Wieso leben in Griechenland nur sehr wenige Muslime?

Also im Vergleich zur Türkei?

Immerhin gehörte das heutige Gebiet von Griechenland damals zum Osmanischen Reich und die Insel Zypern gehört sowohl zu Griechenland als auch zur Türkei.

Weil im Islam die anderen Buchreligionen durchaus toleriert werden? Zumindest so lange, wie die Vorherrschaft des Islam außer Frage steht?

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Mit dem Vertrag von Lausanne 1923 wurden die meisten Muslime auf dem griechischen Staatsgebiet in die Türkei ausgewiesen.

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Genau, es fand eine massive brutale „Bevölkerungsentmischung“ statt, in der Türkei lebende Griechen und in Griechenland lebende Türken wurden aus ihrer Heimat vertrieben.

Das ist falsch. Die Insel Zypern erklärte 1960 ihre Unabhängigkeit vom vereinigten Königreich. Der nördliche Teil dieses souveränen Staates wurde 1974 durch die Türkei besetzt.

Zypern gehört also keineswegs zu Griechenland…

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Nachdem vom griechischen Obristen-regime unterstützte griechische Putschisten den Anschluss Zyperns an Griechenland durchsetzen wollten.
In dem Zusammenhang massakrierten sie gezielt die türkische Bevölkerung. Daraufhin griff die Türkei in den Konflikt ein und besetzte Nordzypern.

Ist im Fall Griechenland sehr hübsch, ich denke ein bisselchen zu hübsch gesagt. Dort ging es in den Jahren 1821 ff insbsondere um die Vorherrschaft des Osmanischen Reichs, das ungefähr hundert Jahre als nicht mehr organisierbarer Koloss in Agonie zubrachte, bis es glanzlos verschied.

Z.B. dass Mahmud II. den Patriarchen Gregor V. in der Osternacht an der Tür seiner Kirche aufhängte und seine Leiche dort einige Tage lang hängen ließ, ist kein Ruhmesblatt in der jüngeren Geschichte der selbsterklärten Religion des Friedens und der Toleranz.

Ein wahrhaft toleranter Herrscher im Rahmen der Struktur des Osmanischen Reichs war der Albaner Tepedelenli Ali Pascha von Ioannina und Trikala. Der hatte persönlich eine ziemlich kriminelle Vergangenheit und wog, wie es sich für einen Räuberhauptmann gehört, Nutzen und Kosten von Kriegshandlungen sorgfältig ab, paktierte mit den aufständischen griechischen Nationalisten, und als gerechte Strafe dafür wurde sein eingesalzener Kopf nach Istanbul geschicktt und dort auf der Mauer des Topkapi-Palasts ausgestellt, ganz nach den Gebräuchen der Religion des Friedens und der Toleranz.

Dass die durch eine solche Schule gegangenen Griechen nach 1829 ihrerseits nicht besonders zimperlich mit den in den Provinzen, die jetzt Griechenland waren, verbliebenen Moslems umgingen, war nicht schön von ihnen, aber es ist meines Erachtens verständlich.

Die selbe ethnische Säuberung andersrum, Rauswurf der Griechen aus Troja und der übrigen kleinasiatischen Küste, hat beiläufig bei allem Unglück, das solchen Operationen immer innewohnt, wenigstens einen Wert gebracht: Ohne sie gäbe es keinen Rembetiko.

Ja, und vom „Kleinen Griechen“ Mustafa Kemal Pascha, den die Griechen von Thessaloniki ganz uneingesalzen nach Istanbul geschickt haben, profitiert die Türkei bis heute. Bloß die Osmanen kommen da nicht mehr vor, vermutlich weil sie sich allzu sehr für Frieden und Toleranz engagierten.

Übrigens: Die Klöster von Meteora waren von den dort lebenden Mönchen nicht als Investition in den Tourismus im XX. Jahrhundert gedacht, sondern lediglich als eine Möglichkeit, am Leben zu bleiben.

Schöne Grüße

MM

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Die christlichen und islamischen Untaten gegen einander aufzurechnen würde den Rahmen dieses Forums sprengen.
Beide Religionen haben schwerstens gegen ihre eigenen und wichtigsten Grundsätze gehandelt.

Es sei allerdings am Rande darauf hingewiesen, dass orthodoxe Christen nicht als Täter, sondern als Opfer an mindestens einem Kreuzzug beteiligt waren, dass es in der griechischen Orthodoxie keine Verbrennungen von Hexen und Ketzern gab und dass Miroslav Filipović, Kommandant des zur Vernichtung serbischer Orthodoxer eingerichteten Konzentrationslagers Jasenovac, rk Priester und vor Antritt dieses Postens immerhin zehn Jahre lang Mitglied des Franziskanerordens war.

Auch im vorliegenden Fall, Griechenland im Osmanischen Reich, gibt es insofern nicht allzu viel aufzurechnen, als sich die Sultane des Osmanischen Reichs (nicht nur) in Griechenland spätestens seit dem 17. Jahrhundert aufführten wie Zitronenpressen: Wenn man aus einer Provinz alles herausgequetscht hat, was sich herausquetschen lässt, wird der Rest eben weggeworfen - und dabei keineswegs mit Mitteln vorgingen, die die selbsternannte Religion des Friedens und der Toleranz als solche erscheinen ließen.

Es gab keinen Anlass für die orthodoxen Griechen, sich dieser Religion anzuschließen - es sei denn, sie hatten sich irgendwo einen Job als Subalternbeamter, als Steuerpächter, als Unteroffizier usw. gekauft. Aber auch in diesem Fall war das Schmiergeld viel wichtiger als irgendein Lippenbekenntnis, zumal das Sakrament der Taufe in der Orthodoxie viel ernster genommen wird als in den Westkirchen: Man kann - einmal getauft - machen was man will, die Taufe lässt sich nicht mehr aufheben oder wegnehmen.

Kurz: Die vor 1923 in Griechenland lebenden Muslime waren nicht wegen Missionierung oder Bekenntnis (eigener oder ihrer Vorfahren) Anhänger der Religion des Friedens und der Toleranz, sondern weil ihre Vorfahren im Schlepptau fremder Gewaltherrschaft dort hingekommen waren oder sich aus unlauteren Motiven mit denen angebiedert hatten, die diese Gewaltherrschaft ausübten.

Schöne Grüße

MM

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Eines der Erfolgsgeheimnisse des Islams und seiner Verbreitung.

Stichwort Kreuzzüge:
Die orthodoxe Kirche nahm nie an den von der römisch-katholischen Kirche ausgerufenen Kreuzzügen teil – allerdings in neuster Zeit führen sie selber einen Kreuzzug, nämlich in der Ukraine.
Der Patriarch Kyrill (früherer KGB-Agent) versprach, dass jeder Russe der in diesem heiligen Krieg gegen die Nazis stirbt, direkt ins Paradies eingeht.

Egal welche Religion: jede dient der herrschenden Clique zur Machterhaltung oder will diese Macht selbst ausüben.

Doch, die Kopfsteuer für Nichtmuslime.