Servus,
Und wie sieht es aus, wenn eine „normale“ Buchhalterin SAP
kann?
SAP und die klassische T-Konten-FiBu im Prinzip Datev-Lexware-KHK-Simba etc. sind zwei gänzlich verschieden Welten. Wer sich für die SAP-Schiene entscheidet, wird ein sehr guter Techniker in der SAP-Welt, und das sagt überhaupt nichts über seine Kenntnisse in FiBu, Bilanzierung und Steuern aus. Umgekehrt ist ein klassischer FiBu-Mensch für SAP ungeeignet, wenn er sich nicht darin entsprechend qualifiziert. Es gibt im Zusammenhang SAP wenige formale Qualifikationen und Berufsbilder, aber auch SAP-Qualifikationen entsprechen dem Prinzip: Mehr ist besser, und was man sich mit 20 einfach macht, rächt sich bitter mit 30ff.
Ich frage mich auch, wie die Belege nach Ungarn usw…
kommen für das pure Belegklopfen.
Per Breitbandkabel - Draht - Funk usw. In D wird das Papier sobald es vorliegt gescannt oder sonstwie digitalisiert, das kann jeder dressierte Affe, ist auch weitgehend automatisierbar, und alles andere braucht keinen Transport mehr und wird in Echtzeit um den halben Globus geschossen. Das geht in sehr vielen Bereichen gut und reibungslos, sobald man ohne Papier auskommt. Der System-Admin von dem kleinen 30-Mann-Unternehmen, in dem ich arbeite, ist selten in D - er arbeitet im wesentlichen in Ploiesti…
Und wieso das Ungarmenschen
können, ist bei denen die Buchhaltung dasgleiche wie bei uns?
Die angesprochene „einfache Buchhaltung“ = Belegklopferei ist weltweit identisch. Und Ungarn sind tendenziell in IFRS/IAS sattelfester als Deutsche, weil man dort unter dem Druck der Not eher begreift, dass man sich nicht mit „einfachen“ Qualifikationen zufrieden geben darf, wenn man bessere haben kann. Wobei Ungarn eher auf Lohn & Gehalt spezialisiert sind, für FiBu-Belegerfassung sind die viel billigeren Pakistani auch geeignet. Ich habe die Zeit im Frühjahr 2003 erlebt, als nacheinander ein paar bedeutende Unternehmen den Schritt nach Osteuropa/Fernost getan hatten. Im Februar sagte noch ein Mitpendler, der bei einem südhessischen Arbeitsamt tätig ist, als wir die Frage diskutierten, wie groß mein Risiko bei eigener Kündigung wäre: „Es würde mich überraschen, wenn Sie auch nur die ganze Sperrzeit lang suchen müssten - es gibt keine arbeitslosen Buchhalter, wenn nicht besondere persönliche Umstände (Arbeitsrhytmus zwingend an Familienrhytmus anzupassen etc.) vorliegen“. Ab Mai 2003 war ich dann zwölf Monate lang arbeitssuchend.
Dann stirbt die normale Buchhaltung hier aus?
Nein, aber sie muss besser werden, damit sie eine Daseinsberechtigung hat. Sie muss ein kleines Unternehmen in die Lage versetzen, aus den vorliegenden Zahlen in Echtzeit alles zu destillieren, womit auch die „Großen“ arbeiten. Dass z.B. nach Abschlusserstellung aus einem „vorläufigen Ergebnis“ laut „Auswertung“ von plus 200 k€ ein Ergebnis von 150 k€ rot wird, kann sich kein kleines Unternehmen mehr leisten. Im Prinzip muss aus jedem gebuchten Monat auf Knopfdruck eine Bilanz & GuV nach HGB und EStG ableitbar sein, und nur echte Spezialfragen in Steuern und Bewertung der Kanzlei überlassen werden, die den Abschluss erstellt. Und auch diese muss der Buchhalter schon unterjährig erkennen, selbst wenn er sie nicht lösen kann oder will. Stichwort z.B. „Dokumentation einer Entnahmehandlung“ - da kann eine unterlassene oder falsche unterjährige Buchung leicht mehr kosten als der „einfache Buchhalter“ in einem ganzen Jahr, und sie lässt sich nicht mehr im Abschluss korrigieren.
Vielleicht sollten wir einmal den „normalen Buchhalter“ definieren, um drüber zu diskutieren, welche Kenntnisse des Steuerfachangestellten mit draufgesatteltem BiBu für die Arbeit in der Buchhaltung von KMU redundant sind. Ich meine: Keine. Das gesamte Spektrum muss präsent sein und ständig à jour gehalten werden, sonst siehts mau aus.
Schöne Grüße
MM