Wieso kann man einen Saft nicht austrinken?

Hallo,
wenn ich Säfte in Kartons mit Plastiküberzug (Tetrapack) kaufe stelle ich meist fest dass immer ein Rest des Inhalts in der Packung bleibt weil der Verschluß so aufgebaut ist dass er ein wenig ins Innere der Packung reicht. Auch wenn man die Packung ganz umkippt bleibt ein Rest Saft drin. Es ist nicht viel aber wenn man hochrechnet wieviele Tetrapacks pro Jahr auf der Welt verkauft werden frage ich mich wieso man so eine offensichtliche Verschwendung von Lebensmitteln duldet. Für den Hersteller ist das praktisch - wenn ein paar Prozent des Getränkes nicht konsumiert werden können werden mehr Tetrapacks verkauft…

Es gibt auch Tetrapacks bei denen der Verschluß nicht so weit in die Packung reicht und bei denen somit fast der gesamte Packungsinhalt getrunken werden kann - wieso verpflichtet der Gesetzgeber die Hersteller nicht nur solche Verpackungen zu benutzen bei denen nicht unnötigerweise ein Rest in der Packung verbleibt?

Gruß
Desperado

Es gibt genug Tetrapacks, wo das nicht passiert. Da schnippelt man einfach eine Ecke ab und fertig. Blöderweise, sind die dann nicht verschließbar. Es sind also wohl die Kunden, die andere Verschlüße wollen. Bei diesen ist es sicher technologisch bedingt deutlich billiger, die so zu bauen, wie sie jetzt sind. Sicher gibt es auch Optionen, die das so lösen, dass alles rauskommt. Aber welcher Kunde mag schon nur wegen der 2% dann vieleicht einen dopplet so hoen Produktpreis bezahlen?
Von solchen Zusammenhängen verstehen Politiker leider oft nicht viel und dann wird auf Teufel komme raus und kostet es was es wolle versucht auch noch die letzten 2% Perfektion, die an 100 fehlen, durchzudrücken.

Moin,

Irgendwann in grauer Vorzeit wurde für solche äußerst prekären und lebensbedrohenden Situationen das Messer erschaffen. Ich dagegen finde es viel ärgerlicher, wenn du eine riesige Verpackung hast, in der du den eigentlichen Nutzinhalt mit der Lupe suchen musst.

Besonders Kosmetika scheinen da sehr viel Kreativität an den Tag zu legen. Siehe auch http://www.stern.de/wirtschaft/news/ard-haushalts-check--vorsicht-verpackung--die-schlimmsten-verpackungen-im-check-6545688.html

Ulrich

Moin,

warum das so ist, wurde ja schon beantwortet - Abhilfe schafft ein Löffelstiel, der in die Öffnung gesteckt wird - mit einem kräftigen Ruck hebelst Du den Verschluss raus, dann steht der restlosen Restentleerung (so steht’s auf manchen Packungen!) nichts mehr im Wege.

Gruß
Ralf

Ja, wie oft denke ich „ach hätte ich nur 4 ml Saft mehr trinken können, dann wäre ich nicht mehr so durstig“. Was bleibt mir dann anderes übrig, sofort loszufahren und eine neue Packung zu kaufen, anstatt bis zum nächsten Wocheneinkauf zu warten und bis dahin 4 ml Wasser zu trinken…?

Ein großer Teil der Tetrapacks wird in der Gastronomie verbraucht werden - und wenn die letzten 2% des Inhalts in der Packung verbleiben werden eben 2% mehr Packungen gekauft.

Und wieviele Leute haben Lust eine Ecke abzuschneiden um dann ein paar Tropfen mehr heraus zu bekommen? Evtl. ein paar sparsame Rentner oder Weltverbesserer. Jedenfalls niemand in der Gastronomiebranche wo der Löwenanteil von diesen Tetrapacks verbraucht wird.

Sowohl die 2%-Theorie als auch die Gastronomie-Theorie sind gleichermaßen abenteuerlich wie unbelegt. Bleiben wir für einen Moment bei den Tatsachen: die durchschnittliche Packungsgröße bei Tetrapaks liegt in etwa bei einem halben Liter und ein Großteil (rd. 2/3) entfällt dabei auf Milch und dabei ein Großteil auf H-Milch. Die Angaben beziehen sich zwar nicht nur auf die Varianten mit Ausguß, aber man darf sie getrost darauf übertragen. Glaubst Du ernsthaft, die Gastronomie kauft Packungen dieser Größe? Milch wird in der Gastronomie im wesentlichen in 5 Liter-Kanistern verwendet (also keine Tetrapaks).

Kommen wir zur 2%-Theorie: Du kannst ja mal eine Verpackung nach möglichst weitgehender Entleerung aufschneiden. Wenn sich darin mehr als 5 Milliliter befinden, würde mich das schon sehr wundern. 5 Milliliter entsprechen bei einem Liter 0,5%, bei einem halben Liter 1%. Außerdem sprichst Du von Saft und der wird in 1 Liter-Gebinden verkauft. Damit sind wir also bei 0,5% bei der von Dir verwendeten Variante.

Also wieder mal ein nicht-Skandal, den Du da „aufgedeckt“ hast.

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Hallo Ulrich,

Beim letzten Punkt (5. Ärgernis: Schadstoffe in Verpackungen) ist es nicht verwunderlich, dass die Bio-Produkte am schlechtesten abgeschnitten haben.
Man legt so viel Wert auf Ökologisch dass man den Karton aus Recycling-Karton herstellt. Das Mineralöl kommt dann aus den Farben, mit welchen im früheren Leben das Papier/Karton bedruckt war.
Würde man das Produkt zuerst in eine Plastiktüte verpacken und dann in die Schachtel, hätte man keine Probleme.
Aber Plastik und Karton aus neuen Rohstoffen sind für Öko Bääääh!
Man muss hier bei der Ökobilanz auch die Gesundheit einbeziehen.
Das Problem ist nicht nur, seit vielen Jahren, beim Reis bekannt, sondern auch bei Teigwaren in der Schachtel.

MfG Peter(TOO)

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Hallo Desperado,

Das Problem liegt hier beim Patentrecht.

Tertra-Pack ist eigentlich ein Herstellername, welcher als erster Maschinen für solche Verpackungen auf den Markt brachte.
Tetra ist griechisch und bedeutet 4. Die originalen tetra-Packs hatte tatsächlich auch nur 4 Ecken.

Das Geniale an der Maschine war, dass man in die Abfüllmaschine nur eine Kartonband einlegen muss. Das Band wird dann zuerst zu einem Rohr verschweisst. Dann wird das Rohr abgeklemmt und verschweisst. Dann füllt man das Produkt ein und klemmt und 90° verdreht wieder ab. Gleichzeitig wird das nun verschlossene Tetrapack abgeschnitten.
Die ganze Maschine musste damals mit der Technik der 50er Jahre realisiert werden, also mit einer hauptsächlich mechanischen Steuerung und nix Computer.

Tetra-Pack hatte dann die Patente auf die Form der Verpackung.

Heute müssten die als Tetrapack bezeichneten Gebinde eigentlich Octopack heissen. Das Original heisst entsprechend auch Tetra Brik.

Und jetzt gibt es verschiedene Patente, wie man an einem Tetra Brik einen Verschluss anbringt.

Manche stanzen ein Loch in die Verpackung und kleben den Verschluss in das Loch. Der Nachteil dabei ist, dass der Verschluss schon auf dem transport dicht sein muss.
Eine anderes Patent klebt den Verschluss nur auf und stanzt das Loch erst, wenn der Verschluss das erste mal verwendet wird. Das Tetra Brik ist also auch ohne den Verschluss dicht.
Dann ist noch die Methode, dass man ein Loch stanzt und darüber eine Folie klebt.

jede Variante ist patentiert und das patent gehört einem anderen Hersteller. Mittlerweile hat TetraPack eine Menge an Konkurrenten.

Die Frage ist, was die Patente wie schützen und wie man das Patent umgehen kann.
Wenn das Patent beansprucht, dass der Kragen nur die Dicke des Kartons hat, kann man es umgehen indem man den Kragen halt höher macht.

Mit einer gesetzlichen Vorschrift, müsste man das Patentrecht aushebeln, was dann eine Menge nach sich ziehen würde…

Du solltest dir die Tetra Briks mal genauer ansehen. Besonders der Boden ist, je nach Hersteller der Verpackungsmaschine, unterschiedlich gefaltet. Dies kommt daher, dass die Faltung Teil des Original-Patents ist. Meistens ist der Maschinenhersteller am Boden angeschrieben.

MfG Peter(TOO)

Hallo,
der sparsame Private trinkt keinen Saefte direkt, sondern verduennt mit Wasser. Wenn der Pappkarton allmaehlich leer wird, schuettet man das Wasser in den Karton. So bleibt dasselbe Volumen drin, aber weniger teurer Saft.
.
Restentleerung funktioniert auch durch Einstechen an einer Ecke.
Gruss Helmut

Ich finde nicht, dass es viel Arbeit ist, auch bei den Tetrapacks mit schickem Verschluss beim letzten Glas einfach unten eine Ecke abzuschneiden und dann quasi umgekehrt auszugießen. Man brauch nur ne Schere, aber nicht mehr Handgriffe als obenrum.

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Irgendwie verstehe ich das Problem nicht wirklich.
Wenn ich leere Tetra Paks habe (kommt nur bei Milch vor, für andere Getränke gibt es für mich bessere Verpackungen), dann klappe ich beim leeren Karton alle 4 gefalteten Ecken auf, schneide eine ab, und gieße den Rest raus. Ist nicht viel aber es kommt immer noch ein Schluck.
Vorteil: Es kommt auch das raus, was in den gefalteten Ecken ist (das würde nicht rauskommen, wenn es nur an der Menge hapert, die am Verschluss hängen bleibt) und vorallem, der Karton lässt sich anschließend schön flach zusammenfalten, und nimmt so weniger Platz im Entsorungsbehältnis ein. So geht da mehr rein.
Hab ich schon immer so gemacht, kostet keine 20 Sekunden Zeit, und ist wirklich das kleinste Problem.

Servus,

wenn ich so einen zur Neige gehenden Karton aufgeschnitten habe, um ihn ganz zu leeren, kam noch jedesmal ein ganz offensichtlich im Sold von Tetra Pak stehender Kampftaucher aus dem Ausguss und versuchte, mir den O-Saft-Kartong zu entreißen.

Weil ich aber weder Tod noch Teufel fürchte, wenn es darum geht, drei Milliliter O-Saft wohltätigen Zwecken zuzuführen (d.h. in meinen Wanst zu füllen), konnte ich bislang noch jeden dieser jämmerlichen Knechte des Großkapitals in die Flucht schlagen.

Und so geht es: Mit einem scharfen Messer den oberen Teil des Getränkekartongs rundherum abschneiden. Dann die durch den Schnitt enstandene Kante an einer Stelle zu einer Tülle kniffen. Den jetzt offenen unteren Teil des Kartongs in die Richtung dieser Tülle neigen, bis der Inhalt in ein zweckmäßig vorher bereitgestelltes Trinkgefäß läuft.

Viel Vergnügen bei der künftigen Getränke- und Milchrettung wünscht

MM

Ich schätze mal, dass der Einkaufspreis des Inhalts, also der Saft, etwa ein Sechstel des Verkaufspreises ist. Die Kosten für Verpackung und Vertrieb sind viel höher als der Inhalt. Dann kommt es auf die paar Tropfen nicht mehr an, wenn man eine günstige Verpackungstechnologie hat.
Udo Becker

Guten Morgen,
Danke fuer die Infos.

Die Sache ist auch politisch: Wieso kann ueberhaupt etwas patentiert werden was sich gegen gesellschaftliche Normen richtet (naemlich ein Verschlusssystem fuer Tetrapacks bzw. Tetrabricks welches mehr Inhalt im Karton zuruecklaesst als bisherige Verschlusssysteme)?

Wenn jemand ein System patentieren und vermarkten kann welches dafuer sorgt dass mehr Lebensmittel weggeworfen werden ist es schon sehr fraglich wieso die Politik so etwas zulaesst.

Das waere vergleichbar mit einem Patent auf z.B. ein Schlafmittel welches nicht besser ist als bisherige aber viel schneller suechtig macht - und auch das waere natuerlich patentierbar.

Da fragt man sich doch ob in einer Demokratie das Gesetz nicht dem gesellschaftlichen Wohle dienen sollte.

Gruss
Desperado

Die 2% sind keine Theorie sondern einfach ein geschaetzter Wert um den Effekt zu verdeutlichen.

Dass die meisten Tetrapacks in der Gastronomie benutzt werden ist auch eine Schaetzung.

Weil beide Details nichts mit dem eigentlichen Thema zu tun haben ist auch irrelevant ob es nun 1, 2 oder 3% die im Durchschnitt in der Verpackung verbleiben.

In Grosskuechen werden sicherlich andere Packungsgroessen verwendet, das Cafe ums Eck nutzt aber eher Tetrapacks. Relevant ist es auch nicht da auch die meisten Privatkonsumenten selten die beschriebenen Techniken nutzen werden um einen Getraenkerest im Wert vom Bruchteil eines Cents heraus zu bekommen.

Mir geht es um die politische Dimension zu der Du Dich noch nicht geaeussert hast so dass ich nicht weiss ob Du diese Lebensmittelverschwendung gut findest oder nicht.

Wenn man also Deine Aussage darauf abstrahiert, daß es bei der Verpackung, beim Transport und beim Verzehr von Lebensmitteln unvermeidbar Reste gibt, dann ist das korrekt. Das gilt aber nicht nur für Tetrapaks, sondern auch für Flaschen, Joghurtbecher, Butterfolien, Milchkannen, Kaffeetassen, Eierschalen und Hähnchenknochen.

Das hat aber keine politische Dimension, sondern ist - wie gesagt - unvermeidbar, sofern man die Milch nicht direkt aus dem Euter trinken, sein Steak nicht aus dem lebenden Rind und seinen Kakao nicht direkt im Mund anrühren will.

Das ganze ist aber im Vergleich dazu, was an Lebensmitteln weggeworfen wird, weil die Leute ihren Teller nicht leer essen, Lebensmittel im häuslichen Kühlschrank oder im Supermarkt vergammeln oder der Konsument nach Anbruch der Verpackung feststellt, daß er das Zeug doch nicht mag, von völlig untergeordneter Bedeutung.

Wie gesagt: ein nicht-Problem.

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Es gibt unvermeidbare und vermeidbare Reste. Tetrapacks die durch den vorhandenen Ausguss nicht ganz entleert werden koennen sind ein Beispiel vermeidbarer Reste weil es eben auch Ausgussmechanismen gibt bei denen kein Rest uebrig bleibt.

Nur weil es auch unvermeidbare Reste gibt bedeutet dies doch noch dass man vermeidbare Reste einfach akzeptieren muss anstatt etwas zu aendern. Das waere so als wenn man sein Altoel in einen See kippt weil die Umwelt ja eh durch vielerlei Faktore zerstoert wird.

Und wie ich eingangs schrieb, ist dieser vermeidbare Rest irrelevant, da niemand losgeht und sich wegen der paar Milliliter einen neuen Karton Saft kauft. Darauf erwidertest Du, daß der Großteil der Tetrapaks in der Gastronomie verwendet wird, was nachweislich falsch ist. Es ist wie immer: es gibt kein Argument, das Dich dazu bringen könnte, auch nur einmal einzugestehen, daß Du Unrecht hattest.

Der Rest im Tetrapak ist vermeidbar. Du kannst den Karton aufschneiden und die letzten zwei Milliliter auslutschen. Genauso, wie Du aus jedem Knochen noch eine Brühe machen, das Butterpapier ablecken, jede Kaffeetasse mit dem Finger auswischen, jeden Teller ratzekahl aufessen und jeden Tag Deinen Kühlschrank leerfressen kannst, damit Du bloß nicht irgendetwas wegwerfen mußt.

Die letzten, die an einer substantiellen Lebensmittelverschwendung schuld sind, sind die Hersteller von Tetrapaks - egal, welche abenteuerlichen Argumente Du produzierst oder wiederholst.