Wiederholungszwänge?

Wer unterliegt wie ich, einem Wiederholungszwang, sich mehr auf eine Seite zu legen beim Schlafen, anstatt beide Seiten annähernd gleich zu bevorzugen? Warum kann ich diesen Automatismus nur für kurze Zeit bewusst steuern? Warum wird gerade die linke Seite automatisiert? Hat das vlt. zu tun mit dem, was Wissenschaftler herausgefunden haben wollen, dass das Herz links sitzt und messbar stärkere „Energie-Quanten“ abgibt, als beispielsweise das Gehirn? Und dass im Schlaf das Ich-Bewusstsein seine vorherrschende Kontrolle verliert?

Wer unterliegt wie ich, einem Wiederholungszwang, in bestimmten Zeitabständen sexuelle Handlungen ausführen zu müssen? Warum ist es so schwer, das zu kontrollieren?

Wer unterliegt wie ich, dem Wiederholungszwang, sich philosophische Fragen stellen zu müssen, wie beispielsweise: Was zwingt mich zum Atmen? Was zum Essen, Schlafen, Sex? Was zwingt mich überhaupt in dieses körperliche Gefängnis hinein? Was zwingt mich zum Leben, das ich gar nicht bewusst will? Was für ein perverser „Gott“ ist es, der mich zur „ewigen Widerkehr“ zwingt?

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Das bildest du dir lediglich ein. Gehe in ein Schlaflabor. Da kannst du auf dem IR-Video am nächsten Morgen sehen, wie du dich nachts herum geworfen hast.

Das geht vielen Leuten so, da bist du keine Ausnahme.

Hoffentlich irrst du da nicht auch. Es kam noch niemand zurück und erzählte wie sein Leben - z.B. als Maikäfer - war.

Der Typ vom Team hat meinen Artikel von der „Philosophie“ in die „Medizin“ verschoben, ein Unsinn. Ich habe keine medizinische Probleme, sondern philosophisch

Was deine Argumente betrifft, sind sie auch am Thema vorbei. Wenn du psychologisch ein wenig Bescheid weißt, werden Gewohnheiten durch „ewige Wiederholungen“ zu Konditionierungen, das sind feste Verhaltenszwänge, dem alle Lebewesen durch die Evolution unterliegen. Darüber wollte ich philosophisch diskutieren, nicht medizinisch.

Im Übrigen ist es mit der Schlafseite „links“ bei mir so, dass ich mich zwar auch auf die rechte Seite drehe, aber nach kurzer Zeit immer wieder auf die linke Seite als ein ständiger Wiederholungszwang zurückwende (wie ein programmierter Roboter, die wir Menschen ja ohnehin alle sind, nach der Evolutionstheorie z. B. des bekannten englischen Biologen Richard Dawkins). Es geht mir um diese Wiederholungszwänge wie programmierte Maschinen. Wer glaubt da noch an einen „lieben Gott“, in diesem grausamen, perversen, schizophrenen System eines Sado-Masochismus?

Hallo,

mich hat dein provokanter Folgeartikel nach der Konversation mit FBH im Philosophiebrett durchaus angenehm amüsiert.
Mit deiner erzwungenen Widerkehr im Medizinbrett :wink: ist diese gewollte Provokation aufgelöst.
Falls das weh tut, und dir der Sinn deines posts abhanden zu kommen droht, denke das als Koinzidenz an. Widersinnig.

Widersinnig sind auch deine Beispiele zum Wiederholungszwang.
Sowohl der Sex, als auch das Linksschlafen sind libidinös besetzt (es ist ja eine Frage des gesteigerten Wohlbefindens, sich erneut auf die linke Seite zu drehen, aus welchen Gründen auch immer), und fallen damit weder unter die psychoanalytische Definition des Wiederholungszwanges, noch unter Freuds Überlegung zum Todestrieb, der (als „isoliertes“ am eher irreführenden Todesbegriff orientierten Triebgeschehen unmöglich zuzuordnen) nach einer Erklärung für einen Drang zu leidens-konservierenden und sozialisationsbedingten Verhaltensmustern sucht.

Wiederkehr wäre dann, dort anzukommen, wo man hinwill, oder nicht mehr glauben zu müssen, man sei an einem Ort an dem man nicht sein wolle.

Nicht unbedingt die lösungsorientierte Fragestellung.

Sondern: Wie funktioniert die Inszenierung?

Gruß
Heidi

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Hallo, was du schreibst, ist mir klar, das ist für mich kein Widerspruch. Meine Intention ist eine ganz andere, nämlich die Erklärung (philosophische) zwischen freier Selbstbestimmung und mechanistischer Determiniertheit. Das bringst du ja auch in deinem Schlusssatz auf den Punkt, genau darum geht es, wobei das „wie“ ja die EINZELWISSENSCHAFTEN erforschen und kommunizieren. Die Frage ist aber aus philosophischer Sicht: warum und wodurch?

Ich wollte bewusst gegen Freuds Pathologie provozieren, weil ich den Wiederholungszwang bei einer, sagen wir, posttraumatischen Belastungsstörung oder der Freud’schen Hysterie oder Bedürfnisunterdrückung durch ein starkes Über-Ich usw. nicht als so reduziert betrachten will, wie ein Arzt, der es in seiner beruflichen und persönlichen Weltsicht mit einem Menschenbild zu tun hat, das bewusst oder unbewusst zur Generalisierung neigt, den Menschen als ein „Mängelwesen“ zu deuten.

Das erklärt aber nicht die Geschichte menschlicher Kreativität, wobei ich diese ja auch aus der Tatsache deute, dass der Mensch doch im Grunde ein Mängelwesen ist, weil er nie endgültig das erreicht, was er sich unbewusst erhofft, ewiges Leben realer Einzelwesen.

Freuds Menschenbild ist aber stark reduziert auf Sexualität als angenommen Grundtrieb. Da hat er m. E. ein generelles Problem: Was ist „vor“ der Sexualreife? Existiert in dieser Lebensphase dann der Mensch etwa nicht und hat keine Existenzbedürfnisse, die sein Bewusstsein in positiv und negative Urteile teilt, wie jede Zelle, nicht tote, sondern lebendige, intelligente Zelle, mit Geist?

Da nämlich existiert ein noch tieferen Trieb, unser aller Überlebenstrieb.

Und den kann, müsste man sogar, ambivalent werten: negativ als Opfer der „mechanistischen“ (unbewussten) Natur. Und positiv, weil jedes Leben grundsätzlich immer überleben und nicht sterben will. Freuds Todestrieb ist feststehend „vorprogrammiert“ wie von einem Gott (Zeus, Jupiter oder Odin?). Das ist ein geschlossenes Modell.

Ich plädiere für eine offene Evolution, in der die „Einzelwesen“ unsterblich sein wollen, es aber nie schaffen, weil sie doch letztlich determiniert sind und sterben.

Die zentrale Frage scheint mir die zu sein, ob es den, der das alles da kontrollieren und lenken möchte, überhaupt so gibt.
Vielleicht verwechselt er einfach nur das, was er „ich“ nennt mit z.B. einer Socke. Wobei die Socke selbstverständlich eine Metapher ist ( für die Klugscheisser hier).

Es gehört eine verhältnismäßig gründliche Krise zum Übergang von Ich zu Socke und dann zu das alles zurücklassen, der man aber nicht entkommen kann, so gesehen muss gar nichts getan werden :slight_smile:

Dieser hier erörtert das Thema umfangreich:

Mit dem Musikvideo kann ich nicht wirklich was anfangen, weil ich den Text nicht deutlich verstehe. Aber das Bild sagt ja schon genug, dass wir nicht das sind, was wir uns selbst einbilden zu sein, sondern eben „Würmer“ sind, okay.

Das passt auch zur „Philosophie des Tieres“. In Bezug auf Nietzsche hat die australische Philosophin Vanessa Lemm, Professorin an der Universität von Sydney, die Animalität des Menschen in Kultur und Politik interpretiert.

Das „Ich“ existiert so eigenständig nicht, wie es die kulturelle Erziehung uns Glauben machen will, wie die „Aufgeklärten“ seit Nietzsche und Freud wissen, deshalb Nietzsches Urteil gegen Descartes: „Descartes (mit seinem, Schlüsselsatz „ich denke, also bin ich“) war oberflächlich.“

Descartes prägt aber bis heute immer noch unser Weltbild.

Der „Typ vom Team“ wäre gut beraten, seinen Fehler einfach zu korrigieren.
Natürlich gehts dir leicht erkennbar nicht um Medizinisches.

Ich hatte dir aufgetragen, zwischen Wiederholung und Wiederholungszwang zu unterscheiden.
Stattdessen bringst du nun die Differerenzierung zwischen Wiederholungszwang und neurotischem Zwang ins Spiel.

Das was du schilderst, können (dem Textsinn nach, also unabhängig von deiner Person) sicherlich Zwänge sein; Wiederholungszwänge in diesem konkreten Freudschen Sinn sind es nicht.

Merkregel: alles was dir diesseits des Lustprinzips (Unlust vermeiden - Lust erstreben) begegnet, ist kein Wiederholungszwang im engeren Sinn und hat auch mit dem ‚Todestrieb‘ nichts zu tun.

Die Frage nach dem Verhältnis zwischen Wiederholungszwang und Zwang ist aber keine leichte, weshalb sich beispielsweise die Franzosen, die sich besser auf Freuds Triebtheorie verstehen als die Angelsachsen, ständig fragen, wie denn der „Wiederholungszwangs“ ins Französische zu übertragen sei, nachdem der „Zwang“ ja auch übertragen werden muss:

  • tendance à la répétition
  • automatisme de répétition
  • insistance répétitive
  • contrainte de répétition
    (Zwangsneurose: névrose de contrainte oder névrose obsessionelle)

Die Angelsachsen, denen der Trieb unheimlich, das Ich nicht heimlich ist, stritten eine Zeit lang zwischen

  • repetition complusion
    und
  • compulsion to repeat
    oder gar
  • compulsive repetitiveness

Kaum Platz im Angelsachsenland für den Wiederholungszwang jenseits des Zwangs (compulsion).

Gruß
F.

sämtliche Übersetzungsvolten Hock, Das unbewusste Denken - Wiederholung und Todestrieb entnommen

Ich glaube nicht, dass mit dem „Nicht-ich“ gleich wieder ein neues Konzept, hier „Animaliität“, gemeint ist. Das glaube ich sogar ganz bestimmt nicht.
Über Decartes denke ich ähnlich, nun ist dann aber die spannende Frage, was ist der nächste Schritt?

http://www.songtexte.com/songtext/kaptn-peng-and-die-tentakel-von-delphi/sockosophie-3baa44e4.html

Ohh, ich weine gleich… Du schläfst immer auf der gleichen Seite und kannst auch sonst nicht gegen deine Gewohnheiten ankommen - das ist wirklich eine grausame Welt! Schwerere Schiksale begegneten mir nie…

Na lese halt einfach bei ihm nach. Dawkins kennt sich doch mit uns „programmierten Robotern“ aus.

Nach Nietzsche ist das ganze Leben ein Wiederholungszwang. An dieses kosmologische Modell glaube ich zwar deshalb nicht, weil es heutiger wissenschaftlicher Erkenntnisse vom Universum widerspricht, aber je näher ich dem Schicksal des Todes komme, desto mehr ist es eine Schmach für mein Ich-Bewusstsein.