Wieder Probleme mit dem ewigen "es"

Hallo

a) jetzt ist es klar, dass wir ihm helfen müssen
b) jetzt ist klar, dass wir ihm helfen müssen
c)jetzt ist es peinlich, dass wir ihm helfen müssen
d) jetzt ist peinlich, dass wir ihm helfen müssen.

Der Autor begründet die Fehlerhaftigkeit des vierten Satzes mit einem Argument, dass ich nicht nachvollziehen kann. Warum ist der vierte Satz verkehrt? Was hat „klar“, dass „peinlich“ nicht hat? Sind nicht beide prädikative Adjektive? Hast Syntax und Bedeutung des Prädikates Einfluß auf die Verwendung oder eben nicht Verwendung von „es“?

Danke

Bei einer im Internet veröffentlichten Dissertation (= „Dr-Arbeit“) darfst du ruhig → den Titel der Arbeit und deren Autor als Quelle angeben.

Du beziehst dich auf eine Stelle, in der der Autor die Argumente anderer Linguisten disktutiert. Dort auf Seite 115 heißt es:

(4) Jetzt ist es klar, dass wir ihm helfen müssen. (Pütz 1975: 23)
(4a) Jetzt ist klar, dass wir ihm helfen müssen. (ebd.)
(5) Jetzt ist es peinlich, dass wir ihm helfen müssen. (ebd.)
*(5a) Jetzt ist peinlich, dass wir ihm helfen müssen. (ebd.)
(5b) Jetzt ist es peinlich, ihm helfen zu müssen.

Für die darauf folgende zitierte Argumentation hast du hier den entscheidenden Beispielsatz „(5b)“ weggelassen: Den mit dem infinitivischen Subjektsatz!

Die Autoren versuchen eine Verallgemeinerung der Begründung, warum „(4a)“ (Weglassen des es im Mittelfeld) geht, „(5a)“ aber nicht. Die These lautet:

Laut Pütz ist es0 im Mittelfeld des Satzes nicht weglassbar, wenn das adjektivische
Prädikatsnomen sowohl dass- als auch Inf-Sätze als Subjekt determinieren kann, wie z. B.
peinlich in (5) und (5b). Wenn Inf-Sätze als Subjekt ausgeschlossen werden müssen, wie z. B.
bei klar, kann es0 im Mittelfeld alternativ eliminiert werden, wie die Belege (4) und (4a) zeigen.

Also, weil ein Satz
„Jetzt ist klar, ihm helfen zu müssen“
(d.h. infinitiver Subjektsatz) nicht möglich ist, (beim Prädikativ „klar“ geht das eben nicht) kann man das es weglassen.

Also tatsächlich haben bestimmte adjektivische Prädikate

Gruß
Metapher

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Nein @Metapher ! Ich habe nichts weggelassen. Es geht um ein anderes Buch: Untersuchungen zur deutschen Satzsyntax von Janine Marx-Moyse. Die Autorin bezieht sich auf H. Pütz und zitiert nur diese vier Sätze. Und in diesem Buch werden nur diese vier Sätze zitiert und der fünfte Satz weggelassen. Das Buch, das du hier referierst, ist mir zum ersten Mal begegnet.

Dann ist dieses „es“ viel komplizierter als man sich denkt, eine Chimäre.

Ok, aber die Argumentation hast du nun verstanden?

In der von mir zitierten Arbeit bezieht sich der Autor auf das Buch Pütz 1975, Du hast eine Arbeit gelesen, in der → Pütz 1973 zitiert wird: Dort Seite 31 steht es wie von dir wiedergegeben. Seite 32 steht die Beobachtung von Pütz, der daraus die Regel ableitet

es - Pütz 1973

Es scheint, daß dies bei dem Autor Pütz, auf den sich deine Autorin und mein Autor beziehen, zunächst lediglich eine Beobachtung dieses grammatischen Phänomens ist. Eine Begründung, warum das so ist, steht noch aus. Es handelt sich offenbar um zwei verschiedene Klassen von Adjektiven.

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nicht ganz. Die Hervorhebungen sind von mir. Sie schreibt
Wenn das Prädikative Adjektiv an die Satzspitze tritt, dann steht es bei allen Adjektiven- unabhängig von ihren syntaktischen Merkmalen - fakultativ.
Trotzdem bezeichent sie den folgenden Satz als falsch. Einmal unterscheidet sie zwischen [+Inf] und [-Inf] und schießt gleichzeitig ins eigene Bein und behauptet, dass das unabhängig von etwas fakultativ ist. Warum falsch?
Jetzt ist peinlich, dass wir ihm helfen müssen.

Grüße

lies mal, wie sie argumentiert:
Das prädikative Adjektiv peinlich hat die Merkmale [ + dass-Satz, + Inf ] (was bedeutet, dass peinlich auch mit einem Infinitivsatz als Subjektsatz verbunden werden kann: Jetzt ist es peinlich, ihm helfen zu müssen),

Das prädikative Adjektiv klar die Merkmale [ + dass-Satz, -Inf] (was bedeutet, dass klar nicht mit einem Infinitivsatz verbunden werden kann. - Wenn das Prädikative Adjektiv an die Satzspitze tritt, dann steht es bei allen Adjektiven- unabhängig von ihren syntaktischen Merkmalen - fakultativ. Das Setzen, bzw. Nichtsetzen des vorausweisenden Elements hängt mit intonatorischen Faktoren zusammen 6

6 H. Pütz (1968),S. 73ff.

Diese Aussage ist unsinnig. Wenn „es“ an der Satzspitze steht, steht es an der Satzspitze. Es kann dort (!) nicht weggelassen werden. Unabhängig vom Prädikativ. Es geht dabei doch um das → „es“ als Korrelat („Stellvertreter“) für den Nebensatz im Vorfeld

Es ist jetzt klar, daß wir helfen müssen“
Ist jetzt klar, daß wir helfen müssen
„Es ist hier gefährlich, daß man über die Straße geht“
Ist hier gefährlich, daß man über die Straße geht
Am Satzanfang ist „es“ immer obligatorisch.

Wenn das „es“ aber ins Mittelfeld kommt, ist es fakultatitv:
„Jetzt ist (es) klar, daß wir helfen müssen“

Jedenfalls bei einem Adjektiv wie z.B. „klar“.

Aber z.B. beim Adjektiv „geföhrlich“ ist das „es“ auch (!) im Mittelfeld obligatorisch:
„Hier ist es geföhrlich, daß man über die Straße geht“
Hier ist geföhrlich, daß man über die Straße geht

Und die Beobachtung von Autoren wie z.B. Pütz ist, daß man hier den Subjektsatz auch infinitivisch ausdrücken kann:

„Hier ist es gefährlich, über die Straße zu gehen“

Bei „klar“ geht das aber nicht:
Jetzt ist es klar, helfen zu müssen

Die Beobachtung ist also kein „es“-Problem, sondern, daß es offenbar unterschiedliche Klassen von prädikativen Adjektiven gibt.

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