Wieso gibt es weniger Intensivbetten?

Das waren Fake News: Die Betten sind noch alle da - wir müssen also nicht unsere alten Matratzen und Bettgestelle aus unseren Kellern in die Krankenhäuser schleppen.

Es fehlt am Personal. Genau wie im Transportsektor und anderen beklatschten Bereichen gibt es nicht genug Leute, die sich mit Entgeltsteigerungen unter dem Inflationsniveau zufrieden geben, während meist die von der Pandemie profitiert haben, die bequem im Homeoffice arbeiten konnten (wie Onlineversandhäuser, aber auch Spekulanten und Investoren, denn Immobilien wie Aktien sind auf Rekordhöhe, der Goldpreis in Euro auch fast).

Sollten wir noch mehr klatschen oder die Menschen die das Land am laufen halten, besser bezahlen?

Gruß
Desperado

Hallo Desperado,

welches Bruttogehalt würdest du als passend ansetzen, damit sich wesentlich mehr für den Pflegeberuf ausbilden lassen?

Fragt
Karin

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Die Frage ist sehr leicht zu beantworten, und zwar durch das Angebot-Nachfrage-Prinzip:

Man muss genau so viel bezahlen, dass genug Menschen diesen Beruf ergreifen.

Mit „genug“ meine ich, dass es etwas mehr Bewerber als Arbeitsplätze in dem Bereich gibt, so dass Engpässe vermieden werden.

Ein „Elektroinstallateur“ (Eektroniker für Energie und Gebäudetechnik) bekommt 14,47€ nach bestandener Gesellenprüfung.

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Politikerantwort! Nenn mal eine genaue Zahl!

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Hallo,
ich nenne mal eine - alle Pflegeberufe, egal ob im Krankenhaus, im Pflegeheim oder in der ambulanten Pflege (auch ohne entsprechende Berufsausbildung) erhalten nach der Probezeit eine
Zulage zum derzeitig üblichen Salär, sodass im Monat 4000,00 € Brutto auf dem Gehaltszettel stehen bei einem Vollzeitjob.
Finanziert wird das Ganze (Differenz zu 4000,00 €) über die entsprechenden Pflegesätze und, ähnlich wie beim Mutterschaftsgeld durch Bundeszuschüsse.
Gruss
Czauderna

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3,1416 - genau genug? Ernsthaft: Der Markt macht den Preis bzw. das Entgelt. Anscheinend ist das Gehalt derzeit zu gering, sonst hätten wir genug Fachkräfte in diesem Bereich.

Wenn ein Elektriker zu wenig verdient und die Kunden 2 Jahre darauf warten müssen bis ihnen jemand eine Steckdose einbaut, werden sie bereit sein mehr dafür zu zahlen - also kann der Elektrikermeister seine Preise erhöhen und seinen Gesellen mehr bezahlen, weil er sonst eben keinen Gesellen mehr hat und alles selbst machen muss - woraus sich noch längere Wartezeiten für den Kunden ergeben.

Die Ausbildung zum Krankenpfleger dauert drei Jahre. Wo sollen die bitte herkommen, selbst wenn die Kohle stimmen würde?

Das ist das beste Beispiel, das dir eingefallen ist? Kleiner Tipp für die Zukunft: Wenn du für deinen Standpunkt völlig realitätsfernen Situationen heranziehen musst, solltest du deinen Standpunkt vielleicht mal überdenken…

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Das (berechtigte) Gerede um den Pflegenotstand ist älter als drei Jahre. Corona hat die Wichtigkeit des Themas noch einmal klar gemacht, dass beim rhythmischen Aneinanderschlagen der Handflächen vornehmlich heiße Luft entsteht ist auch nicht neu.

Ganz so einfach ist es im Gesundheitssystem auch wieder nicht …

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Natürlich beklagen die Leute das Gehaltsniveau - aber nicht erst seit letztem Jahr. Das Problem ist - wie eigentlich jedes, das über die Frage hinausgeht, wie man ein Gurkenglas aufbekommt - etwas komplexer und nicht monokausal. Es geht um die Kommerzialisierung des Gesundheitswesens, um Privatisierungen von Krankenhäusern, um Arbeitszeiten und nicht zuletzt aktuell um die Beharrlichkeit, mit der man den Corona-Karren an die Wand fährt - insbesondere dadurch, daß man es für ein gangbares Konzept hält, die Intensivstationen möglichst gründlich mit Covid-Patienten auszulasten.

Übrigens lohnt sich da auch ein Perspektivwechsel. Erinnert sich noch jemand an Ulla Schmidt? Die versprach mal, daß die Versicherungsbeiträge für die Krankenversicherungen nicht weiter steigen würden. Das Volk wr zufrieden. Das bedeutet im Umkehrschluß aber leider, daß man vor allem auf der Ausgabenseite tätig werden muß, d.h. einsparen.

Natürlich könnte man auch den Arbeitskräften in den Pflegeheimen mehr zahlen. Aber das bezahlen am Ende die Gepflegten bzw. die Angehörigen, die sich ohnehin oft schon kaum tragbaren Belastungen ausgesetzt sehen.

Wie gesagt: ganz so einfach ist es nicht. Den Pflexit hätten wir in dem Maße nicht gesehen, wenn das Personal nicht seit April 2020 mit Covid mürbe gemacht worden wäre. Und wenn man sich nicht die vielen kleinen Frechheiten erlaubt hätte. Klatschen statt Geld, Lavendel statt richtigem Lockdown, die Idee des Belastungstests für die Krankenhäuser (© Hendrik Streeck), Diskussionen über angeblich leere oder gar abgebaute Betten und daß vor dem Hintergrund das Personal ja wohl offensichtlich die ruhige Kugel geschoben hätte.

Kurz: mehr Geld wäre sicher gut, stellt sich nur die Frage, wer es bezahlt. Und bringen tut’s von heute auf morgen nichts. Nebenbei: die wenigsten Pflegekräfte haben den Beruf des Geldes wegen, sondern vielmehr der Berufung wegen ergriffen. Die niedrige Bezahlung hätten die wohl noch weggesteckt, aber die Ausbeutung durch Arbeitgeber und Politik halt nicht.

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Das „ruhige Kugel schieben“ ist in meinen Augen exakt eines der Probleme im Gesundheitswesen, aber eben in einem anderen Sinne.

Das Patientenaufkommen ist in vielen Bereichen kaum steuerbar und unterliegt gewissen Fluktuationen, dass heißt, wenn man die Spitzen passabel abdecken will, dann hat man zwischendurch unproduktiven Leerlauf.

Im Gesundheitswesen wird leider oft recht knapp kalkuliert, wenn wenig Patientenaufkommen ist, dann bekommt jemand „plötzlich“ frei, in Zeichen hohen Aufkommens (und oft auch damit einhergehenden hohen Krankenstandes) wird im laufenden Betrieb der Dienstplan oftmals mehrmals täglich umgebaut. Das ist im Dreischicht-System eine nicht zu unterschätzende Belastung, die mit hoher Arbeitsverdichtung Einhergeht. Dazu ein Arbeitspensum, was wenn man die Ansprüche seiner

anlegt nicht wirklich zu schaffen ist.

Ich habe keine wirkliche Rundum-Lösung parat, aber bei dem Gedanken ans Gesundheitswesen(und nicht nur daran) denke ich immer wieder an diesen Artikel.

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Hallo,
wow, das hätte ich auch gerne.
Gruß

Hallo,
Ganz einfach. Das Gesundheitswesen gehört in staatliche Hand und es gibt genau eine (in Ziffern: 1) Krankenkasse für alle. Damit wäre man auf dem richtigen Weg.
Gruß

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Puh!

Auch wenn ich durchaus im Grundsatz geneigt bin Dir zuzustimmen (eher aus anderen Gründen) bin ich mir sicher, dass damit eben nicht „ganz einfach“ alle Probleme (insbesondere auch die des Fachkräftemangels) eine Rundum-Lösung bekämen.

Es ist kompliziert.

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Hallo,
Natürlich dauert das ein paar Jahre, bis frisches Pflegepersonal ausgebildet wird. Auf der anderen Seite sitzen bestimmt auch viele PflegerInnen an Supermarktkassen, wei sie da mehr verdienen. Gute Arbeit gehört auch gut bezahlt. Basta. Warum schließen denn Krankenhäuser, weil sie nicht genug Profit erwirtschaften? Das ist ein Unding. Sowas darf nicht sein. Deutschland kann sich soo viel Leisten, tut es auch. Aber das Gesundheitswesen wird immer weiter privat ausgelagert. Eine Schande ist das.
Gruß

Hallo,
wenn du in der Pflege tätig bist - was sagst du dazu ?
wenn nicht, meinst du, wenn du mal mit anderen Berufen vergleichst, dass die 4000 € nicht eine angemessene Entlohnung wären ?
Ich habe im Laufe meines Berufslebens neben meinem eigenen etliche andere Entgelt-Tarifverträge einsehen können und wusste auch sonst, was wer mit welcher Tätigkeit so verdiente. Von daher finde ich meinen „Vorschlag“ angemessen.
Aber die Frage ist doch - wer soll das bezahlen bzw. wie soll das finanziert werden, aber auch da hatte ich einen praktikablen Vorschlag.
Gruss
Czauderna

Hallo,
also 4000 sind schon eine ordentliche Hausnummer. Sicherlich gerechtfertigt. Ich arbeite im Moment als Mechaniker und wäre froh, ich hätte so viel. Ich glaube bei 3000 könnte man sich einigen.
Gruß

Arbeitest Du auch im Schichtbetrieb rund um die Uhr und Sonn- und Feiertagen?

:+1:
mehr brauch man eigentlich nicht dazu sagen!

Eh, aber man hört halt aus bestimmten Kreisen immer wieder die Idee, man könnte ja statt Coronamaßnahmen einfach mehr Intensivbetten anschaffen. Dass das eben am Personal scheitert und man das nicht so einfach aus dem Ärmel schütteln kann, wird dabei gerne ignoriert.

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