Wie Wert einer Weinflasche ermitteln

Hallo,

meine Schwiegermutter hat mir eine Flasche Wein gegeben, die sie gerne verkaufen würde.
Sie hatte vor fünf Jahren Kontakt zu dem Winzer aufgenommen, der damals sagte, dass die Flasche unter Kennern mittlerweile einen Wert von 500€ haben müsste.
Mich würde nun interessieren, wie man so eine Flasche am besten verkaufen bzw. an wen man sich hierzu wenden kann.
Den Winzer haben wir nicht mehr erreicht.

Servus,

der erste Schritt wäre, den Marktpreis möglichst zutreffend zu ermitteln. Wenn man den kennt, kann man auch ohne Agenten anbieten.

Schöne Grüße

MM

Hallo,

Sie hatte vor fünf Jahren Kontakt zu dem Winzer aufgenommen,
der damals sagte, dass die Flasche unter Kennern mittlerweile
einen Wert von 500€ haben müsste.

da bin ich immer sehr skeptisch, denn € 500 für eine Flasche Wein erzielen nur ganz große Gewächse, vornehmlich aus Frankreich.

Gehe einfach auf e-bay und suche diesen Wein, dann wirst du sehen, ob er angeboten wird; dann beachte auch den Jahrgang, denn da gibt es ganz erhebliche Unterschiede. Wenn du angemeldet bist, kannst du bei erweiterte Suche auch das Feld „Beendete Angebote“ anklicken. Hier erfährst du dann, zu welchem Preis dein Wein bereits verkauft wurde.

Oder du teilst uns den wertvollen Wein mit - hier sind viele Experten, die dir sofort sagen können, ob der Wein wirklich wertvoll ist.

Gruß Heinz

Wie gesagt, war dies auch nur ein Richtwert des Winzers und der wird seinen eigenen Wein mit Sicherheit nicht schlecht machen.
Die genaue Bezeichnung wäre Guntersblümer Vogelsgärten 1964er. Infos, die der Winzer noch gab waren, dass es sich um eine einwandfreie Abfüllung mit einer Handkorkmaschine handelt und der Wein fehlerfrei und noch gut trinkbar wäre.
Ansonsten habe ich hier noch ein Bild:

http://i69.photobucket.com/albums/i66/dbuergi/Wein/E…

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Hallo,

also der Weinhändler hier will für deinen Wein nur 35 Euro haben.
Entweder ist deiner nix Wert oder der Wein beim Händler ein Schnäppchen.

http://www.rinau-wein.de/WebRoot/Store8/Shops/612362…

Gruß Jenny

Das ist aber einer von 1971, weiß ja nicht, ob du den damit vergleichen kannst? Meine Flasche ist ein anderer Jahrgang.

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Sorry!!
Hab gar nicht auf das Datum geachtet! Sorry…

aber machen die paar Jahre was aus :wink:

Gruß Jenny

Servus,

vergleichbar ist aus der gleichen Liste der 64er Guntersblumer Bornpfad Spätlese, der für 41 € angeboten wird. Einen oder zwei Zehner kann man vielleicht drauflegen, wenn der Wein unter guten Bedingungen gelegen hat: Der Ausweis als „Feine Spätlese“ lässt vermuten, daß der Wein genug Öchslegrade mitgebracht hat, so daß er mit einiger Wahrscheinlichkeit noch ein paar Jahre - nicht zu lange - liegen kann, bevor er um ist.

Karl-Heinz Frey ist ein Name, der in Guntersblum weder nach oben noch nach unten herausragt. Plus: Ein ziemlich engagierter Winzer, der nicht Wein gebaut und ausgebaut hat, weil das der Opa auch schon gemacht hat, sondern weil er es gerne wollte.

Schöne Grüße

MM

Servus,

ja, die machen extrem viel aus. 1964 war in Rheinhessen ein recht guter Jahrgang, der (je nach Qualität und Ausbau) bis heute liegen kann. 1971 darf man in Rheinhessen einen „großen“ Jahrgang nennen. Wenn mir heute jemand einen Rheinhessen von 1965, 1968 oder 1972 verkaufen will, überlege ich mir, ob ich dafür Geld bezahlen möchte oder ihn lieber frage, was er mir gibt, wenn ich den Wein freiwillig trinke.

Schöne Grüße

MM

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Hallo so an alle, die hier geantwortet haben…

nach meiner Erfahrung ist das mit den „alten Weinen“ eher so:
wie Briefmarken… für Briefe nicht zu gebrauchen und erzielbarer Preis ggü. Michel noch nicht mal 10%. (gibt immer was zu mäkeln)
Klar haben die irgendwo einen Wert, irgendwer braucht irgendwann mal eine Flasche aus unterschiedlichsten Gründen und ist dann auch bereit Geld auszugeben.
Hat man aber viele (in meinem Falle ca. 1000Fl. aus 1956-1972 gehabt, 3m unter dem eigentlichen Keller im Regal liegend), dann war seinerzeit Ebay wohl das schlechsteste Medium, diese zu verkaufen.
Warum? … ich hatte erst mal drei hochtrabende Namen (keine Erinnerung mehr, aber Trockenbeerenauslese war es schon) eingestellt und tatsächlich durft ich diese versenden… 8Mark irgendwas war das höchste. Brachte mir 3 negative Bewertungen ein! Von „Gift in Flaschen“ und „versendet Dreck“ - danach hab ich jedenfalls erst mal ein neuen Namen gebraucht.
Die nächsten Flaschen in eine schöne Kiste gelegt und von Weinhändler zu Weinhändler gefahren… „haben genug, brauchen keine weiteren…“ oder „sowas fangen wir gar nicht erst an…“
Na ja, zum Schluß hat mir jemand die Flaschen kostenlos abgenommen und mit 3 Pullen Branntwein für gegeben.

P.S. da ich mal auf einer Weinprobe einen „hochgelobten, alten Wein“ genießen durfte (nein, MUSSTE), wußte ich, dass ich der Frische-Wein-Charakter bin)

LG
Ce

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Hallo,

andere haben es ja bereits angedeutet; dieser Wein wird kaum mehr zu genießen sein. Mag sein, daß es einen Sammler gibt, der genau diese Flasche haben will (Geschenk als Geburtsjahrgang), aber richtig zu verkaufen ist dieser Wein nicht.
Weißweine, auch Spätlesen (hier Müller Thurgau mit Riesling, der dann etwas mehr Säure hat und etwas länger genießbar ist), halten eben nicht so lange. Dazu kommt abwertend, daß die Lage Güntersblumer Vogelsgärten nicht bekannt ist, also keinesfalls zu den großen Lagen in Deutschland zählt.
Leider also keine angenehme Nachricht, aber viele glauben immer noch, daß auch Weißweine immer besser werden, je älter sie sind.

Hier eine gute informative Seite zu dem Thema:

http://www.webheimat.at/aktiv/Essen-Trinken/Kulinari…

Zwar gibt es keine allgemein gültige Regel, wie lange Weißwein haltbar ist, weil es eben vom Wein (Zucker, Säure, Alkoholgehalt) abhängt, aber hier sind schon recht verläßliche Angaben:

Qualitätsweine: 1 bis 3 Jahre; säurebetonte Weine länger
Kabinettweine: 1 bis 2 Jahre
Spätlesen, Auslesen: 3 bis 5 Jahre und auch noch darüber
Beerenauslesen: 10 bis 20 Jahre (bis zu 100 Jahre)

Gruß Heinz

Servus,

dieser Rundumschlag wäre, glaube ich, erst ab 2013 angebracht: Die Deregulierung des europäischen Weinmarktes wird uns dann allerlei „Markenweine“ bringen, bei denen es tatsächlich gleichgültig ist, von wo und von wann sie sind und wie sie geherbstet und ausgebaut sind.

Er läßt mich an einen Besuch bei einem Teichgut irgendwo zwischen Gliesmarode und Uelzen in den 1980er Jahren denken: Der Fisch war wirklich klasse, es ist selten, daß ich einem Karpfen begegne, den ich mag. Nun, und bei Fisch und vor allem bei gutem Fisch denkt man halt, zumindest als Redneck, an Wein. Nun, und die Weinkarte sah so aus:

Weißwein

  • Rhein

  • Mosel

Rotwein

Und das wars schon. Da dacht ich mir „Wolters oder wolters nich?“ und hab ein Pils geordert.

Was Du hier als allgemein gültige Weisheiten über „alten Wein“ schreibst, scheint irgendwie dieser Weinkarte entsprungen zu sein.

Schon allein, daß Du die Stöffcher ohne jede Rücksicht darauf verkloppt hast, ob sie überhaupt liegen konnten und noch liegen konnten, rechtfertigt die Bewertungen, von denen Du schreibst. Und daß Du von „Jahrgänge von…bis“ schreibst und kein Wort darüber verlierst, welche Lagen und welche Jahrgänge wie bewertet worden sind, lässt ahnen, daß Du die Aktion vielleicht lieber einem Profi überlassen hättest, der vorab einmal die zwei Drittel, die sicher um waren, schonmal ausgesondert hätte.

  • Daß mancher Käufer, der bisher eben den Mainzer Domherrn vom vorigen Herbst gekannt hat, ein wenig überrascht ist, wenn er Firn in den Nüstern und auf der Zunge hat, steht auf einem ganz anderen Blatt. Aber das mag ich, wenn jemand so grausam von Wein schreibt, eigentlich lieber nicht diskutieren.

Schöne Grüße

MM

Servus,

„G u ntersblumer Vögelsgärten“ ist eine Großlage in Rheinhessen, im südlichen Abschnitt der Rheinfront auf den Gemarkungen Guntersblum und Ludwigshöhe.

Rheinhessen generell und seine Großlagen insbesondere sind im Verlauf der vergangenen ca. 50 Jahre arg in Verruf geraten; das hat u.a. damit zu tun, daß auf der Hochebene in der Gegend Alzey - Saulheim - Nieder-Olm Wingerte angelegt worden sind, wo besser Zuckerrüben wüchsen. Auch damit, daß in Rheinhessen anders als im gegenüber liegenden Rheingau traditionell sehr viel Faßwein ab Wingert abgesetzt wird und in die Hände von Kellereien geraten ist (und noch gerät), die daraus alle möglichen Eintöpfe anrühren: Wenn es erlaubt wäre, gäbe es die Niersteiner Liebfraumilk wahrscheinlich auch in Half- und Quarter-Gallon-Gebinden.

Die Rheinfront Nackenheim-Guntersblum bringt Weine, von denen viele recht lange liegen können. Das hat u.a. damit zu tun, daß sie von Haus aus - soweit sie tatsächlich vom Abbruch des Rheinhessischen Hügellands zum Rheintal hin kommen, und nicht aus der Ebene zwischen diesem Abbruch und dem Rhein oder auch von der Hochebene westlich des Abbruchs - auch schon bei durchschnittlichen Jahrgängen gern einmal um hundert Öchsle mitbringen, und wenn ein Winzer beim Herbsten 110° Öchsle mißt, wird ihn das auch nicht aus den Schlappen hauen.

Nördlich von Guntersblum liegen bei Oppenheim, Nierstein, Nackenheim ein paar großartige Steillagen, die deutsche Côte Rôtie. Die geringer geneigten Lößlehmböden von Guntersblum treten da leicht in den Schatten, vor allem dann, wenn man erst in Büchelein und Tabellen nachschauen will oder muß und da zum Thema Guntersblum nichts findet (überraschenderweise aber zum Thema Westhofen…).

Wegen Nackenheimer Rothenberg und Niersteiner Orbel und Oppenheimer Kreuz alle Wingerte in Nackenheim, Nierstein und Oppenheim mit großen Vorschußlorbeeren zu versehen, wäre aber gänzlich verkehrt: Am Abbruch des Oberrheintals hat man stellenweise alle fünzig Meter was anderes unter den Füßen. Umgekehrt wäre es auch nicht angemessen, von vornherein einem Wein zu mißtrauen, der vom Guntersblumer Lößlehm kommt. Im vorliegenden Fall haben wir mit einem Winzer zu tun, der - ich schrub es bereits - Winzer werden und sein wollte, anders als viele seiner Kollegen, die Winzer sind, weil der Großvater halt auch einer war. In so einer Situation liegt es auf der Hand, daß einer Großlagen abfüllt, sofern er nicht mit einem Lotteriegewinn in der Tasche angetreten ist - die großen Lagen kann man nicht mal eben so pachten oder gar kaufen.

Ich halte es durchaus nicht für unwahrscheinlich, daß der vorliegende Wein noch gut getrunken werden kann, falls er beim Liegen nicht so sehr gequält worden ist. Eine Engelsmusik wirds wohl nicht grad sein, aber es ist gut möglich, daß jemand, der alte deutsche Weiße mag und mit dem Stil der 1960er Jahre zurechtkommt, eine Freude daran hat.

Schöne Grüße

MM

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Hallo Martin,
meine (fast) uneingeschränkte Zustimmung zu Deinen Ausführungen. Nur hier:

„Guntersblumer Vögelsgärten“ ist eine Großlage in Rheinhessen

möchte ich doch eine kleine Korrektur anbringen. Zunächst - ist das natürlich richtig. Aber die Großlagen kamen erst mit dem unseligen Weingesetz von 1971. In dem Jahr, aus dem unser Wein stammt (1964) waren die Vogelsgärten (! damals noch ohne ‚ö‘) noch eine von etwa 25 Guntersblumer Einzellagen - übrig geblieben sind 8 Einzellagen und 2 Großlagen. Und die Einzellagen, deren Namen (wie hier mit kleiner Modifikation) die neuen Großlagen geerbt haben waren nicht die schlechtesten. Im Gegenteil, genau das war ja der viel beklagte Etikettenschwindel bei dieser bescheuerten Marketingidee.

Freundliche Grüße,
Ralf

  • der bei zwei Abschnitten der Guntersblumer Weinbergsflurbereinigung das Terroir und einige Winzer dort kennen und schätzen gelernt hat.
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Hallo Ralf,

Weinbergsflurbereinigung

Hmmm - Du schreckst ja offenbar vor keiner Schandtat zurück. Nun immerhin, vor kurzem hast Du ja berichtet, daß Du Dich in tätiger Reue darum kümmerst, daß die Leut in Bodenheim die Wingerte wenigstens nicht ganz bis an den Rhein in die Ebene ausdehnen können. Falls nicht demnächst einer auf die Idee kommt und seinen Müller mit Reiswein aus der Polder verschneidet und dann als „Lao Bo Xing“ vermarktet.

Neugierhalber: Ich war im Glauben, die Reblandumlegerei hätte - lang genug nach den katastrophalen Erfahrungen am Kaiserstuhl - ein Ende gefunden. Vor ein paar Wochen im Jagsttal unterwegs habe ich bei Dörzbach eine ziemliche Fläche gesehen, über die der Talhang auf geschätzt etwa fünfzehn Hektar ganz frisch abrasiert und eben erst neu angelegt ist: Weißt Du, ob es generell überhaupt noch Flurbereinigungsverfahren im Rebland gibt, oder ob man da Amigo Mayer-Vorfelder persönlich am Stammtisch haben muß, damit man so ein Zeugs noch genehmigt kriegt?

Schöne Grüße

MM

Hallo Martin,
über die aktuellen Verhältnisse in Baden-Württemberg kann ich nicht viel sagen. In Rheinland-Pfalz jedenfalls gibt es nach wie vor Bodenordnungsverfahren nach dem Flurbereinigungsgesetz auch für Rebland. Dies ist notwendig, um dem Strukturwandel auch im Weinbau Rechnung zu tragen. Die Erhaltung von Kulturlandschaften ist nur durch behutsame Anpassung an moderne betriebswirtschaftliche Erfordernisse möglich. Wo dies nicht möglich ist, z.B. wegen zu hoher Kosten (die nicht zuletzt auch aus Naturschutzauflagen resultieren können) verschwinden diese Kulturlandschaften und fallen brach. Ein besonderes augenfälliges Problem ist da der Steillagenweinbau an der Mosel (wahrlich keine Rübenäcker), wo zunehmend Rebflächen aus betriebswirtwirtschaftlichen Gründen aufgegeben werden und verbuschen.

Natürlich ist der Kaiserstuhl (der gerade auch deswegen immer wieder gerne herangezogen wird) ein besonders abschreckendes Beispiel dafür, wie man Weinbergsflurbereinigung nicht machen darf. Da sollte man aber auch dazusagen, dass man Weinbergsflurbereinigung heute so gar nicht mehr machen kann. Die wirklich großen Sünden wurden dort vor über 35 Jahren begangen; 1976 wurden für Planfeststellungsverfahren landschaftspflegerische Begleitpläne gesetzlich vorgeschrieben. Diese Begleitpläne haben sicher zu stellen, dass die ökologische Bilanz eines Bodenordnungsverfahrens zumindest ausgeglichen ist. In der aktuellen Praxis ist sie deutlich mehr als nur ausgeglichen - dafür sorgt nicht zuletzt das in Rheinland-Pfalz bereits durch das Landesnaturschutzgesetz von 1979 eingeführte Verbandsklagerecht der Naturschutzverbände. Und natürlich der seit Mitte der 70er erheblich gewachsene Rückhalt bei der Bevölkerung für naturschützerische Anliegen.

Davon abgesehen hat auch bei den Winzern in dieser Beziehung ein deutlicher Bewustseinswandel stattgefunden - den meisten ist heute bewusst, dass Wein auch über die Landschaft, in der er wächst, vermarktet wird. Anders gesagt: dass agrarstrukturelle Verbesserungen nicht auf Kosten des Landschaftsbildes gehen dürfen, sondern dieses im Gegenteil nicht zuletzt auch in Hinsicht auf den für die Vermarktung förderlichen Tourismus aufgewertet werden sollte. Um 1980 noch hörte ich, wie ein Pfeddersheimer Winzer in einer vorbereitenden Eigentümerversammlung gegen die Anlage von Gehölzen im Rahmen der Flurbereinigung agitierte: „Mer misse uffbasse, dass mer net widder die Vöschel in die Gemark krieje“ und damit breite Zustimmung fand. So etwas - ein Plädoyer für ausgeräumte Landschaft - ist heute nicht mehr denkbar.

Zu Guntersblum - vom Projekt III aus dem Jahr 1986 gibt es hier: http://landschafft.rlp.de/Internet/lew/HefteLEW_dgb… einen Flyer, in dem man sowohl per Karte als auch tabellarisch die landespflegerisch bedeutsamen Bestände im alten und im neuen Zustand vergleichen kann. Aus heutiger Sicht zu bemängeln (und so sicher auch nicht mehr genehmigungsfähig) ist die negative Bilanz bei Mauern und insbesondere den landschaftstypischen Hohlwegen. Bereits im Nachfolgeprojekt IV (in dem ich selbst tätig war, außerdem im Projekt V und teilweise noch in VI) wurde als Ausgleichsmaßnahme ein Hohlweg komplett neu angelegt - damals ein Novum. Nicht zuletzt hat die Flurbereinigung in Guntersblum auch dafür gesorgt, dass sich nicht mehr bei jedem Starkregen eine schlammige Brühe durch den gesamten Ort wälzt.

Ein aktuelleres Beispiel für eine Weinbergsflurbereinigung ist das Verfahren Sprendlingen-Wißberg in einem geologisch besonders heiklen Gebiet (eines der berüchtigten rheinhessischen ‚Rutschgebiete‘), hier der Flyer dazu: http://www.mwvlw.rlp.de/icc/internet/med/cb8/cb87075…

Freundliche Grüße,
Ralf

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Servus,

Nun, und die Weinkarte sah so aus:

Weißwein

  • Rhein

  • Mosel

Rotwein

Und das wars schon. Da dacht ich mir „Wolters oder wolters
nich?“ und hab ein Pils geordert.

Schöne Story, die mich an meinen ersten Besuch un Norddeutschland erinnert hat. Als Südafrikanerin trinkt man ja auch schon mal gerne ein Rebensäftle zur Seezunge, und auf meine Frage nach dem Weine kam die Gegenfrage „Weiß oder rot?“ That was it !
Habe ein Jever vom Fass getrunkem. Köstlich.
Grüße

Nachgeschoben: Dörzbach
Dort wird - durch Bodenordnung nach dem Flurbereinigungsgesetz unterstützt - auf Querterrassierung umgestellt:
http://www.rebeundwein.de/Artikel.dll/querterrassier…
Auch hier ist das Problem drohende Stilllegung der Steillagen wegen fehlender Möglichkeit maschineller Bewirtschaftung. Bewirtschaftung eines Wingerts von Hand ist heute bestenfalls ein teures Hobby - und natürlich wie schon immer echte Knochenarbeit.

Besondere ökologische Problemstellung beim Abschnitt Altenberg II war das bei der Voruntersuchung dort festgestellte Vorkommen der vom Aussterben bedrohten Östlichen Grille (Modicogryllus frontalis) - entsprechende Maßnahmen wurden erforderlich:
http://www.kochertalkellerei.de/downlaods/doerzbach_…

Gruß,
Ralf

Hallo Ralf,

gerade an der Mosel hab ich vor einigen Wochen ein wenig über das Thema sinnirt - ich war ohne große „Vorbereitung“ dort unterwegs und ein wenig betrübt darüber, wie schwer und ganz anders als erwartet es war, im Blindflug von den dortigen - zugegebenermaßen mit ziemlichem Geschick umgelegten - Wingerten ein paar Schoppen zu finden, die diesen prächtigen Steillagen angemessen sind, die trotz der putzigen Einschienenbahnen im Grund heute noch wie vor hundert Jahren mit Hacke, Buckelspritze und Butte bearbeitet werden müssen. In vager Erinnerung hatte ich einen Elbling, mit dem vor gut zwanzig Jahren mal eine Geburtstagsfeier bestritten worden war, an der ich Teil hatte - bis ins Morgengrauen zwar nicht gesoffen, aber immerhin standhaft getrunken, und am anderen Tag (subjektiv, gefühlt) frisch wie der junge Morgen: Was für ein Stoff! Aber das waren halt Flaschen ohne Etikett gewesen, damals, bevor die Mengenbegrenzungen am Kataster aufgehängt wurden - nicht die für die Kunden. Jetzt, mit dem Radel von der Eifel aus ein paar zig Kilometer auf der Höhe Cochem - Bullay unterwegs, haben wir trotz in den Rheingauer Jahren geschultem Blick für die interessanteren Straußwirtschaften, kaum etwas getrunken, was den Schiefer, die dürren Hänge, den Abfluss jedes Fitzelchens Kaltluft und die brutale Sonneneinstrahlung, die frischen Nächte im Spätsommer, die ganze Quälerei im Wingert schmecken ließ. Das meiste war halt Handelsware für kreischende Chefsekretärinnen und Skatrunden.

Gleichzeitig sehe ich jedesmal, wenn ich die alte Rheinlinie entlang fahre, die aufgelassenen Wingerte dort: Man kann an der Struktur der Verbuschung sehen, welche vor und welche nach der Umlegung aufgelassen worden sind - am Mittelrhein, der nicht die Reputation der Mosel hat, hat man als Winzer wohl bloß die Wahl, guten Wein zu machen oder aufzuhören. So wie an der Nahe hinten, wo so gut wie jeder Schritt in eine Straußwirtschaft ein Gewinn ist.

Einige Zeit später in Tauberrettersheim ein ähnliches Erlebnis wie an der Mosel: Zuerst freudig bewegt darüber, daß da Tauberschwarz auf der Tafel stand, und dann schnell ein wenig enttäuscht darob, daß man das Ergebnis wohl auch als Carignan hätte anbieten können, ohne daß es jemandem groß aufgefallen wäre.

Der Unterschied ist halt, daß die vergleichsweise wenigen Winzer an der Mosel, die die Schätze auch heben, auf denen sie sitzen, wegen der Reputation des Gebietes die Möglichkeit haben, in der Zwanzigeuroliga mitzuspielen (und damit die mühselige Krauterei am Hang schon bezahlt kriegen), während das am Mittelrhein und an der Nahe nicht so leicht geht und an Kocher, Jagst und Tauber erst anfängt (Prosit Niedernhaller Distelfink!) und daher mit einem Risiko verbunden ist, das einer nicht ohne weiteres tragen kann.

Der Erhalt von Kulturlandschaften kommt mir, wenn ich den Umfang der erhaltenen mit dem Umfang der auf Dauer verlorenen vor Augen führe, vor wie ein Haschen nach Wind. Die Steinriegel an Jagst und Tauber, die Wacholderheiden und Schlehenhecken auf der Alb, die Mostapfelalleen in meinem alten schwäbischen Oberland, die Kirschenalleen in Sachsen, die Streuwiesen an den Weihern im Bodenseeraum, die nur ziemlich kurz gebrauchten, aber prägenden Triftanlagen im Pfälzerwald: Das ist alles vorbei und kann allenfalls exemplarisch, museal an einzelnen Stellen erhalten werden.

In einem früheren Leben hat mir einmal ein Prof, der sich mit der Evaluierung von Investitionen aus privater und aus öffentlicher Hand beschäftigt hat, vorgerechnet, daß die Mittel, die für Flurbereinigung einschließlich der Maßnahmen in leichter zu bereinigenden, eher ebenen Gebieten mit Ackerbau und Grünland aufgewendet worden sind, zu einem normalen Sparbuchzins angelegt, bei Verteilung der Zinsen als flächenabhängigem Bewirtschaftungszuschuß den Nutznießern der Flurbereinigungsverfahren ein ziemlich auskömmliches Leben ermöglicht hätten, jedenfalls monetär bewertet einen eher höheren Nutzen gebracht hätten als in der Anwendung, die sie gefunden haben.

Sicher ist es ein Holzhammerexempel, wenn man hier immer wieder den Kaiserstuhl strapaziert - umso erfreulicher übrigens, wenn Du hier sine ira et studio antwortest, obwohl der Kaiserstuhl Dir respektive Deinen Kollegen von BUND & Co wahrscheinlich mit schöner Regelmäßigkeit unter die Nase gerieben wird.

Trotzdem finde ich es als Gedankenspiel ganz interessant, wenn man sich mal die Gegenprobe ausmalt: Wie sähe das denn aus, wenn man Flurbereinigungs- und Reblandumlegungsmaßnahmen ganz bleiben ließe?

Die nicht mehr mit angemessenem Aufwand zu bewirtschaftenden Flächen blieben liegen, verbuschten wie die Gemüse-, Obst- und Ackerbauterrassen im Speyerbachtal, im Jagsttal, im Taubertal etc., wie auch die ehedem wunderschöne Partie zwischen Senheim und Kloster Stuben mitsamt der unter Naturschutz gestellten, aber als Kulturlandschaft dadurch nicht geretteten Insel bei Senheim, die den brutalen Franzosenkanal zwar überlebt, aber den Wandel der Zeiten nicht überstanden hat. Teile davon blieben kultiviert erhalten - die von den Winzern aus der Zwanzigeuroliga. Andere würden möglicherweise ihr Gesicht ändern, aber Kulturland bleiben: Als wohlfeil zu pachtende Flächen für Ziegenhaltung. Die Attraktivität zum Wohnen, Leben und auch für den wirtschaftlich in Mittelgebirgen bedeutenden Fremdenverkehr ginge wahrscheinlich zurück, weil die Mittelgebirgstäler wieder finsterer würden, eben nicht mehr so ein freundliches Gehügel böten wie der Rheingau heute.

Tier- und Pflanzenwelt würde sicherlich auch anders, Kulturfolger hätten das Nachsehen wie in den Städten und deren Umgebung die Spatzen, die ich heute schon extra begrüße, wenn ich einmal einen oder einige sehe.

Gleichzeitig könnten sich lokal Winzergenossenschaften, die das Konzept „Wein und Landschaft“ konsequent verfolgen, genau mit dieser dann seltenen, ergo „wertvollen“ Landschaft profilieren, und ggf. dann auch - warum nicht - von den örtlichen Erlebnishotelfritzen und Konsorten den Obolus dafür einheben, daß sie sich auf - in diesem Fall dann aber „authentischen“, kleinen - Terrassen herumquälen. Ein immerhin auch mögliches Ergebnis wäre, daß die Landschaften, die bei der AREV bisher eher virtuell existieren, dann tatsächlich erhalten und gepflegt würden.

Ach, ich weiß es doch nicht. Aber dem Riesling, dem Spätburgunder, dem Silvaner, dem Lemberger tuts halt oft gut, wenn man weniger daran macht. Da könnt man das doch mit den Wingerten auch einmal sorum probieren.

Schöne Grüße

MM