im 2.WK
Hi Nino,
versuch mich hier mal mit ein paar Details zum 2. WK:
Wie u.a. mit Beutewaffen umgegangen wurde zeigt das Beispiel einer Infanteriedivision (Quelle: Buchner, Alex – Das Handbuch der deutschen Infanterie):
Im Gefechtstross eines Infanteriebataillon wurden u.a. auch ein Waffenmeister und ein Waffenmeistergehilfe geführt – Aufgabe: Reparatur von ausgefallenen und schadhaften Infanteriewaffen und(!): die Untersuchung von Beutewaffen auf ihre Verwendbarkeit!
Im Gefechtstross eines Infanterieregiments findet sich dann auch wieder ein Waffenmeister mit den entsprechenden Aufgaben.
Im Divisionsstab schliesslich gab es den Posten des Ib/WuG (= Waffen und Geräte) im Rang eines Hauptmanns (Feuerwerker). Dieser Hauptmann war der Quartiermeisterabteilung – die versorgungsmässige Zentrale der Division - zugeordnet. Zu seinen Aufgaben gehörte auch die Einrichtung von „Beutesammelstellen“.
Davon gibt es auch einige Bilder (hab ich leider nur in Büchern).
Zum Thema Übernahme von Beutewaffen:
Beispiel Artillerie (Quelle: Hahn, Fritz – Waffen und Geheimwaffen des deutschen Heeres 1933-1945):
Im März 1944 befanden sich an allen Fronten 8.337 Geschütze aus nichtdeutscher Produktion im Einsatz (belg., engl., franz., griech., holl., ital., jugosl., norweg., poln., russ., tschech.).
41,7% davon waren franz. Ursprungs. Für einige Waffen (u.a. für drei russ. Waffen mit deutscherseits nicht verwendeten Kaliber) wurde sogar extra Munition gefertigt. Der Rest war auf Beutebestände(!) angewiesen.
Deutsche Geschütze waren zu diesem Zeitpunkt übrigens 9.252 im Einsatz. D.h. die Beutegeschütze machten über 47% des Gesamtbestandes aus!
Die Verteilung der Geschütze (deutsch – Beute) war dabei an den Fronten unterschiedlich:
Ostfront – 79% deutsch
Westfront – ca. 22% deutsch (der Rest also Beutewaffen).
Beispiel Lkw:
Auf den Strassen von Dünkirchen (1940 – nach der engl. Evakuierung) konnten durch das „technische NSKK-Bataillon“ 6.500 Kfz geborgen werden, davon wurden 4.500 wieder in betriebsbereiten Zustand versetzt. Der Rest wurde ausgeschlachtet bzw. dem „Heeresverschrottungskommando“ zugeleitet. (Quelle: Frank, Reinhard – Lastkraftwagen der Wehrmacht)
Selbst mit der Übernahme und Verwertung von Panzerfahrzeugen hatte man keine Probleme (bestes Beispiel: T-34 als Ausstattung von zwei Panzerkompanien der 2.SS-Panzergrenadierdivision DR bei Kursk 1943).
Da man das Schlachtfeld deutscherseits mit fortschreitendem Kriegsverlauf nicht mehr am Ende beherrschte musste zwangsläufig vieles stehen bleiben. Vorher hat man selbst abgeschossene Fahrzeuge geborgen und wieder instand gesetzt oder sogar zu den Herstellerwerken zurückgeschickt. Die Panzerbergung und –instandsetzung war deutscherseits schon vor dem Krieg hoch entwickelt!
Interessant dazu sind auch Äusserungen Guderians in seiner Funktion als Inspekteur der Panzertruppe, in denen er sich über die mangelnde Schnelligkeit bei der Instandsetzung in den Herstellerwerken beschwert – Grund: Die Arbeiter wollten nicht an den Fahrzeugen arbeiten, da man Blut und sogar Leichenteile in den Fahrzeugen fand! (Quelle: Muss ich nachschlagen – stand irgendwo bei Thomas Jentz in einem Buch)
Das nicht nur die Deutschen das konnten zeigten aus die russ. Streitkräfte. Es gab einen Befehl, nach dem abgeschossene russ. Panzer (sofern Zeit und Möglichkeit gegeben) gesprengt werden sollten, da sich die russ. Bergungsdienste als überaus erfolgreich erwiesen und abgeschossene Fahrzeuge sogar vor den Augen der Deutschen geborgen wurden. Diese Fahrzeuge wurden dann innerhalb kürzester Zeit wieder hergerichtet und eingesetzt. (Quelle: s.o. Bemerkung zu Thomas Jentz)
Im Übrigen habe ich auch schon russ. Beutesammelstellen auf Fotos gesehen. Es gibt da u.a. Aufnahmen von solchen nach der Schlacht um Stalingrad.
Im Kampf wurden auch deutsche Fahrzeuge in grösserem Umfang verwendet. Beispiele dafür sind z.B. Sturmgeschütze (z.T. auch umgebaut mit russ. Geschützen) und Panther-Panzerkampfwagen (hab da mal gelesen, dass gegen Kriegsende bewährte Panzerbesatzungen sogar einen Panther als neues Fahrzeug zur Belohnung zugeteilt bekommen haben).
Auch auf englischer und amerikanischer Seite gab es den Einsatz von Beutewaffen. Beispiele hier sind z.B. der Einsatz ital. Beutepanzer durch ein engl. Panzerregiment 1941 in Nordafrika oder die Verwendung von deutschen 17cm-Kanonen durch die Amerikaner in den Kämpfen an der Reichsgrenze im Herbst 1944(!).
Ein weiterer wichtiger Grund für die Bergung: Rohstoffe!
Extrem wurde dies z.B. bei abgeschossenen Flugzeugen gehandhabt. Die Wracks wurden gesammelt und wieder eingeschmolzen. Leichtmetall war eben Mangelware.
Und dies gilt nicht nur für die deutsche Seite. Schon zur Zeit der Luftschlacht um England 1940 wurden in England die Wracks der deutschen Flugzeuge wiederverwertet.
Panzerstahl geborgener Panzerfahrzeuge war da natürlich auch interessant!
Grundsätzlich kann man wohl sagen, dass Material von einem Schlachtfeld in der Regel geborgen wurde – sofern es ging. Aufgrund der Ausdehnung und durch den Bewegungskrieg (insbesondere an der Ostfront) waren diese Voraussetzungen sicherlich nicht immer gegeben. Dazu kommt natürlich auch die Menge, die ja logistisch auch erst mal bewältigt werden muss. Nicht umsonst findet man gerade in Russland noch heute vom Flugzeug über Panzer bis hin zu sonstigen Waffen einiges.
Hoffe, etwas geholfen zu haben.
Gruss
Tom