dabei entsteht Mündungs- und Geschossschall.
In 10 km Entfernung noch bis 110 db.
Es schoss nicht nur eine Kanone sondern hunderte, dazu die Granatexplosionen. Das in den Bergen, deren Felswände das Crescendo als Echo oder Schalltrichter verstärkt haben usw.
Gott sei Dank ist mir das erspart geblieben
Roland
Bei punktförmigen Schallquellen (sowie im Allgemeinen bei in alle Raumrichtungen gleichmäßig abstrahlenden Quellen) nimmt der Schalldruckpegel um ziemlich exakt 6 dB pro Abstandsverdopplung ab.
1 m 150 dB
2 m 144 dB
4 m 138 dB
8 m 132 dB
16 m 126 dB
32 m 120 dB
64 m 114 dB
128 m 108 dB
256 m 102 dB
512 m 96 dB
1 km 90 dB
2 km 84 dB
4 km 78 dB
8 km 72 dB
16 km 66 dB
32 km 60 dB
64 km 54 dB
128 km 48 dB
Sterzing war nie an der Front. Ich hab vom Taubenberg 140 km in die Dolomiten gemessen. Die nördlichsten Punkte waren an der Schweizer Grenze (ca. Dreiländereck Österreich-Italien-Schweiz in den Grenzen von 1914)und in den karnischen Alpen.