Wieder Ärger mit Pflegeheim

Hallo -

mal wieder (wie leider häufig - nur nicht jedes Mal wende ich mich an Experten) habe ich mich sehr nach einem Besuch im Pflegeheim bei der durch mich betreuten Demenzkranken geärgert.

Ich habe meinem Unmut zwar schon schriftlich gegenüber dem Heim  Luft gemacht - möchte aber trotzdem gern mal von Euch hören, was da normal ist.

Ich treffe heute eine völlig desolate Bewohnerin in ihrem Bad (mittags 10:30 Uhr) beim Zähnputzen mit wirren Haaren an. Als sie fertig ist, fängt sie heftig an zu weinen. Ich führe sie zu ihrem Sessel und versuche sie zu beruhigen (suche ihre Taschentücher und etwas zu trinken).

Durch das Eintreten einer Pflegekraft erfahre ich, dass sie heute weder gefrühstückt noch ihre Morgenmedikamente genommen hat, die Pflegekraft geht wieder (ist aus meiner Sicht völlig überfodert von der Patientin). Nachdem ich sie ein wenig beruhigt habe, nimmt sie nach und nach ihre vielen Tabletten und trinkt auch etwas (ich hatte noch einen Rest Mineralwasser gefunden).

Die Pflegekraft kommt wieder und versucht nochmals recht hilflos mit der Patientin Kontakt aufzunehmen und geht wieder.

Ich putze wie immer das Zimmer, mache den Osterstrauß fertig und unterhalte mich mit der Bewohnerin, die total wirr ist. Sie weiß nicht, wo sie ist und bestreitet, dass die Kleidung im Schrank ihre ist.

Bevor ich gehe, möchte ich sie wenigstens komplett anziehen - sie hatte nur eine Socke an, als ich kam. Ziehe ihr also die geschlossenen Winterhausschuhe aus und frische Socken an. Bei dem zweiten Fuß stelle ich dann fest, dass der Schuh innen total verschmutzt ist durch Wundsekret. Ich sehe mir ihren Fuß an und sehe eine offene, stark suppende Wunde an der Ferse. Notdürftig ziehe ich nun die Socke über die Wunde mit dem Gedanken, dass ich mir sofort eine Pflegekraft suche, der ich das sagen kann.

Brauche gar keine suchen, weil zwei just in dem Moment das Zimmer betreten - zum VerbandsWECHSEL. Ich schildere meinen Unmut über die offene Wunde im Filzhausschuh (Ferse geschlossen) und frage, warum diese Wunde nicht abgedeckt wurde. Die schnoddrige Antwort ist: „ich hatte vorhin keine Zeit mehr, weil ich unterbrochen wurde“. Aha.

Ich würde nun gern wissen, ob eine derartige mangelhafte Wundversorgung den Hygienstandards entspricht (soweit ich weiß, werden auch im Pflegeheim Krankenhausstandards zu Grunde gelegt) bzw. ob ich mich über so etwas zu sehr aufrege… Ich finde das halt unmöglich. Es dauert keine Minute, um einen Wundverband auf einer solchen Wunde anzubringen und eine offene suppende Wunde in einem nicht gerade keimfreien Filzschuh ist sicherlich nicht die beste Methode, etwas zum Heilen zu bringen.

Vielleicht kurz zur Rahmengeschichte: ich habe sehr viel Ärger mit der Einrichtung, die auch weiß, dass wir uns um einen anderen Pflegeplatz bemühen und sobald in einem anderen Heim unserer Wahl ein Zimmer frei ist, die Patientin umziehen wird. Nachdem der derzeitigen Pflegeeinrichtung nun zum 2. Mal die Pflegestufe II abgelehnt wurde, habe ich den Eindruck, als ob die Patientin stark vernachlässigt wird bzw. sich nur noch unzureichend um sie gekümmert wird und vermute ganz boshaft, dass sie u.U. bewusst verunsichert wird (dieser Eindruck macht sich bei mir breit).

Was würdet Ihr tun? Die Heimaufsicht über die bisher gesammelten Missstände informieren? Oder warten, bis sie umgezogen ist? Oder etwas anderes?

Danke für Eure Tips - ich bin im Moment einfach nur wieder entsetzt, wütend und unsicher.

Gruß
A.A.

Liebe G

Was würdet Ihr tun? Die Heimaufsicht über die bisher
gesammelten Missstände informieren?

Ja, ich denke mal, das Maß ist voll.
Viel Kraft und Erfolg wünscht dir dabei
Branden

Hallo,

die Heimaufsicht rasch von diesen Mißständen zu informieren, finde ich richtig!
Sicher werden ja auch die anderen Heimbewohner ähnlich schlecht versorgt - so hilfst Du auch den anderen. Viele haben ja oft niemanden, der sich so um sie kümmert.

Liebe Grüße
Mannea

Danke Euch beiden für den Zuspruch!

Mein Problem bei dem Gedanken, eine Beschwerde einzureichen, ist, dass ich fürchten muss, dass meine Betreute das postwendend abbekommen wird. Es kann halt leider noch ein wenig dauern, bis in dem anderen Heim ein Platz frei wird. Und ich bin mir nicht sicher, ob ich dieses Risiko eingehen soll. Ich weiß nicht, wie lange sie das aushält. Und vor allem bekomme ich aus ihr auch nicht heraus, was u.U. vorgefallen ist. Sie ist ja leider kaum in der Lage zu sprechen.

Und ganz offensichtlich hat das Heim keine Angst vor Konsequenzen - vielleicht ja auch deswegen, weil eine Beschwerde keine Konsequenzen haben wird?

Ich kann das im Moment sehr schwer einschätzen. Es scheint nur, als ob ich mal wieder keinerlei Reaktion von den Verantwortlichen erhalten werde.

Ich muss noch ein bisschen mit mir ringen.

Danke und Gruß
A.A.

Andersrum gefragt

Mein Problem bei dem Gedanken, eine Beschwerde einzureichen,
ist, dass ich fürchten muss, dass meine Betreute das
postwendend abbekommen wird.

Kann es noch viel schlimmer werden?

Schöne Grüße,
Jule

Hallo,

vielleicht könntest Du versuchen, bei der Heimaufsicht einen Termin für ein persönliches Gespräch zu bekommen. Du könntest da besser merken, wie Deine Beschwerde aufgenommen wird und auch Deine Bedenken äußern.

Alles Gute
Mannema

Moin,

ja Ihr habt Recht.

Da ich nach wie vor keinerlei Antwort auf meine E-Mail von gestern Mittag erhalten habe, wird heute Nachmittag wieder mal ein Einschreiben sowohl an Heimleitung als auch an Geschäftsführung gehen.

Nächste Woche werde ich dann Krankenkasse und Heimaufsicht kontaktieren.

Danke Euch für die Rückenstärkung!

A.A., die hofft,niemals in so ein Heim zu müssen!

1 Like

Hallo,

abgesehen von den bereits genannten Punkten möchte ich noch auf den aus Angehörigen bestehenden Heimbeirat , den jedes Pflegeheim haben muss hinweisen.

Außerdem muß jedes Heim eine/n Hygienebeauftragten haben. Auch dieser Person würde ich das Einschreiben in Kopie zukommen lassen.

In ein schlecht geführtes Heim würde ich grundsätzlich bei jedem Besuch eine Digitalkamera mitnehmen und eine solche Wunde mit einer solchen dokumentieren. Hilft auch enorm um Verschlechterungen des Wundstatus nachweisen zu können.

Auch wenn dementiell veränderte Menschen ins Krankenhaus aufgenommen werden ist eine solche sehr nützlich. Man möchte nicht für möglich halten, wie oft ohne richterliche Genehmigung, die in diesem Fall ein MUSS ist, Demente fixiert werden.

Auch die lokale Presse könnte ein Ansprechpartner sein. Dafür ist ein Besuchstagebuch (was ist wann wie vorgefunden worden) sehr hilfreich sein).

Viel Kraft, gute Nerven und viele Grüße

Iris

Danke für Deine wichtigen Ergänzungen. Es ist mir leider erst zu Hause eingefallen, dass ich die Wunde hätte fotografieren sollen - zumal die Pflegekräfte das dann mitbekommen hätten.

In Zukunft werde ich daran denken. Mein Tagebuch muss ich endlich mal zusammenstellen anhand meiner Korrespondenz. SChon aus dem Grund kommuniziere ich NUR schriftlich mit dem Heim.

Kleine Aktualisierung der Situation: ich bekam heute Mittag einen Anruf der Pflegedienstleitung - die Person war mir bisher völlig unbekannt. Sie hat mich mehr oder weniger totgequatscht mit Entschuldigungen und Maßnahmen, die nun erfolgen (Abmahnung an die Pflegekraft etc.). Ich hab’s mir angehört und auch ihr gegenüber meinen Unmut über die sonst übliche nicht stattfindende Kommunikation mit der Heimleitung und ihr auch abschließend gesagt, dass das Einschreiben an die Geschäftsführung heute raus ist.

Ich hoffe, dass wir dieses Heim bald hinter uns lassen können (es war leider nicht meine Wahl und ich fühle mich nun nach über einem Jahr auch bestätigt darin, dass ich es von Anfang an grauenvoll fand).

Danke Euch -
A.A.

Kleine Ergänzung zum Verständnis

SChon
aus dem Grund kommuniziere ich NUR schriftlich mit dem Heim.

nein, natürlich telefoniere ich auch. Aber bei solchen Dingen, die belegbar sein sollten, agiere ich nur schriftlich. :smile:

Es ist mir leider erst
zu Hause eingefallen, dass ich die Wunde hätte fotografieren
sollen - zumal die Pflegekräfte das dann mitbekommen hätten.

Umso besser!

(…)

Maßnahmen, die nun
erfolgen (Abmahnung an die Pflegekraft etc.).

Spontan denke ich da an ein Bauernopfer. Es ist natürlich leicht, die völlig überforderten Pflegekräfte abzumahnen. Aber damit ist deiner SchwiMu nicht gedient.

Ich hoffe, du findest bald eine bessere Lösung.

Liebe Grüße
Ann da Cáva

1 Like

Spontan denke ich da an ein Bauernopfer. Es ist natürlich
leicht, die völlig überforderten Pflegekräfte abzumahnen. Aber
damit ist deiner SchwiMu nicht gedient.

Natürlich ein Bauernopfer, das denke ich auch! Ich habe der Dame auch meinen anderweitigen Missmut ausgedrückt… denn die Heimleitung ist ebenso wie der Sozialdienst nicht gerade dafür berühmt, mit Angehörigen zu kommunizieren…

Ich hoffe, du findest bald eine bessere Lösung.

Die habe ich ja schon gefunden :smile: Daumen dürfen gedrückt werden, dass da bald ein Zimmer frei wird.

Dir ebenso liebe Grüße zurück
A.A.

Daumen dürfen gedrückt
werden, dass da bald ein Zimmer frei wird.

Betrachte sämtliche Daumen als gedrückt :smile: