the least at last
Hallo nochmal,
natürlich will keiner den lieben Kleinen weder einen Schock fürs Leben versetzten, indem er sie mit dem leibhaftigen Nikolaus konfrontiert, noch sie mit dem Ableiern vom Tannenbaumlied, zu abnormen Gedächtnisleistungen zwingen. Und es ist ja ganz selbstverständlich, dass ihnen ein schlechtes Gewissen erspart bleiben sollte, im günstigsten Falle bis Beendigung des Studiums. Denn nur so ist der Möglichkeit, ihnen ein Leben, gänzlich ohne Gewissensbelastung, zu ermöglichen, optimal Vorschub geleistet.
Nein, - darum ist es mir nicht gegangen, das war ja klar. Eine ordendliche Erziehung unserer kleinen Jennys, Bridges’, Marvins und Kevins sollte schon gegeben sein. Da reicht ein „Santa“, der im bimmelnden Renntierschlitten über dem Coca-Cola Städtchen schwebt, voll und ganz.
Worum es mir eigentlich gegangen ist, hätte ich auch an Allerheiligen fest machen können, das neuerdings Halloween heißt, nämlich, muss es tatsächlich sein, dass alles nachgemacht wird, was schlechte Sitcoms aus Übersee vorgeben?
Kleine Quizfrage: Wann feiert Amerika jedes Jahr seinen Unabhängigkeitstag? - Am 4. Juli, oder vieleicht am 20. Juni?
Und welches Datum erinnert an den Fall der Mauer? - Der 9. November oder der 3. Oktober?
Lässt man den, sich bei einer näheren Durchleuchtung des Begriffs der „Leitkultur“, offenbarenden Sinn und Unsinn, ausser Acht, und macht alleine die Definition seines Predigers geltend, muss man sich doch fragen, welche Kultur hat Friedrich Merz, denn da gemeint? Oder anders gesagt: Was bleibt übrig, wenn man die amerikanische von der deutschen Kultur subtrahiert? Zieht man dem dann auch noch die Einflüsse sämtlicher anderen, in Deutschland ansäßiger, Kulturen ab, was bleibt dann noch? - Kommt man da etwa schon in den Bereich der Rechnungsart mit negativen Grössen?
Mir fällt dazu nicht allzu viel ein, das wenig aufregender wäre als die Blasmusik auf Beerdigungen. In einem solchen Ambiente würde ich auch nicht leben wollen. Aber nicht minder dämlich als die strikte Ablehnung alles Fremden, ist dessen unbedingte Absorbation. - Und zwar in einem Maße, das sogar viele hier lebende Amerikaner den Kopf schütteln läßt.
Nun soll natürlich nicht jeder Grete und Hans heissen, ich würde es auch nicht vermissen, wenn diese Scheußlichkeiten ganz ausstürben, aber irgendwie, ich kann es nicht recht erklären, halte ich Winona, für eine niederbayrische Metzgerstochter beispielsweise, auch für lächerlich.
Schließlich geht es bei dieser Amerikanisierung doch nur um Äusserlichkeiten. Die Werte dahinter bleiben deutsch. Ich schätze an Amerikanern ihre vollkommene Dünkellosigkeit in Bezug auf ihre Ausbildung, auf ihr Können und Wissen. Deutsche setzen zumeist voraus, dass man sich ihrer Bedeutung in der Welt zu jeder Sekunde gewahr ist, wenn sie einem nur die Uhrzeit mitteilen.
Nun möchte ich nicht den Anschein erwecken, jetzt beklage ich mich, weil wir nicht durch und durch amerikanisiert sind, - nein, das stimmt nicht. Noch verlange ich, dass die Amis doch gefälligst Deutsch reden sollten, wenn sie was von uns wollen. Ich halte Englisch, als standarisierte Geschäftssprache, mit dem nicht Deutsch sprachigen Ausland, sogar für äusserst sinnvoll. Ich sage nur, dass sich „Bruce Obermeier“ scheisse anhört.
Ach ja, und dass sich der Nikolaus nun aus pädagogisch-strategischen Gründen durch den Schornstein zwängen muss, halte ich, - um nicht zu sagen sagen, für Bullshit, - fast für einen Fall für amnesty international.
Gruss & frohe Weihnachten noch
Gerhard