Hallo, was du schreibst, ist mir klar, das ist für mich kein Widerspruch. Meine Intention ist eine ganz andere, nämlich die Erklärung (philosophische) zwischen freier Selbstbestimmung und mechanistischer Determiniertheit. Das bringst du ja auch in deinem Schlusssatz auf den Punkt, genau darum geht es, wobei das „wie“ ja die EINZELWISSENSCHAFTEN erforschen und kommunizieren. Die Frage ist aber aus philosophischer Sicht: warum und wodurch?
Ich wollte bewusst gegen Freuds Pathologie provozieren, weil ich den Wiederholungszwang bei einer, sagen wir, posttraumatischen Belastungsstörung oder der Freud’schen Hysterie oder Bedürfnisunterdrückung durch ein starkes Über-Ich usw. nicht als so reduziert betrachten will, wie ein Arzt, der es in seiner beruflichen und persönlichen Weltsicht mit einem Menschenbild zu tun hat, das bewusst oder unbewusst zur Generalisierung neigt, den Menschen als ein „Mängelwesen“ zu deuten.
Das erklärt aber nicht die Geschichte menschlicher Kreativität, wobei ich diese ja auch aus der Tatsache deute, dass der Mensch doch im Grunde ein Mängelwesen ist, weil er nie endgültig das erreicht, was er sich unbewusst erhofft, ewiges Leben realer Einzelwesen.
Freuds Menschenbild ist aber stark reduziert auf Sexualität als angenommen Grundtrieb. Da hat er m. E. ein generelles Problem: Was ist „vor“ der Sexualreife? Existiert in dieser Lebensphase dann der Mensch etwa nicht und hat keine Existenzbedürfnisse, die sein Bewusstsein in positiv und negative Urteile teilt, wie jede Zelle, nicht tote, sondern lebendige, intelligente Zelle, mit Geist?
Da nämlich existiert ein noch tieferen Trieb, unser aller Überlebenstrieb.
Und den kann, müsste man sogar, ambivalent werten: negativ als Opfer der „mechanistischen“ (unbewussten) Natur. Und positiv, weil jedes Leben grundsätzlich immer überleben und nicht sterben will. Freuds Todestrieb ist feststehend „vorprogrammiert“ wie von einem Gott (Zeus, Jupiter oder Odin?). Das ist ein geschlossenes Modell.
Ich plädiere für eine offene Evolution, in der die „Einzelwesen“ unsterblich sein wollen, es aber nie schaffen, weil sie doch letztlich determiniert sind und sterben.