ich studiere derzeit BWL im Grundstudium und werde mich im
Studium
in Richtung Finance spezialisieren.
Als bisher gesetztes Berufsziel würde ich am Liebsten in
Richtung
Investment Banking oder Fondsmanagement gehen.
Investmentbanking kann viel bedeuten. Es gibt das „kleine Investmentbanking“ (Aktien, Fonds) und das „große Investmentbanking“ (Mergers&Acquisitions). Private Equity kann man aber auch dazu zählen. Da fängt man aber niemals direkt nach dem Studium an.
Nun habe ich (mehr gerüchtehalber) gehört, dass es sehr schwer
ist in diesen Bereich hineinzukommen, wenn man nicht gerade
Topnoten vorweisen kann. Da ich immer mehr das lese, was mich
interessiert und mir persönlich in den meisten Fächern ein
grober Überblick reicht (da ich mir die Informationen, wenn
benötigt, dann leicht holen kann),
sind meine Noten nicht auf diesem hohen Level.
Also zuerst einmal kann man sagen, dass das so ziemlich jeder Dritte machen möchte, wenn er sein Studium beginnt. Allerdings schaffen das nur die aller wenigsten.
Du hast das schon teilweise recht gut erkannt, bzw. gut darauf hingedeutet. Diese äußerst speziellen Bereiche bauen aus gutem Grund einige sehr hohe Hürden auf, da man dort nicht jeden haben will. Klingt hart, ist aber so. Der Grund ist folgender:
Mehr noch als in anderen Bereichen (abgesehen vielleicht von der Unternehmensberatun) kommt es in diesen Bereichen darauf an, dass die Leute zueinander passen und gegenseitig voneinander profitieren. Da kann nicht einer den anderen „durchziehen“ wenn es mal schlechter läuft. Die müssen sich alle perfekt ergänzen. Diese Bereiche suchen „nicht irgendjemanden“, der vielleicht eine gute Ausbildung und einen tollen Werdegang hat, sondern Leute, die „den Unterschied“ ausmachen. Hört sich jetzt vielleicht hochtrabend an, aber es geht schon stark in die Richtung. Das sind einfach absolut „Querdenker“ und manchmal auch sehr sehr merkwürdig. Halt Genie und Wahnsinn 
Ein Beispiel: Habe mal ein Praktikum bei JP Morgan gemacht und ich hatte schon eine recht gute Vorstellung von dem Ganzen, als ich dort anfing. Auch war mir bewusst, dass sich das ganze weit von dem entfernt, was so über die Medien in Sachen Investmentbanking herüber kommt. Aber ich war richtig geschockt, denn: Das war alles noch mal eine ganze Ecke „schlimmer“.
Diese Leute stehen unter einem enormen Erfolgsdruck und dennoch werden von ihnen laufend Leistungen gefordert, die eigentlich nur schwer zu wiederholen sind. Als Investmentbanker in einer international agierenden Bank, wo man ständig mit großen Aufgaben vertraut ist, kann man eigentlich nie länger als einen Monat planen, was die Jobsicherheit angeht.
Der Markt für diese Leute ist äußerst brutal. Vor ein paar Wochen hat die Deutsche Bank einen Top-Investmentbanker von Goldman Sachs abgeworben, für den eine hohe zweistellige „Ablöse“ im Millionenbereich fällig wurde. Der Grund: Gute Leute die Chancen erkennen und Risiken gegen Nutzen auf diesem hohen Niveau in weiter Voraussicht abschätzen können, gibt es sehr selten. Die Nachfrage nach Investmentbankern ist größer als das Angebot. Und weil die „Marktzutrittsbarrieren“ so hoch sind, wird das auch noch lange so bleiben.
Achso noch etwas: Ich spreche hier natürlich nur von denen die Erfolg haben und sich halten. Nicht von den vielen 1000 die anfangen und dann kurze zeit später wieder „freigesetzt“ werden.
Bei JP Morgan war es z.B. auch so, dass da in dem Team wo ich war, 2 Leute arbeiteten, die etwas ganz anderes studiert haben. Die eine hat Psychologie studiert die andere Kunstgeschichte. Ich hatte dann mal den Teamleiter gefragt, warum es denn gerade eine Kunstgeschichtsexpertin ist und er meinte nur, dass sie in dem Auswahlverfahren bewiesen hätte, „absolut zielführende Entscheidungen“ in kürzester Zeit treffen zu können.
Natürlich gibt es auch viele Investmentbanker, die in kleineren Banken arbeiten, aber diesen Leute werden in aller Regel weniger finanzielle Mittel überlassen, weil Investmentbanking viel mit Vertrauen zutun hat. Wer viel Geld übrig hat, geht lieber zu den Profis.
Habt ihr Tips, wie man trotzdem in so einen Bereich kommt oder
wie ein durschnittlicher Werdegang von jemandem in so einem
Bereich aussieht?
Also Noten sind da schon sehr sehr wichtig. Weil damit wird schon mal „ausgesiebt“, aber erst auf der ersten Stufe. Will also heißen, sie reichen bei weitem nicht aus, dort einen Job zu bekommen. Sie laden Dich halt nur zum Vorstellungsgespräch ein.
Dann will man auch ein sehr zügiges Studium sehen UND sehr gute Noten. Das bedeutet nämlich Druck und zeigt, wie man damit umgehen kann. Außerdem ist es ein Indikator dafür, wie schnell und gut man sich in fremde Materien einarbeiten kann. Denn: EIn Studium befähigt noch lange nicht dazu, produktiv im Investmentbanking arbeiten zu können. Man weiss ja, Theorie und Praxis …
Außerdem kommt es auch darauf an, wo man was studiert hat. Also es kommt schon auf die Uni und die dortigen Profs an. Außerdem auf die dort behandelten Spezialisierungsthemen. Ist der Prof. bei dem man das Fach studieren will z.B. oft als Berater oder Gutachter bei den Banken aktiv, kannst Du davon ausgehen, dass man es bei einer Bewerbung mit Wohlwollen sieht.
Noch eine Kleinigkeit: Als ich bei JPM einen I-Banker gefragt habe, warum er das geworden ist, was er ist, meinte er nur, dass es ihm gar nicht mal so sehr auf das Geld und das Image dieses Berufes ankäme, sondern eher darauf, in einer „recht überschaubaren Branche“ gegen die anderen (I-Banker) anzutreten und dieses „Spiel“ zu spielen und immer zu versuchen, besser oder schneller als die anderen zu sein. Damit will ich sagen: Man muss sich in diesem Bereich von der Ansicht lösen, dass es sich dabei „nur um einen Job“ handelt. Es scheint wirlklich ein Spiel zu sein.
Und man macht das auch nicht sein ganzes Leben. Viele steigen nach ein paar Jahren wieder aus.
Ein Tipp: Geh nach Amerika und werde Tellerwäsche. So haben die meisten Stars der Börse angefangen *fg*